Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Oktober 2023

Akris: St.Gallen, selbstverständlich

Ab dem 6. Oktober 2023 zeigt das Textilmuseum St.Gallen eine neue fulminante Ausstellung, die dem renommierten Schweizer Designer und Modehaus ‘Akris’ gewidmet ist – zugleich eine Hommage an die St.Galler Stickerei.

Akris, A woman on a walk, Infinite Embroidery in Gallus Green, Detail, Herbst/Winter 2021
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wenn es ein Modehaus gibt, in dem Stoff und Stadt verwurzelt sind, dann bei Akris in St.Gallen, der Stadt der Stickerei. Seit 100 Jahren pflegt das einzige Schweizer Modeunternehmen mit Mitgliedschaft in der Fédération de la Haute Couture et de la Mode seinen geografischen Ursprung.

Akris, Architecture is Elemental, Défilé, Herbst/Winter 2007
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’ verortet eben darin die eigene Handschrift des Hauses, gibt Einblick in die enge Zusammenarbeit zwischen dem Modehaus und der St.Galler Textilindustrie und präsentiert jene Kollektionen, in denen das Lokale zur Referenz wird.

Akris, A Scientist’s Dream of Nature, Défilé, Frühling/Sommer 2014
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als weltweite Lockdowns die Schauen in Paris pausieren lassen und das Nahe in den Blick rückt, feiert Akris seine Heimatstadt mit Kollektionen, in denen Designer Albert Kriemler St.Gallens kulturelles Erbe überraschend übersetzt: mit St.Galler Stickerei, in der die Grafik des Daches der Kirche St. Laurenzen aufscheint. Oder mit modernen Patchwork-Kleidern, zusammengesetzt aus wiederverwendeten Archiv-Stickereien des Hauses. Insbesondere die Kollektion ‘A woman on a walk’ (Herbst/Winter 2021), inspiriert von Robert Walser Erzählung ‘Der Spaziergang’ (1917), wird hier zur Referenz in der Ausstellung.

Akris, A woman on a walk, Stiftsbibliothek, St.Gallen, Film-Still, Herbst/Winter 2021
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Spazieren verbinden sich Momente der Reflexion und der Muse, der Freiheit und der Flucht vor der Fülle. Nur beim Gehen denken, dichten und entwerfen wir; so auch die Auffassung des grossen Schriftstellers der Schweizer Literatur.

Akris, A woman on a walk, Dreilinden, St.Gallen, Film-Still, Herbst/Winter 2021
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Szenografie der Ausstellung spielt mit dem Leitmotiv des Spaziergangs und jenen Entdeckungen und Sinnesreizen, die für Albert Kriemler eine immer wiederkehrende Quelle der Inspiration sind: die Natur, die Architektur und die Auseinandersetzung mit der Kunst – sie alle sind Teil seiner Handschrift geworden.

Akris, A Woman and an Apron, Lookbook, Frühling/Sommer 2022
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anhand dieser Inspirationswelten inszeniert ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’ unterschiedlichste Stickerei-Looks; konkret beispielsweise Entwürfe, welche Honigwaben-Strukturen auf federleichte Guipure-Parkas übersetzen oder deren bestickte Amulette auf nudefarbenem Tüll die zarte Lichtstimmung des italienischen Malers Giorgio Morandi hervorrufen.

Akris, Giorgio Morandi, Werbekampagne, Frühling/Sommer 2005
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Grosses Handwerk und kompromisslose Avantgarde, klare Linie und feiner Stoff schliessen sich bei Akris oft nicht aus. Das zeigen vor allem jene Looks, in denen die enge Zusammenarbeit zwischen dem Schweizer Modehaus und dem renommierten St.Galler Textil-Cluster sichtbar wird. Wie lässt sich ein Sternenhimmel-Effekt durch eine LED-Stickerei erzeugen? Welche Verfahren braucht es, damit ein Stickerei-Stoff wie Asphalt wirkt? Auch diesen Fragen geht die Ausstellung anhand von Einblicken in textile Innovationen und ihr handwerkliches Know-how nach. Das ist Stickerei!

Akris, Albert Kriemler x Thomas Ruff, Backstage, Herbst/Winter 2014
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Erstmals gewährt ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’ ausserdem Einsicht in das Stickerei-Archiv des Hauses, begründet von Alice Kriemler-Schoch reicht es bis in die 1940er Jahre zurück. Überraschende Farben, fragile Materialen und unendlich reiche, dreidimensionale Muster – noch heute ist das Archiv Ausgangspunkt für Kreation und immer wieder neuen Verarbeitungs- und Handwerkstechniken, ein kollektives Stoff-Gedächtnis des Hauses und ein Indikator dafür, wie ganz selbstverständlich St.Galler Stickerei ein wesentliches Element im verfeinerten Minimalismus von Akris ist. Ein textiles Erbe als Innovationsspielwiese!

Akris, Color in the Lines, Editorial, Pre-Fall 2022
Ausstellung ‘Akris: St.Gallen, selbstverständlich’, Textilmuseum St. Gallen 2023/24
© Foto: Akris, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Kuration: Albert Kriemler, Creative Director Akris
Szenografie: Atelier Oï / Patrick Reymond, La Neuveville

Auch interessant:

Bericht über die Ausstellung ‘Akris. Mode. selbstverständlich’ im Museum für Gestaltung Zürich (Mai – September 2023), zu finden in den Ausstellungstipps Mai 2023 hier im Blog.

Info:

6. Oktober 2023 – 25. Februar 2024

Akris: St.Gallen, selbstverständlich

Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
9000 St. Gallen
Schweiz

www.textilmuseum.ch

Vernissage:
Fr, 6. Oktober 2023, 17 – 20.30 Uhr
Anmeldung erforderlich

Ein vielfältiges Rahmenprogramm wurde zusammengestellt, dass das facettenreiche Akris-Universum eröffnen wird:
In den ‘Akris: Talks’ gibt Albert Kriemler Einblicke in Themen und Traditionen, die ihn zu seinen Kollektionen inspirieren.
Bei den Führungen wird deutlich, warum Akris, Spitze und St.Gallen untrennbar miteinander verbunden sind.
Im begleitenden Workshop ‘Blaue Landschaften’ können Sie Sticktechniken erlernen und erleben wie aus einem Stück Stoff eine ganze Landschaft entstehen kann.

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Hand in Hand & Faces to Faces
Zwei Ausstellungen des Stickprogramms Guldusi

Zum zweiten Mal gastiert das von der Deutsch-Afghanischen Initiative (DAI e.V.) ins Leben gerufene Stickprogramm Guldusi in der Textilsammlung Max Berk in Heidelberg-Ziegelhausen. Der 2002 von Deutschen und Afghanen in Freiburg gegründete Verein verwirklicht in erster Linie Schulprojekte in Afghanistan, fördert aber auch seit 2004 durch Stickprojekte in Laghmani (nördlich von Kabul) und bei Herat (Westafghanistan) die finanzielle Lage afghanischer Frauen und damit auch ihrer Familien.

Arbeit von Ursula Brenner, Detail
Ausstellung ‘Hand in Hand’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die von Hand gestickten Unikate werden von der DAI in Europa verkauft und dienen dort z.T. als ‘Keimling’ für künstlerisch-kreative Arbeiten, denn im Rahmen von Wettbewerben zu verschiedenen Themen werden Textilschaffende dazu eingeladen, die gestickten Unikate in eigene Gestaltungen zu integrieren.

Arbeit von Sabine Schwarz
Ausstellung ‘Hand in Hand’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu diesem Procedere passt der Titel des Wettbewerbs ‘Hand in Hand’ besonders gut; aber auch im Sinne von ‘etwas zusammen angehen, ein Ziel gemeinsam anstreben’ kann Hand in Hand verstanden werden. In beeindruckender Vielfalt interpretieren 46 Objekte aus sieben europäischen Nationen dieses Sujet.

Arbeit von Bettina Jakob
Ausstellung ‘Hand in Hand’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In dem zweiten Ausstellungsprojekt ‘Faces to Faces’ präsentieren zehn Künstler*innen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz Textilarbeiten, die auf der Basis von fotografischen Portraits afghanischer Stickerinnen entstanden sind.

Arbeit von Geneviève Attinger
Ausstellung ‘Faces to Faces’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Frauen in Afghanistan zu fotografieren ist nicht einfach. Die Stickerinnen von Laghmani leben auf dem Land, verlassen den Hof nicht ohne Begleitung und verhalten sich im Rahmen konservativer Traditionen.

Arbeit von Sandra Struck-Germann
Ausstellung ‘Faces to Faces’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Initiatorin von Guldusi, Pascale Goldenberg, trifft die Frauen in den Dörfern regelmässig seit 19 Jahren, jedoch nur eine kleine Minderheit von ihnen liess sich bislang von ihr fotografieren. Aus diesen Portraits entstanden unter Einbeziehung der ganzen Bandbreite textiler Möglichkeiten neue, interessante Kreationen.

Arbeit von Gabi Mett und Robert Horn
Ausstellung ‘Faces to Faces’, Textilsammlung Max Berk, Heidelberg 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Auch interessant:

Bitte beachten Sie auch die Ausschreibung der Textilsammlung Max Berk zur 9. Europäischen Quilt-Triennale – ganz unten zu finden.

Info:

8. Oktober 2023 – 28. Januar 2024

Hand in Hand & Faces to Faces
Zwei Ausstellungen des Stickprogramms Guldusi

Textilsammlung Max Berk
Brahmsstrasse 8
69118 Heidelberg-Ziegelhausen
Deutschland

www.museum-heidelberg.de

Flyer mit Rahmenprogramm

Vernissage:
So, 8. Oktober 2023, 11 Uhr

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Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst

Die vom Textil- und Rennsportmuseum (TRM) in Hohenstein-Ernstthal organisierte Ausstellung ‘Kitsch & Kunst’ ist weitergewandert in die Partnerstadt Burghausen, in Bayern an der Grenze zu Österreich gelegen, und wird dort in der Rathaus-Galerie am 6. Oktober 2023 eröffnet.

Flyer
Ausstellung ‘Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst’, Burghausen 2023
Freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Zugrunde liegt die Ausstellung ‘Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst’, die vom TRM initiiert und inzwischen – trotz coronabedingten Hindernissen – schon an einigen Stationen präsentiert wurde, allerdings können aus Platzgründen in Burghausen nicht alle Arbeiten gezeigt werden.

Hervorgegangen sind die Arbeiten aus einem Wettbebwerb, den das TRM 2019 ausgeschrieben und organisiert hatte. Dem lag die Idee zugrunde, dass das TRM in seiner Sammlung auch Bildteppiche bewahrt, die sich, in Jacquardtechnik gewebt, seit dem beginnenden 20. Jahrhundert bis in die 1950er und 60er Jahre hinein grosser Beliebtheit erfreuten und bis heute noch auf den historischen, aber voll funktionsfähigen Jacquard-Webstühlen des Hauses hergestellt werden können.

Schauweberei im TRM
Foto: Gudrun und Wolfgang Heinz

Es ging um den ‘Röhrenden Hirsch’ in einer idyllischen Landschaft, einst beliebtes Sujet, heute der Inbegriff von Kitsch oder um ein Märchenmotiv à la ‘Hänsel und Gretel’ oder floral gemusterte Stoffe aus der ehemaligen Produktion, die zur Verfügung standen und wahlweise zur Teilnahme am Wettbewerb ganz oder teilweise in die nach eigenem Entwurf zu schaffenden textilen Arbeiten zu integrieren waren. Es war eine künstlerische Auseinandersetzung zum Thema ‘Kitsch und Kunst’ gefragt und es sollte etwas Einmaliges, Individuelles aus der ehemaligen Massenware entstehen, etwas, das uns heute überzeugt. Gleich, ob wandhängendes oder dreidimensionales Objekt, entstanden sind wunderbare Arbeiten!

Judith Pauly-Bender: Seelendurst und Wanderzwang
Ausstellung ‘Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst’, Burghausen 2023
Foto: Gudrun und Wolfgang Heinz

Alle Juroren und Jurorinnen waren eingeladen, sich mit einer Arbeit ausser Konkurrenz an der Ausstellung zu beteiligen. Bei meiner Arbeit ‘verhext – vernetzt. Bedrohung einst und jetzt’ leitete mich der Gedanke an die Bedrohungen, denen Kinder zu allen Zeiten ausgesetzt waren und sind. Das Fenster gewährt einen Blick durch ein Spinnennetz in vergangene Zeiten, in Zeiten von ‘Es war einmal …’, als die Hexe Hänsel und Gretel durch ihr Knusperhäuschen anlockt und in ihre Gewalt bringt. Heutzutage kann Kindern ernsthaftes Unheil drohen, das durch das Internet vermittelt wird.

Gudrun Heinz: verhext – vernetzt. Bedrohung einst und jetzt, Detail, ausser Konkurrenz
Ausstellung ‘Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst’, Burghausen 2023
Foto: Gudrun und Wolfgang Heinz

Zur Ausstellung sind ein Begleitheft und eine CD erhältlich.

Nach der Ausstellung in Burghausen wird die Ausstellung beendet.

Info:

9. – 31. Oktober 2023

Art Jacquard-Inspirationen 2: Klassisch – Kitsch und Kunst

Städt. Rathausgalerie
2. Stock
Stadtplatz 112
84489 Burghausen
Deutschland

www.burghausen.de

Flyer

Eröffnung:
Fr, 6. Oktober 2023, 18 Uhr

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Is it alive?

Das TextielMuseum im niederländischen Tilburg zeigt ab dem 14. Oktober 2023 die vielversprechende und spannende Ausstellung ‘Is it alive?`(dt. ‘Ist es lebendig?’).

Philip Beesley/Living Architecture Systems Group (LASG): Poietic Veil, Detail, 2022
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Philip Beesley, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Es vibriert, schimmert, raschelt, knistert, atmet und Gras scheint sich hin und her zu wiegen in dieser Erlebnisausstellung. ‘Is it alive?` zeigt räumliche Textilinstallationen, die dank Technologie zum Leben erwachen. Sie alle entspringen der Faszination für natürliche Prozesse, denn wie entsteht Leben? Und wann erleben wir etwas als ‘lebendig’?

Philip Beesley/Living Architecture Systems Group (LASG): Poietic Veil, Detail, 2022
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Philip Beesley, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In ‘Is it alive?` kommt alles zusammen: Innovation, Textilien, Technologie und vom Leben selbst inspirierte Kunst. Das Herzstück ist ‘I am Storm’ des Künstlerduos DRIFT (Lonneke Gordijn und Ralph Nauta). Die neue und erstmals zu sehende Installation besteht aus etwa 20 überlebensgrossen Grashalmen, die im imaginären Wind wehen. Weitere Exponate sind die einzigartige ‘lebende Architektur’ des kanadischen Künstlers und Architekten Philip Beesley/Living Architecture Systems Group (LASG) und ein aktivierter Look der niederländischen Modedesignerin Iris van Herpen.

Iris van Herpen: Lucid Look 2
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Morgan O’Donovan, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung führt uns durch den Herstellungsprozess und zeigt, dass Künstler manchmal Forscher und Erfinder sind und Innovationen vorantreiben können. Die typischen Eigenschaften von Textilien wie Weichheit, spezielle Strukturen und Flexibilität werden genutzt, um in innovativen Installationen angewendet werden zu können.

DRIFT: material research ‘I am Storm’ at the Textile Lab
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Josefina Eikenaar/TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In jedem Raum können sich die Besuchenden von einer anderen räumlichen Arbeit faszinieren lassen.

DRIFT: material research ‘I am Storm’ at the Textile Lab
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Tommy de Lange commissioned by TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘I am Storm’ ist das Ergebnis eines umfangreichen Forschungs- und Entwicklungsprojekts, das im 2021 gegründeten museumseigenen Textillabor ‘TextielLab’ stattfand. Der Forschungsschwerpunkt lag auf der Schaffung selbsttragender gewebter Strukturen. Bald wurden Experimente nicht mit Stoffen, sondern mit verschiedenen Arten von Metallfäden auf computergesteuerten Webmaschinen durchgeführt. Die Ergebnisse sind vielversprechend und die Forschung zum Weben mit Metall ist noch nicht abgeschlossen. ‘I am Storm’ ist eine erste einzigartige Anwendung dieser neuen Technik.

DRIFT: material research ‘I am Storm’ at the Textile Lab
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Tommy de Lange commissioned by TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘I am Storm’ besteht aus über 20 grossen Gräsern. Wenn Besucher durch die Halme hindurchgehen, sind sie in Bewegung, als wären die Besucher selbst der Wind, der das Gras hin und her wiegt. DRIFT ist bekannt für seine ästhetischen und poetischen Arbeiten, die stark von natürlichen Formen und Verhaltensweisen inspiriert sind.

DRIFT: material research ‘I am Storm’ at the Textile Lab
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Tommy de Lange commissioned by TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im nächsten Raum ist die Co-Produktion des kanadischen und niederländischen Teams Philip Beesley/LASG und Iris van Herpen zu sehen: Die Arbeit ist eine Kombination aus Lichtprojektion und Bewegung, die das Ensemble von Van Herpen zum Leben erweckt.

Iris van Herpen: Lucid Look 2, Detail
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Morgan O’Donovan, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Poietic Veil Tilburg’ ist ein zweites Projekt von Beesley, diesmal zusammen mit Studenten von der Technischen Universität Delft. Die futuristische Installation schwebt im Raum und ist das Ergebnis einer eingehenden Untersuchung von hochmoderner Architektur, die selbst Eigenschaften des Lebens aufweist.

Philip Beesley/Living Architecture Systems Group (LASG): Poietic Veil
TU Delft Science Centre, Delft, 2022
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Philip Beesley, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Installation verfügt über eine spitzenartige Struktur und vibriert, knistert und kommuniziert mit Besuchern.

Philip Beesley/Living Architecture Systems Group (LASG): Poietic Veil, Detail, 2022
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Philip Beesley, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In den folgenden Räumen werden Tanja Smeets ‘Nebula and the Soft Machine’ aus dem Jahr 2016 – speziell für diese Ausstellung erweitert und aktiviert –

Tanja Smeets: Nebula and the Soft Machine
Collection TextielMuseum BK1900
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Tommy de Lange commissioned by TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

zusammen mit zwei interaktiven Arbeiten von Bart Hess aus der Serie ‘STIMULUS Cord Reflexes’ (2016) gezeigt. Diese Arbeiten beginnen sich zu bewegen, wenn sich Besucher nähern.

Bart Hess: STIMULUS: cord flexes, Subject V.R.
Collection TextielMuseum BK1214
Ausstellung ‘Is it alive?’, TextielMuseum, Tilburg 2023/24
Foto: Josefina Eikenaar/TextielMuseum, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Wenn man wirklich alles um uns herum sehr genau betrachtet, wie die Dinge in der Natur konstruiert sind, ist es so kompliziert und so gut gemacht und auch so logisch, dass man sich fragen muss, ob die Natur nicht der High-Tech-Teil in unserer Welt ist.’ – Lonneke Gordijn, DRIFT.

Mit Unterstützung der Provinz Noord-Brabant, der Stadt Tilburg und des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft, von Fund 21, vom Prince Bernard Culture Fund, der Zabawas Foundation und der TU Delft.

Nicht verpassen:

Kurzer Video-Trailer auf der Ausstellungsseite des Museums

Info:

14. Oktober 2023 – 7. April 2024

Is it alive?

TextielMuseum
Goirkestraat 96
5046 GN Tilburg
Niederlande

www.textielmuseum.nl

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Quinery – Interlaced in diversity

Vor einem Jahrzehnt schlossen sich Künstlerinnen nach ihrem gemeinsamen ‘Embroidery’-Studium an der Universität Middlesex in London zur Gruppe ‘Quinary’ zusammen. Bestehend aus vier Engländerinnen und zwei Deutschen, haben sie ihre Talente zu einem harmonischen Mix aus Kulturen und Erzählungen verwoben. Ihre jährlichen Präsentationen finden in England und Deutschland in Galerien, Kapellen sowie Kirchen statt. Die Gegenüberstellung zeitgenössischer Kunst mit historischen Hintergründen fügt Bedeutungsebenen hinzu und fördert Verbindungen über Zeit und Raum hinweg.

Flyer
Ausstellung ‘Quinery – Interlaced in diversity’, ATELIER|rothpauser, Sankt Martin 2023
Foto freundlicherweise von Monika Brückner zur Verfügung gestellt

Mit ‘Interlaced in diversity’ präsentiert Quinary im ATELIER rothpauser in Sankt Martin noch bis zum 29. Oktober 2023 Arbeiten, die Vielfalt und Gemeinschaft, unsere westeuropäische Geschichte, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Reisen, die Diversität der Völker Westeuropas und gemeinsame Traditionen thematisieren.

Arbeit von Monika Brückner, Detail
Ausstellung ‘Quinery – Interlaced in diversity’, ATELIER|rothpauser, Sankt Martin 2023
Foto freundlicherweise von Monika Brückner zur Verfügung gestellt

In ihrer Zusammenarbeit hauchen sie den Fäden der Geschichte, Kultur und persönlichen Erzählung Leben ein und schaffen eine Verbindung durch die Kunst der ‘Verwobenen Vielfalt’. In einer Welt, die nach Verbindungen sucht, steht ihre künstlerische Reise als Zeugnis für die Kraft der Kreativität, Grenzen zu überwinden und Geschichten zu weben, die über Nationen hinweg mitschwingen.

Vielen Dank an Monika Brückner für diesen Tipp!

Info:

6. September – 29. Oktober 2023

Quinery – Interlaced in diversity

KUNSTPFADE e.V.
im ATELIER|rothpauser
Kirchstrasse 5
67487 Sankt Martin
Deutschland

www.kunstpfade.de
www.instagram.com

Flyer

Öffnungszeiten:
Fr, Sa, So: 15 – 17 Uhr

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Hut & Nadel. Chic & Charme.
Historische Hüte und Hutnadeln aus den Sammlungen Schill und Weinhold

Noch bis 29. Oktober 2023 präsentiert das Museum für Angewandte Kunst in Gera eine vielfältige Sonderausstellung mit eleganten Hüten und filigranen Hutnadeln.

Plakat
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die schnelllebige Mode Ende des 19. Jahrhunderts beeinflusste nicht nur die Kleidung, sondern auch deren Accessoires. Um die immer grösser werdenden Hüte an den Köpfen der Damen festzuhalten, kamen Hutnadeln in Gebrauch. Zwischen 1880 und 1920 erfasste der Modetrend, eine Hutnadel zu tragen, ganz Westeuropa, Amerika und Kanada.

Ausstellungsansicht
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Anfangs nur wenige Zentimeter lang und mit einem einfachen Knopf als Endstück, variierten die Nadeln aus Eisen oder Stahl bald in einer Länge von 20 bis 40 Zentimetern. Ihr Ende bekam oft eine Verzierung aus verschiedenen Materialien. Ein neuer Zweig der kunsthandwerklichen Gestaltung erschuf verschiedenste Formen der Nadelenden und neu entstandene Fabrikationszentren wie Gablonz widmeten sich diesem Modeaccessoire.

Ausstellungsansicht
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als in den Jahren des Ersten Weltkrieges die Hüte kleiner wurden und in den 1920er Jahren die neuen ‘Topfhüte’ fest auf den modernen Bubiköpfen sassen, verloren die Hutnadeln ihre Bestimmung und gerieten aus dem Blickfeld der Mode.

Ausstellungsansicht
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Heute fast vergessen, zeigen über 600 Hutnadeln aus der Sammlung Weinhold die Vielfalt ihrer kreativen Ausgestaltung. Sie werden ergänzt durch passende Kopfbedeckungen aus dem Bestand der Hutsammlung Schill, des Museum für Angewandte Kunst sowie um Mode, Accessoires und Illustrationen, welche die Epoche der Moderne zwischen viktorianischem Zeitalter und den Goldenen Zwanzigern lebendig werden lassen.

Ausstellungsansicht
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Dass Hutnadeln auch Geschichte schrieben und als Mordwaffe in Krimis vorkommen, ist ebenfalls in der Ausstellung zu entdecken.

Ausstellungsansicht
‘Hut & Nadel. Chic & Charme.’, Museum für Angewandte Kunst Gera, 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein Projekt des Fördervereins ‘Freunde des Ferberschen Hauses e .V.’ mit dem Museum für Angewandte Kunst Gera.

Info:

9. August – 29. Oktober 2023

Hut & Nadel. Chic & Charme.
Historische Hüte und Hutnadeln aus den Sammlungen Schill und Weinhold

Museum für Angewandte Kunst
Greizer Strasse 37-39
07545 Gera
Deutschland

www.gera.de

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Tod und Teufel
Faszination des Horrors

Nichts für Zartbesaitete ist die grosse Herbstausstellung am Düsseldorfer Kunstpalast, die noch bis 21. Januar 2024 zu sehen ist: Hier verbreiten Tod und Teufel Angst und Schrecken. Dem Unbehagen, das einige der Ausstellungsstücke auszulösen vermögen, steht jedoch eine lustvolle Faszination, manchmal gar ein humorvoller Zugang gegenüber. Das häufig als seicht abgewertete Genre des Horrors wird in dieser Schau reevaluiert, die historischen Ursprünge ebenso beleuchtet, wie der zeitgenössische Gebrauch seiner Symbole in Mode, Musik, Film und bildender Kunst.

Lady Gaga, Born This Way, 2011, Plattencover
Courtesy Universal Music International, Interscope Records
Ausstellung ‘Tod und Teufel. Faszination des Horrors’, Kunstpalast, Düsseldorf 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Horror und Grauen beschäftigen die Menschheit seit eh und je. Erstmals geht mit Tod und Teufel eine epochen- und spartenübergreifende Ausstellung dieser ungebrochenen Anziehungskraft nach. Das Spektrum der gezeigten 120 Werke reicht von klassischer Malerei und Skulptur bis zu aufwendigen Installationen.

Fantich & Young, Apex Predator, Alpha Tote bag
Knochen, Haar, Zähne, Darwinian Voodoo Collection, 2014, © Fantich & Young
Ausstellung ‘Tod und Teufel. Faszination des Horrors’, Kunstpalast, Düsseldorf 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Ein Prolog zu Beginn der Präsentation veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von Tod und Schrecken geprägt ist. Dabei spannt sich der Bogen von den fantastischen Dämonen der Renaissance, die sündiges Verhalten anmahnen, über die Landschaften der Romantik, die von Ruinen und Schatten durchdrungen sind, bis hin zu den spannungsgeladenen Figuren, die in frühen Horrorfilmen des 20. Jahrhunderts lauern. Als Teil eines ‘kannibalischen’ Genres, das seine eigenen Symbole, Charaktere und Themen immer wieder neu aufgreift, dienen diese historischen Beispiele zur Kontextualisierung der zeitgenössischen Interpretationen des Grauens.

Albrecht Dürer: Ritter, Tod und Teufel
Kupferstich, 24,6 x 19 cm, 1513, Kunstpalast, Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf (NRW)
Ausstellung ‘Tod und Teufel. Faszination des Horrors’, Kunstpalast, Düsseldorf 2023
Foto: © Kunstpalast- LVR-ZMB – Annette Hiller, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Im Hauptteil der Schau bringt die Ausstellung Werke aus den letzten zwei Jahrzehnten zusammen und lässt vielfältige Adaptionen von Strategien und Protagonisten des Horrors erkennen. Wie keine andere Subkultur war ab dem späten 20. Jahrhundert die Goth-Szene für einen ästhetischen Kanon prägend. Aufgegriffen von Designerinnen und Designern wie Rei Kawakubo, Rick Owens oder Viktor & Rolf fanden Facetten der Goth-Mode zunächst Eingang in die High Fashion, um später fast zum Mainstream zu werden. Musikgenres des Metal und Rock, die am engsten thematisch und symbolisch mit Tod und Teufel verbunden sind, haben sich auf globaler Ebene weiterentwickelt und neue politische Kontexte und musikalische Einflüsse integriert. Auch im Horrorfilm ist die Auflösung der Grenzen spürbar – in Bezug auf Genres ebenso, wie hinsichtlich der Frage, wo die wahre Quelle des Horrors liegt und wer eigentlich gut und wer böse ist.

Mary Sibande: To Everything There is a Season, 2019
Fotografie, 200 x 136 cm, Galerie Kavi Gupta, © Mary Sibande
Ausstellung ‘Tod und Teufel. Faszination des Horrors’, Kunstpalast, Düsseldorf 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

In der bildenden Kunst schliesslich beschäftigen die Themen Tod, Unheil, groteske Körper und grenzüberschreitende Mischwesen zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler weiterhin. Sie bedienen sich eines breiten und widersprüchlichen Spektrums an Ansätzen und ihre Werke können von Angst über Ekel bis hin zu Humor und Romantik unterschiedlichste Emotionen und Assoziationen bei den Betrachtenden hervorrufen.

Eliza Douglas: ohne Titel
Öl auf Leinwand, 210 x 160 cm, 2023, Kunstpalast, © Eliza Douglas
Ausstellung ‘Tod und Teufel. Faszination des Horrors’, Kunstpalast, Düsseldorf 2023
Foto: Marc Domage, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung im Kunstpalast vereint Exponate aus Mode, Kunst, Musik und Film. Präsentiert werden Arbeiten von so verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern wie Rei Kawakubo, den Chapman Brothers, Billie Eilish, Lars von Trier, Berlinde de Bruyckere, Mary Sibande und vielen anderen. Death Metal und die blutgefüllten Turnschuhe von MSCHF treffen auf Beiträge von Andres Serrano und Eliza Douglas. Gemeinsam ist diesen Werken ein kanonisierter Regelbruch, der die Grenzen der Gesellschaft überschreitet, unter die Haut geht und die Fantasie beflügelt.

Info:

14. September 2023 – 21. Januar 2024

Tod und Teufel
Faszination des Horrors

Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
Deutschland

www.kunstpalast.de

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Auf Abwegen – Gerät + Schmuck am Rande der Vernunft in der zeitgenössischen Gold- und Silberschmiedekunst

Ab dem 6. Oktober 2023 zeigt das Schmuckmuseum Pforzheim die Ausstellung ‘Auf Abwegen – Schmuck und Gerät am Rande der Vernunft’, kuratiert von Ellen Maurer Zilioli.

Plakat
Ausstellung ‘Auf Abwegen.’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Kuratorin schreibt über die Ausstellung:

‘Gold- und Silberschmiedekunst stützen sich seit Jahrhunderten auf eiserne Grundsätze, die den Vertretern der Zunft in Fleisch und Blut übergehen und das ästhetische Handeln regulieren. Entsprechend sieht das Panorama aus: moderate Innovationen, leise Andeutungen formaler Abweichungen, zuweilen frechere Ausbrüche, vereinzelte meisterhafte künstlerische Einzelgänge.

Sawa Aso: Halsschmuck Alltagslöcher 1, 2019
Ausstellung ‘Auf Abwegen’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023/24
Foto: Sawa Aso, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Auf Abwegen’ führt dagegen in ein Neuland jenseits bekannter Pfade und kunsthandwerklicher Vernunft. Sie beleuchtet die provokativen und wagemutigen Äusserungen einer experimentierfreudigen Szene, die mit klassischen Konzepten von Gefäss, Gerät und Schmuck aufräumt – tiefsinnig und vieldeutig.’

David Clarke: STASH, 2020
Courtesy Galerie Zink Waldkirchen & David Clarke
Ausstellung ‘Auf Abwegen’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Wo hört der Nutzen auf, und wo beginnt das Spiel jenseits der Funktion? Es ist längst nichts Neues mehr, dass einige Vertreterinnen und Vertreter der zeitgenössischen Silber- und Goldschmiedekunst den klassischen Kanon ihrer eigenen Disziplin, ihrer historischen Wurzeln und Traditionen hinterfragen. Da entstehen wilde Dinge, die gold- und silberschmiedische Tabus verletzen, die von Ungehorsam, von Regelverletzung zeugen. ‘Da geraten goldene Regeln ins Wanken, ästhetische Normen werden diskutiert oder persifliert. Das Gerät, der Schmuck, das Objekt verwandeln sich in Paraphrasen ihrer jeweiligen Materie’, erläutert Kuratorin Ellen Maurer Zilioli. Gesellschaftliche, kulturelle, politische Kritik begleiten diese Tendenzen.

Carolina Hägg: Teapot, 2013
Ausstellung ‘Auf Abwegen’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023/24
Foto: Christian Habetzederpg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Schau zeigt Schmuck, Gerät und Objekte, die übliche Sichtweisen in Frage stellen. Beteiligt sind insgesamt 28 Künstlerinnen und Künstler, darunter Karen Pontoppidan und David Clarke, Myra Mimlitsch-Gray, Beatrice Brovia oder Nicolas Cheng.

Anders Ljungberg: Objekt Handled #4, 2016
Ausstellung ‘Auf Abwegen’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023/24
Foto: Anders Ljungberg, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sie alle bewegen sich in einem Zwischenraum, der kulturelle Verkoppelungen erlaubt. Ihre Objekte, ihre Formfindungen lassen sich auf diesem feinen Grat ansiedeln, wo Definitionen und herkömmliche Vorstellungen das Fundament eines höchst intelligenten und vielschichtigen Nachdenkens zum Gerät, Gefäss und zum Schmuck überhaupt bilden, aber gleichzeitig immer verlassen oder modifiziert werden.

Kuratiert von Ellen Maurer Zilioli

Katalog erhältlich

Vom 19. Mai bis zum 22. September 2024 wird die Ausstellung im CODA Museum in Apeldoorn zu sehen sein.

Auch interessant:

Bitte beachten Sie auch die virtuelle Ausstellung Herta Gebhart – ‘Coco Chanel aus Westfalen’ des Schmuckmuseums Pforzheim, weiter unten zu finden.

Info:

6. Oktober 2023 – 11. Februar 2024

Auf Abwegen – Gerät + Schmuck am Rande der Vernunft in der zeitgenössischen Gold- und Silberschmiedekunst

Schmuckmuseum Pforzheim
Jahnstrasse 42
75173 Pforzheim
Deutschland

www.schmuckmuseum.de

Eröffnung:
Do, 5. Oktober 2023, 19 Uhr

***

Yggdrasil, der Weltenbaum
Friedensstickereien 2023

Ab dem 22. Oktober 2023 präsentiert Zürcher Stalder an seinem Kulturort Garnlager in Lyssach die neue Auflage der Ausstellungsreihe ‘Friedenssticken’, diesmal unter dem Thema ‘Yggdrasil, der Weltenbaum’.

Stickerei aus der Ausstellung ‘Yggdrasil, der Weltenbaum. Friedensstickereien 2023’, Kulturort Garnlager, Lyssach 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Künstlerin Ingrid Eggimann-Jonsson, die jährlich das Thema fürs Friedenssticken vorbereitet, ist fasziniert vom Weltenbaum, der alles umfasst. Yggdrasil wird auch Weltenesche genannt und verkörpert in der nordischen Mythologie den ganzen Kosmos. Er ist der Sage nach, der erste Baum der Welt und seine Äste ragen über alles. Seine Wurzeln verbinden die ‘Oberwelt’, die ‘Unterwelt’ und die ‘Erde’ miteinander.

Stickerei aus der Ausstellung ‘Yggdrasil, der Weltenbaum. Friedensstickereien 2023’, Kulturort Garnlager, Lyssach 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Viele alte Geschichten und Mythen erwähnen den Weltenbaum. Für Ingrid Eggimann-Jonsson symbolisiert er die Zusammenhänge zwischen allem, ob Gut oder Böse. Sie möchte mit diesem fantasievollen Thema den Anstoss geben aus dem Vollen zu schöpfen und sich in der Stickerei auszuleben.

Stickerei aus der Ausstellung ‘Yggdrasil, der Weltenbaum. Friedensstickereien 2023’, Kulturort Garnlager, Lyssach 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am diesjährigen Friedenssticken wurden dazu aufgefordert, sich zu überlegen, was sie fasziniert und dies in Form ihrer ganz persönlichen Weltenbaum-Stickerei festzuhalten.

Stickerei aus der Ausstellung ‘Yggdrasil, der Weltenbaum. Friedensstickereien 2023’, Kulturort Garnlager, Lyssach 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Aktion Friedenssticken findet in der Schweiz schon zum 9. Mal statt und geht auf die Initiative einer schwedischen Stickgruppe zurück.

Arbeit von Ingrid Eggimann-Jonsson
Ausstellung ‘Yggdrasil, der Weltenbaum. Friedensstickereien 2023’, Kulturort Garnlager, Lyssach 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die langsame Tätigkeit der Herstellung einer Handstickerei steht im starken Kontrast zur heutigen ‘schnellen’ Gesellschaft und insbesondere auch zur Produktion der sogenannten ‘Fast Fashion’, welche eine beispiellose Ressourcenverschwendung und Ausbeutung von Menschen mit sich bringt. Die Stickerinnen und Sticker setzen mit ihren Arbeiten ein Zeichen für mehr Achtsamkeit und Entschleunigung und sie solidarisieren sich mit anderen Stickerinnen und Stickern auf der ganzen Welt.

Auch interessant:

Die vorhergehende Ausstellung ‘Die Wayuu’ wurde bis zum 6. Oktober 2023 verlängert.
Nähere Info ist auf der Website zu finden.

Info:

22. Oktober – 12. November 2023

Yggdrasil, der Weltenbaum
Friedensstickereien 2023

Kulturort Garnlager
Gewerbestrasse 9
4321 Lyssach
Schweiz

www.kulturortgarnlager.org

Vernissage:
So, 22. Oktober 2023, 14 Uhr

Öffnungszeiten:
Mo – So: 13.30 – 17 Uhr

Während der Öffnungszeiten der Ausstellung ist auch der Lagerladen von Zürcher Stalder AG geöffnet.

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Moki Cherry – A Journey Eternal

Noch bis zum 3. März 2024 zeigt das Moderna Museet Malmö die Ausstellung ‘Moki Cherry – A Journey Eternal’ und widmet der schwedischen Künstlerin damit die bislang grösste Präsentation ihrer Werke. Moki Cherrys (1943–2009) farbenfrohe Kunst vereint Malerei, Skulptur, Textilien, Mode und Bühnenbild. Alltag und Kunst werden miteinander verknüpft: Ein Musikinstrumentenkoffer dient als Träger für ein Gemälde, Reisetaschen werden zu textilen Collagen umgearbeitet und Zeichnungen formulieren ein Weltbild, bei dem die Natur im Mittelpunkt steht. Moki Cherry charakterisierte dieses grenzüberschreitende Werk mit der Beschreibung: ‘Die Bühne ist ein Zuhause, und das Zuhause ist eine Bühne.’

Moki Cherry: D.C., 1981
Ausstellung ‘Moki Cherry – A Journey Eternal’, Moderna Museet Malmö 2023/24
Foto: Prallan Allsten/Moderna Museet Bildupphovsrätt 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Moki Cherrys facettenreiche Kunst fasziniert durch ihre farbenfrohe Ausdrucksweise, ihr Engagement für ihre Umgebung, wie sie zur Teilnahme ermutigte und nach Wegen suchte, gleichzeitig Mutter und Künstlerin zu sein. Ihre Kunst könnte als Bestandteil von Konzerten in Paris, Kopenhagen oder auf dem Land Schonens präsentiert werden. Durch die Präsentation ihrer Kunst ausserhalb von Kunstgalerien und Theaterbühnen, beispielsweise an Orten wie ihrem eigenen Zuhause, löste Moki Cherry Hierarchien zwischen öffentlich und privat sowie zwischen Gestalter und Betrachter auf. Kinder, ihre eigenen und die anderer, machten mit und waren gleichzeitig auch Publikum.

Moki Cherry: Spirit, 1976
© Tom Van Eynde, Corbett vs Dempsey Bildupphovsrätt 2023
Ausstellung ‘Moki Cherry – A Journey Eternal’, Moderna Museet Malmö 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Moki Cherry war in den 1970er Jahren praktizierende Buddhistin und die buddhistische Philosophie hatte einen lebenslangen Einfluss auf sie. Ihre Arbeit wurde von Kunst- und Kulturgeschichte sowie spirituellen Bewegungen westlicher und östlicher Traditionen beeinflusst. Auch ihre ausgedehnten Reisen und internationalen Kooperationen inspirierten ihre Arbeit. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Idiom, das von menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen bewohnt wird. Spätere Werke weisen Spuren des Kubismus und abstraktere Formen auf.

Ausstellungsansicht
‘Moki Cherry – A Journey Eternal’, Moderna Museet Malmö 2023/24
Foto: Helene Toresdotter/Moderna Museet Bildupphovsrätt 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Monika Marianne Karlsson (1943–2009), besser bekannt unter dem Namen Moki Cherry, wurde im Norden Schwedens geboren, wuchs in Schonen, im Süden des Landes gelegen, auf und zog 1962 nach Stockholm, um Mode zu studieren. 1970 baute sie eine ehemalige Schule in Tågarp in ein Heim für die Familie sowie einen Treffpunkt für Musik, Theater, Kinderaktivitäten und Kunst um.

Ausstellungsansicht
‘Moki Cherry – A Journey Eternal’, Moderna Museet Malmö 2023/24
Foto: Helene Toresdotter/Moderna Museet Bildupphovsrätt 2023, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zusammen mit ihrem Mann, dem Musiker Don Cherry, gründete sie die Organic Music Society (1966–77), die sie in einem Brief schwärmerisch als das grösste Ereignis der Kunstszene seit dem Russischen Ballett (1909–1929) beschreibt, ein Vergleich, der ihr Ziel einer integrierten, interdisziplinären Kunst (Gesamtkunstwerk) und einer Verschmelzung künstlerischer Genres unterstreicht. Ab den späten 1970er Jahren verbrachte sie ihre Zeit zwischen Tågarp und New York.

Don, Moki and Eagle-Eye Cherry, Atelier des Enfants, Children’s workshop with tapestries by Moki, Centre Beaubourg, Paris, 1974
© Cherry Archive, Estate of Moki Cherry Bildupphovsrätt 2023
Ausstellung ‘Moki Cherry – A Journey Eternal’, Moderna Museet Malmö 2023/24
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Moki Cherry verbindet eine lange Geschichte mit dem Moderna Museet. 1971 nahmen sie und Don Cherry an der Ausstellung ‘Utopias and Visions 1871-1981’ teil und erhielten dort die Gelegenheit, eine Gesamtinstallation zu schaffen – eine dynamische, lebendige Umgebung, in der Musik, Kunst und Alltag gleichzeitig stattfanden. Der Ausstellungstitel des Moderna Museet Malmö, ‘A Journey Eternal’, ist der 1971 erschienenen Publikation entnommen. Dies sind die letzten Worte eines mäandrierenden Textes von Moki Cherry, in dem sie ihrer ganzheitlichen Weltanschauung Worte verleiht. Das Moderna Museet in Stockholm zeigte 2016 eine Ausstellung mit Werken von Moki Cherry. Daneben hatte sie eine Reihe von nationalen und internationalen Ausstellungen. Die derzeitige Ausstellung im Moderna Museet Malmö präsentiert ein umfassendes Bild ihrer Arbeit.

Kuratoren: Elisabeth Millqvist und Andreas Nilsson

Info:

23. September 2023 – 3. März 2024

Moki Cherry – A Journey Eternal

Moderna Museet Malmö
Ola Billgrens plats 2-4
211 29 Malmö
Schweden

www.modernamuseet.se

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re:pair FESTIVAL Wien

Wie bereits in den Ausstellungstipps September 2023 kurz angekündigt, findet nach dem grossen Erfolg des letztjährigen re:pair FESTIVAL ab dem 13. Oktober 2023 eine zweite Ausgabe an drei Stationen in Wien mit einem reichhaltigen Programm statt. Ziel ist es, die Kultur der Reparatur aufzuwerten und wiederzubeleben. Dazu passend liegt ein Schwerpunkt des Programms auf dem Thema Fashion mit den Maximen: Weniger konsumieren, Second Hand kaufen, Kleider tauschen und vor allem reparieren und ändern.

Key Visual
re:pair FESTIVAL Wien
Foto freundlicherweise von der Veranstalterin zur Verfügung gestellt

Fast Fashion ist für einen hohen Ressourcenverbrauch, massiven CO2-Ausstoss, ausbeuterische Arbeitsbedingungen und extreme Umweltverschmutzungen verantwortlich – vor allem in Asien, aber auch in Afrika. Daher: Buy less – repair more! Denn je weniger und qualitativ hochwertigere Kleidung wir konsumieren, desto besser ist es für unsere Umwelt. Denn Fast Fashion heizt die Klimakrise an!

Reparatur ist ein mächtiges Instrument, um der Klimakrise entgegenzutreten und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten. Reparatur ermöglicht die effizientere Nutzung von Produkten und einen achtsameren Umgang mit unseren Ressourcen. Und sie lässt sich hervorragend in den eigenen Alltag integrieren. Deshalb wird den Besucherinnen und Besuchern des Festivals sowohl theoretisches Wissen als auch praktisches Können vermittelt – denn händische Fertigkeiten und Reparaturtechniken sind Grundlage der Selbstermächtigung.

Um möglichst viele Interessierte zum Mitmachen zu inspirieren, wird das re:pair FESTIVAL an drei Kulturorten in Wien Station machen. Zum Volkskundemuseum, wo die Festivalzentrale 2022 war, kommen zwei der kulturellen Ankerzentren der Stadt hinzu. Drei Wochen – drei Spielorte: Das Festival startet am 13. Oktober 2023 im Kulturhaus Brotfabrik. Ab 21. Oktober, dem International Repair Day, gastiert es im Volkskundemuseum. Zum Abschluss läuft in den Soho Studios ein vielfältiges Programm, das mit einem Tanz-Workshop am 5. November 2023 endet. Das Programm ist für jeden Standort massgeschneidert.

Tina Zickler, die Initiatorin und Kuratorin des re:pair FESTIVALS Wien, hat insgesamt ein reichhaltiges und interessantes Programm erabeitet, ersichtlich auf der Website und im Flyer.

Info:

13. Oktober – 5. November 2023

re:pair FESTIVAL Wien
Wien
Österreich

www.repair-festival.wien

Programmflyer

Auch interessant:

In Berlin geht es ebenfalls um das Thema ‘Reparatur’, aber mit einem anderen Ansatz:

Die Ausstellung ‘The Great Repair’ präsentiert vor dem Hintergrund der gegenwärtigen ökologischen und sozialen Krisen über 40 Positionen aus Kunst und Architektur sowie Raumpraktiken, in denen Reparatur als neues Gestaltungsparadigma greifbar wird. Die Ausstellung wird am 13. Oktober 2023 in der Akademie der Künste eröffnet; sie setzt beim Gebäude am Hanseatenweg an und macht mit einem ungewöhnlichen Rundgang Prozesse und Räume der Instandhaltung und Pflege sichtbar.

Weitere Info:

www.adk.de

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Webermarkt

Zauberhafte Muster und individuelle Accessoires – Zum Forum für hochwertige Handwerkskunst wird das Museum Tuch + Technik in Neumünster am Samstag und Sonntag, 14. und 15. Oktober 2023: Beim Webermarkt gibt es individuelle und meist handgefertigte Kreationen aus feiner Seide, flauschigen Wollstoffen und rustikalen Leinen- und Baumwollgeweben – aber auch aus Leder, Filz oder Papier.

Flyer
Webermarkt, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Mit dabei sind in diesem Jahr gut 30 Aussteller*innen aus ganz Deutschland, eine Weberin kommt aus Dänemark, eine weitere Textilkünstlerin aus Schweden. Eine Fach-Jury hat die Teilnehmer*innen nach handwerklicher Qualität und künstlerischer Handschrift ausgewählt.

Fischgrat
Webermarkt, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Elblinnen, Anne Andersson, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Im Rahmenprogramm sind Spinn- und Webvorführungen geplant – die Handwerkerinnen und Handwerker lassen sich dabei gerne über die Schulter schauen und beantworten Fragen der Besucherinnen und Besucher rund um das alte Handwerk.

Petra Klischat: Beerenwesen
handgefilzte Wolle, ca. 25 cm hoch
Webermarkt, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Michael Marczok, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Bereits am Eröffnungsabend kann man an den Ständen stöbern und vielleicht schon das erste Lieblingsstück ergattern. Der Eintritt am Eröffnungsabend ist frei. Die Eintrittskarten am Samstag sind gültig für zwei Tage.

Info:

14. – 15. Oktober 2023

Webermarkt

Museum Tuch + Technik
Kleinflecken 1
24534 Neumünster
Deutschland

www.tuchundtechnik.de

Flyer

Eröffnung:
Fr, 13. Oktober 2023, 19 Uhr

Öffnungszeiten:
Sa/So: jeweils 10 – 18 Uhr

***

GRASSIMESSE

Die vom 20. – 22. Oktober 2023 im Leipziger GRASSI Museum stattfindende GRASSIMESSE gilt als eine der führenden internationalen Verkaufsmessen für angewandte Kunst und Design, als Treff für Kreative, Galerien, Fachleute, Besucherinnen und Besucher aus ganz Europa.

Dietlind Wolf (Lübeck): Weisse Schatten Serie, 2022
Porzellan, Steinzeug, aufgebaut, überformt, H 10-31 cm
Gabi Veit (Italien): Löffel
Foto: Gabi Veit, Dietlind Wolf, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Grassimesse lädt zum Schauen, Kaufen und Informieren ein und zeigt Neuestes aus den Bereichen Schmuck und Accessoires, Keramik, Porzellan, Mode und Textil, Möbel und Holz, Metall, Glas und Papier.

Susanne Elisabeth Schmitt (Darmstatt): Falter aus der Reihe ‘Alles wird Hut’, 2022
Reinwollfilztuch, Nähgarn, genäht, H 51 B 22 T 23 cm
Foto: Schmott Studios, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

140 Ausstellerinnen und Aussteller aus acht europäischen Ländern sowie aus Südkorea, Taiwan, Japan, Südafrika und Israel sind diesmal ausgewählt worden. Darüber hinaus präsentieren sieben Hochschulen aus Italien und Deutschland hochinteressante Semesterprojekte. Etwa ein Drittel der Ausstellenden sind Newcomer.

Info:

20. – 22. Oktober 2023

GRASSIMESSE

GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig
Deutschland

www.grassimesse.de
www.grassimak.de

Öffnungszeiten:
Do, 19. Oktober: 19 – 21.30 Uhr, freier Rundgang
Fr + Sa: 10 – 19 Uhr
So: 10 – 18 Uhr

***

The Knitting & Stitching Show

Ein ganz umfassendes Angebote an Materialien aus fast allen Handarbeitsbereichen zeichnet die Knitting & Stitching Shows aus – eine Gelegenheit, um auch selten Angebotenes zu finden.

Aber auch die Ausstellungen sind einen Besuch wert. So sind beispielsweise die beiden britischen Textilkünstlerinnen Jan Beaney und Jean Littlejohn vertreten, die auch international ein grosses Renommée geniessen. Es gibt die Gemeinschaftsausstellung ‘Rhythms & Reflections’ und sie sind am Do, 5. Oktober 2023 um 14 Uhr im Creative Living Theatre zu erleben.

Auch Ausstellungen wie ‘Illuminate’ der Gruppe ‘Art Textiles: Made in Britain‘ schaut sehr vielversprechend aus. Die Mitglieder lesen sich wie ein Who’s Who: Bethan Ash, Louise Baldwin, Jessica Grady, Cas Holmes, Rosie James, Edwina Mackinnon, Sandra Meech, Sylvia Paul, Stephanie Redfern, Christine Restall und Sarah Waters. Bilder sind auf der Website des Veranstalters zu bewundern. Und hier kann man weiter stöbern und schöne Entdeckungen machen!

Info:

5. – 8. Oktober 2023

The Knitting & Stitching Show

Alexandra Palace
Alexandra Palace Way
Wood Green, London
N22 7AY
England

www.theknittingandstitchingshow.com

***

Quilt Fest 2023

Der Höhepunkt im Jahr ist für die Patchwork Gilde Austria das Quilt Fest, das – jedes Jahr an einem anderen Ort stattfindend – umfassende Ausstellungen mit Werken der Mitglieder, Workshops und Möglichkeiten zum Einkaufen und zum persönlichen Austausch bietet. 2023 ist das Bundesland Kärnten an der Reihe. Man freut sich sehr auf das Wochenende 7. – 8. Oktober 2023 in Gmünd.

Info:

7. – 8. Oktober 2023

Quilt Fest 2023

Patchwork Gilde Austria
9853 Gmünd, Kärnten
Österreich

www.patchworkgilde.at

***

Herta Gebhart – ‘Coco Chanel aus Westfalen’
Das Schmuckmuseum Pforzheim präsentiert die Online-Fotoausstellung

Über Herta Gebhart (1919-2017), die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, hat das Schmuckmuseum Pforzheim eine virtuelle Fotoausstellung konzipiert – eine Empehlung!

Herta Gebhart
Virtuelle Ausstellung Herta Gebhart – ‘Coco Chanel aus Westfalen’, Schmuckmuseum Pforzheim 2023
Foto: privat, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

In unterschiedlichen virtuellen Räumen können sich Besucherinnen und Besucher in aufregenden zehn Minuten durch die multimedial inszenierte Schau bewegen, die sich von Raum zu Raum steigert. Die Kreationen der Modeschöpferin lassen sich eingehend betrachten. Raffiniert geschnittene Kleider sind passgenau mit Accessoires wie Taschen, Schirmen oder Hüten bis hin zu Perücken kombiniert, stets akzentuiert mit extravagantem Schmuck von Friedrich Gebhart, ihrem Lebens- und Arbeitspartner.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

‘Als wir von der Familie umfangreiches Informationsmaterial über Herta Gebhart aus deren Nachlass erhielten, waren wir sofort Feuer und Flamme, es der Öffentlichkeit über eine Online-Fotoausstellung zugänglich zu machen’, erläutert die Leiterin des Schmuckmuseums, Cornelie Holzach. Was Besucher des Schmuckmuseums vor Ort analog vorfinden, ist in diesem Projekt erstmals vollkommen digital – der Ort, die Exponate, die Präsentation und die Ausstellung als solche. Konzipiert haben die Schau, unter der Leitung von Cornelie Holzach, Katja Poljanac vom Schmuckmuseum und der Designer Kay Prühs, der die virtuellen Räume gestaltet hat.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

Über Herta Gebhart
Herta Gebhart war ein Multitalent. Ursprünglich Metallografin, gab sie diesen Beruf als junge Frau auf, um auf die Modeschule in Frankfurt zu gehen. Ihren Eltern gegenüber verschwieg sie diesen Schritt und finanzierte sich mit nächtlichen Näharbeiten. Nach dem Abschluss machte sie sich in Frankfurt zusammen mit ihrem Mann Friedrich Gebhart, einem Goldschmied, selbständig. Nach Jahren in Münster erlernte sie von ihrem Mann sogar noch das Goldschmieden.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

Das Künstlerpaar überzeugte mit anspruchsvollen Schmuckschauen und bei Ausstellungen im In- und Ausland. Es entstanden die formvollendeten Schmuck-Kleid-Kombinationen, ohne kommerzielle Zwänge, die Herta Gebhart sich auf den Leib schneiderte und für die sie später prämiert wurde. Sogar Taschen und Schirme entstanden in ihrem Atelier und sie erhielt auch dafür Auszeichnungen.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

Zu den virtuellen Ausstellungsräumen
Die virtuelle Ausstellung in futuristischer Anmutung atmet den Geist der 1960er und 70er Jahre. Sie besteht aus sechs polygonalen Räumen, einem Smaragdschliff nachempfunden und aneinandergereiht wie an einer Perlenkette, die die Betrachter über trapezförmige Gänge einen nach dem anderen durchschreiten können. Diese sechs Räume spiegeln sechs entscheidende Lebensphasen von Herta Gebhart wider, vom ersten Kontakt mit der Modewelt über den Besuch einer Modenschau in Paris, ihr Leben in Frankfurt, die Beziehung zu ihrem Mann und ihre Erfolge bis zu ihrer eigenen Einstellung zu Leben und Arbeit als Frau in der Modewelt.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

Eigenheiten der Animation
Der Film hat keine sichtbaren Schnitte. Um das Leben Herta Gebharts auch stilistisch widerzuspiegeln, wird es im ersten Raum langsam hell, um Licht auf das Leben der Protagonistin zu werfen, das im letzten Raum unter einem leuchtenden Sternenhimmel, der eines Modestars würdig ist, wieder abdunkelt.

Impressionen der virtuellen Fotoausstellung des Schmuckmuseums Pforzheim über Herta Gebhart, die ‘Coco Chanel aus Westfalen’, 2023
Foto: Kay Prühs, freundlicherweise vom Schmuckmuseum zur Verfügung gestellt

Herta Gebhart als Stimme aus dem Off
Auf ihrem Rundgang durch die Ausstellung werden die Besucherinnen und Besucher von Herta Gebhart selbst geführt. Ihre Stimme aus dem Off, die einem WDR-Interview aus dem Jahr 2010 entstammt, wurde mit Hintergrundgeräuschen unterlegt, um einen auditiven Raum zu schaffen. So entstand beispielsweise durch das Geklapper einer mechanischen Schreibmaschine im ersten Raum ein Büro zu Kriegsende, im zweiten Raum mit dem Ankommen eines Zuges und einer französischen Durchsage ein Besuch in Paris etc. Die Geräusche im Hintergrund verleihen den Worten der Sprecherin ein imaginäres Bühnenbild und stellen ein Bindeglied zwischen ihren Erzählungen und den virtuellen Exponaten dar.

Info:

Die Fotoausstellung ist über das Onlineportal des Schmuckmuseums zugänglich:

www.schmuckmuseum-digital.de

***

… und dann gibt’s noch:

Ausschreibung:

9. EUROPÄISCHE QUILT-TRIENNALE

Die Textilsammlung Max Berk • Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg schreibt die 9. Europäische Quilt-Triennale europaweit aus.

Es werden insgesamt drei Preise vergeben:

▪ Doris Winter Gedächtnis-Preis für Innovation im Bereich Material, Technik und Entwurf in Höhe von € 5.000, gestiftet von der Unternehmensgruppe Betty Barclay
▪ Preis für Nachwuchsquilter*innen und Einsteiger*innen unter 40 Jahren, dotiert mit € 1.000
▪ Preis für Innovation im grossen Format (mind. 3 m², höchstens 4 m²), dotiert mit € 1.000

Die Preisträger*innen werden von der internationalen Jury bestimmt, der Nanna Aspholm-Flik, Deutschland/Finnland, Jette Clover, Belgien, Paulina Sadrak, Polen, Dr. Kristine Scherer, Kuratorin Textilsammlung Max Berk, Deutschland und Dr. Sabine Wilp, Deutschland angehören werden.

Ein Katalog wird erstellt.

Die Ausstellung wird voraussichtlich vom 23. Februar – 18. Mai 2025 in Heidelberg präsentiert und wird im Anschluss im Kreismuseum Zons (Deutschland) und im Textilmuseum St. Gallen (Schweiz) zu sehen sein; weitere Ausstellungen im In- und Ausland sind in Planung, so z.B. in Finnland.

Die Ausschreibungsunterlagen sind im Folgenden zu finden, auch Online-Anmeldungen sind möglich.

Ausschreibung in deutscher Sprache

Application in English

Conditions Concours en francais

Deadline/Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen: 1. Juli 2024

Info:

Textilsammlung Max Berk • Kurpfälzisches Museum
www.museum.heidelberg.de
E-Mail: kmh-textilsammlung-max-berk(at)heidelberg.de – bitte (at) durch @ ersetzen

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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