Der Herbst ist da und ich habe mir passend zu den sinkenden Temperaturen eine neue Hose aus kuscheligem Wollstoff genäht. Wie immer bei Wollhosen, habe ich ein extra Halbfutter eingenäht, denn ich finde dieses glatte Futter erhöht den Tragekomfort sehr. Kein Kribbeln der Wollstruktur am Bein und wenn man eine Strumpfhose trägt, dann krabbelt der Stoff auch nicht unschön hoch. Außerdem sorgt es dafür, dass das relativ weiche Material im Kniebereich nicht so leicht ausbeult und die Hose auch bei längerem Tragen schön und hochwertig aussieht.
Ein Halbfutter macht wenig Mühe
So ein Halbfutter in die Vorderhose zu arbeiten, ist wirklich nicht viel Aufwand. Und damit auch Ihr Eure nächste Wollhose damit veredeln könnt, habe ich beim Vorbereiten und Nähen, einfach ein paar Fotos gemacht, die mein Vorgehen zeigen.
Der richtige Futterstoff
Für das Halbfutter verwende ich am liebsten Futterstoff aus Viskose. Er lädt sich nicht statisch auf und ist angenehm glatt. Leider ist das Material in vielen Stoffgeschäften ein wenig in Vergessenheit geraten, weil die breite Masse der Selberschneider eher zu Jersey & Co greift, bzw. Kleidungsstücke mit mehr Verarbeitungsaufwand doch eher selten genäht werden. Deshalb habe mir mit der Zeit einen kleinen Vorrat an dezenten Futterstoffen angelegt. Das letzte Mal bin ich tatsächlich auf einem Stoffmarkt fündig geworden und konnte jetzt einen hübsch changierenden Futterstoff verarbeiten.
Quer zum Fadenlauf
Die Stoffmenge, die man für das Futter braucht, ist übrigens gering. Sie richtet sich nach der Breite des Schnitteiles der Vorderhose, denn das Futter wird quer zum Fadenlauf geschnitten. Warum Quer? Weil man dann die Webkante als untere Kante verwenden kann und den Futterstoff dort nicht umsäumen muss. So bleibt alles wunderbar flach und das Futter zeichnet sich nicht ab. Zunächst markiert man sich den Kniepunkt auf dem Schnittteil und bestimmt, wie weit das Futter über das Knie hinaus reichen soll.
Dann legt man einfach die Vorderhose auf das doppelt gelegte Futter und passt den Verlauf der Webkante den eigenen Markierungen an.
Hier seht Ihr die Kante genauer und könnt erkennen, dass ich das Futter ein gutes Stück über das Knie hab gehen lassen. So wird beim späteren Tragen ein Ausbeulen des weichen Wollstoffes gut verhindert.

Links auf Links
Nun wird einfach das Futter entlang des Schnittteiles ausgeschnitten und danach jeweils ein Futterteil links auf links auf ein Vorderhosenteil gesteckt. Ich stecke das gerne mit Quernadeln fest, so verschiebt der rutschige Futterstoff nicht so leicht.
Anschließend wird das Futter mit großen Maschinenstichen an den Kanten festgenäht.
Danach kann das unterfütterte Vorderhosenteil wie eine normale Stofflage weiter verarbeitet werden.
Ich habe die Nähte mit der Overlock versäubert. Danach ging ganz normal weiter an die Hüftpassentaschen und auch der Rest der Nähschritte bis zur Vollendung unterscheidet sich in keiner Weise von denen einer ungefütterten Hose.
Ich finde übrigens, das Futter wertet die Hose auch optisch sehr auf und man kann, je nachdem wie mutig man bei der Farbwahl ist, einen wunderschönen Blickfang bei der Innenverarbeitung kreieren. Ich liebe es einfach, wenn praktische Details ein Nähwerk gleichzeitig optisch so aufwerten und ich weiß den Komfort beim Tragen wirklich sehr zu schätzen.
Und, kanntet Ihr dieses einfache, aber wirkungsvolle Halbfutter schon?
Wenn nicht, dann solltet Ihr es bei Eurer nächsten Hose aus Wolle oder ähnlichen Stoffen unbedingt mit einplanen.
Herzlich, Euer Schneiderherz Ute
Wenn Ihr noch ein mehr von meiner neuen Hose und dem passenden Jäckchen sehen möchtet, dann schaut unbedingt mal bei mir auf dem Blog vorbei. Dort stelle ich mein neues Lieblings- Duo näher vor: Hosenanzug in Fischgrat
Hallo,
eigentlich ist das mit dem Halbfutter eine tolle Idee. Aber da man jetzt in der kälteren Jahreszeit wohl meistens Strumpfhosen drunter trägt, lädt sich da das Futter nicht auf und bleibt dann an der Strumpfhose kleben?
LG
Silke
Hallo und wo gibt es den Schnitt für die tolle Wollhose
Hallo Brigitte,
im Beitrag auf meinem Blog, wo ich mein Outfit näher vorstelle, habe ich die verwendeten Schnittmustern und weitere Infos genannt. Du findest den Link oben bei “Hosenanzug in Fischgrat”.
Liebes Schneiderherz, das Α und Ο einer Wollhose ist der Wollstoff, und der ist nicht so leicht zu finden. Waschbar sollte er auch sein. Vielleicht können Sie auch Stoffquellen angeben, Danke.
Liebe Gabi,
ja, das stimmt, schöne Wollstoffe zu finden, ist leider nicht einfach. Im Beitrag auf meinem Blog, wo ich mein Outfit näher vorstelle, habe neben den verwendeten Schnittmustern auch eine Quelle für hochwertige Wollstoffe genannt. Du findest den Link oben bei “Hosenanzug in Fischgrat”
Liebe Grüße Ute
Hallo Ute,
Herzlichen Dank fuer diesen guten Tipp. Habe vom Halbfutter schon gehört und dachte, die Hose sei gefüttert bis zum Knie, Vorder- und Hinterteil. Werde ich gerne ausprobieren.
Ja, die Variante gibt es auch. Mir reichte aber bisher immer das Futter an der Vorderhose. Viel Spaß beim Ausprobieren 🙂 Und vielleicht magst Du berichten, wie es Dir gefällt so mit “halbem Halbfutter”.
Herzlich
Ute
Das sieht ja wirklich nicht schwierig aus. Wann würde man denn auch der Hinterhose ein Futter spendieren? Die Form würde da doch auch besser erhalten bleiben.
LG
Andrea
Liebe Andrea, es ist wirklich kinderleicht 🙂
Ich scheue mich immer, auch die Hinterhose so zu unterfüttern, weil ich tatsächlich am Po sehr dankbar bin, dass der Stoff nachgeben kann. Gerade, wenn die Hose dort relativ knackig sitzt. Mit Futter ist das ganz dann ja unnachgiebig. Vielleicht wäre dann ein Futterstoff mit Elastananteil gut- aber bisher bin ich bei meinen Wollhosen gut damit gefahren, nur die Vorderhose füttern.
Liebe Güße
Ute
Hallo Ute,
Das ist eine tolle Idee bisher hab ich das Futter als Einzelhose eingenäht sehr nachteilig da ich laufend das Futter wieder nach unten ziehen musste.
Bin begeistert..frage noch welches Schmittmuster für die Wollhose hast di benutzt ,auch die Marlene von Burda ??
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
meine Variante ist dafür aber auch nur am Vorderbein gefüttert. Mir reicht das immer und ich bin für nachgiebigen Stoff am Po sehr dankbar 😉
Vielleicht könntest du dein komplettes Beinfutter mit einem kleinen Stoffsteg an den Nahtzugaben ein wenig unten fixieren und bändigen. Dann kann es nicht so leicht hochwandern.
Liebe Grüße
Ute
Liebe Grüße
Ute
Hatte Deine Frage nach dem Schnitt ja noch gar nicht beantwortet… Du findest alle Angaben dazu in dem Beitrag auf meinem Blog 🙂