Nähen mit Rapportstoffen
Ihr kennt das vielleicht: für ein Projekt reicht das Stoffstück formal von der Größe schon, aber der Print oder das Webmuster hat einen Rapport, und egal wie ihr es hin und her schiebt, es passt einfach nicht. Oder es passt, aber ihr habt anschließend ein großes Stück Verschnitt übrig. Eindeutig ein Nachteil.
ABER: Stoffe, die einen Rapport oder Verlauf haben, können auch für sehr tolle Effekte sorgen!
Schaut mal hier, die süßen Kleidchen zum Beispiel:
Ich stelle euch hier diese Möglichkeit anhand eines einfachen Blusenshirts vor.
Verwendet habe ich dazu den Schnitt “Frau Aiko” von Studio Schnittreif. Ein Schnitt, den ich schon häufiger genäht habe. Er ist wunderbar schnell zugeschnitten und genäht, und je nach Stoff sieht das Shirt immer wieder anders aus. Mir gefällt die kastige Form besonders gut, weil ich Kleidung mit viel Bewegungsspielraum einfach liebe.
Material
Das braucht ihr dazu (alle Angaben für die Größe M):
- 170 cm Double Gauze z.B. von Kokka / Nani Iro (diesen und ähnliche Stoffe findet ihr z.B. hier)
75 cm Schrägband
passendes Nähgarn
Dieser wunderbare leichte Webstoff ist doppel-lagig und einfach herrlich luftig und weich – ideal für die Sommermonate.
Zuschnitt von Rapport-Stoffen
In der Regel heißt es ja, wir schneiden im Fadenlauf parallel zur Webkante zu, Fadenlauf also wie die Kettfäden. Heute schneiden wir auch im Fadenlauf, allerdings drehen wir die Schnittteile um 90 Grad und schneiden im Fadenlauf der Schussfäden. So können wir bei diesem Stoff die wunderbaren Blüten im unteren Teil der Vor- und Rückseite zur Geltung kommen lassen, und auch die Ärmel entsprechend zuschneiden. Zur besseren Veranschaulichung hier die beiden Schnittpläne:
Ihr könnt sehr gut sehen, dass man jetzt etwas mehr Stoff benötigt, nämlich 30 cm. Das ist zu verschmerzen, wie ich finde.
Hier nochmal mit Stoff:
Anmerkung: Im Schnitt soll das Rückteil eine Teilungsnaht bekommen, das habe ich in diesem Fall nicht so gemacht, sondern das Rückteil auch im Bruch, bzw. als ganzes Teil zugeschnitten.
Außerdem bin ich kein Fan von Belegen, weshalb ich hier ein Schrägband zum Einfassen benutzt habe.
Die kleinen Taschen habe ich weg gelassen.
Ansonsten habe ich eigentlich alles nach Anleitung gemacht – bis auf ein kleines Detail:
Beim Zuschneiden fiel mir nämlich nochmal die Besonderheit des Stoffes auf, nämlich die punktuelle Verwebung der beiden Stofflagen. Das hat mich an die Optik des Blindstiches erinnert, weshalb ich mich sofort dazu entschlossen habe, die Säume an Rumpf und Ärmel genau so zu nähen. Ich finde das passt irgendwie zu dem schlichten und einfachen Stil und hebt die Zartheit des Stoffe noch einmal hervor.
Natürlich habe ich das an einem Reststück vorher getestet und mir nochmal die Anleitung dazu ergoogelt. Da ich das so selten mache, vergesse ich immer, wie der Stoff gefaltet werden muss. Die Umsetzung war ein Kinderspiel und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden!
Hier nochmal für euch kurz erklärt:
Den versäuberten Stoff in der gewünschten Breit (hier 3 cm) für den Saum auf links umbügeln.
Dann diese doppelte Lage nach rechts umklappen, aber nur so weit, dass noch ca. 0,3 – 0,5 cm herausschauen.
Der Stoff wird jetzt so unter das Füßchen gelegt:
Die kleine Schiene an dem Blindstich-Fuß No.5 sorgt dafür, dass der Stich exakt da hingeht wo er soll.
Auf dem Bild unten seht ihr, wie der Stich dann auf der Rückseite aussieht. Die Maschine hat 4 Stiche auf der rechten Seite genäht und dann einen “Hopser” nach links gemacht.
Den Halsausschnitt habe ich mit einem Schrägband eingefasst, dass ich dann komplett auf links gefaltet und per Hand angenäht habe. Durch die zwei Lagen des Stoffes, konnte ich den Stich dann nur durch eine Lage machen, sodass auf der rechten Seite nichts zu sehen ist. Ein schöne Arbeit, für einen lauen Sommerabend auf dem Balkon!
Also ich mag das Ergebnis sehr!
Und, was meint ihr? Greift ihr jetzt vielleicht doch mal zu solchen Stoffen, oder seid ihr schon Fans?
Zitat:”Heute schneiden wir auch im Fadenlauf, allerdings drehen wir die Schnittteile um 45 Grad und schneiden im Fadenlauf der Schussfäden.”Da hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen 😉Ihr dreht die Schnitteile um 90° und nicht nur um 45° – letzteres hätte zur Folge, dass die Teile im schrägen Fadenverlauf zugeschnitten wären, was sich grundlegend auf den Sitz und den Fall der Kleidung auswirken würde und was sicherlich auch zu interessanten Effekten bzgl des Musters/Rapportes führt, aber laut Blogpost so nicht beabsichtigt ist 😉
Danke Salvia, Heidi hatte mich auch schon auf meinen Fehler aufmerksam gemacht. Ich habe es bereits korrigiert.
Ich würd die Schnittteile zum Zuschneiden ja um 90° drehen (wie gezeichnet) und nicht um 45° (wie geschrieben, das wäre dann nämlich im schrägen Fadenlauf)……
Hallo Heidi,
da hast du natürlich völlig recht.
Danke, dass du mich auf meinen Fehler hingewiesen hast, ich habe es gleich korrigiert.
Liebe Grüsse,
Christiane