Beatrice Lanter
Die Textilkunstgalerie ‘art textil sent’ zeigt in ihrer 21. Ausstellung noch einmal Werke von Beatrice Lanter. Sie hat vor gut 10 Jahren die Reihe der Textilkunst-Ausstellungen in Sent im Unterengadin eröffnet und beschliesst sie nun wieder, denn für ‘art textil sent’ ist dies die letzte Ausstellung.
Fast 20 Textilkünstlerinnen haben in dieser Zeit ein breites Spektrum an textilem Schaffen zeigen dürfen. Es waren dies Elsbeth Nusser-Lampe, Inge Hueber, Ursula König, Katharina Della Chiesa, Cas Holmes, Anne Woringer, Rita Merten, Rosmarie Artmann, Lucia Lienhard mit den Bosna Quilts, Urte Hanke, Gabi Mett, Verena Sieber-Fuchs, Gudrun Müller-Mollenhauer, Regula Verdet-Fierz, Rita Zepf, Ursula Suter, Gina Ballinger, Monika Sebert und eben Beatrice Lanter.
‘Allen diesen Künstlerinnen ein grosses Danke für das Vertrauen’, sagt Beatrice Lanter und fährt fort: ‘Mit ihrer Energie haben sie ‘art textil sent’ mitgetragen.’
Die gute Qualität der gezeigten Werke haben viele Besucher*innen angelockt. Die Organisatoren, Beatrice und Albert Lanter, möchten sich an dieser Stelle bei allen Besucher*innen ganz herzlich für ihr Interesse und ihre Treue bedanken.
Was können Sie nun in der aktuellen Ausstellung sehen? Beatrice Lanter zeigt neben einigen neuen Arbeiten auch einen Überblick auf ihr Schaffen in der Vergangenheit. Sie spielt mit Farben, fügt viele kleinste Teile zu einem grossen Ganzen. Transparenz und Oberflächenstrukturen setzt sie ins richtige Licht. Hinten und Vorne werden in ihrem Werk oft zu gleichwertigen Playern.
Beatrice und Albert Lanter laden Sie herzlich zu dieser letzten Ausstellung bei ‘art textil sent’ ins Engadin ein.
Info:
26. August – 10. September 2023
Beatrice Lanter
Beatrice und Albert Lanter
Galerie art textil sent
Stron 277
7554 Sent
Schweiz
Öffnungszeiten:
täglich (ausser montags): 12 – 18 Uhr
Vernissage:
Sa, 26. August 2023, 14 Uhr
***
BlütenPracht
Blumen stehen für Wachstum, den Frühling und Sommer, versinnbildlichen Optimismus, Fröhlichkeit, Weiterbestehen und damit die Hoffnung. Sie vertreten die Schönheit der Natur mit einem faszinierenden Reichtum an Formen und einer Vielfalt an Farben. Von den verschiedenen Stadien der Blüte über die voll erblühte Blume bis zum Verblühen mit der Verfärbung und der Lösung der Blätter präsentiert jede Blume ein stets neues, der Transformation und der Vergänglichkeit unterworfenes Erscheinungsbild – jedes mit seiner ganz eigenen ästhetischen Komponente.
Die Galerie Handwerk in München möchte in ihrer neuen Ausstellung ‘BlütenPracht’ noch bis zum 29. Juli 2023 einen grossen, üppigen Blumenstrauss präsentieren. Die Vergänglichkeit ist überwunden, die Virtuosität der Naturnachahmung und der Reichtum der Fantasie können staunend verfolgt werden. Internationale Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen widmen sich in ihren Materialien Glas, Keramik, Metall, Papier, Textil, Wachs und in den Bereichen Mode und Schmuck dem Thema der Blume und interpretieren das Naturvorbild auf vielfältige Weise.
Was gibt es zu sehen?
Riesige Stoffblumen aus den Niederlanden, zierliche Seidenblüten aus Paris, England und Kopenhagen, fragile Blütengehänge aus Schweden und gestickte Blumen aus Frankreich.
Einfallsreiche Schraubenblumen aus Irland, feine Wachsblumen aus England, Strohflechtarbeiten aus Deutschland und Frankreich, Papierblumen aus Paris, Berlin und München und fantasievolle Hüte.
Blumen aus Keramik, Blütenzweige aus Glas, Perlenblumen und üppige Federblumen.
Grosse Tapisserien und Applikationen aus Belgien und Norwegen, Schmuck aus Deutschland, Finnland und Norwegen.
Viele Arbeiten wurden extra für die Ausstellung angefertigt. Eine Reihe französischer Ateliers werden vorgestellt, deren Blumen auch für die Haute Couture entstehen.
Viele weitere Fotos, Informationen und eine Teilnehmer*innenliste findet man auf der Website der Galerie.
Die Sommerausstellung der Galerie Handwerk findet im Rahmen des stadtübergreifenden Festivals ‘Flower Power’ statt, an dem noch viele weitere Institutionen in München teilnehmen.
Info:
23. Juni – 29. Juli 2023
BlütenPracht
Galerie Handwerk
Max-Joseph-Strasse 4
Eingang Ottostrasse
80333 München
Deutschland
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr: 10 – 18 Uhr
Do: 10 – 20 Uhr
Sa: 10 – 13 Uhr
An Sonn- und Feiertagen sowie am Fr, 21. Juli 2023 geschlossen.
Jeden Donnerstag um 18.30 Uhr Führung durch die Ausstellung.
Rahmenprogramm:
Do, 13. Juli 2023, 15 Uhr: Präsentation von Christiane Englsberger und Tien Nio Kho / Royal Feather Flowers
Fr, 14. Juli 2023, 16 Uhr: Vortrag ‘Die Blume in der Mode’, Dr. Michaela Braesel
Do, 20. Juli 2023, 18.30 Uhr: Deutsch-französische Führung durch die Ausstellung
Um Anmeldung wird gebeten.
Wöchentliche Blumenarrangements von Isolde Bazlen und Rita Schäftlmeier
***
Patricia Thoma
Schöner betörender Schein
Wie wir uns kleiden, ist Ausdruck unserer Persönlichkeit. Kleidung und Mode kommen unserer Freude am Schmückenden und Schönen entgegen und erlauben uns in neue Identitäten zu schlüpfen. Um sehr besondere Kleider-Skulpturen und um ein komplexes Beziehungsnetz aus Verwandlung und Täuschung, aus privatem Handeln und globalem Miteinander, geht es in der Ausstellung ‘Schöner betörender Schein’. Es ist eine Ausstellung, in der die Besucher*innen verführt werden und glauben, Kostbarkeiten zu sehen. Kostbarkeiten?
Die Berliner Künstlerin, Illustratorin und Autorin Patricia Thoma lädt derzeit im Neu-Ulmer Edwin Scharff Museum zu einem Augenschmaus aus prächtigen Festtagskleidern, erlesenen Roben und opulenten Kronleuchtern.
Ihre Kunst, die märchenhaften Reichtum und prunkvolle Feste assoziieren lässt, entpuppt sich erst auf den dritten Blick als Täuschung: All die kostbaren Kristalllüster, Brokatkleider und Seidenroben, all diese Arbeiten bestehen aus Müll. Die vermeintlich kunstvollen Gläser der farbigen Kronleuchter sind tatsächlich aufwendig verdrahtete Elemente aus PET-Flaschen. Die vorgeblichen Brautkleider bestehen aus feinst vernähten und bestickten Plastik- und Abfalltüten, die Roben aus gebügeltem und bemaltem Zeitungspapier. Echt sind nur Pelze und Pailletten − und die glamouröse Erscheinung dieser Objekte.
Wie schafft man aus Abfällen, Massen- und Billigware etwas, das wie eine seltene Kostbarkeit anmutet? Patricia Thoma bezirzt und verwirrt: Brautkleider wie Mülltüten − beide sind zum einmaligen Gebrauch gedacht. Es gehört zu den ältesten Kulturpraktiken, aus etwas Altem und wertlos Gewordenem etwas Neues zu schaffen. Dem Überfluss an Plastik- und Verpackungsmüll begegnet die Künstlerin auf ihren zahlreichen Reisen immer wieder. ‘Viele Verpackungen spiegeln die Ästhektik und Kultur des jeweiligen Landes wieder’, meint Patricia Thoma und findet sie viel zu schön zum Wegwerfen. Also sammelte sie sie.
Häufig im asiatischen Raum unterwegs, ist ihr aber auch die japanische Ästhetik des Wabi-Sabi − die Schönheit im Abgenutzten und Vergänglichen zu suchen − vertraut. Auch Thomas Zeichnungen von gesammelten Plastikflaschen oder wild wuchernden Gebäuden in Slums beharren auf der Schönheit des Vorgefundenen.
Patricia Thoma greift aber auch zu Zeitungspapier. ‘Zeitungen werden normalerweise nur einmal gelesen’, sagt sie und die darauf gedruckten Texte – oft aufwendig recherchiert und verfasst – erscheinen ihr ebenfalls zu schade, um sie einfach wegzuwerfen.
Dazu kommt, dass das Papierhandwerk in Asien eine lange Tradition hat. Und so passt es gut zusammen, dass die Künstlerin in einem weiteren Werk-Zyklus zwar nicht zu handgeschöpften Papieren, sondern zu weggeworfenen Zeitungen greift und durch Ritzen, Schneiden, Perforieren, Verkleben und Bemalen aussergewöhnliche Roben entstehen lässt. Sind sie für uns wertlos oder wertvoll? Wie bewegen wir uns in einem solchen Kleid? Wie verändert es unsere Haltung? Wie häufig lässt es sich ausbessern, bis es zerschleisst?
Ein solches Kleid zu tragen, ist etwas Besonderes, denn der Körper verschwindet hinter einer skulpturalen Hülle und die Bewegungen sind ganz anders als in unserer Alltagskleidung. Die Papierroben sind ihre ersten Arbeiten, die in Performances durch Tänzer*innen bewegt werden. ‘Es entstehen Sekunde für Sekunde wunderschöne Gemälde, die sich ständig wandeln und dann vergehen’, so die Beobachtung der Künstlerin, die sich durch die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit ganz berauscht fühlt.
Museumsleiterin Dr. Helga Gutbrod fühlt sich einerseits betört von den Werken und findet es zugleich verwirrend, wie hier gängige Wertemuster durcheinandergewirbelt werden. ‘Das, was andere Müll nennen, wird unter Ihren Händen zu etwas Seltenem und sehr Kostbaren’, lobt sie die Künstlerin in einem im Katalog abgedruckten Interview. Und so schliesst sich der Kreis: Nicht das ursprüngliche Material verdient das Label ‘kostbar’, aber die daraus geschaffenen Werke und vor allem die Idee und der künstlerische Prozess dahinter.
Neben der verblüffenden Sinnlichkeit von Patricia Thomas ‘upcycling’, regt die Ausstellung an, über das menschliche Bedürfnis nach Schönheit, aber auch über unser eigenes Handeln zwischen Wertschätzung und Verschwendung nachzusinnen und die Arbeiten in Bezug auf ökologische wie sozioökonomische Verantwortung zu reflektieren.
‘Schöner betörender Schein’ wendet sich gleichermassen an Kunstinteressierte wie an Kinder und ihre Familien. Ein von Patricia Thoma konzipierter Werkraum lädt ein, das Material Papier zu erkunden und selbst kreativ zu werden.
Ein besonderer, von der Künstlerin gestalteter, handgebundener Katalog ist in nummerierter Auflage erschienen und im Museum erhältlich.
Info:
27. Mai – 8. Oktober 2023
Patricia Thoma
Schöner betörender Schein
Edwin Scharff Museum
Petrusplatz 4
89231 Neu-Ulm
Deutschland
***
Zeitlos schön?
Tapeten der Jahrhundertwende
Noch bis zum 24. September 2023 zeigen die Kunstsammlungen Chemnitz erstmals eine repräsentative Auswahl aus dem kostbaren und bisher noch nie gezeigten eigenen Bestand an Tapeten aus der Zeit um 1900. Durch gezielte Ankäufe kompletter Musterkollektionen französischer Händler und durch umfangreiche Schenkungen – wie beispielsweise vom Chemnitzer Tapetenfabrikanten Max Langhammer – ergänzt, verfügt die Textil- und Kunstgewerbesammlung Chemnitz heute über 1000 Tapeten. Darunter befinden sich neben sächsischen, deutschen und österreichischen Fabrikaten auch vielzählige englische, amerikanische und französische Musterstücke.
Von künstlerischen Handdrucken bis zu maschinell angefertigten Blumenranken für den heimischen Salon werden mehr als 100 unterschiedliche Muster in den Ausstellungsräumen präsentiert. Mit üppigen Blütenarrangements, ornamental gestalteten Friesen oder auch streng geometrisch ausgerichteten Dekoren zeigen die Tapeten aus der Zeit um 1900, wie gehobene Eleganz für viele erschwinglich in den Lebensalltag einzog. Die Besucher*innen sind eingeladen, sich von den unendlichen Möglichkeiten der Musterung überraschen zu lassen, immersiv in tapezierte Räume einzutauchen, selber Muster herzustellen und sich die Frage ‘Zeitlos schön?’ zu stellen.
Die Ausstellung bietet einen Streifzug durch die bunte Wanddekoration in Deutschland, Frankreich, England, Österreich und den USA um 1900 an. Aus einfachen geometrischen oder der Natur entnommenen Stilelementen erschufen die Musterzeichner*innen ein rhythmisches Farb- und Formspiel. Einige Tapeten waren stilbildend, ihre Muster wirken noch heute zeitlos schön nach, andere wiederum waren für den schnellen Tapetenwechsel bestimmt.
Inspiriert von Langhammers Geschmack als Sammler wandelt die Ausstellung auf den Spuren internationaler Dekorationsmoden und stilistischer Einflüsse vom Historismus bis zum Jugendstil. Sie bietet Einblicke in die Produktion ausgewählter Fabriken nationaler und internationaler Bedeutung, wie Zuber et Cie. in Mulhouse, M. H. Birge & Sons in den USA und Ottokar Anderliks Fabrik Europa im sächsischen Hainichen. Entwürfe von den renommierten Künstler*innen Peter Behrens, Bruno Paul und Valerie Petter sind ebenso zu sehen wie englische Muster des Arts and Crafts und französische Velourstapeten.
Neben Tapeten bekannter Gestalter*innen wirft die Ausstellung auch einen Blick auf die Mustergestaltung und das Produkt ‘Tapete’ als Teil des häuslichen Interieurs. Nach Jahrzehnten der weissen Wände sind Tapeten auch heute wieder im Trend – Zeit, die Muster aus der Blütezeit der Tapetenfabrikation neu zu entdecken.
Diese ungewöhnliche Sammlung verdankt das Museum privaten Chemnitzer Industriellen wie Max Langhammer und Oskar Haebler. Langhammer war selbst Tapetenfabrikant in Chemnitz, aber auch Politiker und Vorstand des Industrievereins. Sein Einsatz für das Anlegen einer Mustersammlung, die den Vorläufer der heutigen Textil- und Kunstgewerbesammlung bildete, hatte einen ganz praktischen Zweck: Den örtlichen Musterzeichner*innen sollte die motivische und technische Entwicklung der Tapeten jenseits der eigenen Stadtgrenzen vorgeführt werden – die Inspiration sollte aus ganz Europa nach Chemnitz kommen.
Eine Publikation zur Ausstellung erscheint Ende August.
Die Ausstellung wird ergänzt durch ein umfangreiches Begleitprogramm. Neben wissenschaftlichen Vorträgen, thematischen Führungen und Workshops für Erwachsene gibt es in der Ferienzeit ein Begleitprogramm speziell für Kinder und Familien. Näheres dazu ist auf der Website zu finden.
Vielen herzlichen Dank an Uschi Brenner für den Tipp!
Info:
25. Juni – 24. September 2023
Zeitlos schön?
Tapeten der Jahrhundertwende
Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
Deutschland
www.kunstsammlungen-chemnitz.de
***
The apple tree on the abandoned railroad line
Elin Noble & Lasse Antonsen
Vom 9. Juli – 27. August 2023 präsentiert die High Five Art Galerie, an der niederländisch – belgischen Grenze in Baarle-Nassau gelegen, die Ausstellung ‘The apple tree on the abandoned railroad line’ (dt. Der Apfelbaum auf der stillgelegten Eisenbahnlinie) von Elin Noble und Lasse Antonsen.
Das Künstlerpaar Elin Noble und Lasse Antonsen kann auf lange Künstlerkarrieren zurückblicken, aber bei dieser Ausstellung zeitgenössischer Textilkunst päsentieren sie zum ersten Mal ihre gemeinsam geschaffenen Werke.
Noble und Antonsen wohnten im September 2018 auf der dänischen Insel Fünen. Dort entdeckten sie einen besonderen Apfelbaum auf einer stillgelegten Eisenbahnlinie und begannen, Stoffe mit den aufgesammelten Blättern und der Rinde des Apfelbaums sowie den Äpfeln selbst zu färben. Im Jahr 2019 kehrten sie auf die Insel zurück und färbten weitere Stoffe.
Bei der Komposition ihrer Arbeiten fiel die Wahl auf Teststreifen, den kleinen Stoffstreifen, mit dem ein Färber die Farbe testet, bevor er ein grösseres Stück Stoff färbt. Noble und Antonsen tauchten ihre Teststreifen teilweise in eine Eisenlösung, was eine Erweiterung der Farbpalette bewirkte, da die Farben dunkler wurden. Diese ‘Teststreifen’ wurden dann zu Wandbehängen arrangiert, die vom traditionellen koreanischen Bojagi inspiriert sind, einem Patchwork aus transparenten Stofffragmenten.
Die ausgestellten Arbeiten sind leuchtend, festlich und feierlich.
Weitere Informationen über die Künstler findet man auf ihren Websites. Bei Lasse Antonsen gibt es eine informative Unterseite über die Ausstellung mit einer sehenswerten Bildergalerie.
Info:
9. Juli – 27. August 2023
The apple tree on the abandoned railroad line
Elin Noble & Lasse Antonsen
High Five Art Galerie
Hoogbraak 5a
5111 CS Baarle-Nassau
Niederlande
www.highfiveart.nl
www.elinnoble.com
www.lasseantonsen.net
Öffnungszeiten:
Sa/So: 13 – 18 Uhr
***
Rankin: Zeitsprünge
Vor seiner Kamera standen bereits die berühmtesten Grössen aus Politik und Showgeschäft: Elizabeth II., Vivienne Westwood, Ewan McGregor, Björk, Heidi Klum, David Bowie – die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen. Ebenso elegant wie provokativ, so dynamisch wie cool, so kreativ wie stilbildend: das Werk des britischen Starfotografen Rankin hat viele Facetten und längst zählt er zu den gefragtesten und einflussreichen Fotografen unserer Zeit, dem das Ernst Leitz Museum in Wetzlar noch bis zum 27. September 2023 die Ausstellung ‘Zeitsprünge’ widmet.
Die Ausstellung eröffnet spannende und überraschende Einblicke in sein grandioses Werk, stellt sie doch eine Vielzahl seiner besten Aufnahmen aus über dreissig Jahren vor. Viele ikonische Portraits und Celebrity-Shots, die längst Zeitgeschichte geschrieben haben, krachbunte Beauty- und klassische Modeaufnahmen sind ebenso zu finden wie Beispiele aus seinen tiefgründigen konzeptionellen Serien. Unter dem Titel ‘Zeitsprünge’ verbinden sich die Motive aus den 1990er bis 2000er Jahren dialogisch mit brandneuen und noch nie veröffentlichten Aufnahmen aus 2023.
Dass Rankin weit mehr als ein Fashion- und Lifestylefotograf ist, hat er eindrücklich mit seiner Leidenschaft für Magazine belegt. Zu Beginn der 1990er Jahre gründete er zusammen mit Jefferson Hack das damals provokanteste Zeitgeist-Magazin ‘Dazed & Confused’, eine Mischung verschiedener Genres wie Mode, Grafik, Design und Fotografie.
Seine Editorials für zahlreiche internationale Magazine liessen ihn zu einem viel beschäftigten Fotografen und Gestalter werden. Darüber hinaus ist er auch längst in der Filmwelt zu Hause. Neben langen TV-Filmen entstanden über die Jahre zahllose Musikvideos und auch hier liest sich die Künstlerliste wie ein Who’s Who der Musikszene.
Als Fotograf, Filmemacher, Publizist und Gestalter hat Rankin ohne Zweifel ganze Generationen begeistert und inspiriert. Bis heute erfindet er immer wieder rastlos neue kreative Ausdrucksmöglichkeiten der Fotografie – nicht selten auch mit seiner Leica. Die Ausstellung ‘Zeitsprünge’ ist eine Einladung, in die unvergleichliche Rankin-Welt einzutauchen.
Zeitgleich mit seiner Ausstellung in Wetzlar erschien am 24. Mai 2023 die neue Ausgabe des ‘Hunger Magazins’, ‘Timeslice’. Die Ausgabe ist eine eigenständige Sammleredition, die das bisherige Werk und das fortdauernde Vermächtnis des Chefredakteurs Rankin würdigt. Einige der Bilder, wie z.B. die Portraits von Lisa Vicari und Sibyl Buck, sind sowohl in der Zeitschrift als auch in der Ausstellung zu sehen.
Rankin, als John Rankin Waddell am 28. April 1966 in Schottland geboren, begann trotz seiner früh ausgeprägten künstlerischen Neigungen zunächst ein Studium der Betriebswirtschaft. Mit einem BTech-Kurs am Barnfield College in Luton und einem anschliessenden BA-Kurs am London College of Printing fand er dann endgültig zur Fotografie. Hier lernte er Jefferson Hack kennen und 1991 gründeten sie das Magazin ‘Dazed & Confused’, 1999 die Agentur ‘Dazed Film & TV’. Im Dezember 2000 veröffentlichte er erstmals sein eigenes Modemagazin ‘Rank’, seit 2011 erscheint das Magazin ‘Hunger’.
Rankin war für zahlreiche Werbekampagnen namhafter Marken verantwortlich und hat sich darüber hinaus für diverse Kampagnen ehrenamtlich engagiert. Dem deutschen Fernseh-Publikum ist Rankin seit 2009 nicht zuletzt durch seine Auftritte bei ‘Germany’s Next Topmodel’ bekannt; seit der Staffel 2020 wirkt er gelegentlich auch als Gastjuror. Rankin hat zahlreiche Bildbände veröffentlicht, weltweit wurden seine Arbeiten ausgestellt. Mit seiner Frau, dem finnischen Model Tuuli Shipster, lebt er in London.
Info:
26. Mai – 27. September 2023
Rankin: Zeitsprünge
Ernst Leitz Museum
Am Leitz-Park 5
35578 Wetzlar
Deutschland
Öffnungszeiten:
Mo – So: 10 – 18 Uhr
***
Annette Messager –
Désirs désordonnés / Disordered Desires
Eines der grössten und meistbesuchten Kunstmuseen Skandinaviens, das im dänischen Aarhus gelegene ARoS, präsentiert derzeit eine umfangreiche Einzelausstellung der international renommierten französischen Künstlerin Annette Messager (*1943), die erst kürzlich mit dem Verdienstorden Légion d’honneur, der höchsten kulturellen Auszeichnung Frankreichs, ausgezeichnet wurde, aber auch schon früher den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig erhielt.
‘Désirs désordonnés / Disordered Desires’ (dt. Ungeordnete Wünsche) versammelt bedeutende ältere Werke und bisher unveröffentlichte Projekte und bietet die Gelegenheit, Messagers einzigartige surrealistische und feministische Ästhetik zu würdigen. Die Ausstellung schafft einen Raum, in dem die Realität durch die Magie der Fiktion ins Lächerliche gezogen und verspottet wird und lädt die Besucher*innen ein, ihre eigene persönliche Geschichte durch Fiktion zu erforschen und zu entdecken, dass das Okkulte, Surreale und Magische in uns allen lebt.
Messager arbeitet mit gewöhnlichen Materialien – wie z.B. mit Stofftieren, Fäden, Textilien, Fotografien u.a. – um surreale, theatralisch inszenierte Assemblagen zu schaffen. Mit ‘found objects’, Elementen aus der Collage und Assemblage sowie intuitivem Zeichnen erschafft sie Werke, die sich auf so unterschiedliche Einflüsse wie Surrealismus, Dada, das Groteske, Absurde und Phantasmagorische beziehen.
Sie hat einen Stil und eine Ästhetik geschaffen, in der sie Objekte und Fotografien mit Textilien, Stickereien und Nähen kombiniert und die sie problemlos von gross angelegten immersiven Installationen auf kleinere und intimere Werke übertragen kann. Sie sprengt die Grenzen und erkundet Räume in allen möglichen Dimensionen, indem sie Aufhängungen, Wände und Böden als Möglichkeiten nutzt.
Die Künstlerin ist zutiefst frei und zögert, sich auf irgendeine Kategorie festzulegen. Obwohl ein Teil ihrer Arbeit die Rolle von Künstlerinnen und den Status von Frauen in der heutigen Gesellschaft untersucht, berührt ihr Œuvre eher politische und komplexe Themen wie z.B. Geschlecht, Identität, Freiheit und verschiedene andere von unserer Gesellschaft aufgeworfene Themen, die sie in Fabeln und Fiktionen umwandelt und die Grenzen zwischen Realität und Imagination verwischt.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit LaM – Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut, Villeneuve-d’Ascq, Frankreich, und Annette Messager.
Kuratorin bei ARoS: Ellen Langvold
Info:
27. Mai – 22. Oktober 2023
Annette Messager –
Désirs désordonnés / Disordered Desires
ARoS
Aros Allé 2
8000 Aarhus C
Dänemark
***
vielSEIDIG
artTextil
Alles dreht sich um die SEIDE – diesem wunderbaren Material. Der Verein artTextil hat eine neue Ausstellung unter dem vielversprechenden Titel ‘vielSEIDIG’ vorbereitet: traumhafte textile Kunstwerke, verarbeitet mit dem seidenen Faden. Zu sehen vom 5. – 20. August 2023 in der Neuen Galerie Dachau.
Man lasse sich überraschen wie in dieser Ausstellung der ‘seidene Faden’ versponnen wird: gewebt, gewirkt, geklöppelt, gestickt, gestrickt, gesponnen, genäht, gefilzt.
Hinter ‘Ornamente aus dem Orient’ steckt ein Gemeinschaftsprojekt, das durch die wunderbaren und vielfältigen Keramikfliesen der Medresen und Moscheen an der Seidenstrasse inspiriert ist.
Aber das ist noch nicht alles, Informationen zum ansehnlichen Zusatzprogramm gibt es im Flyer – einfach mal den unten angegebenen Link anklicken!
Info:
5. – 20. August 2023
vielSEIDIG
artTextil
Neue Galerie Dachau
Konrad-Adenauer-Strasse 20
85221 Dachau
Deutschland
Öffnungszeiten:
täglich: 11 – 18 Uhr
Mo geschlossen
Eintritt: 3 Euro
Vernissage:
Fr, 4. August 2023, 19 Uhr
***
Make friends AND art – Antworten auf die dokumenta fifteen
Die Kunststation Kleinsassen präsentiert derzeit die Ausstellung ‘Make Friends AND Art’, einem Aufruf, dem eine Reihe von in Deutschland lebenden und arbeitenden Kunstschaffenden gefolgt sind. ‘AND’ ist durch die Schreibung in Grossbuchstaben hervorgehoben – eine Reaktion auf das Motto ‘Make Friends, not Art’, das die ‘documenta fifteen’, die 2022 in Kassel stattfand, überschrieb.
In der Ausschreibung der Kunststation Kleinsassen ist zu lesen: ‘Das eingeladene Kuratorenteam aus Indonesien hatte den Focus auf den globalen Süden, auf gesellschaftliche, soziale Initiativen und Nachhaltigkeit gelegt. Ins Zentrum des angestossenen Diskurses rückten zudem Kolonialismus, Rassismus und Fragen kultureller Wahrnehmung und kultureller Aneignung. Vor allem Künstlerkollektive trugen ihre Positionen vor. ‘Make Friends, not Art’ war als Motto eines Ausstellungsprojektes ausgegeben worden, das auch Besucher*innen in ein grosses kreatives Geschehen einbinden sollte.
Doch der Antisemitismus-Skandal überschattete das Ausstellungsprojekt. Viele Kunstpositionen blieben unverstanden bzw. zeugten von gegenseitiger Fremdheit, zudem überlagerte der in der Mediendiskussion dominante Begriff der kulturellen Aneignung die Auseinandersetzung. Das Motto ‘Make Friends, not Art’ erschien für eine internationale Kunstschau fragwürdig.’
Das Ausstellungsprojekt der Kunststation Kleinsassen bot also die Gelegenheit, sich künstlerisch mit den Fragen, Problemen und Chancen interkultureller Begegnungen und den Vorwürfen kultureller Aneignung auseinanderzusetzen. Dies fand Anklang und die Kunstschaffenden betonen den respektvollen Umgang mit Menschen und Werken anderer Kulturkreise.
Damit verbunden ist auch die Frage: ‘Wie frei darf Kunst heute sein?’, die in der Broschüre zur Ausstellung gestellt und diskutiert wird. Im Ergebnis wird festgehalten, dass die Freiheit der Kunst, die immerhin im deutschen Grundgesetz verankert ist, es auch einschliesst, dass Kunst auch provozieren, schocken und aufrütteln dürfe. Die neue Political Correctness könne nicht dazu führen, dass die Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe über die Relevanz einer Aussage entscheidet – beispielsweise Personen mit weisser Hautfarbe zu Themen der Peolpe of Colour zu schweigen hätten. Gerade für die Kunst sei es doch selbstverständlich, Grenzen zu überschreiten und Denkräume zu öffnen, die dem rationalen Diskurs nicht zugänglich sind.
Auf diesem Hintergrund entstand die noch bis zum 17. September 2023 zu sehende Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen.
Begegnungen oder Wahrnehmungen regen bisweilen zur eigenständigen Aufarbeitung an. Ihre Erkenntnisse übermitteln z.B. Michal Fuchs oder Elisabeth Rößler mit ihren Werken und entschlüsseln dem Betrachtenden andere Kulturen.
Die in Isreal geborene Michal Fuchs (* 1983) stellt die Kaktusfeige (Opuntia) – einem Symbol für Hartnäckigkeit und Überlebenskunst – die sowohl Juden als auch Palästinensern als Wahrzeichen dient, in den Mittelpunkt ihrer Arbeit ‘Von dem Land hinab zu gehen’. Ein organisches Objekt, gefertigt aus unbelebten Materialien (Aluminium, Sand) – es entstehen Metaphern zu Themen wie Migration, Entwurzelung und Heimat.
Elisabeth Rößler (*1948) beschäftigt sich mit dem sog. ‘islamischen’ Ornament und das ohne Migrationshintergrund. Sie bewege sich in einem Konfliktfeld, auch wenn das sog. ‘islamische’ Ornament nur als autonomer Ausdruck von Freude und des Schönen keinem politischen Denken verpflichtet sei, schreibt sie in der Ausstellungsbroschüre. Sie begreift ihr Werk als Versuch, dieses Klischee zu reflektieren und zu brechen, als ästhetisches Ereignis.
Was haben Mona Lisa oder Raffaels Engel nicht schon alles ertragen müssen! Auf Tassen, Dosen, T-Shirts – Kommerz macht vor nichts Halt und erreicht das Publikum. Andreas Amrhein (*1963) persifliert dies mit einem Rapper, der sich auf eine Meißner Jagd-Porzellanfigur bezieht, ein Spiel mit Identitäten: die neuen Helden mit den Insignien ihres neuen Reichtums, inszeniert wie die herrschende Klasse im Meißner Barock, in gleicher Pose. Nur ist ein teures Auto an die Stelle der Statussymbole von einst getreten.
Katja Ruscher (* 1975) nennt ihre Arbeit ‘Respect eachother – Learn from eachother – Stand together’ Sie versammelt 30 Figuren aus Keramik und Porzellan als Gruppe in einem Kreis. Der oder die Betrachtende ist aufgefordert, eine Figur aus der Gruppe herauszunehmen und in den kleinen Kreis daneben zu stellen. Welche Fragen wirft das auf? Möchte ich die Figur herausnehmen? Schutz oder Isolation? Stelle ich sie wieder zurück?
Gisela Hafer sammelt Textilien aus aller Welt, erforscht Materialien und Muster und präsentiert sie im Kontext des eigenen Kunstschaffens. Die Stücke in ihrer Sammlung dokumentieren den kulturellen Reichtum ihrer Herkunftsregionen und erinnern daran, dass das Anfertigen von Textilien zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit gehört. Der zweite Teil ihrer Installation ist aus Tüchern mit zahlreichen Mustern, Techniken, Formen und Farben zusammengesetzt, die als Arbeitsproben ihrer Kurse kulturelle und symbolische Hintergründe vermittelten. ‘Nun gibt es Spielraum für neue Interpretationen’, schreibt Gisela Hafer, die sich als einzige ausgewählte und teilnehmende Künstlerin dem Thema textil annäherte.
Gisela Hafer ist es auch, die mich auf diese hochinteressante Ausstellung hingewiesen hat. Vielen Dank!
Kuratorin: Dr. Elisabeth Heil
Eine ausführliche Broschüre stellt alle 32 Künstler*innen und Werke vor.
Info:
11. Juni – 17. September 2023
Make friends AND art – Antworten auf die dokumenta fifteen
Kunststation Kleinsassen
An der Milseburg 2
36145 Hofbieber-Kleinsassen
Deutschland
www.kunststation-kleinsassen.de
***
Ulla von Brandenburg
It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon
Ab dem 29. Juli 2023 eröffnet die Städtische Galerie Karlsruhe mit der Präsentation der Ausstellung von Ulla von Brandenburg ‘It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon’ die neue Ausstellungsreihe ‘zwischenräume’.
Der Titel der Ausstellung ‘It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon’ basiert auf einer 2016 entstandenen Arbeit Ulla von Brandenburgs (*1974, lebt und arbeitet in Paris und Karlsruhe), die im Zentrum der Ausstellung steht. In der raumgreifenden Präsentation, in der sich Film, Performance, Architektur und Installation miteinander verbinden, betreten die Betrachter*innen eine Welt zwischen Realität und Illusion, Vergangenheit und Gegenwart.
Charakteristisch für die in der Ausstellung gezeigten neun Filmarbeiten der Künstlerin ist die Verwendung von Vorhängen, Kostümen, Requisiten und inszenierten Schauplätzen. All diese Elemente greifen auf eine Reihe historischer Referenzen zurück, darunter das Tableau vivant, das moderne Theater, Volkstraditionen und ikonische Architektur. Kombiniert mit Gesang und Bewegung suggerieren sie eine symbolische Inszenierung zwischenmenschlicher Begegnungen, von Ritualen und Bräuchen, die verschiedene Ebenen des kollektiven Bewusstseins erforschen.
Die neue Ausstellungsreihe ‘zwischenräume’ der Städtischen Galerie Karlsruhe zeigt im Rahmen von Sonderausstellungen Arbeiten von Künstler*innen aus den Bereichen Video und Installation und ist zur Weiterentwicklung der Sammlungsbestände im Bereich Medienkunst gedacht.
Info:
29. Juli – 22. Oktober 2023
Ulla von Brandenburg
It Has a Golden Sun and an Elderly Grey Moon
Städtische Galerie Karlsruhe
Lichthof 10
Lorenzstrasse 27
76135 Karlsruhe
Deutschland
Eröffnung:
Fr, 28. Juli 2023, 18 Uhr
***
Metamorphosen. Fotografien von Herlinde Koelbl
Das Bayerische Nationalmuseum in München präsentiert noch bis zum 8. Oktober 2023 die Ausstellung ‘Metamorphosen. Fotografien von Herlinde Koelbl’, die die neueste Werkgruppe der international tätigen und in Bayern beheimateten Künstlerin vorstellt.
Herlinde Koelbl (* 1939) gehört zu den grossen deutschen Fotografinnen der Gegenwart. Seit Mitte der 1970er Jahre widmet sich die studierte Modedesignerin der Fotografie und war für so renommierte Printmedien wie STERN, ZEIT oder NEW YORK TIMES tätig. Seit 1980 feiert sie Erfolge mit aussergewöhnlichen Fotoserien, die in Ausstellungen von Chicago bis Tokio und natürlich in zahlreichen deutschen Museen gezeigt und in Bildbänden veröffentlicht wurden.
Dokumentarfilme, Videoinstallationen und Interviews gehören ebenfalls zu ihrem vielgestaltigen Œuvre. Vielfache Ehrungen u.a. mit der Goldenen Kamera, dem Bundesverdienstkreuz am Bande und dem Bayerischen Verdienstorden signalisieren ihre hohe künstlerische und kulturpolitische Anerkennung.
Ihre Arbeiten stehen insbesondere für das Interesse am Menschen und seiner von Zeit und Lebensumständen beeinflussten optischen Wandlung. Auf unverwechselbare Weise nahm diese Intention in Langzeitstudien prominenter Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsleute Gestalt an. Berühmt sind Koelbls Projekte ‘Spuren der Macht. Die Verwandlung des Menschen durch das Amt’ (1999) und ‘Angela Merkel. Portraits 1991–2021’.
Aber auch Zyklen wie ‘Das deutsche Wohnzimmer’ (1980), ‘Männer’ (1984), ‘Jüdische Porträts’ (1989) oder ‘Haare’ (2007) sind signifikante und teilweise preisgekrönte Highlights ihres Schaffens. Zudem widmete sie sich mit ‘Stille Post’, ‘Faszination Wissenschaft’ oder ‘Physische Erkrankungen im Blick’ zuletzt gesellschaftlich relevanten Themen von der Kommunikation über Fremdenfeindlichkeit bis hin zu Vorurteilen – immer gespiegelt vom Antlitz des Menschen.
Ihre neueste Werkgruppe entbehrt jedoch Gestalt und Gesicht des Menschen. Stattdessen fokussiert sie die Welt der blühenden Natur. Allerdings gilt der Blick der Fotografin auch in diesen farbenprächtigen Aufnahmen von Pflanzen und Blüten dem Wandel, dem Werden, Vergehen und Entstehen und damit dem Leben – und somit auf metaphorische Weise auch wieder dem Menschen.
Ihre Inspirationsquelle ist der vom antiken römischen Dichter Ovid in seinen ‘Metamorphosen’ geäusserte Gedanke, dass nichts seine Gestalt behält, die Natur stets Neues schafft, aber auch nichts verloren geht. Faszinierende Fotos, meditative Videos und eine Klangstation, die Koelbls auf verschiedenen Kontinenten gemachte Erfahrungen und Erlebnisse einfangen, bezeugen Schönheit in ständiger Veränderung, den ewigen Kreislauf.
Koelbls neueste Arbeiten dürfen als kühner Kommentar zu den im Bayerischen Nationalmuseum versammelten Werken verschiedenster Epochen betrachtet werden. Sie bilden einen Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Schliesslich ist ihr Lieblingsstück des Museums, der 1513 in Nürnberg entstandene Tod, der auf dem Löwen reitet, ebenso wie ein mexikanischer Lebensbaum aus dem Zweigmuseum Altes Schloss Schleißheim (‘Sammlung Gertrud Weinhold’), ganz bewusst als Sinnbild von Werden und Vergehen in die Ausstellung integriert.
Eine prächtige Begleitpublikation, erschienen bei Steidl, ist erhältlich
Die Ausstellung ist ein Beitrag des Flower Power Festivals München 2023.
Info:
22. Juni – 8. Oktober 2023
Metamorphosen. Fotografien von Herlinde Koelbl
Bayerisches Nationalmuseum
Prinzregentenstrasse 3
80538 München
Deutschland
www.bayerisches-nationalmuseum.de
Künstlergespräch mit Herlinde Koelbl:
Do, 20. Juli 2023, 18 Uhr
***
DIVA
Vom 24. Juni 2023 – 7. April 2024 zeigt das Victoria and Albert Museum in London (V&A) eine neue grosse Ausstellung mit dem Titel ‘DIVA’.
Eine Diva, die Göttliche, ist meist ein gefeierter Star, zu dem Exzentrik, Allüren und Extravaganz einfach dazugehören. Also bereitet das V&A den Stars aus der Film-, Theater- und Musikwelt aus dem 19. Jh. bis in die heutige Zeit eine Bühne für den glanzvollen Auftritt und greift dazu tief in die Bestände seiner exquisiten Sammlungen oder leiht die Outfits und Accessoires aus, um Marilyn Monroe, Tina Turner, Elton John oder die Callas spektakulär in Szene zu setzen. Mit über 250 Exponaten wird die Phantasie der Besucher*innen angeregt, das Publikum aber auch zum Nachdenken darüber aufgefordert, welche Einflüsse, Wirkungen und Folgen dies auf Politik und Gesellschaft hat(te).
Katalog erhältlich
Interessiert? Man werfe doch mal einen Blick auf die Fotos der Highlights dieser Ausstellung auf der Website des Museums!
Info:
24. Juni 2023 – 7. April 2024
DIVA
Victoria and Albert Museum
Cromwell Road
London SW7 2RL
England
***
The Festival of Quilts
Vom 3. – 6. August 2023 findet in den riesigen Messehallen des NEC, in der Nähe von Bahnhof und Flughafen von Birmingham bestens erreichbar gelegen, das Festival of Quilts statt und – Big Bang! – feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Neben der Geburtstagsparty am Freitag gibt es wie üblich noch ein überwältigendes Angebot: 200+ Händler, über 350 Workshops und Talks sowie natürlich Ausstellungen über Ausstellungen.
Bei Europas grösstem Quilt-Wettbewerb werden in 18 Kategorien über 700 Quilts ausgestellt, die Summe von 34.000 Pfund Preisgeld steht zur Verteilung an die Gewinnerr*innen bereit. Unter den weiteren Ausstellungen befinden sich Künstler*innen wie z.B. Laura Kemshall, Sandra Meech & Elizabeth Brimelow oder Denise Labadie, um nur ein paar zu nennen und natürlich auch Gruppenausstellungen: SAQA, The Quilters’ Guild Museum Collection, EQA mit ‘Flower Power’ oder ‘The Fine Art Textiles Award’. Alles verspricht hochkarätige Quilts – Herz, was begehrst du mehr?
Am besten informiere man sich schon jetzt auf der Website des Veranstalters, damit man nichts verpasst.
Info:
3. – 6. August 2023
The Festival of Quilts
NEC
North Ave
Marston Green
Birmingham B40 1NT
UK
***
Textile Kultur Haslach: Sommersymposium 2023
Im Textilen Zentrum Haslach findet zwischen 16. Juli und 4. August 2023 das Sommersymposium mit Kursen, besonderen Ausstellungen, dem Webermarkt mit Faserzone und einem vielfältigen Rahmenprogramm statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto ‘beFLÜGELt’.
Die Sonderausstellung ‘beFLÜGELt. Primäre Textiltechniken aus der Sammlung Marianne Flügel’ widmet sich der Textilsammlung von Marianne Flügel, die ihr Leben lang reiste, diverse Körbe, Taschen, Bänder und textile Alltagsgegenstände aus unterschiedlichen Kulturen sammelte, diese analysierte und teilweise nacharbeitete. Diese wunderbare Lehrsammlung primärer Textiltechniken dokumentiert einen ‘textilen Blick’ auf die Welt und würdigt die vielen, meist unbeachteten Kleinigkeiten, die raffiniert gemacht sind und auf vielfältige Weise zum eigenen Tun ‘beflügeln’ können.
Im besonderen Ambiente des Haslacher Kirchturms zeigt die junge belgische Jacquardweberin Esther Van Schuylenbergh ihre Ausstellung ‘BEYOND STRUCTURE. The textile view of Esther Van Schuylenbergh’. Sie hat sich intensiv mit der Vielfalt primärer textiler Strukturen auseinandergesetzt und sich u.a. von den Objekten aus der Sammlung Flügel zu eigenen Kreationen ‘beflügeln’ lassen. Auf dem Jacquardwebstuhl im Textilen Zentrum Haslach entstanden raffinierte, künstlerische Unikate, die von Flecht- und Webtechniken inspiriert sind.
Der internationale Webermarkt mit Faserzone findet am Wochenende 29./30. Juli 2023 im ältesten Ortsteil Haslachs, in den verwinkelten Gässchen ‘auf der Stelzn’ statt sowie rund um die alte Textilfabrik ‘Vonwiller’, in der heute das Textile Zentrum Haslach beheimatet ist. Ein Shuttle-Bus fährt morgens und abends zwischen dem Hauptbahnhof in Linz und dem Webermarkt.
Schon ab Freitag, 28. Juli 2023 wird die Material- und Garnmesse ‘Faserzone’ eröffnet, bei der verschiedene Garnhändler und Anbieter von Zubehör ihre Produkte feilbieten.
Ausführliche Informationen gibt es auf der Website, auch zu den Kursen und dem Abendprogramm mit verschiedenen Vorträgen, Konzerten und Ausstellungsbesichtigungen.
Info:
18. Juli 2023 – 7. Jänner 2024
beFLÜGELt
Primäre Textiltechniken aus der Sammlung Marianne Flügel
Textiles Zentrum Haslach
Textile Kultur Haslach
Stahlmühle 4
4170 Haslach
Österreich
Eröffnung:
So, 16. Juli 2023, 19 Uhr
21. Juli – 12. August 2023
BEYOND STRUCTURE
The textile view of Esther Van Schuylenbergh
Haslacher Kirchturm
Textile Kultur Haslach
Stahlmühle 4
4170 Haslach
Österreich
Eröffnung:
Do, 20. Juli 2023, 19 Uhr
29. + 30. Juli 2023:
webermarkt und ‘faserzone’
4170 Haslach
Österreich
Eröffnungsfest:
So, 16. Juli 2023, ab 19 Uhr
***
Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.
Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.
Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!
So viele interessante, wunderschöne Werke, das animiert zum Mitmachen.Wo könnte man sich melden, muss man nach einem Thema arbeiten oder kann man seinen Gedanken freien Lauf lassen? Könnte man darüber Etwas erfahren?
halli hallo sylvia,
vielen dank für deinen kommentar. so schön, dass du dich durch meine ausstellungstipps zum eigenen tun inspiriert fühlst. leider kann man sich daran aber nicht beteiligen. da müsstest du nach einer ausschreibung suchen, die dir zusagt. wenn mich veranstalter darum bitten, veröffentliche ich das auch hier im blog. guck doch mal in ausstellungstipps juni 2023, ganz unten.
beste grüsse
gudrun
Hallo Gudrun,wunderschöne Arbeiten von Beatrice Lanter. Dank deines Einsatzes bekomme ich monatlich einen Ein- und Überblick, was so in der Kunstwelt los ist. Die Berichte sind wie immer informativ und spannend zu lesen. Danke dafür.Viele GrüßeBirgit
halli hallo birgit,
danke dir herzlich, freut mich sehr. schade, dass beatrice aufhört, sie hatte immer tolle künstlerinnen eingeladen.
beste grüsse
gudrun
Liebe Gudrun,da kann ich mich nur Agatha S. anschließen, – es ist immer wieder schön , deine Berichte zu lesen und die Vielfalt der Ausstellungen zu bestaunen. Auch für diesen Monat ist wieder viel Abwechslung dabei und auf diesem Weg bekommen wir Leser einen guten Überblick, auch wenn wir nicht alle Ausstellungen besuchen können.Dafür vielen Dank !Liebe GrüßeErika
halli hallo erika,
herzlichen dank! auch wenn man sich nicht alle ausstellungen anschauen kann, so hab ich mich bemüht, solche zu bringen, die eventuell an einer urlaubsroute liegen könnten. vielleicht lässt sich ja was verbinden 🙂
beste grüsse
gudrun
halli hallo agatha,
vielen dank! und ich freu mich über jeden positiven kommentar!
beste grüße
gudrun
Wenn wir sie nicht hätte …. ich freue mich jeden Monat aufs Neue.