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Schnittmuster anpassen: Tipps zum Umgang mit Schnittmustern, Grössen-Anpassung und Co.

Das richtige Schnittmuster für seine Grösse zu finden ist manchmal gar nicht so leicht. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was beim Schnittmuster anpassen erlaubt ist. In diesem Beitrag geben wir euch hilfreiche Tipps wie ihr ein Schnittmuster auf eure Masse richtig anpassen könnt. Zudem greifen wir die Themen wie Material, Grösse und Figur, das richtige Massnehmen und Schnittanpassungen auf. 


Schnittmuster anpassen – das richtige Vorgehen!

Wünsche und Vorstellungen

Generell sollte man sich zunächst selbst fragen: Was genau stelle ich mir vor ? Mag ich die Länge, wie auf dem Foto zu sehen, überhaupt an mir ? Behagt mir die Weite oder Figurnähe des Modells ? Genaues Hinsehen lohnt sich in jedem Fall. Jede Änderung der Proportionen lässt das Modell später anders aussehen.

Material und Schnitt

Nicht jeder Schnitt ist für jedes Material geeignet. Selbst ein bewährter Schnitt, der ursprünglich mit einem Stretchmaterial genäht wurde, wird mit einem gleich schweren, aber nicht dehnbaren Stoff Probleme bereiten. Umgekehrt wirkt das Modell dann oft zu gross. Hat ein Modell Falten oder Drapierungen, so wirken diese bei einem feinen Stoff weich und feminin, mit einem festeren Stoff dagegen steif und unter Umständen abstehend.

Grösse und Figur

Ihr habt immer Grösse 38 ? Höchstwahrscheinlich nur bei eurer Lieblingsmarke ! Nicht selten sind beispielsweise Hosengrössen von 34 bis 40 im Kleiderschrank zu finden, wobei die 34 weiter ist als die 38. Auch von Land zu Land gibt es Unterschiede. Grösse 38 z.B. in Spanien oder Frankreich ist in einem anderen Land schon mal eine 40 oder 42. Ausserdem ändern sich sowohl die Figur als auch die Masse im Laufe des Lebens – nachmessen lohnt sich also immer ! Zwei Frauen mit gleicher Oberweite ( was bedeutet, dass sie dieselbe Kleidergrösse hätten ) können sehr unterschiedliche Figuren haben, wie in der Zeichnung zu sehen ist.

Schnittmuster-anpassen

Die gleiche Oberweite bedeutet die gleiche Grösse – aber nicht an allen Stellen ! Links im Bild die Figur nach Tabellenmassen.

Grössentabelle mit Hauptmassen

Bei einem neuen Schnitt gilt es, immer erst die Grössentabelle genau zu studieren. Passen die Masse einer Grösse mit meinen zusammen ? Müssen Abnäher in der Höhe ver­setzt werden oder bin ich kompromissbereit ? Meist muss für Ober- und Unterteil mit zwei Grössen gearbeitet werden. Wo sind meine Problemzonen ? Bauch, Oberschenkel, Oberarme ? Je besser man sich selber kennt, desto einfacher ist es auch, einen Schnitt daraufhin zu beurteilen. Hilfreich ist es, ein paar knapper sitzende Lieblingsstücke im Kleiderschrank abzumessen und mit dem neuen Schnitt zu vergleichen. So sieht man am schnellsten, wo etwas zu wenig oder zu viel sein könnte und kann an diesen Stellen schon mal mehr oder weniger Zugabe einplanen. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, einen Prototyp in einem ähnlichen Material zu nähen.

Die Hauptmasse (1 bis 4) sind die Masse, nach denen ein Schnitt ausgewählt wird:

1 Für Körpergrösse 168 cm 36 38 40 42 44 46 48
2 Oberweite 84 88 92 96 100 104 110
3 Taillenweite 67 71 75 79 83 87 92
4 Hüftweite 93 96 99 102 105 108 114
5 Vordere Länge 43 44 45 46 47 48 49
6 Rückwärtige Taillenlänge 41 41,5 42 42 42 42 43
7 Rückenbreite 34,5 35,5 36,5 37,5 38,5 39,5 41
8 Schulterbreite 12 12,5 12,5 12,5 12,5 12,5 13
9 Armlänge 60 60 60 60,5 60,5 61 61
10 Oberarmumfang 27 28 29 30,5 31,5 32 34
11 Seitenlänge 106 106 106 106 106 106 106

Ein grosser Fehler jedoch wäre es, einen Schnitt genau nach dieser Tabelle anzufer­tigen oder vorhandene Schnitte darauf anzupassen ! Jeder Schnitt enthält mehr oder weniger Bequemlichkeits-Zugaben, mode-/mo­dellabhängige Anpassungen oder bei Hosen einen tieferen Schritt und unterschiedliche Bundhöhen, um nur einige zu nennen !

Schnittmuster anpasssen – richtig Massnehmen

Mass genommen wird in Unterwäsche an den in der Zeichnung ersichtlichen Stellen, in normaler Körperhaltung – ohne die Luft anzuhalten. Es genügt, die Hauptmasse 1 bis 4 zu messen und nur bei Passformproblemen, bzw. Kenntnis über Figurabweichungen die restlichen Masse zu berücksichtigen.

1. Vom Scheitel bis zur Sohle
2. Über die stärkste Stelle, hinten leicht erhöht
3. Schmalste Körperweite
4. Stärkste Stelle des Pos
5. Vom Halsansatz über die Brustspitze zur unteren Kante des Taillenbands
6. Vom unteren Halswirbel ( hervortretender Halswirbelknochen – der, der beim Vorneigen des Kopfes am stärksten hervortritt ) bis zur unteren Kante des Taillenbands
7. Bei hängenden Armen von Armfalte zu Armfalte
8. Halsansatz bis Armkugel
9. Armkugel bis Handgelenk
10. Stärkste Stelle des Oberarms
11. Unterkante Taillenband bis zum Boden

Achtung: Diese Masse sind in keinem Schnitt nachzumessen ! Es werden immer Bequemlichkeitszugaben und modellabhängige Veränderungen enthalten sein.

Grössenanpassung

Schnittmuster, die richtige Grösse

Schnittmuster anpassen auf meine Masse

Grössere Massabweichungen zur Masstabelle müssen natürlich im Schnitt berücksichtigt werden. Doch erfahrene Näherinnen, die schon öfter Schnitte einer Marke genäht haben, wissen genau, wo etwas für die eigenen Bedürfnisse geändert werden muss. Und alle, die Tabellenmasse besitzen, sind sowieso fein raus. Für alle anderen zeigen wir hier noch, wie Grössen angepasst werden.

Welche Grösse für welches Modell ?

Für Oberteile wird die Grösse nach der Oberweite ausgewählt, für Hosen und Röcke nach der Hüftweite. Stehen die Masse irgendwo im Grenzbereich, so hat man die Wahl, ob das Kleidungsstück eher loser oder anliegender sitzen soll. Bei Kleidern wählt man den Schnitt ebenfalls nach der Oberweite aus, zeichnet dann aber zwischen den Grössenlinien des Schnittes fliessende Übergänge ein, so wie in der Zeichnung ersichtlich ( rote Linie, Schnitt A ). Unser Beispiel zeigt eine Oberweite in Grösse 36 und eine Hüftweite der Grösse 40.

Schnitt A

Schnittanpassungen – eine Grösse mehr ?

Je gerader und einfacher ein Modell geschnitten ist, desto leichter lässt sich daraus auch eine Grösse mehr herstellen. Generell verändern sich Grössen im Bereich zwischen 36 und 46 linear, darüber und darunter leider nicht so ohne weiteres. Da muss sich vorsichtig herangetastet werden. Nach dem Einzeichnen der neuen Grösse müssen die Nahtlängen kontrolliert und angeglichen werden, ebenso wie die Passzeichen evtl. auch versetzt werden sollten. Aber Achtung, eine normale Armkugel ist immer länger als das dazugehörige Armloch, davon ausgenommen sind oft Raglanärmel wie in der Zeichnung ( Schnitt B ). Zum Vergrössern oder Verkleinern wird an allen rot markierten Ecken die Differenz zur nächsten Grösse gemessen und ein Punkt im entsprechenden Abstand auf der roten Linie gesetzt. Anschliessend alle Linien im selben Verlauf einzeichnen.

Schnitt B

Ich bin kleiner/grösser – was nun?

Wie bereits erwähnt, bezieht sich die Grössentabelle auf eine Körpergrösse mit 168 cm. Kurzgrössen gehen von 160 cm, Langgrössen von 176 cm Körpergrösse aus. Um einen Schnitt auf diese Grössen anzupassen, werden die Papierschnittteile an den eingezeichneten Linien auseinandergeschnitten und bis zum angegebenen Differenzbetrag Länge einfügt oder heraus­genommen. Entstehende „Stufen“ werden an den Seiten fliessend angeglichen ( Schnitt C ).

Schnitt C

Schnittmuster anpassen – das fertige Schnittteil

Ist der Schnitt fertig rauskopiert und das Papier zugeschnitten, werden die einzelnen Teile nochmals vor dem Spiegel angehalten oder besser auf die persönliche Schneiderpuppe gesteckt. So können letzte Änderungen vor dem Zuschnitt berücksichtigt werden. Zugegeben, dies klingt alles ziemlich aufwendig. Aber hat man einmal den Dreh raus, ist es ganz einfach, einen Schnitt nach seinen eigenen Gegebenheiten anzupassen. Und aus Erfahrungen lernt man – je mehr man davon hat, desto besser. Also ran an den Stoff !

Schnittmuster anpassen auf meine Grösse

Weitere Hilfestellungen und Anleitungen zu allem, was ihr zu Download-Schnitten wissen müsst – vom richtigen Zusammenkleben, über Mass nehmen bis zur Anpassungen eines Schnittes – findet ihr auch auf der Website unseres inspiration Magazins: inspiration.bernina.com/de-EUR/tipps-tricks

Wir wünschen euch viel Freude und Erfolg beim Nähen!

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Kommentare zu diesem Artikel

5 Antworten

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  • Angela Schröder BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Guten Tag, vielen Dank für den ausführlichen Artikel. Diesen fand ich sehr hilfreich und gut verständlich geschrieben. Können sie mir bitte einen Tipp geben, wo ich Hosengrößenanpassung für Herren finden könnte? Ich muss die Hosenschnitte auf einen größeren Bauchumfang abändern und finde dazu keine Informationen. Vielen lieben Dank im voraus. 

  • Lydia B. BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Es heißt Maße und Maßanpassung.Die Masse ist eine Einheit, mit der die Größe oder Menge von etwas gemessen wirdoder1.ungeformter, meist breiiger Stoff; unstrukturierte, meist weiche Materie”eine zähe Masse” 2.große Anzahl, Menge”beim Verkauf dieses Artikels macht es nur die Masse(bringt nur die große Menge an Verkauftem einen Vorteil)”  Das war wir als Schneiderinnen brauchen sind die Maße. durch Messen festgestellte Zahl, Größe”die Maß eines Zimmers” · “die Schneiderin hat bei ihr Maß genommen: die Körpermaße festgestellt” · “etwas nach Maß anfertigen” · ” *klugscheiß-Modus aus*

    • Matthias Fluri BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      Hallo Lydia, vielen Dank für die Info. Ja, so wird das in Deutschland gehandhabt – aber nicht in der Schweiz. In der Schweiz existiert das Buckel-S nicht, nicht einmal auf der Normaltastatur. Da es sich bei BERNINA um eine Schweizer Firma handelt und da der BERNINA Blog ein Kommunikationskanal von BERNINA ist, halten wir uns hier an Schweizer Schreibregeln. Wir sind zuversichtlich, dass unsere deutschen Leserinnen aus dem Zusammenhang heraus verstehen werden, wann von der Masse (Materie) und wann von Massen (Grössen) die Rede ist. In der Schweiz kriegen wir das recht gut hin 😉.

      Lieber Gruss
      Matthias

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