Kreative Artikel zum Thema Nähen

Mit einem Etui zwei Hobbys verbinden

Das Leben ist definitiv zu kurz für nur ein Hobby, findet Ihr nicht auch? Natürlich sind auch die Tage zur kurz, um all die Sachen umzusetzen, die man so bei Instagram, Pinterest, diversen Blogs und in Zeitschriften findet. Und ab morgen ist der Tag gefühlt nochmal etwas kürzer, weil es noch früher dunkel wird. In Herbst- und Winterzeit heißt es dann auch für viele eher Kamin statt Grill und  drinnen statt draußen. Oder? Bei mir kommt dann zum Nähen das Stricken noch dazu! Und weil ich jetzt in meinem Geschäft seit ein paar Wochen auch Wolle verkaufe, gilt das mehr als je zuvor.

Schon vor etlichen Jahren hat mich meine Schwester einmal gebeten, ihr eine Mappe für all Ihre Stricknadeln zu nähen. Dabei ist ein ziemlich umfangreiches Etui herausgekommen, das ich in den letzten Jahren bestimmt so an die 200 Mal genäht und verkauft habe. In diese Mappe passt so ziemlich alles, was eine Profi-Strickerin so braucht: Rundstricknadeln, Nadelspitzen und Seile, Nähnadeln, Häkelnadeln, Schere, Maschenmarkierer, Nadelmaß, Maßband, und für die Anleitung ist auch noch Platz.

Ich jedoch, bin eher so die “Part-Time”-Strickerin, weshalb ich mir ein eher kleines Etui für meine bescheidene Stricknadel-Sammlung genäht habe. Es ist nur das erste Modell, bis die “perfekte” Stricknadeltasche daraus geworden ist, dauert es bestimmt noch ein bis zwei Entwürfe. Ich wollte es trotzdem schon mit Euch teilen, denn wie Ihr gleich sehen werdet, lassen sich weitere Verbesserungen oder Änderungen ganz leicht vornehmen.

Los gehts also, hier kommt die 

Anleitung für ein kleines Stricknadel-Etui

Für ein Etui in A5-Größe braucht ihr:

  • 35 cm Bosal In-R-Form (beidseitig aufbügelbar)
  • 5 aufeinander abgestimmte Webstoffe (hier Fat Quarter “Münsterland” von Westfalenstoffe)
  • ca. 130 cm Reißverschluss (bzw. nur die eine Hälfte davon) mit einem Schieber
  • optional noch ca. 120 cm fertiges Schrägband (ich habe es aus einem der schönen Stoffe selbst hergestellt)
  • passendes Nähgarn (z.B. Mettler Seralon

Material-Sets habe ich Euch hier zusammen gestellt.

Zuschnitt:

  • Schaumstoff-Einlage, Oberstoff und Futterstoff 32 x 23 cm
  • Stoff für die große Innentasche 32 x 22
  • Stoff für die Kleine Innentasche 32 x 16

Aus dem 5. Fat Quarter schneidet Ihr Euch Streifen für das Schrägband. Natürlich könnt Ihr auch ein fertiges Schrägband verwenden.

Schritt 1

Zuerst bügelt Ihr den Ober- bzw. Futterstoff auf die Schaumstoff-Einlage.

Das Bosal In-R-Form ist ein ziemlich tolles Zeug. Viele von Euch werden vielleicht auch das Stylefil von Freudenberg kennen, das ist ganz ähnlich, nur leider nicht aufbügelbar. Die Version von Bosal gibt es als Single– und Double-Version, also einseitig und beidseitig aufbügelbar! Sensationell geeignet für Taschen, Körbe, Utensilos oder z.B. iPad-Hüllen mit viel Stand. Die Einlage polstert gut, ist leicht, hat viel Stand, ist aber nicht steif und lässt sich toll verarbeiten. Hier finde ich das beidseitig bebügelbare besonders praktisch. 

Die beiden Stoffe für die Innentaschen bügelt Ihr links auf links der Länge nach in den Bruch. Legt sie übereinander und steppt für die späteren Fächer ein paar Unterteilungen, ganz so wie Ihr das wollt. Ich habe nur auf der einen Seite 5 Fächer mit einem Abstand von 3 cm abgesteppt. Steppt auch in die Mitte eine Naht. 

Dann legt Ihr die Innentaschen auf die Futterseite Eurer Etuihülle und steppt sie in der Mitte fest. Ich habe die Naht bis oben hin durchgezogen, und dabei den 3-Fachstich mit einer Stichlänge von 4.5 gewählt.

Rundet alle Ecken ab und umzackelt das Etui jetzt einmal mit der Overlock oder einem Zickzackstich Eurer Nähmaschine.

Schritt 2

Jetzt ist der Reißverschluss dran. Wie oben schon erwähnt, Ihr braucht nur die eine Hälfte des Reißverschlusses, am besten eignet sich hier natürlich ein Endlos-Reißverschluss. Ich finde dieser senfgelbe metallisierte hier passt besonders schön zu den taubenblauen und beigen Stoffen aus dem Westfalen Paket.


Legt den Reißverschluss wie auf dem Bild an, und fangt an der markierten Stelle an ihn mit dem Reißverschluss-Fuß an der Kante ringsherum anzunähen. Hört dann am Ende wieder an der Markierung auf (es sind je 2 cm von der Mitte aus). In den Kurven schneidet Ihr das Band des Reißverschlusses ein, damit er sich ganz geschmeidig um die Ecke legen kann.

Fädelt jetzt den Schieber auf und fasst das Ende des Reißverschlusses mit einem Schrägband ein. Wie lang Ihr das Reißverschlussende lasst, bleibt Euch überlassen. Ihr könnt es später außen hängen lassen, oder nach innen legen. Bestimmt kann man es auch einnähen, aber das probiere ich erst in der nächsten Version…

Schritt 3

Jetzt kommt der kniffligste Teil. Hier bin ich echt ins Schwitzen gekommen. Das Schrägband habe ich mir etwas breiter zugeschnitten (4,25 cm), da mir ein fertiges zu schmal war. Außerdem wollte ich es passend zu Kollektion. Nach zwei gescheiterten Versuchen, das Schrägbang in einem Rutsch anzunähen haben ich mich dazu entschieden, es erst innen aufgefaltet mit der Nähmaschinen anzunähen, und dann später, nach dem Falten, mit der Hand von außen fertigzustellen. Macht etwas mehr Arbeit, aber sieht dann umso besser aus, stimmts?
Beim Annähen habe ich die ersten und letzen 10 cm noch lose gelassen, und nach der tollen Anleitung von Dorthe Niemann dann die Enden verbunden. 

Eh voilá – schon seid Ihr fertig! Wer mag, näht noch eine kleine Schlaufe für den Schieber, ein Stück Band oder Kordel tut es natürlich auch. 

Meine Stricknadeln habe ich jetzt alle beisammen und durch den Reißverschluss kann auch nix verloren gehen oder rauspurzeln.
Mal sehen, was der Praxis-Test so ergibt. Schon beim Nähen sind mir einige Punkte aufgefallen, die noch verbesserungswürdig wären. Das Schrägband habe ich, glaub ich, auch mit etwas zu viel Zug angenäht….

Aber so ist das, wenn man was ausprobiert, bzw. sich ausdenkt: nicht alles klappt sofort.

Natürlich kann man dieses kleine Etui auch für andere Sachen verwenden: Stifte, Pinsel, Kosmetik, Nähutensilien, … In der richtigen Größe geht auch ein Tablett oder Laptop hinein.

Also, verratet mir doch in den Kommentaren Eure Ideen dazu. Ich bin schon gespannt!

Bis dahin wünsche ich wie immer viel Spaß beim Nähen!

Kostenlose Nähanleitung: Etui für Stricknadeln

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschritten
Zeitaufwand: einen Abend
Verwendete Materialien: Bosal In-R-Form, metallisierter Endlos-Reißverschluss, Schrägband, Webstoffe
Verwendete Produkte:
BERNINA 580
BERNINA 580
Zickzack-Nähfuss # 0
Zickzack-Nähfuss # 0
Rücktransportfuss # 1
Rücktransportfuss # 1
Reissverschlussfuss # 4
Reissverschlussfuss # 4

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