Lasst uns zusammen einen Tischläufer nähen! Für eine Miniquilt-Wichtelei bzw. Swap habe ich einen fröhlichen Tischläufer in Regenbogenfarben genäht. Da das Thema des Swaps “Half Square Triangles” hieß, besteht der Regenbogenteil aus lauter Quadraten, die sich aus zwei Dreiecken bilden und die man im Englischen “Half Square Triangles”, abgekürzt HST, nennt.
Falls Ihr Lust habt, Euch auch einen solchen farbenfrohen Tischläufer zu nähen oder Tipps zur Verarbeitung von HSTs braucht, habe ich hier die Anleitung dafür.
Material
Ihr benötigt viele verschiedene Uni-Quadrate in 5” x 5” in Eurem gewünschten Farbverlauf. Dafür bietet sich ein entsprechender CharmPack an. Ihr könnt Euch diese aber auch aus Eurem Vorrat selbst zuschneiden. Für meinen Läufer mit grauer Umrandung in der Größe 20” x 45” (ca. 51 cm x 132 cm) habe ich einen regenbogenfarbenen CharmPack aus 42 Quadraten sowie 8 weitere Quadrate verwendet. Da bleiben zwar 2 HSTs übrig, aber lieber etwas mehr Auswahl.
Dazu kommt noch Stoff für die Umrandung und das Binding (ca. 40 cm x 110 cm), sowie Vlies und Rückseitenstoff in ausreichender Größe. Den Tischläufer könnt Ihr durch die Anzahl und die Anordnung der HSTs wunderbar Eurer eigenen Größenvorliebe anpassen.
Damit Ihr gleich mit guter Laune gut startet, ordnet die Quadrate im gewünschten Farbverlauf an.
Nähen der Half Square Triangles (HSTs)
Legt nun die Quadrate in der Reihenfolge, wie Ihr sie oben sortiert habt, nebeneinander hin und teilt sie diagonal von einer Spitze zur anderen.
Nun werden jeweils die Dreiecke der nebeneinander liegenden Quadrate einander zugeordnet…
… und rechts auf rechts aufeinandergelegt. So kommen jeweils zwei Dreiecke zueinander, die ganz dicht in der Farbe beieinander liegen.
Diese beiden Dreiecke werden nun mit einer Nahtzugabe von 1/4” an den beiden kurzen Seiten zusammengenäht. Verwendet dabei den Patchworknähfuß #37 oder #97. Diese Nahtzugabe gilt auch für alle weiteren Nähte.
Dann teilt Ihr dieses Dreieck in zwei kleine Dreiecke genau in der Mitte.
Wenn Ihr diese kleinen Dreiecke auffaltet, erhaltet Ihr zwei identische HSTs.
Diese werden nun gebügelt – Nahtzugabe auf eine Seite bügeln – und auf 3” zurückgeschnitten, d.h. getrimmt.
Hier nun nochmals: große Dreiecke einander zuordnen.
Dreiecke jeweils aufeinanderstecken…
…abnähen…
… und in zwei kleine Dreiecke durchschneiden.
Ihr bekommt ein buntes Sammelsurium an HSTs!
Und ganz wichtig: Nehmt Euch die Zeit und trimmt wirklich ganz ordentlich auf 3” . Ich habe dafür ein BlocLoc-Lineal und eine drehbare Schneidematte, damit geht das ganz zügig und genau.
Den Tischläufer zusammennähen
Jetzt geht es ans Anordnen der (in meinem Falle 96) Half Square Triangles. Ich beginne mit einer hellen Farbe in einer Ecke und lege daneben ein farblich passendes, immer um 90 Grad gedrehtes, HST. Hier auf diesem Bild sind in der Anordnung noch einige Fehler,
die hier aber beseitigt sind. Es laufen immer die bestehenden Nähte aufeinander zu bzw. ergeben eine Linie.
Nun näht Ihr zuerst die kurzen Reihen aneinander.
Die Nahtzugaben in den kurzen Reihen verlaufen gegengesetzt bzw. sie “rasten” ein. Dazu solltet Ihr, falls nötig, einzelne Nahtzugaben der HSTs nochmals in die andere Richtung bügeln. Denn nur so wird die Naht relativ flach: Eine Nahtzugabe schaut nach links, die andere nach rechts.
Genäht sollte das dann so aussehen.
Hier seht Ihr, wie oben die Nahtzugabe flach nach hinten liegt, die untere zeigt nach links vorne.
Und so näht Ihr Reihe um Reihe aneinander. Ich habe darauf geachtet, dass in jeder zweiten Reihe die Nahtzugaben in dieselbe Richtung zeigen
Und Ihr habt schon einen weiteren Vorgeschmack auf den Regenbogenverlauf.
Nun erst bügeln wir die Nahtzugaben der Reihen auf jeweils eine Seite. Auch hier sollen die Nahtzugaben ineinander einrasten. D.h., einmal bügelt Ihr die Nahtzugaben nach links, die in der nächste Reihe nach rechts, dann wieder nach links, usw.
Achtet darauf, dass Ihr mit der Reihenfolge nicht durcheinanderkommt.
Nun werden die kurzen Reihen aneinander genäht. Hier seht Ihr wie die in verschiedene Richtungen gebügelten Nahtzugaben “einrasten” und es daher kaum zu Verschiebungen kommt (ich stecke dennoch an jedem Kreuzungspunkt).
Immer schön eine Reihe nach der anderen annähen.
An den Stellen, an denen die vielen Nahtzugaben aufeinandertreffen: langsam nähen und vorab gut stecken!
An den kniffligen Stellen haltet an, Nadel runter, Nähfuß hoch und mit einem spitzen Gegenstand (ich liebe meine kleine Fadenschere!) alles in die richtige Richtung dirigieren.
Diese Nahtzugaben bügele ich auseinander. Wenn diese auf eine Seite gebügelt werden, ergibt das an den Kreuzungspunkten dicke Knubbel. Als ideal hat sich bei mir die Verwendung eines sogenannten “Clappers” erwiesen. Dieser besteht aus einem Stück Hartholz und einer gut geschliffenen ebenen Fläche. Er wird kurz auf die mit etwas Dampf auseinander gebügelte Nahtzugabe gedrückt. Die mit einem Clapper gebügelten Nähte werden flacher und bleiben auch besser in der gebügelten Form.
So sollte das Regenbogenstück nun von hinten aussehen…
… und so von vorn. Nehmt Euch für das Bügeln Zeit, trennt zur Not umgebogene und dann falsch angenähte Nahtzugaben wieder auf. Das Quilten gestaltet sich nachher viel angenehmer und auch machen sich Knubbel auf einem Tischläufer nicht immer gut….
Wenn Ihr mögt, könnt Ihr noch außen rum einen Umrandungsstreifen annähen. Meinen habe ich in einer Breite von 3” zugeschnitten, damit er die gleiche Breite wie die HSTs hat.
Das Quilten des Tischläufers
Bildet mit dem Regenbogen-Top, einem dünnen Vlies und dem Rückseitenstoff ein sogenanntes Sandwich. Und dann geht es weiter mit dem farbenfrohen Spaß: Wunderbar eignet sich farblich verschiedenes Garn wie das Silk Finish Cotton vom Mettler zum Quilten.
Meinen Tischläufer habe in diagonal verlaufenden Linien, analog zu den Farben im Läufer, gequiltet. Sucht Euch dazu die passenden Quiltgarne aus – wer nicht so viele Farben zur Verfügung hat, kann auch ein Farbverlaufsgarn verwenden.
Ich habe mir die Garnrollen in der “richtigen” Reihenfolge unter meinem Quilttisch angeordnet, damit ich nur immer schnell nach unten greifen musste.
Bei mir hat es sich als gut erwiesen, immer zwei bis max. fünf Linien in derselben Farbe zu quilten. Es wird nie so sein, dass die gewählte Farbe zu allen Stoffen in der Nählinie passen wird. Das macht aber gar nichts. Mir erschien es gut, wenn das Garn wenigstens zu einer in der Quiltlinie auftauchendem Stofffarbe passt. Begonnen habe ich im Nahtschatten einer HST-Naht in der Mitte des Läufers.
Die Linien habe ich im Abstand von ca. 1 cm gequiltet, das ging bei einem HST-Maß von 3” relativ gut auf.
Und immer weiter und weiter: nähen, umfädeln, wieder ein paar Reihen nähen, usw. Fadenanfang und -ende habe ich mit der Maschine vernäht. Ganz Ordentliche können dies natürlich mit der Hand machen. Als eine Variante ist denkbar, die Umrandung erst nach dem Quilting anzunähen. So kann mit den Quiltlinien in das Vlies samt Rückseitenstoff genäht und dort vernäht werden. Vlies und Rückseitenstoff müssen in diesem Fall entsprechend größer zugeschnitten werden.
Das Binding habe ich aus demselben Stoff wie die Umrandung genäht. Denkbar wäre auch ein unsichtbares Binding, wie ich es in diesem Blogpost erklärt habe. Oder wenn Ihr die Umrandung weglasst, macht sich auch ein gestreiftes Binding sehr gut.
Vielleicht mögt Ihr auch so Tischläufer nähen? Wunderschön ist auch ein Kissen in diesem Muster. Wenn Ihr der Anleitung oben folgt, könnt Ihr Euch bestimmt bald an Eurem farbenfrohen regenbogenfarbenen Tischläufer freuen, wie es auch meine Swappartnerin getan hat.
Viel Spaß beim Nachnähen,
Ines
Danke Ines für die super gute Anleitung!!!
Es hat gedauert bis ich das Material zusammen hatte. Für mich eine ausgezeichnete Übung um exakt zu arbeiten. Für den Rand habe ich einen ungeeigneten Rest verwendet werde ihn wohl austauschen . Nicht Perfekt , doch für s erste mal ganz gut geworden.
Schönen Sommer
Rosmarie
Wow Rosmarie! Der sieht so wunderschön aus! Da wird es sich lohnen, den Rand auszutauschen.
Einfach klasse!
Liebe Grüße
Ines
Wunderschön leuchtet dieser Läufer und die Erklärungen sind sehr informativ und sicher gut nachzuarbeiten … nun muss ich wohl viele bunte Stoffe sammeln …
Liebe Ines,
fröhlich und bunt kommt dein Tischläufer daher, mit dem du genau meinen Geschmack getroffen hast.
Auch Kissen für den Garten könnte ich mir durchaus so vorstellen.
Die Idee ,die kurzen Seiten zu nähen, erspart einem das Anzeichnen der Diagonale.
Danke für die Idee und liebe Grüße
Erika
Liebe Erika,
danke! Und eine Mit-Swaperin hat in diesem Muster ein Kissen genäht, das sieht so klasse aus: das strahlt so viel Fröhlichkeit aus!
Das gut bei dieser Methode ist auch, dass man in Fadenlaufrichtung die Dreiecke abnäht, da verzieht sich relativ wenig.
Liebe Grüße
Ines
Liebe Ines ,
die Sache mit der Fadenlaufrichtung ist tatsächlich ein wichtiger Punktender zu einem zufriedenstellenderen Ergebnis führt.
Wo hast du denn den schönen Clappers her ? Ist der inzwischen auch hier in Deutschland erhältlich ?
Lebe Grüße
Erika
Entschuldigung Erika, ich habe völlig vergessen, Dir zu antworten. Den Clapper hat mir mein Mann gemacht – leider ist er noch nicht “in Produktion” gegangen, denn da hätte er schon manche verkaufen können.
Liebe Grüße
Ines