Wenn in einem Nähprojekt ein Knopfloch zu nähen ist, meinen viele, dass sie keine Knopflöcher nähen können oder nähen mögen. Das Probe-Knopfloch funktioniere noch, aber in der Bluse klappe es dann nicht. Ich möchte Euch mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung Mut machen, Euch an Knopflöcher ran zu trauen. Mit ein bisschen Wissen und Übung gelingt es auch Euch.
Für meine Anleitung habe ich Knopflöcher in eine Schlupf-Bluse mit halber Knopfleiste genäht. Das Schnittmuster ist eine auf Blusenlänge gekürzte Elsenschwester03 von schneidernmeistern.
1. Den Stoff mit (Bügel-)Einlage für das Knopfloch vorbereiten
Ein Knopfloch wird sehr viel schöner, wenn der Stoff, in den es genäht wird, etwas fester ist. Ein Knopfloch wird mit einer stärkeren Unterfadenspannung genäht (aber keine Angst: dass macht Eure BERNINA automatisch); dadurch wird der Stoff mehr zusammengezogen, als wenn Ihr normal Zickzack näht. Dieses Zusammenziehen wird etwas gemindert, wenn Ihr eine (Bügel-)Einlage verwendet. Ich gehe gern auf Nummer sicher und bebügle manchmal die komplette Knopflochleiste, so dass das Knopfloch auf zwei Lagen Einlage genäht wird. Auch die Knopfleiste sollte mit Einlage bebügelt werden, dann reißt der Knopf nicht so schnell aus.
2. Die Größe des Knopfloches bestimmen
Am Anfang jedes Knopflochs steht die Bestimmung, wie lang das Knopfloch werden soll. Dafür habt Ihr verschiedene Möglichkeiten
a) Mit dem Maßschieber
Messt den Durchmesser Eures Knopfes mit einem Zentimetermaß aus. Mein Knopf hat einen Durchmesser von 15 mm.
Da das Knopfloch minimal länger als der Durchmesser des Knopfes sein soll, gebt nun 2 mm dazu und stellt dieses Maß, also 17 mm, an Eurem Knopflochschlitten #3A mit dem roten beweglichen Schieben genau ein.
b) Auf dem Display der Nähmaschine
Wenn Ihr ein neueres Modell einer BERNINA Euer eigen nennt, könnt Ihr die Knopflochgröße über das Untermenü Eures Knopflochprogrammes bestimmen. Legt dazu den Knopf auf das Display und passt die gelben Umrisse Eurem Knopf an. Die Maschine berechnet automatisch die Knopflochlänge indem sie 2 mm dazu gibt.
Wenn Ihr diese Größe dann festlegt, ist die Größe des Knopfloches auch gleich eingespeichert.
3. Das Knopfloch auswählen
Als nächstes wählt Ihr die Art des Knopfloches aus. Ich nehme gerne das ganz gewöhnliche Wäsche-Knopfloch (hier Nr. 51).
Wenn Ihr eine neuere BERNINA habt, könnt Ihr die Knopflochbreite, die Raupenbreite und den Abstand zwischen den Raupen verändern und Eurem Geschmack und Eurem Stoff anpassen: Je dicker der Stoff, desto breiter die Raupe. und wenn Euer Knopf etwas dicker ist, könnt Ihr bis zu 2 mm Abstand zwischen den Raupen auswählen. Hier habe ich verschiedene Knopflöcher genäht, damit Ihr erahnen könnt, wie Ihr Knopflöcher anpassen bzw. verändern könnt.
4. Das Knopfloch anzeichnen
Im nächsten Schritt zeichnet Euch die Lage des Knopfloches an. Im Normalfall nähe ich ein Knopfloch von oben nach unten. Dementsprechend stecke ich eine Stecknadel am oberen Ende des geplanten Knopfloches. Die Lage des Knopfloches gibt im Regelfall das Schnittmuster vor. Bei einer Bluse solltet Ihr aber unbedingt die Bluse vorher anprobieren, ob der geplante Knopf auch so schliesst, dass die Bluse nicht aufklafft.
Die Markierung kann ebensogut mit einem Kreidestift o.ä. erfolgen. Da hat sicher jede von uns ihre Vorlieben.
Wenn Ihr keine Leiste habt, auf die mittig die Knopflöcher genäht werden, kennzeichnet Euch auch mit einer Nadel oder einem Kreidestift die Position für die Längsausrichtung des Knopfloches.
Ich habe hier darauf verzichtet, da ich meinen Knopflochschlitten genau mittig auf der Leiste positionieren kann und so das Knopfloch mittig auf die Leiste bekomme.
Mein Schnittmuster sieht einen Saumaufschlag am kurzen Ärmel vor, der mit einem Riegel samt Knopf befestigt wird. Hier solltet Ihr beim Anzeichnen beachten, dass Ihr so anzeichnet, dass Ihr auf der Oberseite anzeichnet. Ein maschinengenähtes Knopfloch ist immer von der Oberseite her schöner.
5. Das Nähen des Probeknopfloches
Ohne Probeknopfloch geht es leider nicht. Nehmt also ein Stück Eures Stoffes und bebügelt ihn mit derselben Einlage, die Ihr auch dort verwendet habt, wo Euer “richtiges” Knopfloch hin soll. Und da solltet Ihr nicht schummeln!
Kennzeichnet Euch mit einer Stecknadel oder Kreis den Knopflochanfang.
Senkt den Nähfuß #3A so, dass der Nullpunkt – dort, wo die kleine rote Markierung ist – genau auf Eure Knoplochmarkierung trifft.
Nachdem Ihr ja Eure Knopflochautomatik gewählt habt, beginnt nun zu nähen und stoppt, wenn die kleine rote Markierung am inneren Teil genau auf die Spitze des Schiebers trifft. Die erste, linke Raupe des Knopfloches ist nun genau so lang, wie Ihr vorher eingestellt habt.
Bei einer neueren BERNINA und einprogrammierter Knopflochlänge müsst Ihr nicht stoppen. Die Nähmaschine näht das Knopfloch”von allein”.
Ansonsten drückt Ihr nun einmal den Knopf fürs Rückwärtsnähen, drückt das Gaspedal und die Maschine näht passend die zweite Raupe und beide Riegel und vernäht den Faden. Die Größe des Knopfloches ist nun gespeichert und alle weiteren Knopflöcher werden in genau dieser Größe genäht – außer natürlich, Ihr verändert etwas.
Zum Öffnen des Knopfloches bietet sich ein Nahttrenner (aufpassen, dass man nicht über das “Ziel” hinauszielt), ein Knopflochstecher mit Holzunterlage oder eine Knopflochschere an.
Wenn Ihr stark fransenden Stoff habt, bietet sich ein flüssiger “Fransenstopp” an, der vor dem Eröffnen des Knopfloches aufgetragen wird und das Ausfransen des Knopfloches etwas vermindert.
Und dann kommt der spannenden Moment: Passt der Knopf durch das Knopfloch? Der Knopf sollte mit minimalem Druck hindurchpassen. Flutscht er hindurch, müsst Ihr die Länge verringern. Passt er gar nicht durch, gebt etwas in der Länge dazu.
Ihr solltet solange Probeknopflöcher nähen, bis Ihr genau Euer optimales Knopfloch abgespeichert habt.
6. Das Knopfloch bei Unebenheiten
Im Normalfall nähe ich meine Knopflöcher vom oberen Ende her. Manchmal ist es aber notwendig, von dieser Regel abzuweichen. Denn der Knopflochschlitten #3A mag keine Unebenheiten. Der unter dem Fuß liegende Stoff muss komplett plan aufliegen, wie das folgende Bild zeigt.
Kein Kragen, kein doppelt gelegter Stoff o.ä. darf stören. Wenn Ihr von der Seite her auf Eure Nähmaschine schaut, darf es NICHT so aussehen, denn sonst wird der Stoff nicht richtig transportiert!
Aus diesem Grund müsst Ihr an solchen Stellen die Nährichtung des Knopfloches ändern. Im folgenden Bild habe ich mit den roten Pfeilen die “gefährlichen” Stellen markiert und die sich daraus ergebende Nährichtung für das Knopfloch. Ich nähe also das oberste Knopfloch von unten nach oben. Dann transportiert der Knopflochschlitten #3A ohne Probleme und mein Knopfloch wird gleichmäßig.
Dazu muss das “Ende” des Knopfloches zum “Anfang” ummarkiert werden. Da Ihr die Länge Eures Knopfloches kennt, messt diese Länge von Eurer Markierung ab und setzt die Stecknadel neu.
So bekommt Ihr lauter gleichmäßige Knopflöcher .
7. Knopfloch am Riegel (schmales Band)
Auch auf einem schmalen Stück Stoff kann ein Knopfloch genäht werden. Setzt den Knopflochschlitten genau mittig auf das Band und näht mutig Euer Knopfloch. Der Sensor seitlich hinten muss nicht zwingend auf Stoff laufen.
8. Knopf annähen
Zu einem Knopfloch gehört im Normalfall auch ein Knopf – und den nähe ich gerne von Hand an. Dieses etwas meditative Handnähen am Schluß eines Nähprojektes mag ich gerne.
Die Position des Knopfes bestimme ich, indem ich mit der Nähnadel durch das Knopfloch durchsteche.
Nachdem ich vier- bis fünfmal den Knopf angenäht habe, wickle ich den Faden noch unterhalb des Knopfes ein paar Mal drumrum, so dass sich ein Stiel ergibt und sich der Knopf dadurch gut durchknöpfen lässt.
Und fertig ist die Bluse samt Knopflöchern und Knöpfen! Mehr Bilder und Infos zur Bluse gibt es auf meinem Blog Nähzimmerplaudereien.
Die Handhabung der Knopflochfüße wird von BERNINA auch in diesem Video gezeigt:
Viel Erfolg beim Knopflochnähen!
Ines
Ich möchte ein Knopfloch mit 3, 5 cm nähen. Ich habe eine Bernina 770 QE. Der Knopflochfuss 3 a reicht in der Länge nicht aus. Wie kann ich manuell ein Knopfloch in dieser Größe nähen. Habe schon mit dem Standardfuss versucht. Allerdings bekomme ich die Begrenzungen oben und unten des Knopfloches nicht hin. Die Raupen bekomme ich hin. Ich bitte um Hilfe und Erklärung. Danke.
Liebe Monika,
ich muss noch ausprobieren – und melde mich dann.
Liebe Grüße
Ines
Ich habe eine ältere Maschine. Beim Knopfloch nähen, näht sie plötzlich Kuppel.(Viele Stiche übereinander) Was kann ich machen?
Liebe Pia,
näht die Maschine die Knubbel auch auf dem Probestück?
Es ist natürlich schwer, aus der Ferne zu helfen. Aber vielleicht kommst Du damit weiter:
– Kannst Du die Einstellung des Knopfloches verändern – dann die Stichlänge etwas vergrößern
– Evtl. unten mit (auswaschbarem) Vlies verstärken.
– evtl. das Knopfloch ohne Automatik nähen ; also mit Zickzackraupe vorwärts,… So kannst Du kontrollieren, ob es an der Automatik oder am Transporteur liegt.
Hoffenltich klappt es – melde Dich gerne nochmals.
Liebe Grüße
Ines
Ich möchte in ein Herrengilet, dass an der Kante passepoiliert ist ein Augenknopfloch einnähen. Da ich eine Bernina 570 habe, kann ich die Knopflochgröße an der Maschine direkt einstellen. Leider bleibt der Knopflochschlitten immer stecken, wenn er an die Nahtzugaben vor der Kante kommt. Hier liegen 6 Lagen Stoff und die Passpelschnur übereinander. Ich kann die Nährichtung bei diesem Knopfloch ( Nr. 58)nicht ändern. Brauche ich unbedingt diesen unförmigen Knopflochfuß?
Liebe Susanne,
um Knopflöcher einzunähen, wenn durch Säume etc. viele Lagen ommen und der Knopflochschlitten hängen bliebt, gibt es von BERNINA eine ” Transporthilfe zum Knopflochnähen”, welche an den Knopflochschlitten unten angeclipst wird und so den Knopflochschlitten eben über den Stoff führt.
In diesem Video wird die Benutzung der Transporthilfe gezeigt: https://www.youtube.com/watch?v=mYN-71wj8qI
Ich hoffe, die Knopflöcher gelingen damit ,
liebe Grüße
Ines
Liebe Ines,
das ist super erklärt mit dem Knopfloch. Besonders diese trickreichen Stellen werde ich in Zukunft beherzigen, vielen Dank. Ach ja, und Knöpfe nähe ich schon seit Jahren so an, das hat mir noch meine Mutter gezeigt.
LG Ursula
Liebe Ursula,
ich bin auch immer versucht, alle Knopflöcher einer Reihe in einer Richtung zu nähen. Aber durch das Drehen der Nährichtung werden sie wirklich schöner. Und ja, das war auch bei mir die Mutter, die mir das Knöpfe-Annähen gezeigt hat.
Liebe Grüße
Ines