Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Mai 2023

Akris. Mode. selbstverständlich

Innovative Stoff-Kreationen, zeitlos moderne Entwürfe und überraschende Kollektionen, die immer wieder auf die Kunst oder Architektur verweisen: Als einziges Schweizer Modehaus an der Paris Fashion Week fällt Akris mit einem feinen Kantengang zwischen Zeitgeist und Eigenständigkeit, zwischen Experiment und Tradition auf. Die Ausstellung ‘Akris. Mode. Selbstverständlich’, die das Museum für Gestaltung Zürich ab dem 12. Mai 2023 präsentiert, lädt dazu ein, in die künstlerisch inspirierten Kollektionswelten des Designers Albert Kriemler einzutauchen. Darüber hinaus gibt sie einen Einblick in die anspruchsvollen handwerklichen und technischen Prozesse des Hauses.

Akris: Editorial
Frühjahr/Sommer 2011
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Akris. Mode. Selbstverständlich’ verortet ein Geheimnis des Erfolgs des Schweizer Modeunternehmens im Dialog von Albert Kriemler mit anderen Kreativen. Im Zentrum der grossen Ausstellung stehen deshalb die künstlerischen Welten, welche die Kollektionen der letzten rund zehn Jahre inspirierten. Nicht zufällig sind die Inspirationen durch Künstler*innen und die intensive Auseinandersetzung mit Kunst, Architektur, Grafik oder Fotografie Teil seiner Handschrift und zu einem Markenzeichen von Akris geworden. Albert Kriemler sucht den Austausch mit Arbeiten von Imi Knoebel (Frühjahr/Sommer 2021) und Carmen Herrera (Frühling/Sommer 2017), Fotoserien von Thomas Ruff (Herbst/Winter 2014) oder mit der Architektur von Sou Fujimoto (Frühling/Sommer 2016).

Akris: Albert Kriemler x Thomas Ruff
Backstage-Aufnahme, Herbst/Winter 2014
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Faszinierende an dieser Zusammenarbeit ist, dass die zitierten Werke nie aufgesetzt wirken, es geht nicht um die simple Übertragung auf Stoff, vielmehr geht es darum, Mode bezüglich Haptik, Schnitt, Druck und Erscheinung neu zu denken. Konkret handelt es sich beispielsweise um Stoff- oder Technologie-Entwicklungen, die analog zu den Werken Thomas Ruffs einen 3D-Effekt auf federleichte, seidene Regenmäntel bringen. Oder Stickereien, die an die geometrische Gitterstruktur von Fujimotos ‘Serpentine Pavilion’ erinnern, in der Bewegung aber eine subtile, feminine Ausstrahlung durch Verarbeitung und Schnitt herbeiführen.

Akris: Albert Kriemler x Reinhard Voigt
Drei Teile Druck auf Doubleface Wollstoff (Vordergrund)
© Kunstwerk: Reinhard Voigt, Drei Teile, 1976/77 (Hintergrund)
Editorial, Herbst/Winter 2022
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Akris. Mode. Selbstverständlich’ inszeniert zwölf Inspirationswelten und Kollektionen aus den Jahren 2009 bis 2022. Hier treffen die Kleidungsstücke auf ihr künstlerisches, fotografisches oder filmisches Gegenüber. Annähernd 100 ausgewählte Looks werden präsentiert vor grossformatigen Originalen des deutschen Malers Reinhard Voigt, vor Steinskulpturen des schottischen Künstlers und konkreten Poeten Ian Hamilton Finlay oder Collagen der rumänischen Künstlerin Geta Brătescu.

Akris: Albert Kriemler x Geta Brătescu
Wink Druck, Backstage-Aufnahme, Frühling/Sommer 2019
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Zutritt zur Ausstellung erfolgt durch ein Trapez. Es steht als visuelle Metapher für den Buchstaben ‘A’ in Alice, der Gründerin des Hauses, Akris oder Albert. Das Trapez ist die oft erst auf den zweiten Blick erscheinende, prägende Form des Hauses. Es findet sich in allen Kollektionen wieder − von Verschlüssen und Stickereien bis hin zu Schnittlinien und der Silhouette der einzigartigen Ai Tasche.

Akris: Ai Schultertasche aus Rosshaar mit Rosshaar Quaste, Editorial
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auch die Szenografie spielt mit dem Motiv sowie mit dem Material Papier und gibt so immer wieder neue, überraschende Einblicke in die Ausstellung frei. Zahlreiche Videos und Projektionen ergänzen und kommentieren die Looks und Originalwerke. Sie vermitteln einen Eindruck und erzählen die Geschichte von der Zusammenarbeit zwischen dem Designer, seinem Team und dem kreativen Gegenüber.

Akris: Albert Kriemler x Alexander Girard
Wooden Dolls Druck, Défilé, Frühling/Sommer 2018
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zudem gewährt die Ausstellung Einblick ins einzigartige Savoir-faire des Modehauses, die feine Verarbeitung und die aufwendige Handarbeit, welche die Kollektionen kennzeichnen. Was versteht man unter Digitalprint, St. Galler-Stickerei oder Doubleface? Wie wird mit Rosshaar, Hightech-Stoffen und Farben experimentiert? ‘Akris. Mode. Selbstverständlich’ beleuchtet damit die Inspiration und das Handwerk, aus dem das Bild der Mode jede Saison von neuem entsteht, das auf dem Laufsteg in Paris, der Weltmetropole der Mode, präsentiert wird.

Akris: Albert Kriemler x Rodney Graham. Der Mantelanzieher
Druck auf Kaschmir-Double-face-Mantel mit Strickärmeln (Vordergrund)
Rodney Graham: Der Mantelanzieher, 2015 (Hintergrund)
Werbekampagne, Herbst/Winter 2017
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Amit Israeli, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nur wenige Modehäuser blicken auf eine 100-jährige Familientradition zurück. Der Name Akris ist eine spielerische Ableitung aus dem Namen Alice Kriemler-Schoch, die Grossmutter der heutigen Eigentümer. Als junge Frau und eben Mutter geworden, gründete sie 1922 in St. Gallen ihr eigenes Unternehmen. In ihrem Atelier beschäftigte sie junge Näherinnen, die Schürzen mit Stickerei fertigten. Vor hundert Jahren waren Schürzen Teil der Garderobe einer jeder Frau. Insbesondere Frauen, die nicht im eigenen Haushalt arbeiteten, gehörten zur Zielgruppe der jungen Unternehmerin.

Porträt von Alice Kriemler-Schoch in ihrem Büro
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Alice Kriemler-Schochs Schürzen waren anders − schlichter, dem Zeitgeist der 1920er Jahre entsprechend. Aus dieser Zeit entwickelte sich über zwei Generationen hinweg das internationale Modehaus unter der Leitung von zunächst Max und Ute, dann Albert und Peter Kriemler mit rund 480 Mitarbeiter*innen in der Schweiz. Als eines der wenigen noch unabhängigen Modehäuser operiert das Unternehmen nach wie vor aus St. Gallen. Frauen wie Alice Kriemler-Schoch, die ihren eigenen Weg gehen, stehen noch immer im Mittelpunkt der Firmenphilosophie.

Akris: Albert Kriemler x Carmen Herrera
Streetstyle-Foto, Frühling/Sommer 2017
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Bon Wongwannawat, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wie gestaltet man von St. Gallen aus die Modewelt in Paris, Mailand oder New York mit? Das Studio im Stammhaus ist für Albert Kriemler und sein Team vor allem ein Ort der kreativen Freiheit. Täglich entstehen hier die Musterkollektionen, gemeinsam mit Designer*innen, Modellist*innen, Schneider*innen, Schnittmacher*innen, den langjährigen Meister*innen ihres Faches, wie Albert Kriemler sie nennt.

Akris: Albert Kriemler x Imi Knoebel
Look 39 (Vordergrund)
Imi Knoebel, Tiger Woods, 1999 (Hintergrund)
Lookbook, Frühling/Sommer 2021
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Timothy Schaumburg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Vom Firmensitz ist es nicht weit zu den Stickerei-Produzenten wie Forster Rohner, Jakob Schlaepfer oder Bischoff Textil, welche den Ruhm St. Gallens als Textilzentrum begründen und heute aus der internationalen Mode nicht wegzudenken sind. Gemeinsam mit ihnen entstehen Stoffe, die oft weit über das hinausgehen, was machbar scheint: Mit Digitaldruck wird auf Paillettenstoff experimentiert oder ein bestickter Mantelstoff erweist sich erst auf den zweiten Blick als Hommage an das Muster der farbigen Dachziegel der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen.

Akris: A woman on a walk
Stiftsbibliothek, St. Gallen, Editorial, Herbst/Winter 2021
Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich ‘, Museum für Gestaltung Zürich 2023
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Da es bei Mode auch immer um das sinnliche Gefühl beim Tragen und die Stoffhaptik geht, lädt Akris in der Ausstellung das Publikum dazu ein, in eine Reihe von Kleidungsstücken zu schlüpfen und verschiedenste Gewebe und Materialen im wahrsten Sinne des Wortes zu ‘begreifen’. Denn, Mode zu entwerfen, die in ihrer Erscheinung selbstverständlich ist und sich auch so anfühlt, ist eines der wichtigsten Anliegen des Designers Albert Kriemler.

Kuratorium:
Karin Gimmi, Kuratorin Museum für Gestaltung Zürich
Albert Kriemler, Creative Director Akris
Szenografie:
Atelier Oï / Patrick Reymond, La Neuveville

Info:

12. Mai – 24. September 2023

Akris. Mode. selbstverständlich

Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60
8005 Zürich
Schweiz

www.museum-gestaltung.ch

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Patchworktage der Patchwork Gilde Deutschland e.V.

Die Patchworktage sind das Highlight, das die Patchwork Gilde Deutschland e.V. einmal jährlich veranstaltet. Sie finden dieses Mal vom 19. – 21. Mai 2023 in Dinkelsbühl statt. In diesem Rahmen wird sehr viel geboten – und das nicht nur für die Mitglieder. Die zahlreichen Ausstellungen sind ebenso öffentlich zugänglich wie die Shops der verschiedenen Händler oder die Kurse, Workshops und Mitmachaktionen, den Erwerb einer Eintrittskarte und bei den Kursen eine Anmeldung vorausgesetzt. Nur die Mitgliederversammlung ist eben den Mitgliedern vorbehalten. Gleichgesinnte findet man aber überall und man tauscht sich gerne aus.

Postkarte
Abb.: Isabelle Wiessler: Sphere I
Patchwork Gilde Deutschland e.V. 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die verschiedenen Ausstellungen sind, verteilt über die malerische Altstadt, an unterschiedlichen Locations zu finden. So ist die neue ‘Tradition bis Moderne XIII’ im Haus der Geschichte zu sehen, wo sie schon – wie berichtet – seit dem 3. April 2023 hängt. Sie wandert übrigens gleich im Anschluss an die Patchworktage weiter ins Oberfränkische Textilmuseum in Helmbrechts, wo sie vom 24. Mai – 9. Juli 2023 ausgestellt wird. Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Petra Hanke: Herausforderungen
102 x 108 cm
Ausstellung ‘Tradition bis Moderne XIII’
Patchwork Gilde Deutschland e.V. 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

In der Schranne sind – neben dem Gildestand – 30 Händlerstände und eine ganze Reihe von sehenswerten Ausstellungen zu finden, wie z.B. die von Jana Sterbova, Isabelle Wiessler, Helle Eggebracht, die der Patch-Kids und viele weitere mehr.

Am besten, man informiert sich vorab anhand des Flyers und macht sich einen Plan, damit man auf dem eigenen Rundgang durch den Ort nichts verpasst.

Wie ich höre, laufen die letzten Vorbereitungen bei der Gilde auf Hochtouren. Ich bin sicher, ein Besuch lohnt sich auch 2023 wieder sehr.

Info:

19. – 21. Mai 2023

Patchworktage der Patchwork Gilde Deutschland e.V.

91550 Dinkelsbühl
Deutschland

www.patchworkgilde.de

Flyer

 

24. Mai – 9. Juli 2023

Tradition bis Moderne XIII

Oberfränkisches Textilmuseum
Münchberger Strasse 17
95233 Helmbrechts
Deutschland

www.textilmuseum.de

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Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis

Es ist eine Entdeckung: Das Werk von Friedl Dicker-Brandeis (1898–1944) ist bislang noch nie in einer Einzelausstellung in der Schweiz präsentiert worden. Auch in Europa hat ihr Schaffen erst seit den 1990er Jahren wieder grössere Aufmerksamkeit erlangt. Wie viele ihrer Generation fand ihr Œuvre über Jahrzehnte keinen Eingang in die Kunstgeschichte der europäischen Moderne. Begründet ist dies nicht zuletzt in der Zerstörung ihres architektonischen Werkes und in ihrer Verfolgung und Ermordung als links positionierte, jüdische Künstlerin.

Friedl Dicker-Brandeis: Flirtendes Paar II, 1921–1923
Aquarell, Feder auf Papier, 36.4 × 35.4 cm
Inv.Nr. 12.209
© Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Graphische Sammlung ETH Zürich nimmt ihre Kooperation mit Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien zum Anlass, diese wichtige österreichische Künstlerin erstmals umfassend in der Schweiz vorzustellen. Die Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’ ist noch bis zum 18. Juni 2023 in Zürich zu sehen.

Friedl Dicker-Brandeis: Komposition mit Spirale , 1919–1923
Linolschnitt, 50 × 33.8 cm
Inv.Nr. 8700
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Beeindruckend ist die Bandbreite an Medien und Genres der bildenden und angewandten Kunst, die Dicker-Brandeis’ Œuvre aufweist. Geprägt vom Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule, an der Itten-Privatschule und am Weimarer Bauhaus, arbeitete sie als Malerin, Druckgraphikerin, Bühnenbildnerin, Architektin, Designerin in Wien und Berlin, im Exil und als Deportierte.

Friedl Dicker-Brandeis: Stilleben (mit Spule): um 1920
Kohle, Bleistift, Buntstift auf Papier, 49 × 39 cm
Inv.Nr. 8699
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Ausgehend von einem umfangreichen Konvolut und dokumentarischem Material aus der Sammlung der Universität für Angewandte Kunst Wien – die einen einzigartig grossen Bestand aufweist – wird das vielfältige Werk vorgestellt. Es sind Arbeiten aus allen wichtigen Werkphasen zu entdecken, wodurch nicht zuletzt die thematische und medienübergreifende Vielschichtigkeit der Künstlerin erkennbar wird. Sie umfasst Portraits, Akte, Naturstudien, Blumenstilleben und politische Foto-Collagen bis hin zu textilen Arbeiten und Entwürfen für Bühnenbilder, für Möbel und Inneneinrichtungen.

Friedl Dicker-Brandeis: Studie zu Anna Selbdritt, um 1920
Kohle, Öl auf Pergament, 59 × 29 cm
Inv.Nr. 8701
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung verortet Dicker-Brandeis zudem anhand ihres Schaffens und mit dokumentarischem Material im damaligen politischen und historischen Kontext. Sie beleuchtet die unterschiedlichen intellektuellen und künstlerischen Milieus, mit denen die Künstlerin verbunden war: Netzwerke werden rekonstruiert und nach der Auseinandersetzung der Künstlerin mit zeitgenössischen Entwicklungen in Kunst und Theorie gefragt.

Friedl Dicker-Brandeis mit Franz Singer: Entwurf für die Wohnung von Hans Heller, Karolingengasse, Wien IV, Kombiniertes Schlaf-, Wohn- und Esszimmer für einen Junggesellen, 1927–28
Tempera, Bleistift auf Zeichenpapier, 58,8 × 42 cm
Inv.Nr. 9394/1
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung macht deutlich, dass Dicker-Brandeis während ihrer kurzen Karriere fortlaufend in unterschiedlichen Konstellationen und Arbeitsverhältnissen arbeitete und ein herausragendes interdisziplinäres Werk schuf. So gründete sie beispielsweise 1923 die Werkstätten Bildender Kunst GmbH in Berlin mit dem Wiener Architekten Franz Singer, der mit ihr am Bauhaus war. Die Firma bestand bis 1926 und war auch in die Entwicklung von Bühnenbildern involviert.

Friedl Dicker-Brandeis: Das Verhör (III), 1934
Gouache, Collage auf Karton, 46 × 33 cm
Inv.-Nr. 8703
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

1925 nach Wien zurückgekehrt, eröffnete Dicker mit Martha Hauska ein Atelier, dem sich Singer anschloss. Ein Jahr später gründete sie mit Franz Singer das Atelier Friedl Dicker und Franz Singer mit Fokus auf Architektur, Möbel- und Textildesign. Zudem arbeitete sie für unterschiedliche Textilfirmen. Diese ausgewählten Beispiele zeigen, wie kollaborativ und genreübergreifend das Schaffen war, was die kunsthistorische Einordnung der Künstlerin zusätzlich erschwert hat – nicht zuletzt aufgrund der Tendenz, den Kanon zum 20. Jahrhundert entlang der Trennung von Medien zu etablieren.

Friedl Dicker-Brandeis: Handtasche, 1924–30
Wolle, Rattan, Metall, 16.6 × 25.6 × 3.5 cm
Inv.Nr. KM 3891
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Ausstellung ‘Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis’, Graphische Sammlung ETH Zürich, 2023
Foto: Manuel Carreon Lopez, kunstdokumentation.com, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Als jüdische und kommunistische Künstlerin engte die politische Entwicklung Dickers Aktionsradius je länger desto mehr ein. Sie ging 1933 nach Prag ins Exil, heiratete und arbeitete mit ihrem Mann ab 1938 in Hronov für eine Textilfabrik, bis sie als jüdische Personen 1939 beide die Arbeitserlaubnis verloren. In jüngerer Zeit ist Dicker-Brandeis’ Schaffen in Bezug auf ihre Zeit als Kunstlehrerin im Ghetto-Lager Theresienstadt wiederentdeckt worden, wohin sie 1942 – 1944 deportiert wurde, bevor man sie im Oktober 1944 in Auschwitz ermordete. Die Ausstellung in Zürich rückt die Qualität ihrer künstlerischen Arbeit in den Fokus und zeigt auf, dass Friedl Dicker-Brandeis eine Künstlerin war, die trotz ihrer oft prekären Lebens- und Produktionsbedingungen vielseitige, ungewöhnliche und politisch widerständige Werke entwickelte.

Kuratiert von Dr. Linda Schädler, Leiterin Graphische Sammlung ETH Zürich, in Kooperation mit Cosima Rainer und Stefanie Kitzberger, Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien, sowie Robert Müller, Künstler.

Eine Kooperation mit: Kunstsammlung und Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien.

Eine umfangreiche, reich illustrierte Publikation ist erhältlich.

Info:

29. März – 18. Juni 2023

Eine Künstlerin der Moderne. Friedl Dicker-Brandeis

ETH Zürich
Graphische Sammlung
HG E 52
Rämistrasse 101
8092 Zürich
Schweiz

www.gs.ethz.ch

Flyer

Öffnungszeiten:
täglich: 10 – 16.45 Uhr

Geschlossen:
1. Mai 2023
18. Mai 2023 (Auffahrt)
27. – 29. Mai 2023 (Pfingsten)

Eintritt frei

Die Graphische Sammlung ist Teil der ETH-Bibliothek.

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Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion

Ob Afrika, Fernost oder Südsee – das Pforzheimer Sammlerehepaar Eva und Peter Herion war in vielen Ländern der Erde unterwegs. Reisen und der Kontakt zu den Menschen vor Ort gehörten zu ihren Leidenschaften, und dazu zählte auch das Sammeln von Schmuck aus den unterschiedlichen Regionen. Nach der Neupräsentation von Teilen der Sammlung Herion in einem breiteren Kontext zeigt die Ausstellung ‘Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion’ ab dem 12. Mai 2023 im Schmuckmuseum Pforzheim einen Grossteil der Objekte aus dem Depot des Museums. Die Sammelleidenschaft der beiden Schmuckliebhaber wird zudem durch Fotos von Peter Herion zum Ausdruck gebracht.

Plakat
Ausstellung ‘Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Herions haben ihre Sammlung vor allem auf zahlreichen gemeinsamen Reisen seit 1968 aufgebaut. Ihre Reiseziele lagen bevorzugt in Afrika nördlich des Äquators, in Mittel- und Ostasien, auch in der Südsee und in Südamerika. Gesammelt haben die beiden nicht nur Realien wie Schmuck und Masken, sondern auch ihre Reiseeindrücke in Form von tausenden sehr qualitätvoller Fotografien.

Halskragen Imankeek
Glasperlen, Leder, Eisendraht, Metall
Kenia, Massai, 20. Jh.
Inv. Nr. 2020/125 a-c, Schmuckmuseum Pforzheim, Ethnografische Sammlung Eva & Peter Herion
Ausstellung ‘Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023
Foto: Petra Jaschke, freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Dass es ihnen beim Sammeln nicht nur um Dinge ging, wird spätestens deutlich in einem Buch Peter Herions, das als Begleitband für eine Ausstellung im Schmuckmuseum Pforzheim im Jahr 1985 diente. Es enthält Reisebeschreibungen, Landschaftsaufnahmen und vor allem viele der einfühlsam und respektvoll eingefangenen Portraitfotos schmucktragender Frauen, Männer und Kinder. In den Texten geht es vor allem um die Faszination der Welterkundung, seltener direkt um Schmuck. Vermutlich waren es diese Begeisterung und eine tief empfundene Sympathie, die halfen, zu den Menschen vor Ort eine Beziehung zu schaffen und eine Menge authentisch und ungezwungen wirkender Fotos zu machen.

Armreif
Elfenbein
Sudan, Fur, 20. Jh.
Inv. Nr. 2020/116, Schmuckmuseum Pforzheim, Sammlung Herion
Ausstellung ‘Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023
Foto: Petra Jaschke, freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Das Reisen war für die beiden auch ein Weiten des Blicks. Die Freude daran sowie am Sammeln war für sie nicht nur persönlich eine bereichernde Erfahrung, sondern die beiden teilten ihre Sammlungen und Reiseeindrücke auch mit der Öffentlichkeit. In mehreren Ausstellungen im Schmuckmuseum zeigten sie Teile ihrer Schmucksammlung, so in den Jahren 1985, 1996 und 2001, und gaben diese 2006 zunächst als Dauerleihgabe und 2020 als Nachlass an das Museum.

Halsschmuck
Silber, Lapislazuli
Iran, Qashqainomaden (?), 20. Jh.
Inv. Nr. 2020/108 , Schmuckmuseum Pforzheim, Sammlung Herion
Ausstellung ‘Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023
Foto: Petra Jaschke, freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

In der Ausstellung im Dialog geht es ausserdem um Schülerarbeiten aus der ersten Goldschmiedeschule Äthiopiens. Aufwendig verzierte Kreuze, ob auf den Dächern orthodoxer Rundkirchen, als Vortragekreuze für Prozessionen, als Handkreuze von Priestern oder als Anhänger – in Äthiopien gibt es vielfältige Ausführungen dieses christlichen Symbols. Schüler*innen der ersten Goldschmiedeschule des Landes an der Debre-Tabor-Universität knüpfen an die jahrhundertealte Tradition dieser Gold- und Silberschmiedearbeiten an. Die Ausstellung im Dialog zeigt Werke, die zehn junge Frauen und Männer im Unterricht der Berliner Goldschmiedemeisterin und Restauratorin Susanne Ziegler gefertigt haben und gibt mit Fotos Einblick in das Projekt.

Blick in die Klasse der ersten Goldschmiedeschule Äthiopiens an der Debre-Tabor-Universität
Foto: Desalegn, freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Info:

12. Mai – 10. September 2023

Von der Reise- und Sammellust – Schätze der Schmuckliebhaber Eva und Peter Herion

Schmuckmuseum Pforzheim
Jahnstrasse 42
75173 Pforzheim
Deutschland

www.schmuckmuseum.de

Eröffnung:
Do, 11. Mai 2023, 19 Uhr

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Etruskischer Goldschmuck mit Silberkristallen

Eine etruskische Zierscheibe aus der Sammlung des Schmuckmuseums Pforzheim ist in ihr Herkunftsland Italien zurückgereist. Im Atelier ‘lightcachter’ von Kurt Moser und Barbara Holzknecht wurde die überaus feine ornamentale Materialstruktur des nur viereinhalb Zentimeter grossen Schmuckstücks mit der kontrastreichen Bildsprache der Ambrotypie eingefangen. Das jahrhundertealte Abbildungsverfahren macht die technische Perfektion und gestalterische Raffinesse des Ohrschmucks auf eine neue und einzigartige Art erlebbar. Die Lightcatcher haben nach tagelanger Vorbereitungsarbeit in ihrer selbstgebauten Korridor-Kamera die etruskische Ohrscheibe mit diesem sehr komplizierten und kapriziösen Verfahren auf eine 70 x 90 Zentimeter grosse schwarze Glasplatte gebannt. Sie befanden sich dabei regelrecht in ihrer selbstgebauten Kamera. ‘Die Meisterleistung antiker Goldschmiede findet sich nun auf einer Ambrotypie verewigt’, freut sich Museumsleiterin Cornelie Holzach.

Kurt Moser und Barbara Holzknecht von Lightcatcher mit Schmuckmuseumsleiterin Cornelie Holzach und der frisch entstandenen Ambrotypie der etruskischen Zierscheibe
Foto freundlicherweise vom Schmuckmuseum Pforzheim zur Verfügung gestellt

Die Ambrotypie ist ein Unikat, das weder manipuliert noch reproduziert werden kann. Mit dieser Technik aus dem Jahr 1850 entstehen Lichtmalereien auf schwarzen Glasplatten. Charakteristisch für die schwarz-silbernen Bilder ist eine Schärfe, die jedes Detail betont; eine Bildsprache, die sich in besonderem Masse für den äusserst präzise gearbeiteten Ornamentschmuck der Etrusker eignet, deren Oberfläche mit winzigen Goldkügelchen übersät ist. Diese Kügelchen bilden die Struktur der gesamten Ornamentik und sind dabei klein wie Staubkörner – eine von den Etruskern um 600 v. Chr. in heute unerreichtem Masse beherrschte Technik namens Granulation.

Zierscheibe (Ohrschmuck)
Gold mit Granulation
D: 4,5 cm
Etruskisch, 6. Jh. v. Chr.
SMP InvNr. 1969-116
© Schmuckmuseum Pforzheim
Foto: Günter Meyer, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Enthüllt wird die Ambrotypie im Rahmen des internationalen Museumstags:
So, 21. Mai 2023, 11.30 Uhr
in der historischen Sammlung des Schmuckmuseums, in der auch das etruskische Original ausgestellt ist.

Info:

Schmuckmuseum Pforzheim
Jahnstrasse 42
75173 Pforzheim
Deutschland

www.schmuckmuseum.de

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Karl Lagerfeld: A Line of Beauty

Wie bereits in den Ausstellungstipps April 2023 vorangekündigt, findet am 1. Mai 2023 die sog. Met Gala® statt, die nicht nur als Spendenveranstaltung fungiert, die die auf mehrere Millionen Dollar geschätzten Einnahmen für das Jahresbudget des Costume Institute des Metropolitan Museum erbringt, sondern auch die Eröffnung der in jedem Jahr neu konzipierten Mode-Ausstellung des Museums markiert. Sehen und Gesehen werden! Die sog. Met Gala® ist der magische Moment, an dem die Schönen und Reichen, die die Veranstalterin und US Vogue-Chefin Anna Wintour auf ihre Gästeliste gesetzt hat, das Schaulaufen vor den Linsen der Weltpresse auf den Stufen zum New Yorker Metropolitan Museum absolvieren. Dass sie dafür, das Dinner und den ersten exklusiven Ausstellungsbesuch gerne ihre Portefeuilles weit öffnen, davon darf man ausgehen.

Ab dem 5. Mai 2023 öffnet das Museum – The Met Fifth Avenue in New York – dann auch die Pforten zur diesjährigen neuen Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’ für die Öffentlichkeit.

Key Visual
Composite Image, 2023, Julia Hetta
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung widmet sich dem Schaffen von Karl Lagerfeld (1933-2019) mit rund 150 Modellen des in Hamburg geborenen Designers, der auch für Labels wie Chanel, Fendi oder Chloé entworfen hat. Der Fokus liegt auf seiner Handschrift, der Sprache seines Stils, seiner Linie, die sich durch seine Mode von den 1950er Jahren bis zu seiner letzten Kollektion durchzieht und hebt Lagerfelds einzigartige Arbeitsmethodik hervor.

Ornamentale Linie
Skizze
CHANEL Dress, Frühling-Sommer 2019
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Ornamentale Linie
Modenschau
CHANEL Dress, Frühling-Sommer 2019
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: Victor Boyko / Getty Images, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Museumsdirektor Max Hollein kommentiert: ‘Karl Lagerfeld war eine der fesselndsten, produktivsten und bekanntesten Grössen in Mode und Kultur, der für seine aussergewöhnlichen Designs und seinen unermüdlichen kreativen Output ebenso bekannt ist wie für seine legendäre Person. Diese umfassende Ausstellung enthüllt seine einzigartige künstlerische Praxis und lädt die Öffentlichkeit dazu ein, einen wesentlichen Teil von Lagerfelds grenzenloser Vorstellungskraft und Leidenschaft für Innovation zu erleben.’

Strukturelle Linie
Mantel, House of CHANEL (frz., gegründet 1910)
Herbst-Winter 2017/18
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Strukturelle Linie
Skizze
CHANEL Mantel, Herbst-Winter 2017/18
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Strukturelle Linie
Modenschau
CHANEL Mantel, Herbst-Winter 2017/18
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: Peter White / Getty Images, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Der Chef-Kurator der Ausstellung, Andrew Bolton, hebt auf die komplexe Arbeitsmethodik des Designers ab, wie seine Entwürfe von der Zweidimensionalität seiner Skizzen sich zur Dreidimensionalität der Kleidungsstücke entwickeln und sagt: ‘Die fliessenden Linien seiner Skizzen fanden Ausdruck in den wiederkehrenden Themen seiner Mode und vereinte seine Modelle für Chanel, Chloé, Fendi, sein gleichnamiges Label Karl Lagerfeld und Patou. Er schuf ein vielfältiges Werk, das in der Geschichte der Mode seinesgleichen sucht.’

Explosion
Skizze
CHANEL Mantel, Herbst-Winter 2014/15
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Explosion
Modenschau
CHANEL Mantel, Herbst-Winter 2014/15
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: Dominique Charriau / WireImage / Getty Images, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Der theoretische Hintergrund der Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’ ist inspiriert von William Hogarths Buch ‘The Analysis of Beauty’, das seine Kunst- und Ästhetiktheorien beschreibt, die sich um sein Konzept der Schönheitslinie oder der Serpentinenlinie drehen: Eine S-förmig gekrümmte Linie, die innerhalb eines Objekts erscheint oder seine äussere Begrenzung bildet, stellt Lebendigkeit und Bewegung dar. Gerade Linien sieht Hogarth als repräsentativ für Stille und Inaktivität an.

Florale Linie
Skizze
CHANEL Brautkleid, Herbst-Winter 2005/06
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Florale Linie
Brautkleid, House of CHANEL (frz., gegründet 1910)
Herbst-Winter 2005/06
Haute Couture, Design: Karl Lagerfeld
Courtesy Patrimoine de CHANEL, Paris
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Lagerfeld liess sich gleichermassen von der geraden und der schlangenförmigen Linie inspirieren. Das Mittel seiner Wahl, um sich sowohl kreativ auszudrücken als auch zu kommunizieren, war das Skizzieren. Und so werden die Exponate in dieser Ausstellung nicht nur von seinen Skizzen begleitet, sondern die Schau widmet sich auch den Näherinnen, die für die Übersetzung seiner zweidimensionalen Zeichnungen in dreidimensionale Kleidungsstücke zuständig waren. Diese kreative Zusammenarbeit wird durch eine Reihe von Interviews beleuchtet, die der französische Filmemacher Loïc Prigent, der die Kollektionen des verstorbenen Designers von 1997 bis 2019 verfolgte und dokumentierte, aufgenommen hat.

Geometrische Linie
Skizze
FENDI Dress, Frühling-Sommer 1997
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy FENDI
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Geometrische Linie
Modenschau
FENDI Dress, Frühling-Sommer 1997
Design: Karl Lagerfeld
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: Davide Maestri / WWD / Penske Media via Getty Images, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Die beiden Linien, die schlangenförmige wie die gerade, bestimmen Lagerfelds Skizzen, bezeichnen gegensätzliche, aber komplimentäre Kräfte in seinem Werk. Die Serpentinenlinie symbolisiert Lagerfelds historistische, romantische und dekorative Impulse, während die gerade Linie seine modernistischen, klassizistischen und minimalistischen Tendenzen anzeigt.

Figurative Linie
Skizze
CHLOÉ ‘Rachmaninoff’ Dress, Frühling-Sommer 1973
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy CHLOÉ
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Figurative Linie
‘Rachmaninoff’ Dress, CHLOÉ (frz., gegründet 1952)
Frühling-Sommer 1973
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy CHLOÉ
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Dies nimmt auch das Ausstellungsdesign auf und unterteilt die Linien noch weiter wie z.B.: feminin und maskulin, romantisch und militärisch, Rokoko und Klassik, historisch und futuristisch, ornamental und strukturell, hand- und maschinell gemacht, floral und geometrisch sowie figurativ und abstrakt.

Abstrakte Linie
Skizze
FENDI, Mantel, Herbst-Winter 2000-2001
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy FENDI
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Abstrakte Linie
Mantel, FENDI (ital., gegründet 1925)
Herbst-Winter 2000-2001
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy FENDI
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Alles zusammen zeigt die Komplexität von Lagerfelds facettenreichen Designs sowie die Breite des Einflusses, die Kunst, Film, Musik, Design, Mode, Literatur und Philosophie umfassen. Wenn vorhanden, ist eine Skizze neben dem fertigen Kleidungsstück in der Ausstellung zu finden und auch Kunstwerke, die einige von Lagerfelds Designs beeinflusst haben, werden neben den Kleidungsstücken, die sie inspiriert haben, ebenfalls gezeigt.

Satirische Linie
Ensemble, KARL LAGERFELD (frz., gegründet 1984)
Herbst-Winter 2004-05
Design: Karl Lagerfeld
Courtesy KARL LAGERFELD
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: © Julia Hetta, freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

 

Karl Lagerfeld, Portrait
Image courtesy of The Metropolitan Museum of Art
Ausstellung ‘Karl Lagerfeld: A Line of Beauty’, The Met Fifth Avenue, New York 2023
Foto: Annie Leibovitz / Vogue /Trunk Archive , freundlicherweise von The Met zur Verfügung gestellt

Das Ausstellungsdesign wurde vom renommierten Architekten Tadao Ando entworfen, der Lagerfeld 1996 zum ersten Mal traf. In Zusammenarbeit mit der Designabteilung von The Met erstellte er ein Konzept, das den Schnittpunkt der geraden und schlangenförmigen Linien veranschaulicht und als physische Manifestation von Lagerfelds kreativer Dynamik dient.

Kuratiert von Andrew Bolton mit Unterstützung von Mellissa Huber und Amanda Harlech.
Ausstellungsdesign von Tadao Ando, Architekt, und der Designabteilung von The Met.
Videos von Filmregisseur Loïc Prigent.

Katalog erhältlich

Wer möchte, kann dem Meister in dem unten zu findenden Video, das The Met veröffentlicht hat, beim Skizzieren über die Schulter schauen.

Hier geht es zum Video

Info:

5. Mai – 16. Juli 2023

Karl Lagerfeld: A Line of Beauty

The Met Fifth Avenue
1000 Fifth Avenue
New York, NY 10028
USA

www.metmuseum.org

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FAMILIENGESCHICHTEN
MAYA . ZISKA . ERIKA

Am Kulturort Garnlager in Lyssach eröffnet am So, 30. April 2023 die Ausstellung ‘Familiengeschichten. Maya . Ziska . Erika’, die bis zum 21. Mai 2023 zu sehen ist.

Die drei Künstlerinnen Maya Ilg (Weberin), Ziska Laux (Textildesignerin) und Erika Boeninger (Stickerin) zeigen ihre Arbeiten. Kreativität im Textilen Bereich läuft bei ihnen in der Familie und diese Verbindung, welche sie durch diese Gemeinsamkeit haben, wird in dieser Ausstellung zelebriert.

Einladungskarte
Ausstellung ‘Familiengeschichten. Maya . Ziska . Erika’, Kulturort Garnlager Lyssach, 2023
Karte freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt.

Jede Künstlerin ist in einer anderen Technik spezialisiert: Sticken, Weben und Design für den Textildruck. Die Kombination der Werke lassen ihre persönlichen Familiengeschichten aufleben.

Info:

30. April – 21. Mai 2023

FAMILIENGESCHICHTEN
MAYA . ZISKA . ERIKA

Kulturort Garnlager
Gewerbestrasse 9
4321 Lyssach
Schweiz

www.kulturortgarnlager.org

Einladungskarte

Eintritt frei

Öffnungszeiten:
Mi: 10 – 17 Uhr
Sa und So: 13.30 – 17 Uhr
Andere Zeiten auf Anfrage

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Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others

Das Museum der Moderne Salzburg zeigt seit dem 22. April 2023 eine neue Ausstellung über das Werk einer der zentralen Persönlichkeiten der italienischen Gegenwartskunst: ‘Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others’.

Marinella Senatore (* 1977) widmet sich den Fragen, wie Formen von Gemeinschaft entstehen können und wie sozialer Spaltung künstlerisch begegnet werden kann. Sie ist Aktivistin, Dozentin und eine der wichtigsten Vertreter*innen einer jungen, weltweiten Bewegung, die sich für eine Kunst einsetzt, die auf gesellschaftlicher Teilhabe und Zusammenarbeit basiert. Bislang haben mehr als 8 Millionen Menschen in 24 Ländern an ihren Projekten teilgenommen.

Marinella Senatore, The School of Narrative Dance, Bodies in Alliance, Palais de Tokyo, Paris, 2022, Foto: Barbara Donaubauer
Ausstellungen ‘Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others’, Museum der Moderne Salzburg und Museum Villa Stuck, München 2023
Fotos freundlicherweise von den Museen zur Verfügung gestellt

Die Sammlung Generali Foundation, das Museum der Moderne Salzburg und das Museum Villa Stuck in München konzipierten unter dem Titel ‘We Rise by Lifting Others’ die bisher grösste Ausstellung der Künstlerin in zwei Kapiteln. Diese werden weitgehend zeitgleich gezeigt; sie verstehen sich auch als verbindendes Element zwischen den beiden Städten. Die Präsentationen bieten einen Überblick über das gesamte Spektrum von Senatores Schaffen.

Marinella Senatore, The School of Narrative Dance, Venice Parade, 2015, als Teil von The Creative Time Summit at the 56th Venice Biennale, Venedig, öffentliche Performance
© Courtesy of the artist und Creative Time, New York, Foto: Andrea Samonà
Ausstellungen ‘Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others’, Museum der Moderne Salzburg und Museum Villa Stuck, München 2023
Fotos freundlicherweise von den Museen zur Verfügung gestellt

Gezeigt werden Lichtskulpturen, textile Arbeiten, Zeichnungen, Collagen, Fotografien und Filme. Höhepunkt in Salzburg als auch in München: eine Parade durch die jeweilige Innenstadt, die im Rahmen von Senatores ‘The School of Narrative Dance’ mit der lokalen Bevölkerung entwickelt wird und ein Fest der Gemeinsamkeit mit Tanz, Musik, Gesang und anderen Performances feiert.

Ein ausführlicher Bericht folgt.

Info:

22. April – 8. Oktober 2023

Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others

Museum der Moderne Salzburg
Mönchsberg 32
5020 Salzburg
Österreich

www.museumdermoderne.at

 

4. Mai – 10. September 2023

Marinella Senatore. We Rise by Lifting Others

Museum Villa Stuck
Prinzregentenstrasse 60
81675 München
Deutschland

www.villastuck.de

Eröffnung:
Mi, 3. Mai 2023, 19 Uhr

Einblicke: Marinella Senatore

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Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum St. Gallen
Die neue permanente Ausstellung – ab 12. Mai 2023

Textilien sind allgegenwärtig. Mit deren Entwurf, Produktion und Handel verdienten sich im Textilland (Ost-)Schweiz einst Zehntausende ihren Lebensunterhalt. Heute umhüllen und umgeben sie uns von früh bis spät. ‘Guter Stoff’ – was ist das? Wie hat er sich in der Vergangenheit verändert, welche Gestalt wird er in Zukunft annehmen? Diesen und weiteren Fragen geht das Textilmuseum St. Gallen in der neuen permanenten Ausstellung ‘Guter Stoff’, die ab dem 12. Mai 2023 zu sehen ist, nach.

Keyvisual
tgg
Ausstellung ‘Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum’, Textilmuseum St. Gallen 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Guter Stoff’ hilft in allen Lebenslagen: Textilien begleiten uns als zweite Haut durch das Leben, schützen uns, vermitteln Zugehörigkeit und stiften Identität. Auch dank unserer Kleidung kommunizieren wir pausenlos non-verbal und bisweilen ausdrucksstark mit unserer Umwelt. Zudem lassen (Heim-)Textilien Arbeits- und Privaträume zweckmässig, behaglich und ansehnlich zugleich wirken.

St. Galler Radhaube
2. Hälfte 19. Jahrhundert, Sammlung Textilmuseum St.Gallen
Ausstellung ‘Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum’, Textilmuseum St. Gallen 2023
Foto: Michael Rast, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Guter Stoff’ fördert die Kreativität: Textilien ziehen die Blicke auf sich und sind Ausdruck unserer Lebensform. Seit dem 19. Jahrhundert sammelt und bewahrt das Textilmuseum textile Artefakte, dokumentiert kreative Entwurfsprozesse und technischen Erfindergeist. Die Farben, Formen, Muster und Materialien der einzigartigen St. Galler Kollektion regen die Sinne der Besucher*innen an und beflügeln die Fantasie von Designer*innen. Welche aktuellen Kreationen hieraus entstehen, kann in der Ausstellung bestaunt werden.

Nähuntensilien aus der Sammlung Hanni Zahner
Sammlung Textilmuseum St.Gallen
Ausstellung ‘Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum’, Textilmuseum St. Gallen 2023
Foto: Michael Rast, 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Guter Stoff’ verkauft sich weltweit: Während Jahrhunderten gehörten Textilien zu den wichtigsten schweizerischen Exportschlagern. Bis ins 20. Jahrhundert fanden St. Galler Stickereien, Zürcher Seiden oder Glarner Drucke rund um die Welt Abnehmer*innen. In der Zwischenkriegszeit brach die schweizerische Textilindustrie ein, überlebt haben Hersteller und Händler von Nischenprodukten. Heute sind vor allem in Medizin, Mobilität und Architektur smarte ‘textile Lösungen’ gefragt.

Schwarzer Seidenstoff mit Streumuster mit Stickerei aus schwarzen, roten und goldenen stilisierten Chrysanthemen im japanischen Stil
Hersteller: Bischoff Textil AG für Alexander McQueen, 2000
Sammlung Textilmuseum St.Gallen.
Ausstellung ‘Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum’, Textilmuseum St. Gallen 2023
Foto: Michael Rast, 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die permanente Ausstellung lädt anhand von anziehenden Objekten – vom glamourösen Bühnenkleid über das informative Musterbuch bis zum praktischen Kletterseil – zur Erkundungstour. Dabei wird ‘Guter Stoff’ mit allen Sinnen erfahrbar: So führen historische Filmaufnahmen in die thurgauische Baumwollweberei und geben Zeitzeuginnen in Interviews ihre schöpferischen Inspirationsquellen preis; lassen sich textile Rohstoffe und Arbeitstechniken
ertasten; oder werden Gross und Klein an den Zeichentisch gebeten, um eigenhändig Stoffe und Kleider zu entwerfen.

Konvolut ‘Die Verarbeitung von Seide’
Box mit Garn- und Stoffmustern diverser Hersteller, 1900
Textilmuseum St. Gallen
Ausstellung ‘Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum’, Textilmuseum St. Gallen 2023
Foto: Michael Rast, 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wer ob der vielen Eindrücke und Aufgaben müde wird, kann sich in der vom St. Galler Traditionsunternehmen Christian Fischbacher gestalteten textilen Wohlfühloase erholen. ‘Ich freue mich ganz besonders, dass aus einer langjährigen Freundschaft mit Camilla Fischbacher eine spannende Kooperation entstanden ist: Mit ihrer Idee, aus recycelten PET-Flaschen wohlige Stoffe herzustellen, gewinnt Christian Fischbacher nicht nur zahlreiche Designpreise, sondern es entstand für die Besucher*innen des Textilmuseum auch eine Wohlfühloase in der Dauerausstellung’, sagt die Direktorin des Textilmuseums, Mandana Roozpeikar. Mit ‘Guter Stoff’ bietet das Textilmuseum ab dem 12. Mai 2023 die Möglichkeit, in die faszinierende Welt der Textilien einzutauchen.

Kuratorin: Ilona Kos

Info:

ab 12. Mai 2023:

Guter Stoff. Kollektion Textilmuseum

Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
9000 St. Gallen
Schweiz

www.textilmuseum.ch

Eröffnung der Ausstellung:
Fr, 12. Mai 2023, 17 – 20.30 Uhr
Reservierung über die Website erbeten

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Hamid Zénati. All-Over

‘What is your favorite colour?’ ‘Colourful.’ – Hamid Zénati

Hamid Zénati, performing his work, undated
Copyright Hamid Zénati Estate
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Hamid Zénati, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Noch bis zum 23. Juli 2023 zeigt das Haus der Kunst in München mit ‘Hamid Zénati. All-Over’ die erste institutionelle Ausstellung, die dem Werk des Künstlers Hamid Zénati (1944-2022) gewidmet ist. Zénati, der zeitlebens zwischen München und Algier pendelte, widmete sich in seiner künstlerischen Praxis der Malerei, der Raumgestaltung, dem Textil- und Modedesign sowie der Fotografie, stets getrieben von einem anarchischen Gestaltungsdrang. Die Präsentation zeigt Arbeiten aus seinem fast sechs Jahrzehnte währenden Schaffen und gibt erstmals einen Einblick in den unverwechselbaren Kosmos des Künstlers.

Installationsansicht
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Judith Buss, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Die Werkauswahl der Ausstellung konzentriert sich auf die einzigartige Formensprache des Künstlers, die er in seinen Textilien entwickelte; darüber hinaus präsentiert sie Objekte, die als Schlüssel zum visuellen Kosmos von Zénati fungieren, sowie eine Auswahl seines Fotoarchivs, das die Experimentierfreude des Künstlers unterstreicht und sowohl im Ausstellungsraum als auch online zugänglich sein wird.

Installationsansicht
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Judith Buss, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Der Titel der Ausstellung – ‘All-Over’ – leitet sich von einem Begriff ab, den der Künstler oft selbst verwendete, um seine Herangehensweise an Textildesign zu beschreiben. Während damit ein kunsthistorischer Bezug zur All-over-Malerei impliziert wird, deutet ‘all-over’ vor allem auf die freie und obsessive Praxis des Künstlers hin, bei der er auf alles malte und dabei die unterschiedlichsten kulturellen Inspirationen verarbeitete.

Installationsansicht
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Judith Buss, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Zénatis Werk zeichnet sich durch eine schier unerschöpfliche Fülle an Formen, Mustern und der Kombination von Farben, Materialien und Techniken aus. Als Autodidakt schuf Zénati seine kraftvollen und zugleich spielerischen Kompositionen, ohne sich auf vorgegebene Werturteile festzulegen. Er nutzte und verarbeitete alles, was seinen Weg kreuzte und seine Fantasie anregte.

Hamid Zénati: Ohne Titel (WVZ267), Ohne Titel (WVZ46)
Installationsansicht
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Judith Buss, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Als weitgehend unbekannter Künstler, der in Deutschland ein Leben in prekären Verhältnissen führte und dabei ein scharfer Beobachter sozialer, kultureller und künstlerischer Bewegungen war, entwickelte Zénati eine einzigartige kosmopolitische Perspektive, die die etablierten Grenzen zwischen Stilen und Genres sowie zwischen bildender und angewandter Kunst fragwürdig erscheinen lassen. Er entwickelte eine beeindruckende Vielfalt an einzigartigen, experimentellen und exquisiten Textilbildern, selbst hergestellter Mode, Wandmalereien, Keramiken, Möbeln und Fotografien.

Hamid Zénati: Ohne Titel (WVZ1006)
Installationsansicht
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Judith Buss, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

‘Hamid Zenati. All-Over’ verwirklicht am Haus der Kunst die kuratorische Vision, innovative zeitgenössische Künstler*innen, die vom kunsthistorischen Kanon bis dato übersehen wurden, zu fördern. In diesem Sinne legt die Ausstellung den Grundstein für die zukünftige Betrachtung des Œuvres von Hamid Zénati. Durch die Präsentation des Künstlers schlägt das Haus der Kunst zudem Verbindungen zu früheren Ausstellungen, die sich mit der Schnittstelle von Design, Mode und Kunst auseinandergesetzt haben.

Hamid Zénati: Hoodie, White, XL, 2019/20
Courtesy Hamid Zénati Estate
Ausstellung ‘Hamid Zénati. All-Over’, Haus der Kunst, München 2023
Foto: Anna Schneider, freundlicherweise vom Haus der Kunst zur Verfügung gestellt

Hamid Zénati wurde 1944 in Constantine, Algerien, geboren, wo er in den 1960er Jahren seine Tätigkeit als Übersetzer und autodidaktischer Künstler begann. In den frühen 1970er Jahren studierte er Fotografie in München. Aufgrund der schwierigen sozio-politischen Bedingungen, mit denen Zénati sowohl hier als auch in seinem Heimatland konfrontiert war, lebte er viele Jahre zwischen Deutschland und Algerien. Während seiner sechs Jahrzehnte währenden künstlerischen Tätigkeit, schuf er über 1000 Werke. Zénati starb im März 2022 in München, Deutschland.

Kuratorin: Anna Schneider

Katalog erhältlich ab Juni 2023

Info:

16. März – 23. Juli 2023

Hamid Zénati. All-Over

Haus der Kunst
Prinzregentenstrasse 1
80538 München
Deutschland

www.hausderkunst.de

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Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen

Gefeierter Theater- und Filmstar, politische Aktivistin, Berliner Ikone und wohl eine der meistportraitierten Frauen ihrer Zeit. Die Rollen von Tilla Durieux (1880, Wien – 1971, West-Berlin) waren ebenso vielfältig wie auch die Liste der Künstler*innen, denen sie Modell sass: unter ihnen Max Slevogt, Lovis Corinth, Franz von Stuck, Ernst Barlach, August Gaul, Mary Duras, Emil Orlik, Sasha Stone, Oskar Kokoschka, Olaf Gulbransson, Max Oppenheimer, Frieda Riess und Lotte Jacobi – um nur einige zu nennen.

Diese Darstellungen in unterschiedlichsten Medien entstanden über einen Zeitraum von rund 70 Jahren und zeigen Durieux im Spiegel ihrer Zeit. Das Georg Kolbe Museum in Berlin widmet der vielseitigen Persönlichkeit und ihrem bewegten Leben eine rund 200 Werke umfassende Ausstellung, die profunde Einblicke in die Kultur- und Theatergeschichte ihrer Lebzeit gibt und gleichzeitig die Geschichte einer gebrochenen Moderne erzählt. ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’ ist ab dem 13. Mai 2023 zu sehen.

Max Slevogt: Die Schauspielerin Tilla Durieux als Kleopatra, 1907
© Privatsammlung
Ausstellung ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’, Georg Kolbe Museum Berlin 2023
Foto: Leopold Museum Wien, freundlicherweise vom Georg Kolbe Museum zur Verfügung gestellt

Die 1880 in Wien geborene Ottilie Helene Angela Godeffroy wollte seit ihrer Kindheit auf der Bühne stehen und änderte dafür ihren Namen in Anlehnung an den Namen der Grossmutter zu Tilla Durieux. Nach einer Schauspielausbildung in Wien schaffte es Durieux schliesslich 1903 auf die Bühne des Intendanten und Regisseurs Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Mit der Rolle der Salomé in Oscar Wildes gleichnamigen Stück gelang ihr der Durchbruch – und der Mythos Tilla Durieux war geboren. Es folgten Engagements in allen wichtigen Häusern Europas. Rollenportraits, Kostümentwürfe, szenische Aufnahmen und Postkarten zeugen in der Ausstellung von einem vielfältigen Theaterleben und Durieux’ Rollen darin. Ein Rollenrepertoire, das immer wieder geprägt war durch die Darstellung der Unangepassten und Exzessiven, das auch über die Bühne hinaus das Bild von Tilla Durieux in der Öffentlichkeit prägte.

Franz von Stuck: Tilla Durieux als Circe, um 1912/1913
Privatsammlung. Courtesy Kunkel Fine Art, München
Ausstellung ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’, Georg Kolbe Museum Berlin 2023
Foto: Leopold Museum Wien, freundlicherweise vom Georg Kolbe Museum zur Verfügung gestellt

Der Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer war ab 1910 Durieux‘ zweiter Ehemann. Er förderte die bereits sehr erfolgreiche und ehrgeizige Schauspielerin umfänglich und gemeinsam waren sie fester und glamouröser Bestandteil der Kunst- und Literaturkreise Berlins in dieser Zeit. Neben Künstlern gehörten im Laufe der Jahre ebenso Autoren und Musiker zum Bekannten- und Freundeskreis des Paares. Viele von ihnen portraitierten Tilla Durieux als eigenständige und emanzipierte Frau, die den Aufgaben, die ihr das Leben stellte mit Haltung begegnete und hierfür bisweilen unkonventionelle Lösungen fand.

Auch im Schweizer Exil ab 1917 versammelte das Ehepaar einen Kreis von Kulturschaffenden und Intellektuellen um sich. Aber Cassirers psychische Probleme wurden durch seine Erfahrungen an der Front des Weltkriegs verstärkt und nachdem Tilla Durieux 1926 die Scheidung einreichte, unternahm Paul Cassirer einen Selbstmordversuch, an dessen Folgen er bald darauf verstarb. Das tragische Ende einer der bekanntesten Amour Fou der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Becker & Maas: Tilla Durieux als Potiphars Weib im Ballett Josephs Legende, 1921
© Theatermuseum, Wien
Ausstellung ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’, Georg Kolbe Museum Berlin 2023
Foto: KHM-Museumsverband, Theatermuseum Wien, freundlicherweise vom Georg Kolbe Museum zur Verfügung gestellt

Tilla Durieux war Zeit ihres Lebens sozial und politisch engagiert, veranstaltete Kindergesellschaften für sozial schwache Kinder und rezitierte in den Arbeitervierteln von Berlin deutsche Klassiker. Dabei lernte sie auch Rosa Luxemburg kennen, der sie später monatlich – wie auch anderen – eine finanzielle Zuwendung erteilte. ‘Seltsamerweise erfüllte mich nicht der Drang nach Erfolg oder Ruhm und Glanz, es war mehr ein krankhaftes Sehnen nach einer anderen Welt, die doch irgendwo stecken musste. Einer Welt voller Geheimnisse und zugleich voller Wahrheit, einer Welt, die ich nicht hätte beschreiben können, die aber erreicht werden musste, und sollte ich an meinem Ziel verhungert und in Fetzen ankommen’, schrieb Tilla Durieux in ihrer Autobiografie ‘Eine Tür steht offen’.

Tilla Durieux Portrait-Aufnahme, Fotograf: Alex Binder, Berlin, 1925 – 1927
Akademie der Künste [AdK], Berlin, Tilla-Durieux-Archiv 248_005
Ausstellung ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’, Georg Kolbe Museum Berlin 2023
Foto freundlicherweise vom Georg Kolbe Museum zur Verfügung gestellt

Als Durieux‘ dritter Ehemann, der Industrielle und Kunstsammler Ludwig Katzenellenbogen sein Vermögen verlor, war es Durieux, die ihr gemeinsames Leben und spätere Flucht vor den Nationalsozialisten durch Gastspielauftritte sowie den Verkauf von Schmuck und Bildern finanzierte. Ab 1933 zählten Prag, Ascona, Opatija und schliesslich Zagreb, wo sich heute noch ein Teil von Durieux‘ Sammlung im Stadtmuseum befindet, zu den Stationen ihrer Flucht. Trotz mehrerer Versuche gelang es dem Ehepaar nicht Visa zu erhalten, um in die USA zu fliehen. In Abwesenheit von Durieux wurde Katzenellenbogen nach Berlin verschleppt, wo er nach einer KZ-Internierung 1944 starb. Nach Kriegen, Flucht und Exil schrieb Tilla Durieux aus Anlass ihres 75. Geburtstags für ein Berliner Feuilleton über ihr damaliges Leben zwischen Zagreb und Berlin: ‘In Wien kam mein Körper zur Welt, an einem Tag, wo mit Kanonen und Glockenschlag der 50. Geburtstag des Kaisers Franz Josef (sic!) gefeiert wurde. Berlin gab mir das geistige Erwachen. Wien schenkte mir die Heiterkeit, Berlin Ausdauer und eisernes Wollen.’

Stefan Moses: Tilla Durieux, 1975
© Archiv Stefan Moses – Münchener Stadtmuseum / Courtesy Johanna Breede
Ausstellung ‘Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen’, Georg Kolbe Museum Berlin 2023
Foto: Stefan Moses, freundlicherweise vom Georg Kolbe Museum zur Verfügung gestellt

Noch im Jahr dieses Rückblicks kehrte die Schauspielerin nach dem 2. Weltkrieg endgültig nach Berlin zurück und zu den vielen Rollen, die sie auf der Bühne wie im Leben verkörpert hat, kamen noch einige hinzu: Hoteliere, Kaninchenzüchterin, Widerstandskämpferin, Dramatikerin und Kostümbildnerin eines Puppentheaters. Am 21. Februar 1971 verstarb Tilla Durieux 90-jährig in Berlin. Neben zahlreichen Bühnenauftritten, Dreharbeiten, Gastspielen, Lesungen und Vorträgen bis ins hohe Alter ordnete Durieux ihren Nachlass und bestimmte so selbst über das Bild ihrer bemerkenswerten Persönlichkeit, welcher die Ausstellung im Georg Kolbe Museum nachspürt.

Die Ausstellung wurde von der Kunsthistorikerin und Kritikerin Daniela Gregori kuratiert und entstand in Kooperation mit dem Leopold Museum, Wien, wo die Ausstellung 2022/23 zu sehen war, und der Akademie der Künste, Berlin.

Die Ausstellung wird begleitet von einer Intervention in Zusammenarbeit mit der Künstlerin und Vermittlerin Alice Escher, die Anregungen und Fragestellungen zu einer aktuellen Sicht auf Tilla Durieux aufgreift. Unter dem Hashtag #durieuxjetzt sind alle Besucher*innen eingeladen, mitzudenken und auf Instagram darauf zu reagieren.

Katalog erhältlich

Info:

13. Mai – 20. August 2023

Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen

Georg Kolbe Museum
Sensburger Allee 25
14055 Berlin
Deutschland

www.georg-kolbe-museum.de

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Billig ist zu teuer
Fast Fashion und die Folgen

Das Textilmuseum Mindelheim zeigt noch bis zum 31. Oktober 2023 die Ausstellung ‘Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen’, eine Ausstellung, die sich nicht nur mehreren brisanten Themen widmet, sondern auch ideenreiche Lösungsvorschläge im Hinblick auf den eigenen Kleiderschrank präsentiert. Mending, Upcycling, Slow Fashion – alles nur Greenwashing?

Ausstellungsansicht
‘Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen’
Textilmuseum Mindelheim 2023
Foto: Textilmuseum Mindelheim, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Begriff ‘Fast Fashion’ beschreibt eine in den 1990er Jahren entstandene Entwicklung in der Modeindustrie. Dabei wird massenhaft produzierte Kleidung innerhalb kürzester Zeit zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen. Die Fast Fashion-Brands veröffentlichen online tausende neue Modelle – und das täglich. Zwischenzeitlich spricht man deshalb sogar von ‘Ultra Fast Fashion’. Kennzeichnend für diese ‘superschnelle Mode’ sind einerseits die niedrigen Preise, die zum häufigen Konsum verführen und andererseits führt der unfassbar schnelle Kollektionswechsel dazu, dass sich viele dem Diktat der Modeketten unterwerfen und damit kokettieren, ‘Fashion Victims’ zu sein. Dabei stehen die Fashionistas permanent unter massivem Druck, keinen Trend zu verpassen.

Ausstellungsansicht
‘Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen’
Textilmuseum Mindelheim 2023
Foto: Textilmuseum Mindelheim, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Folgen: Andere an unserer Stelle zahlen für die Billigmode einen hohen Preis, was jeder Konsument*in bewusst ist, doch beim Schnäppchenjagen bereitwillig ausgeblendet wird. Die Produktion von Fast Fashion geht mit irreversibler Umweltverschmutzung und exorbitanter Ressourcenverschwendung in den Produktionsländern einher. Die hemmungslose Ausbeutung der Näher*innen in den Billiglohnländern machen die Menschen im Globalen Süden zu ‘Fashion Victims’ im eigentlichen Wortsinn. Die Klimakatastrophe, zu der der Klimakiller ‘Kleidung’ mit seiner erschreckenden CO2-Bilanz beiträgt, wird uns letzten Endes alle teuer zu stehen kommen. Und trotzdem wird immer wieder Neues gekauft, obwohl unsere Schränke voll sind und wir scheinbar Gutes tun, indem wir unsere Altkleider grosszügig spenden. Ein Grossteil dieser gespendeten Kleidung landet auf Müllkippen, vor allem in Afrika, mit schwerwiegenden ökologischen Folgen. Was noch tragbar ist, wird aussortiert und auf den dortigen Kleidermärkten verkauft. Diese Second-Hand-Märkte stehen wiederum in direktem Zusammenhang mit dem Niedergang der lokalen Textilproduktion.

Ausstellungsansicht
‘Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen’
Textilmuseum Mindelheim 2023
Foto: Textilmuseum Mindelheim, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die sinkenden Preise der Fast Fashion stehen in Korrelation zur schlechter werdenden Qualität – was dem Grossteil unserer Wegwerfgesellschaft keineswegs bewusst ist. Denn die meisten Kleidungsstücke werden nicht wegen Verschleisses aussortiert, sondern weil sie nicht mehr trendy sind. Erfreulicherweise denken aber immer mehr Menschen um, was sich an einem verantwortungsvolleren Umgang mit der bereits vorhandenen Kleidung zeigt. Flicken und Reparieren ist wieder in, heisst nun jedoch ‘Mending’ und wird nicht im Handarbeitsunterricht gelehrt, sondern im Internet-Tutorial zur Nachahmung dargeboten. Auch die verwendeten Techniken sind keine neuen: Traditionelle japanische Techniken, wie Boro und Sashiko beispielsweise, machen in abgewandelter Form aus der zerschlissenen Jeanshose ein hippes Lifestyle-Produkt. Aus dem kaputten Kleidungsstück wird so nicht nur etwas Neues, sondern sogar etwas Besseres. Es ist kein blosses Recycling, sondern ein Veredeln, das man Upcycling nennt. Die Ausstellung stellt unter anderem die alten Handarbeitstechniken den zeitgenössischen Verwendungsarten gegenüber und veranschaulicht, dass diese Folge der Fast Fashion zugleich ein Rückgriff auf Altbekanntes ist.

Ausstellungsansicht
‘Billig ist zu teuer – Fast Fashion und die Folgen’
Textilmuseum Mindelheim 2023
Foto: Textilmuseum Mindelheim, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Manche gehen noch einen Schritt weiter: Aus der Mode gekommene Kleidung wird dahingehend verändert, dass sie hinterher sogar höherwertig ist und deshalb wieder gerne getragen wird. Positiver Nebeneffekt: Das selbstkreierte Teil vermag – im Gegensatz zum globalen Mode-Mainstream – die Individualität der Träger*in auszudrücken. Upcycling ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern Teil einer neuen Do-it-Yourself-Welle, die sich in den letzten Jahren – begünstigt durch die Corona-Lockdowns – entwickelt hat. Blogger*innen und Influencer*innen weltweit verhelfen dem Trend zu grosser Popularität. Und auch das ist kein neues Phänomen wie die Exponate des Textilmuseums dokumentieren. Das Umschneidern war bis vor wenigen Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Das Revival des kreativen Selbermachens in seinen verschiedensten Ausprägungen ist ebenfalls eine Folge der Fast Fashion und Teil der Ausstellung ‘Billig ist zu teuer. Fast Fashion und die Folgen’. Diese Gegenreaktion wird auch als ‘Slow Fashion’ bezeichnet, ist aber keinesfalls nur eine ‘langsame’ Version der entfesselten Modebranche, sondern in jeglicher Hinsicht der Nachhaltigkeit verpflichtet. Sie ist bewusster Konsum von ethischer und ökologischer Mode. Aus alter Kleidung entstehen durch den DIY-Hype nicht nur neue Lieblingsstücke, sondern auch verschiedenste Accessoires wie beispielsweise Taschen. Aber kann der Trend zum Selbermachen die immensen ökologischen und sozialen Folgen der Fast Fashion abmildern? Ist DIY also nur Greenwashing?

Das Begleitprogramm zur Ausstellung bietet nähere Informationen.

Info:

22. April – 31. Oktober 2023

Billig ist zu teuer
Fast Fashion und die Folgen

Textilmuseum Mindelheim
Hermelestrasse 4
87719 Mindelheim
Deutschland

www.mindelheimermuseen.de

Flyer

Begleitprogramm

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Repair Revolution!

Das Museum für Gestaltung Zürich beschäftigt sich derzeit ebenfalls mit den Fragen ‘Was können wir gegen wachsende Müllberge und die sich verschärfende Ressourcenknappheit unternehmen?’ Und zwar mit seiner Ausstellung ‘Repair Revolution!’, die noch bis zum 15. Oktober 2023 zu sehen ist.

Key Visual
Ausstellung ‘Repair Revolution!’
Museum für Gestaltung Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wie gut sich ein Gegenstand reparieren lässt, entscheidet sich bereits im Gestaltungsprozess. Im Maschinenbau etwa sind Ersatzteile fester Bestandteil der Entwurfspraxis, in Produktdesign und Architektur hingegen die Ausnahme. Das geht auch anders. Denn das Reparieren ist längst keine Notlösung mehr, sondern eine ernst zu nehmende kulturelle, soziale und ökonomische Praxis, die einen Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft bietet.

Die Ausstellung ‘Repair Revolution!’ präsentiert die Vision einer Reparaturgesellschaft und untersucht, welche Rolle das Design auf dem Weg dahin spielt.

Darüberhinaus lädt das Museum sein Publikum ein, selbst aktiv zu werden: Eine offene Werkstatt mitten im Raum bietet Anregungen und Material zum kreativen Flicken und Stopfen von Textilien und ist zugleich Austausch-Plattform. Und an speziellen Terminen reparieren Profis im Museum an der FLICKBAR persönliche Gegenstände. Eigene reparaturbedürftige Dinge dürfen gerne mitgebracht werden.

Info:

31. März – 15. Oktober 2023

Repair Revolution!

Museum für Gestaltung Zürich
Toni-Areal
Pfingstweidstrasse 96
8005 Zürich
Schweiz

www.museum-gestaltung.ch

FLICKBAR-Termine:
Di, 2. Mai, 6. Juni, 4. Juli, 5. September, 3. Oktober 2023, 12 – 16 Uhr

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Cindy Sherman
Anti-Fashion

Die US-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman (* 1954) gehört zu den einflussreichsten Fotografinnen und Fotografen unserer Zeit. Ihr Ansatz, den eigenen Körper ins Zentrum aufwendiger Inszenierungen zu rücken, ohne je ein Selbstportrait zu produzieren, geschieht häufig mit Hilfe des pointierten Einsatzes von Mode. Noch bis zum 10. September 2023 widmet die Staatsgalerie Stuttgart dem komplexen Verhältnis der Fotografin zur Haute Couture mit der Ausstellung ‘Anti-Fashion’ eine aussergewöhnliche und facettenreiche Werkschau.

Cindy Sherman: Untitled #462, 2007/2008
Privatsammlung Europa
© Cindy Sherman
Ausstellung ‘Cindy Sherman. Anti-Fashion’, Staatsgalerie Stuttgart 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Seit knapp 50 Jahren zieht sich das Thema Mode wie ein roter Faden durch das Schaffen der Fotografin Cindy Sherman. Von Anfang an ist ihre Auseinandersetzung mit der Modewelt von einer subversiven Kraft geprägt und die Ausstellung ‘Anti-Fashion’ beleuchtet das fotografische Werk der Künstlerin zum ersten Mal aus dieser bislang wenig beachteten Perspektive. Sherman, die schon für erste fotografische Arbeiten während ihrer College-Zeit in Second-Hand-Läden nach passender Kleidung Ausschau hält, verdeutlicht mit ihrem Werk das ambivalente Wechselspiel zwischen Mode und Kunst wie kaum eine andere Künstlerin.

Cindy Sherman: Untitled #588, 2016/2018
Genehmigt von der Künstlerin, Hauser & Wirth und Sprueth Magers
© Cindy Sherman
Ausstellung ‘Cindy Sherman. Anti-Fashion’, Staatsgalerie Stuttgart 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Durch das Medium der Fotografie stehen die Modewelt und die Bildende Kunst seit jeher im Dialog. Cindy Sherman nutzt diese wechselseitige Beziehung, um die auf Klischees und gesellschaftlichen Normen beruhende Ästhetik der Modefotografie zu karikieren und zu hinterfragen. Ihre Fotografien zeigen Menschen, die alles andere als begehrenswert sind und den Konventionen von Schönheit widersprechen. Auch kritische Fragen nach Genderzuordnungen und nach dem Umgang mit dem Altern werden aufgegriffen. Shermans beeindruckende Wandelbarkeit betont dabei die Künstlichkeit von Identitäten, die mehr denn je wählbar, (selbst-)konstruiert und fliessend erscheinen.

Cindy Sherman: Untitled #602, 2019
Sammlung Gilles Renaud
© Cindy Sherman
Ausstellung ‘Cindy Sherman. Anti-Fashion’, Staatsgalerie Stuttgart 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Neben ihrer Auseinandersetzung mit den Abgründen der Modewelt ist für Shermans Arbeit vor allem kennzeichnend, dass sie bereits vom Beginn ihrer Karriere an Stereotypen aufdeckt und dadurch den aktuellen Diskurs seit Jahrzehnten prägt. Shermans Fotografien lassen keinen unberührt, sie begeistern, schockieren und faszinieren gleichermassen. Sie tragen dazu bei, dass wir Mode heute mit anderen Augen sehen können. Ihre Fotografien haben unsere Vorstellung von Schönheit und Mode verändert’, so die Direktorin der Staatsgalerie, Prof. Dr. Christiane Lange.

Cindy Sherman: Untitled #133, 1984
Staatsgalerie Stuttgart, Stuttgart
© Cindy Sherman
Ausstellung ‘Cindy Sherman. Anti-Fashion’, Staatsgalerie Stuttgart 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In den 1980er Jahren setzt Sherman sich zunehmend mit der Ästhetik und Anziehungskraft der Modefotografie auseinander. Neben ihren kritischen Arbeiten steht Sherman auch immer wieder selbst für Modeunternehmen wie Chanel vor bzw. hinter der Kamera und fertigt Aufnahmen an, die im Rahmen des Marketings bei den Unternehmen von Designerinnen und Designern wie Rei Kawakubo oder Marc Jacobs Verwendung finden.

Sherman nutzt auch ihre Aufträge von Modemagazinen wie Vogue und Harper’s Bazaar, um den schmalen Grat zwischen Kleidung und Verkleidung zu reflektieren (Serie ‘Clowns’, 2003-2005) oder, wie in der Serie ‘Balenciaga’ (2007/2008), den tragikomischen Bemühungen einer nach ewiger Jugend strebenden Gesellschaft Ausdruck zu verleihen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Werk, das Mode(n) vorführt, indem es sie zur Schau stellt, ja auf die Spitze treibt. Mit ihrer lebenslangen Faszination für eine Fashionindustrie zwischen visuellem Versprechen und menschlicher Selbsttäuschung beeinflusst Sherman bis heute die Ästhetik der Modewelt und setzt dabei ganz wesentliche Impulse, auch für eine ganze Generation von Fotografinnen und Fotografen.

Cindy Sherman: Untitled #410, 2003
Privatbesitz
© Cindy Sherman
Ausstellung ‘Cindy Sherman. Anti-Fashion’, Staatsgalerie Stuttgart 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Neben Shermans Werken sind auch Publikationen und Werbematerialien ausgestellt, in deren Kontext die betreffenden Fotografien erstmalig veröffentlicht wurden. Diese Magazine, Postkarten, Plakate und Einladungskarten stammen aus den privaten Archiven der Künstlerin und sind eine exklusive Leihgabe von Cindy Sherman.

Kuratorin: Dr. Alessandra Nappo

Katalog erhältlich

Ergänzend zur Ausstellung findet ein umfangreiches Begleitprogramm statt.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit Cindy Shermans Studio in New York und ihrer Galerie Hauser & Wirth und ist anschliessend in den Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg und dem FOMU – Fotomuseum Antwerpen zu sehen.

Info:

21. April – 17. September 2023

Cindy Sherman
Anti-Fashion

Staatsgalerie Stuttgart
Konrad-Adenauer-Strasse 30 – 32
70173 Stuttgart
Deutschland

www.staatsgalerie.de

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Textilindustrie & Artists in Residence

Das Förderprogramm TaDA – Textile and Design Alliance ermöglicht internationalen Kulturschaffenden eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Ostschweizer Textil- und Designkultur. Die Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur bietet noch bis zum 18. Juni 2023 mit der Präsentation von 13 Positionen einen Einblick ins dreijährige Pilotprogramm und zeigt das Potenzial auf, das sich bei einer engen Kooperation zwischen Gestaltung, Kultur, Technologie und Wirtschaft entfalten kann.

Alexandra Hopf: Die Bauern, 2020
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Textilindustrie hat in den vergangenen Jahrzehnten erneut einen starken Wandel erlebt: Rasant wechselnde Modeströmungen, neue Materialentwicklungen und Herstellungsverfahren, produktionstechnische und funktionale Innovationen und die Globalisierung mit der Verlagerung des Textilmarkts in Billiglohnländer sowie Fragen und Labels der Nachhaltigkeit sind nur einige der enormen Herausforderungen. Für  Schweizer Textilunternehmen – die sich gerade in der Ostschweiz auf eine äusserst erfolgreiche Tradition berufen können – ist es auch heute eine der wichtigsten Aufgaben, sich diesen Veränderungen zu stellen und sich in der weltweiten Konkurrenz zu behaupten. Deshalb sind sowohl in Technik und Technologie als auch im Design neue und kreative Ansätze gefragt.

Benjamin Mengistu Navet: Franged jacquard made at Tisca, 2022
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Gewerbemuseum Winterthur gibt mit der Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’ einen Einblick in das Programm von TaDA – Textile and Design Alliance. Internationale Designer*innen und Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen haben in Zusammenarbeit mit Ostschweizer Textilfirmen innovative Projekte, Experimente und Forschungsansätze entwickelt und zeigen damit zukunftsweisend auf, welches Potenzial in einer Kooperation zwischen Gestaltung, Kultur, Technologie und Wirtschaft liegt.

Maidje Meergans: Reportage at Saurer, 2021
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Kulturämter von Appenzell Ausserrhoden, Thurgau und St. Gallen haben 2019 das Kulturförderprogramm TaDA – Textile and Design Alliance lanciert. Es ermöglicht profilierten Persönlichkeiten aus künstlerischen und anderen Disziplinen eine Auseinandersetzung mit der traditionsreichen und innovativen Ostschweizer Textilindustrie. Jährlich arbeiten sechs Residents aus dem In- und Ausland während dreier Monate mit Textilunternehmen in der Ostschweiz zusammen und vernetzen sich in verschiedenen Kontexten.

Olaniyi R. Akindiya AKIRASH: Working at Tisca, 2022
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Teilnahme an der TaDA Residency wird jährlich international ausgeschrieben. Über 850 Bewerbungen aus 86 Ländern sind seit 2019 juriert worden. Die bislang 18 Eingeladenen – Designer*innen, Künstler*innen, Archiktekt*innen – erhalten einen einmaligen Freiraum für Experimente: In enger Zusammenarbeit mit den 13 Partnern – Textilunternehmen und Forschungsinstitutionen – loten sie besondere Fragestellungen des Textilen aus und nutzen direkt das Wissen und die Produktionsmöglichkeiten vor Ort.

Stéphanie Baechler: The fates are talking, working at Saurer, 2020
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

So verbindet sich in den Projekten beispielsweise traditionelle Stickerei auf den Maschinen der Saurer AG mit dem neuesten Stand der Fasertechnologie der Empa. Durch Lasercut oder Applikationen etwa der Firma Lobra ändern sich die Funktionalität von Stoffen. In anderen Projekten werden durch ‘Fehleinstellungen’ der Stickmaschine neue Ausdruck- oder Verfahrensweisen erprobt oder es werden beispielsweise Produkte der Firma Tisca Tischhauser AG auf ungewohnte Weise interpretiert. Die Präsentation im Gewerbemuseum Winterthur zeigt nicht primär Produkte oder vollendete Werke, sondern fokussiert auf das Potenzial einer engen Zusammenarbeit von Kultur, Technologie und Wirtschaft.

Victoria Manganiello: Studio view during TaDA residency, 2022
Ausstellung ‘Textilindustrie & Artists in Residence’, Gewerbemuseum Winterthur 2023
Foto: Ladina Bischof, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung im Gewerbemuseum Winterthur zeigt Projekte von

AKIRASH Akindiya, Olaniyi R. – *1973 / Nigeria, lebt und arbeitet in Texas / US und Lagos / NG
Baechler, Stéphanie – *1983 / Schweiz, lebt und arbeitet in Amsterdam / NL
Deschl, Laura – *1993 / Deutschland, lebt und arbeitet in Berlin / DE
Goldstein, Ganit – *1992 / Israel, lebt und arbeitet in Cambridge / US
Hopf, Alexandra – *1968 / Deutschland, lebt und arbeitet in Berlin / DE
Kaspar, Tobias – *1984 / Schweiz, lebt und arbeitet in Zürich / CH und Riga / LV
Kim, Aesun – *1991 / Südkorea, lebt und arbeitet in Seoul / KR
Li, Sonia – *1983 / Taiwan, lebt und arbeitet in New York City / US und Istanbul / TR
Manganiello, Victoria – *1989 / USA, lebt und arbeitet in New York City / US
Meergans, Maidje – *1991 / Deutschland, lebt und arbeitet in Berlin / DE
Mengistu Navet, Benjamin – *1994 / Frankreich, lebt und arbeitet in Brüssel / BE
Nguyen, Quang Vinh – *1995 / Schweiz, lebt und arbeitet in Lausanne / CH
Winkler, Andrea – *1975 / Schweiz, lebt und arbeitet in Berlin / DE

Info:

21. April – 18. Juni 2023

Textilindustrie & Artists in Residence

Gewerbemuseum Winterthur
Kirchplatz 14
8400 Winterthur
Schweiz

www.gewerbemuseum.ch

Flyer

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Internationaler Museumstag 2023

Am Sonntag, den 21. Mai 2023 findet wieder der Internationale Museumstag statt. Aus diesem Anlass bieten vielerorts Museen und Galerien etwas Besonderes an. Seien es freier Eintritt, Mitmachaktionen, Vorführungen, ein Blick hinter die Kulissen, Sonderausstellungen und, und, und … und dies für Gross und Klein. Nicht nur das Schmuckmuseum Pforzheim macht hier – wie oben schon erwähnt – mit, nein, das Angebot ist riesig.

Am besten begibt man sich auf die Website des Internationalen Museumstags, wo das Programm hinterlegt und mit Klick auf den entsprechenden Button und mittels einer Angabe in den Suchfeldern spielend leicht zu entdecken ist. Viel Spass!

Info:

www.museumstag.de

***

… und dann gibt’s noch:

Mary Quant gestorben

Wo wären wir heute ohne farbige Strumpfhosen, hautenge Pullis, bequeme Loungewear und den Minirock? Durch die Auswahl ihrer Stoffe und Schnitte revolutionierte die britische Modedesignerin Mary Quant in den 1960er Jahren die Art, wie wir uns heute kleiden.

Die Erfindung des legendärsten Looks des Jahrzehnts, des Minirocks, wird oft Mary Quant zugeschrieben. Es gibt jedoch keine schlüssigen Beweise dafür, wer zuerst so wagemutig war, die Saumlinie immer weiter oberhalb des Knies zu setzen – vielleicht war es doch der französische Couturier André Courrèges? Ungeachtet dessen wurden extrem kurze Röcke und Etuikleider zu Quants Markenzeichen und so machte sie den Minirock, der wahlweise für Entzücken oder Entsetzen sorgte, zu einem Symbol eines moralisch freien und aufgeklärten Denkens.

Verbunden mit Quant, die als eine prägende Figur der Swinging Sixties gilt, ist das britische Model Twiggy, deren knabenhaft-schlanke Figur dazu beitrug, superkurze Röcke zu einem internationalen Trend zu machen.

Am 13. April 2023 verstarb die Modedesignerin Mary Quant in ihrem Zuhause in Südengland.

2019 ehrte das Victoria & Albert Museum in London die Designerin mit einer grossen Ausstellung. Mein Bericht dazu ist in den Ausstellungstipps April 2019 zu finden.

***

Deniz Sağdıç – Kunst aus Abfällen

Das sollte man gesehen haben! Aus textilen und anderen Abfällen schafft die türkische Künstlerin Deniz Sağdıç umwerfende Portraits, die kürzlich auf dem Flughafen Instanbul gezeigt wurden. Sie wirken wie Gemälde, aber bei näherem Hinsehen entpuppt sich die wahre Zusammensetzung. Aus Abertausenden von Knöpfen, Reissverschlussstücken oder alten Tickets formt die Künstlerin ihre beeindruckenden Werke. Für die Flughafenausstellung “0” Zero Point wurde sie in der Abfallsammelstelle des Airports fündig. So weist die Künstlerin gleichzeitig darauf hin, wie viel Abfall hier anfällt.

Mehr dazu, vor allem auch Fotos, findet man auf der unten verlinkten Website von Fashion United. Bitte auch ganz nach unten scrollen und das 2:51-Minuten-Video des Airports ansehen!

Vielen Dank an meine liebe Freundin Ilona Roskowetz für diesen Tipp!

Info:

www.fashionunited.de

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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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