Es gibt viele Möglichkeiten, einen Auschnitt zu verarbeiten. Bei Jerseykleidung wird der Halsauschnitt z.B. häufig mit einem Bündchen eingefasst oder Kapuze oder Kragen schließen direkt am Halsabschluss an. Eine weitere Art, den Halsbereich zu versäubern, ist die Verarbeitung mit einem Beleg. Dabei wird mit einem gegengleichen Formstück der Ausschnitt verstürzt. Gerade bei Webwaren ist der Beleg sehr beliebt und führt mit seiner einfachen Verarbeitung zu einem sehr schönen Ergebnis.
10 Tipps für die perfekte Beleg-Verarbeitung
Tipp 1: Sorgsam zuschneiden
Es ist wirklich wichtig, einen Beleg sehr exakt zuzuschneiden und unbedingt darauf zu achten, weder den Beleg noch die Auschnittkante versehentlich auszuleiern. Aus diesem Grund sollte man den Beleg auch
Tipp 2: Mit Einlage verstärken
Ich verwende gerne die leichte H180 von Vlieseline. Sie lässt sich gut zuschneiden und aufbügeln und trägt nicht auf.
Der fertige Beleg wird nun rechts auf rechts auf die Auschnittkante gesteckt und nun heißt es:
Tipp 3: Exakt nähen
Diese Naht gibt nämlich später die Ausschnittform vor- was jetzt schief genäht ist, ergibt später leider auch einen schiefen Ausschnitt.
Also immer schön sorgfältig und langsam nähen.
Nach dem Nähen geht es nun mit einer scharfen Schere an
Tipp 4: Einknipsen der Nahtzugaben
Dazu wird in gleichmäßigen Abständen bis zur Nahtlinie eingeschnitten. Bei Bedarf kann man die Zugabe auch etwas einkürzen und bei dicken Stoffen abstufen. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wieviel bei welchem Stoff weg muss, damit sich der Auschnitt später schön in Form legt.
Nun ist es Zeit für einen echten Schneidertrick
Tipp 5: Das Untersteppen
Für Anfänger kann es hilfreich sein, vor dem Steppen die Nahtzugaben vorsichtig in Richtung Beleg zu bügeln. Das geht prima über einem Bügelei oder Bügelkissen. Oder man legt einfach ein stramm zusammengerolltes Handtuch unter, damit der Auschnitt nicht überdehnt wird oder man Falten einbügelt wo gar keine hingehören.
An der Nähmaschine wird nun der Auschnitt so unter den Nähfuß gelegt, dass die Nahtzugaben Richtung Beleg liegen. Dann wird der Beleg auf den Nahtzugaben festgesteppt. Ich orientiere mich gerne an der Innenkante des Nähfüßchens oder verwende meinen geliebten Schmalkantfuß #10.
Für diesen Arbeitsschritt gibt es übrigens verschiedene Bezeichnungen. Ich kenne es auch als “Zurücksteppen” und im Englischen ist es “Understitch”.
Hier auf der Innenseite kann man sehr schön sehen, wie die Zugaben am Beleg festgesteppt sind:
Wenn die überstehenden Nahtzugaben noch zu lang sind oder zu sehr auftragen und später rechts durchdrücken könnten, kann man ruhig nochmal wegschneiden:
Tipp 6 : Ausdünnen
Einfach bis knapp vor die Unterstepplinie kürzen. Ich bin ein großer Freund von beherztem Wegschneiden überflüssiger Nahtzugaben.
Nun wird der Beleg nach innen geklappt und es wird deutlich, welch positiven Effekt das Untersteppen hat. Der Beleg legt sich schon ohne Bügeln schön nach innen.
Und nun kommen wir zu
Tipp 7: Richtig Bügeln
Gut gebügelt ist halb genäht
Ein ganz wichtiger Punkt- denn auch wenn das Untersteppen schon dafür sorgt, dass der Beleg brav innen liegt, muss man nun aufpassen, dass man den Ausschnitt nicht verformt und versehentlich ausdehnt. Also immer erst ordentlich hinlegen und dann mit der Bügeleisenspitze die Kante bügeln. Immer schön Stück für Stück bis der Beleg und Auschnitt die klar definierte Form des Auschnitts bilden.
Der nächste Tipp ist nicht zwingend nötig, aber wenn man mag, dann kann man jetzt
Tipp 8: Die Kante absteppen
Je nach Geschmack ganz schmal oder bis hin zur Belegbreite. In jeden Fall sollte man sich den Ausschnitt samt Beleg vorher etwas stecken, damit die Lagen beim Absteppen nicht verrutschen.
Wer keine Stepplinie möchte, der vollendet sein Werk einfach mit
Tipp 9: Ansäumen an den Schulternähten
Ein paar Handstiche
Dazu wird der Beleg nur mit ein paar lockeren Handstichen an den Nahtzugaben z.B. der Schulternaht befestigt. Keine Sorge- durch das Untersteppen und das sorgsame Bügeln klappt der Beleg beim Tragen des Kleidungsstückes nicht nach außen.
Und damit kommen wir zu meinem letzten Ratschlag bei der Verarbeitung von Belegen:
Tipp 10: Nicht festkleben!
Manchmal wird leider dazu geraten, Belege einfach mit Vliesofix oder ähnlichem festzubügeln. Das mag ich überhaupt nicht, denn meist ist das Ergebnis wirklich nicht schön. Und wenn Ihr Tipp 1-9 beherzigt, dann tut es auch gar nicht Not, denn der Beleg macht auch so, was Ihr wollt.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim Nähen.
Euer Schneiderherz Ute
Danke für die super Erklärung und die Bilder. Jetzt habe ich das auch verstanden ?. Habe mich damit immer rumgeärgert und dann doch bleiben lassen.
Danke Die Anleitung ist toll, es wäre gut, wenn man sie herunterlagen könnte. Damit ich später darauf zugreifen kann.
Liebes Schnerderherz,
die Variante des Untersteppens kannte ich noch nicht .Sie hat mich sehr überzeugt und ich werde sie sofort ausprobieren. Sie sieht wirklich sehr schön und sauber aus . Nichts ist doch unbefriedigender, als ein schlecht genähter Halsausschnitt.
Vielen Dank für`s Zeigen und der ausführlichen Beschreibung, die wirklich sehr hilfreich war.
Liebe Grüße in den Norden
Erika
Danke fürs Zeigen, ich probier es aus.
Liebe Grüße
Gabi
Super toll erklärt sehr hilfreich
Super erklärt und ein absolut perfektes Nähergebnis. Zum neidisch werden 🙂
Liebe Grüße,
Jutta
Danke für diese Insidertipps!
Kreative Grüße
Gerlinde