Erinnert Ihr Euch noch an meinen ersten Beitrag zum Thema Nähhelfer? Euer Feedback war überwältigend, Danke dafür. Ich habe deswegen in den letzten Wochen und Monaten nochmals etliche Schneiderwerkzeuge für Euch getestet, um die Liste der Dinge, die in jede Nähschublade gehören, fortzuführen.
Bevor ich Euch erkläre, was es mit der kleinen, grünen Schlange auf dem oberen Bild auf sich hat, erst ein paar Gedanken zum Thema Schnittmuster auf Stoffe Übertragen. Niemand, der unserem liebsten Hobby verfallen ist, kommt um diese Schritte herum. Es gibt eine sehr alte, von Generation zu Generation überlieferte Variante. Da ich es in unserem Nähtreff immer noch sehe, scheint sie zu grundsätzlich funktionieren: Schnittteil das Gewebe auflegen, mit dem Handmass den Abstand für die Nahtzugabe einstellen und Stück für Stück die Nahtzugabe mit einer Kreidescheibe markieren. Das, liebe Leserinnen und Leser, geht aber nicht nur schneller, sondern auch präziser, wenn man das richtige Werkzeug hat.
Das Parallelkopierrad Multi von Prym
Das ist ein Plastikrädchen, mit dem man über die Ränder des Schnittes rollt. Parallel läuft eine Art Stift mit, aus dessen Spitze Kreidestaub rieselt. Es können drei Abstände zwischen Rad und Stift eingestellt werden: 1,5, 2,5 und 4cm. Die 1,5cm sind auf den ersten Blick eher breit, aber ich schätze, dass aus technischer Sicht kein geringerer Wert möglich war. Ich habe mich aber nicht nur an die 1,5cm gewöhnt, sondern schätze sie im Alltag sehr. Anderthalb Zentimeter lassen genügend Platz für die eigentliche Naht und ermöglichen Grössenanpassungen, ohne zu nahe an den Stoffrand zu kommen. Die 4cm sind perfekt für das Anzeichnen von Saumlinien.
Kreiderad-Stift (Prym)
Was mir ausserdem gut gefällt, ist die Tatsache, dass das Kopierrad Teil einer grösseren Kollektion ist. Wenn man die Kreidepatronen ausbaut, kann man sie entweder separat zum Anzeichnen benutzen oder sie sogar in einen ergonomisch geformten Stift einbauen. Kleiner Wermutstropfen: Es gibt momentan nur die Farben Weiss und Gelb. Ausserdem (und das will ich nicht verschweigen), haken die Kreidepatronen manchmal ein wenig. Trotzdem: Prädikat wertvoll.
Kreidestift Chaco Liner (Clover)
Ich weiss nicht, warum das so ist, aber das Konkurenzprodukt der japanischen Firma Clover, der Chaco Liner, rollt geschmeidiger und ist ausserdem in fünf Farben erhältlich (Blau nicht abgebildet). Das sind zwei gute Argumente, sich zum Parallelkopierrad mindestens noch einen dieser Kreidestifte zu gönnen.
5-in-1 Sliding Gauge (Clover)
Wer gerne konsequent mit einer kleineren Nahtzugabe arbeitet, aber dennoch etwas fortschrittlicher vorgehen will, der könnte sich zum Beispiel auch diesen praktischen Schieber anschaffen. So lassen sich nicht nur ganz unterschiedliche Abstände (horizontal und vertikal) einstellen, sondern auch Knopflöcher positionieren oder Kreise anzeichnen. Das Ding ist ein echtes Allround-Talent, das ich ebenfalls nicht mehr hergeben würde. Die Tatsache, dass die Angaben in Inches statt Zentimeter sind, stört übrigens nicht, da die Stichplatten Eurer Nähmaschinen auch mit einer Inch-Einteilung ausgestattet sind.
Nadel-Twister (Prym)
Da ich die Handnähnadeln nicht auf dem magnetischen Nadelkissen habe, liegen sie frei in der Schublade herum. Und natürlich fasse ich mindestens ein Mal pro Woche kraftvoll in meinen Nähnadelvorrat. Abhilfe schafft der Nadel-Twister, ein kleines aber feines Gadget. Stellt Euch eine Art Lippenstift vor, der normalerweise verschlossen ist. Braucht man eine Nadel, dreht man am Grund und wählt die passende Grösse aus. Anschliessend werden die Nadeln wieder sicher versorgt, ein Magnet hält sie an Ort und Stelle.
Spuhlenhalterung (Bernina)
Apropos Magnet. Es ist verblüffend, dass kaum jemand die praktische Spulenhalterung aus dem Hause Bernina kennt. Das Konstruktionsprinzip ist simpel, der Nutzen gross. Die Metallspuhlen werden in eine Rille eingelegt und von zwei Seiten magnetisch fixiert. Das sorgt nicht nur für Ordnung, sondern hält auch prima. Schaut selbst:
Nadelgreifer (Prym)
Ich nähe hin und wieder Jacken und Mäntel. Fast alle Schritte können maschinell ausgeführt werden. Doch dann, ganz am Schluss, kommt oft der Moment, in dem ein grosser Knopf an einer komplizierten Stelle von Hand angenäht werden muss. Ich habe schon sehr oft mit der Zange hantiert, da gerade diese Verschlüsse oft durch etliche Lagen Stoff befestigt werden müssen. Was für eine Arbeit, die Nadel vor- und zurückzuschieben. Doch damit ist nun Schluss, seit ich diese kleinen Fingerüberzieher aus Silikon habe. Der Kunststoff rutscht nicht vom Metall, das Knopf Annähen geht leichter von der Hand. (Ja, dieses Bildbeispiel ist nicht ideal, da dieser Knopf auch mit einer Nähmaschine befestigt werden könnte, ich weiss. Aber ich wollte Euch mit Fotos versorgen, damit das Grundprinzip klar wird.)
Bügel-Ei und Saumrolle (Prym)
Ich wollte es anfangs nicht wahrhaben, aber wer exakt nähen möchte, muss automatisch oft zum Bügeleisen greifen. Gerade bei der Verarbeitung von Webware helfen die Bügelschritte ungemein, um ein besonders schönes Ergebnis zu erhalten. Genau genommen genügt es aber nicht, einfach nur eine ebene Unterlage (Bügelbrett) zu benutzen. Viele Kleidungsstücke beinhalten Teile, die – ähnlich wie unsere Körper – dreidimensional fallen. Denkt an Kragen, an eingesetzte Ärmel oder an Manschetten. Für alle diese Fälle habe ich zwei dreidimensionale Bügelhilfen. Im englischsprachigen Raum heissen die Teile Sewing Hams (=Nähschinken), ein passender Name, oder?
Easy Clip Durchziehnadel (Clover)
Tadaaa, hier kommt sie, die grüne Schlange. Eigentlich ist es keine Schlange, sondern eher eine Art Kabelbinder. Stellt Euch vor, Ihr habt gerade einen Tunnel genäht, und sollt nun einen Gummi, eine Kordel oder was auch immer durchziehen. Meine Grossmutter hat diesen Part immer mit einer Sicherheitsnadel gemacht. Das geht natürlich auch, aber schnell und einfacher gelingt es mit diesem wunderbaren Helfer, den ich Euch sehr ans Herz lege.
Einziehhilfe-Set für elastische Bänder (Clover)
Cool finde ich auch dieses Tool. Es besteht aus einer grossen Plastiknadel (fürs Einziehen, nicht abgebildet) und einem Clip. Der Verschluss, mit dem man das Ende eines Gummibandes sichert, sieht ein bisschen wie eine Klammer aus, mit der man die Pommes Chips oder die angebrochene Packung Teigwaren verschliesst. Bevor Ihr jetzt in die Küche lauft – dieser Verschluss hier kann dann doch mehr. Er hat viele kleine Zähnchen im Inneren, die ein Wegflutschen des Gummis verhindern. Das Ding funktioniert übrigens auch gut, wenn mehrere Gummienden gesichert werden müssen.
Wende-Set (Prym)
Ich hatte mal so eine lange Metallnadel mit Haken an der Spitze, mit der man Taschengriffe, Bindebänder und so weiter wenden konnte. Zumindest stand das so auf der Verpackung. Ich weiss nicht, ob es an mir lag, aber die Metallnadel und ich, wir wurden keine Freunde. (Sie ruht mittlerweile in Frieden.) Ihr versteht sicher meine Skepsis, als ich dieses Wende-Set hier entdeckte. Um die Spannung rauszunehmen: I love it! Es funktioniert nämlich nicht nur ausgezeichnet, es ist auch sehr simpel von der Grundidee her. Nachdem man den Schlauch genäht hat (rechts auf rechts), muss man eine der drei Wendestabgrössen auswählen. (Je breiter der Schlauch, desto bereiter der Stab.) Dann schiebt man die Plastikhülse in den Schlauch, stülpt einen kleinen Teil des Stoffes nach innen und “schiebt” mit dem Stab den Stoff durch.
Am Schluss noch ein paar allgemeine Worte. Alle Gadgets, die ich Euch heute gezeigt habe, sind in Europa erhältlich. Wer eine Reise nach Japan oder zum Beispiel in die USA plant, findet dort noch viele weitere Nähhelfer. Mein Eindruck ist, dass die international operierenden Firmen wie beispielsweise Prym oder Clover immer mehr Produkte, die eigentlich “nur” für Asien oder die USA gedacht waren, auch in Europa auf den Markt bringen. Die Nähgemeinde wächst auch hier kontinuierlich, die Experimentierfreude ebenso. Ich bleibe am Ball und sammle weiter fleissig Ideen für einen dritten Teil, einverstanden?
Danke fürs die Tipps.Ich bin auch ein Freund, oder muss ich sagen eine Freundin, von gezielt kaufen. Eine Frage zu der Easy Clip Durchziehnadel: das sieht ja etwas nach dem Hosenträgerclip aus. Leiert dieser Clip mit der Zeit aus?
Hallo zusammen! Ich habe gesehen, dass viele sich fragen , wo sie die Helferlein bekommen. Googeln Mal Stoffmarkt Hastedt in Bremen. Die haben fast alle, auch Bügeleier.?
Hallo, woher bekomme ich zb. die Easy Clip Durchziehnadel? Leider finde ich nix bei Amazon ect.
Liebe Claudia, da kann ich leider nicht weiterhelfen. Es ist definitiv ein Produkt, das Clover in Europa vertreibt. Wer genau die Durchziehnadel an Lager hat, weiss ich leider nicht. Ich würde eher nicht bei Amazon, dafür aber bei den grossen Nähzubehör-Läden anfragen.
Danke für die wertvollen Empfehlungen,
was das Bügelei betrifft: ich habe ein ganz edles Exemplar von “Schneiderherz” ergattern können, das ich für den Makerist Kurs “Schicker Übergangsbegleiter” intensiv benutzt werden wird. Ich hoffe Ute findet bald wieder einmal Zeit neue Bügeleier zu produzieren.
Mit besten Grüssen
Therese
Danke, tolle Dinge die Du da vorstellst. Den Nadeltwister habe ich und leider manchmal das Problem, dass sich die enthaltenen Nadeln in der “Mechanik” verklemmen. Passiert aber z.B. nicht bei Kopfstecknadeln.
Gruß Mariel
Ja toll! Danke für die vielen Tipps! Da ist sicher einiges dabei, das ich testen werde. Die Clover-Kreidestifte kenne und schätze ich. Statt dem Nadeltwister habe ich ein ganz gewöhnliches Nadelheft, das wir bereits in der Volksschule gefertigt haben und das ich nach wie vor sehr schätze. In ihm sehe ich auf einen Blick, welche Nadeln in welcher Stärke und Länge da sind und kann bequem aussuchen. Die Spulen sind bei mir in einem großen Kasten jeweils gemeinsam mit der Garnrolle derselben Farbe auf einem Stift untergebracht. Fürs Durchziehen von Gummibändern habe ich die Webnadeln entdeckt, mit denen die Kinder in der Schule kleine Webstücke angefertigt haben. Und eine gratis Anleitung fürs Bügelei gibt’s übrigens bei Santa Lucia Patterns. lg, Gabi
Hallo “Blümchen”,
DANKE für die Tipps, das Nadelheft benutze ich auch immer noch, ich habe was gegen diese “aufgeladenen” Nadeln. Der Tipp fürs Bügelei ist toll!
Gruß monika
Danke für die Vorstellung mehrerer Nähhilfe. Tolle Ideen. Doch wo kann man das komplett bestellen? Danke für die Antwort
Ich vermute, die Frage geht an mich, oder? Ich kann sie dennoch nicht pauschal beantworten. Es gibt vermutlich nur wenige Anbieter, die jeweils alles an Lager haben. In diesem Beitrag hier ist eigentlich alles entweder von der Firma Prym oder von Clover Japan. Beide Hersteller sind gut in Europa vertreten. Ich fürchte, es bleibt Dir nichts anderes übrig, als die die Sachen gewissermassen zusammen zu suchen. lg Bettina