Gibt es hier Fußballfans? Offen gestanden, ich bin keiner. Ich bekomme von Fußball so wenig mit, dass ich nicht mal mitgewettet habe, als es letztes Jahr in lockerer Runde um Tipps zur Fußball-WM ging. Aber Anlässe, die so sehr in aller Munde sind wie eine Fußball-WM, Olympiade oder dergleichen, regen mich einfach dazu an, auch meinen kleinen, kreativen Klecks Senf dazu zu geben.
Diesmal: ein kleines Fußballtäschchen zum Umhängen, für die paar Notwendigkeiten, die frau auch dann noch dabei haben will, wenn sie fast nichts mitnimmt – oder für irgend etwas anderes 😉 …
Der Stoff ist mit Stoffmarkern handgezeichnet. Ich habe eine Vorzeichnung auf Papier gemacht, und zwar mehrere Fußbälle in verschiedenen Größen, aber als ich den weißen Stoff hervor holte, schnell gemerkt, dass man auch wunderbar durchzeichnen kann. Weiße Baumwollstoffe sind ja selten ganz blickdicht, hier ist das mal ein dicker Pluspunkt. So ist es wirklich einfach, sich Fußball für Fußball zu positionieren und risikolos die Vorzeichnung zu kopieren. Man könnte sich statt vorzuzeichnen natürlich genauso die Motive ausdrucken …
Die Idee war, den Rasen, bekanntlich das natürliche Habitat von Fußbällen, in grünem Garn zu quilten, frei Hand Fadenmalerei also. Zwei Farben sind es geworden, hellgrün und dunkelgrün, und zusätzlich zum Nebeneinander der Farbflächen beleben auch der Wechsel von kleinen, dichten Grasflächen mit etwas schwungvolleren, größeren Halmen und natürlich verschiedene Graswuchsrichtungen die Fläche.
Und sage jetzt bitte keiner, das sei aber ein ungepflegter Rasen! So ist das halt: wenn alles geschniegelt und gebügelt ist, ist es meistens weniger spannend.
Als Einlage habe ich dickes, weiches Volumenvlies verwendet, damit die Bälle schön hervortreten. Und zum Quilten den BERNINA Freihandstickfuss #24.
Nun ging es darum, den Reißverschluss so einzusetzen, dass er vom Rand des Täschchens verdeckt wird. Dazu habe ich den RV an den Enden in Stoff eingefasst und jeweils das Futter (ein Stück größer als die Quiltsandwiches, wird später nachgeschnitten) und einen schmalen, schwarzen Streifen (so ca. 6 cm, kann man später anpassen) an die Kanten des Reissverschlusses verstürzt, ausgebügelt und festgesteppt. Dann habe ich die Kanten der schmalen Streifen eingeschlagen und so auf den Sandwich-Kanten positioniert, dass sich einerseits eine schmale Einfassung ergibt und andererseits der RV nicht in Bedrängnis gerät, wenn die Kanteneinfassung durchgesteppt ist. Den Einfassstreifen habe ich zurück gefaltet und mit dem BERNINA Schmalkantfuß #10 die Einfassung durchgesteppt. Ohne dass ich den Prozess näher illustriere, kann man sich, glaube ich, anhand des folgenden Detailbildes ganz gut vorstellen, was wie wo liegt:
Mit dem BERNINA Bandeinfasser #88 für ungefalzte Bänder habe ich mir die Aufhänger gerichtet und mit ein paar Stichen zwischen die oberen Kanten gefasst.
Vor dem Einfassen habe ich die Taschenteile sauber aufeinander gesteppt und überstehenden Stoff zurückgeschnitten. Eingefasst habe ich diesmal von Hand (bzw. ich habe das Band aufgestürzt und von Hand angesäumt) wie ein normales Quiltbinding, weil die x Lagen an der Oberkante insgesamt viel dicker sind als der Rest und in so einem Fall die Einfassbreite nur mit Handarbeit auszugleichen ist. Außerdem “frisst” der Bandeinfasser so dicke Stellen nicht.
Dafür durfte sich der BERNINA Bandeinfasser #88 wieder beim Nähen des Umhängebandes nützlich machen. Das ist allein schon eine komfortable Sache: Stoffstreifen vorne einführen, fertig konfektioniertes Band hinten rauslassen … fertig!
Jetzt werden Sie natürlich sagen: wieso näht frau ein Fußballtäschchen, wenn sie selbst nichts mit Fußball am Hut hat? Und keine Fans im engeren Kreis, die sich über ein solches freuen könnten? Sie haben natürlich recht. Aber einen kleinen Anlass gibt es doch noch, um das edle Teilchen auszuführen. Die Jugend unserer Gemeinde veranstaltet neuerdings jeden Sommer ein Grümpelturnier, zu dem auch eine Mannschaft des Gemeinderates eingeladen wird. Und da ich mich hinter der Kamera wohler fühle als auf dem Rasen, werde ich mich wieder dokumentierend hinter die Linse verziehen. Aber so ein Täschchen ist doch ein netter Gag … selbst wenn ich nur den Objektivdeckel drin verstaue.
In diesem Sinne: vielleicht mögen Sie ja auch ein Fußballtäschchen nähen. Die nächste Ligasaison kommt bestimmt. Und zeigen Sie uns bitte Ihre Werke in der Galerie!
Hallo Ursula,
gehöre auch zu den Nichtfussballfans. Die Tasche gefällt mir sehr. Ich glaube ich werde maletwas ähnliches ausprobieren, werde jedoch die Fussbälle sticken.
bin gerade auf der Suche nach Ideen für das Üben von freier Maschinenstickerei. Der Rasen bzw. das Gras gefällt mir sehr gut dafür.
gruss Gertrud