Kleine Formate eignen sich ganz hervorragend, um ein bisschen mit Formen und Farben zu spielen. Und wenn man die Ergebnisse auch noch praktisch nutzen kann, umso besser. Ein lieber Freund hatte kürzlich Geburtstag, und da er und seine Frau im letzten Jahr den Wohnbereich ihres liebevoll renovierten Hauses etwas umgestaltet hatten, kam ich auf die Idee, ein Paar neue Topflappen könnten ein nettes I-Tüpfelchen sein. Wer außer Design- und Farbenfreaks macht sich schon die Mühe, passende Topflappen zu suchen?
Das alte, kleine Häuschen hat einen rustikalen Charme, mit niederen Decken, freigelegten, dunkel gebeizten, wurmstichigen Balken (heute natürlich wurmfrei), einem alten Dielenboden und schlichten, massiven Holzmöbeln. Sitzecke, Esstisch und Küche befinden sich in einem Raum. So sind die Farben der Topflappen den wichtigsten Einrichtungsstücken entlehnt: das dunkle Grün dem Sofabezug, das Rot den roten Ledersitzen der Holzstühle, das zarte Grün der halb hohen Wandverkleidung, wie es sie früher in vielen Häusern gab.
Ich habe nur ein paar wenige Stoffe verwendet – und mit denen frei drauf los gepatcht. Vorbild waren freie Interpretationen traditioneller Patchwork-Muster, wie von Malka Dubravsky, Gwen Marston oder Gee’s Bend. Angefangen habe ich jeweils mit einem frei geschnittenen Half Square Triangle Block, danach habe ich in der Art von Log Cabins weiter gemacht, jeweils mit dem Stoff, der mir gerade am passendsten vorkam, d.h. der den bisherigen Block am besten vervollständigt bzw. weitergeführt hat. Dabei habe ich darauf geachtet, dass jeder der 4 Blöcke ein etwas anderes Gesicht bekommt.
Beim freien Patchen muss jeder Schritt neu entschieden werden, dadurch ist es nicht ganz so schnell wie man annehmen könnte angesichts der Tatsache, dass die Mühe mit exakt aufeinander treffenden Nähten und Spitzen, also die ganze Genauigkeitsfriemelei, wegfällt. Aber Spaß macht’s halt … Ich gebe zu, ein Block gefiel mir nicht auf Anhieb, sodass ich dann doch zum Nahttrenner gegriffen und einige Streifen ausgewechselt habe. Nach der reinen Lehre des Liberated Patchwork eigentlich pfui. Aber was soll’s, dann befreie ich mich halt kurz vom Befreiten Stückeln – die Quiltgötter werden sicher ein Einsehen haben.
Ich habe lange überlegt, wie ich die einzelnen Stücke nun quilte. Ja, jede Seite einzeln. Ganz einfach, weil (hoffentlich) ein besser isolierendes Luftpolster entsteht, wenn die Stofflagen nicht alle paar Zentimeter durch Nähte zusammengepresst werden. Die Stepperei sollte nicht zu eng sein und ganz besonders nicht vom eigentlichen Patchwork ablenken, so landete ich – wieder mal – bei geraden Linien. Ein Garn in Dunkelgrün erwies sich letztlich als das insgesamt unauffälligste. Als Richtung habe ich die jeweils dominierende Streifenrichtung gewählt.
Da jede Seite auf eine Lage Thermolam gesteppt ist, war klar, dass Einfassen mit dem mittleren Bandeinfasser #88 nicht funktionieren würde. Als Ausweichlösung spielte ich mit dem Gedanken, eine etwas größere Lage dünnes Vloumenvlies zusätzlich zwischenzufassen und nur diese zusammen mit den Außenlagen durch den Einfasser zu führen. Das schien mir aber doch recht kompliziert und die zusätzliche Isolierung nicht nötig. Also habe ich mich stattdessen fürs Verstürzen entschieden. Dazu habe ich die Lagen sorgfältig direkt neben dem (von vornherein passend zugeschnittenen) Vlies zusammengesteckt und die Naht mit dem Strickwarenfuss #12 genäht. Unterschiedlich dicke Stofflagen – genau dafür ist das Füßchen ja u.a. da. In eine Ecke habe ich jeweils einen Aufhänger zwischengefasst, den ich vorher mit dem Kanteneinfasser vorbereitet hatte.
Schließlich musste der Rand etwas befestigt werden, damit sich die Topflappen nach der Wäsche nicht in alle Richtungen verdrehen und leicht zurecht gezogen und ggfs. gebügelt werden können. Ein kniffliger Fall: maschinengesteppt zu knapp an der Kante sieht bei so dicken Lagen wurstig aus, etwas weiter “drin” gab es an manchen Seiten schon Quiltnähte. Einziger Ausweg: eine Reihe handgenähter Vorstiche. Und welch ein Zufall, in meinem kleinen Vorrat an Stickgarnen fand sich sogar die richtige Farbe.
Vielleicht mögen Sie auch mal wieder mit Stoffen “spielen”? Es gibt ja eine Menge mehr, was man aus Miniquilts machen kann: Kissenhüllen, Platzdeckchen, Taschen …
Hallo Ihr Lieben,
wie schön, dass Ihr mich noch nicht vergessen habt! Ich fürchte, ich war ziemlich lange “untergetaucht” – ich hoffe, dass ich in Zukunft wieder mehr zum Nähen komme.
Liebe Gudrun, Dein neues Thema “Langeweile” ist schon lange bei mir abgespeichert! Es ist ja eine besonders spannende Herausforderung, Langeweile auszudrücken, ohne dass das textile Objekt selbst langweilig ist. Ich würde sehr gerne mitmachen! Vorgenommen hab ich’s mir, mal sehen, ob ich’s schaffe …
Viele Grüße
Ursula
hallo ursula,
welcome back! wie schön, dass du wieder deine designs zeigst!
“Kleine Formate eignen sich ganz hervorragend, um ein bisschen mit Formen und Farben zu spielen.” – ursula, du sprichst mir aus der seele. und wenn es mal kein praktischer gegenstand wie deine klasse design-i-tüpfelchen für die küche werden soll? dann hätte ich einen vorschlag: ein miniquilt für meinen neuen wettbewerb “textile news: langeweile”!!! der darf sehr gern alles andere als langweilig sein, ruhig experimentell, es ist (fast) alles machbar und erlaubt. genaueres auf meiner website http://www.quiltsundmehr.de. ach und habe ich schon erwähnt – es gibt eine bernina zu gewinnen …
beste grüsse
gudrun
Für Topflappen vieeeel zu schade:-))……
Hallo Ursula !
Wie schön – Du bist mal wieder im Blog mit Deinem eigenen Ursula-Design !!!
Tolle Topflappen – hoffentlich werden sie auch benutzt.
Freu mich schon auf weitere Beiträge.
Viele Grüße aus dem Norden von Wiebke