Das Quilten mit “Rulern” finde ich sehr faszinierend – es lassen sich Muster quilten, die man freihand oder mit dem Obertransport nicht quilten könnte. Aber es ist, wie oft beim Nähen, viel Übung nötig.
Um das Quilten mit Rulern zu üben, Muster auszuprobieren und so immer mutiger beim Quilten zu werden, nutze ich oft Kissen, denn diese Größe ist zum Quilten überschaubar.
Wie ich bei einem eher grafischen Quilting vorgehe, habe ich bei diesem Tischläufer gezeigt. Doch ich nähe gerne “tierische” Patchworkblöcke und anhand eines Truthahns möchte ich Euch mitnehmen, wie ich ein Quilting für einen Motivblock plane und nähe. Das Schnittmuster des Truthahns ist von Center Street Quilts.
Überlegungen für das Quilting
Um ein Quilt- bzw. Kissentop zu quilten benötige ich passendes Quiltgarn für die Nähmaschine, bspw. das Silk Finish Cotton von Mettler, den Rulerfuß #72, die gelbe HTTBC-Spulenkapsel mit höherer Fadenspannung speziell fürs Quilten und Sticken, den großen Quiltanschiebetisch und verschiedene Ruler – gerade und kurvig. Ich verwende auch gerne die Echoquilt-Klipps zum normalen Rulerquilting, nicht nur zum Quilten im Abstand, für welches sie eigentlich gedacht sind.
Für die Überlegung, wie ich quilte, lege ich eine (Plexi-)Glasscheibe über das Motiv …
… und zeichne mit einem wasserlöslichen Folienstift ein Muster auf die Glasplatte. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich es mit einem feuchten Tuch schnell entfernen und ein neues Muster ausprobieren.
Mein Plan war, die äußeren Federn des Truthahnes mithilfe eines Bogenrulers zu quilten. Auf dem Brustkorb sollten durch kleine Bögen Federn imitiert werden. Und durch die auf der Glasplatte aufgezeichneten Augen schaute der Truthahn schon mal ganz lustig.
Auf dem Kissentop zeichne ich dann mit einem wasserlöslichen Stoffmarkierungssstift die nötigen Markierungen auf.
Start des Quiltings
Rutschige Ruler beklebe ich auf der Rückseite mit einer durchsichtigen doppelseitigen Klebefolie, die sich auch wieder gut ablösen lässt, ziehe meine Quilthandschuhe an, damit mir der Stoff nicht wegrutscht und lege das Kissentop auf dem Quiltanschiebetisch bereit.
Bevor ich mit dem eher ausschmückendem Quilting beginne, quilte ich zuerst einmal rund um das Motiv im Nahtschatten. Hier, bei den vielen kleinen Zacken ringsum, ist das Rulerquilting eine große Erleichterung, da ich das Kissentop nicht ständig drehen muss.
Der Nadelstop ist auf “unten” eingestellt und die Geradstichplatte eingesetzt. Zuerst den Unterfaden hochholen …
… und beide Fäden nach hinten bzw. zur Seite legen.
Nach ein paar wenigen Vernähstichen auf der Stelle lege ich den geraden Ruler im Abstand von 1/4″ zum Nahtschatten an. Manche Ruler haben eine seitliche Kante, auf der dieser 1/4″-Abstand eingezeichnet ist. Das finde ich für das Nahtschattenquilten (“Stitch in the ditch”) sehr hilfreich. Nun bewege ich mit den Händen den Stoff und muss gut darauf achten, dass der Rulerfuß immer in Kontakt mit dem Ruler bleibt. Dazu müssen immer ein paar Finger den Ruler etwas leicht nach unten drücken.
So quilte ich einmal um das Motiv herum – hier auch in ein paar innenliegenden Nähten. Auf der Rückseite sieht man das besser:
Und dann geht es ans weitere Quilting. Auf der Truthahnbrust habe ich ein Gittermuster aufgezeichnet und habe in die Kästchen dann freihand Bögen gequiltet.
In den Hintergrund habe ich strahlenförmig gerade Linien mit einem geraden Ruler gequiltet.
In die äußeren Federn habe ich mit dem bogenförmigen Ruler versucht, die Federn zu betonen. Das gefiel mir aber gar nicht, so dass ich es im orangenen Bereich wieder aufgetrennt habe – trotz Vorplanung auf der Glasplatte wurde mir das zu ungleichmäßig.
Besser gefielen mit die Freihand-Schnörkel in den orangen Federn. Im braunen Außenrand ließ ich die Bögen dran.
Für die Augen verwendete ich den Stich Nr. 26, den großen Fliegenstich, meiner Nähmaschine.
An Kissen mag ich gerne eine farbige selbstgemacht Paspel. Wie man so eine Paspel gut mit dem Reißverschlußfuss #4 oder dem Doppelkordelfuss #59 oder #60 näht, seht Ihr in meinem Beitrag zum Einnähen einer Paspel in ein Kissen.
Kissen haben eine gute Größe, um verschiedene Quiltmöglichkeiten auszuprobieren und zu üben – und dazu ist ein Kissen immer auch ein schönes Geschenk. Der Truthahn darf allerdings auf unserem Sofa bleiben!
Liebe Grüße
Ines
Gefällt mir gut!
Danke Birgit!
LG Ines
Toll geworden, das muss ich auch mal wieder machen. Ein wunderschönes Kissen!
lg Ariane
Danke Ariane!
LG Ines