Kreative Artikel zum Thema Nähen

Der Maßanzug – Vol. 2

Nachdem ich mich vor etwa einem Jahr an meinen ersten kompletten Maßanzug getraut habe, kam kurze Zeit später ein Stammkunde zu mir und fragte mich, ob ich ihm ebenfalls einen Maßanzug nähen könne. Bei so viel Vertrauen sagt man nicht nein und das Projekt versprach auch sehr spannend zu werden. Ich sollte den Hochzeitsanzug seines Großvaters auf ihn anpassen und den schlichten Anzug im 40er Jahre Stil in ein bühnentaugliches Outfit verwandeln. Das ist doch genau mein Ding! 🙂

Ausgangspunkt war ein schlichter schwarzer Anzug aus Wolle, der teilweise noch sehr handwerklich, teilweise aber auch schon in industrieller Machart gefertigt war. Leider hat mein letztes Smartphone einige der Fotos dieses Projektes unwiederbringlich gefressen, in etwa darf man sich das gute Originalstück folgendermaßen, aber eben in komplett schwarz vorstellen:

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Zuerst habe ich mir die Hose vorgenommen. Das Abstecken war gar nicht so einfach, da der Größenunterschied doch ziemlich groß ist.

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Nachdem ich die Paspeltaschen und Patten, sowie den Bund abgetrennt hatte, mussten noch sämtliche Schlaufen und Knöpfe für Hosenträger etc. entfernt werden. Dann habe ich die Seitennähte und die Schrittnaht ebenfalls aufgetrennt. Im Grunde ist von der Hose nur der Stoff übrig geblieben, auf den ich komplett die Schnitteile für die neue Hose auflegen konnte 🙂 Da vorherige Taschen und Einschnitte ausserhalb des neuen Schnittteils lagen, musste ich hier nichts überdecken oder verarbeiten. Ich habe Leistentaschen in der Vorderhose angebracht, den Außenbund aus Lack und innen aus dem Wollstoff gefertigt. Den Knopfverschluss im Schlitzteil vorne konnte ich aus dem Original übernehmen. Beim Nähen der Lackteile hat mir das Gleitfüßchen wieder treue Dienste geleistet.

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Im Rückteil habe ich Leistentaschen mit einem Knopfverschluss gefertigt und die Passe aus Lack genäht.

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Die Seitennaht wurde mit einem Lackstreifen im Uniform-Stil verdeckt.

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Das Sakko hat auf die erste Anpassung nicht so viel Stoffverlust gezeigt, wie die Hose.

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Auch beim Sakko wurde alles an Taschen, Patten und Knöpfen ausgeschlachtet, was ich finden konnte. Den kompletten Einlageteil vorne habe ich rausgenommen. Hier konnte ich endlich an einem vor mir liegenden Beispiel sehen, wie der Innenteil handwerklich gefertigt wird.

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Zuerst habe ich alle passformtechnischen Anpassungen vorgenommen. An Seitennaht und Abnäher vorne enger gemacht, den Saum gekürzt, die Ärmel verschmälert, die Länge der Ärmel hat gepasst. An den offenen Schlitzen, an denen vorher Taschen saßen, habe ich wieder Leistentaschen aus Lack angebracht. Schließlich konnte ich mich auch endlich für eine Kragenform entscheiden und habe den Kragen zu einem Schalkragen zugeschnitten. Dann habe ich die Einlage etwas leichter gemacht, in dem ich die vielen Schichten Vlies im Brustbereich auf die Leineneinlage reduziert habe. Die Einlage habe ich dann schön handwerklich mit Pikierstichen am Schalkragen befestigt, dass sie nicht verrutschen kann. Die komplette vordere Kante und den Schalkragen habe ich dann in einem Stück mit Lackband eingefasst.

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Der Ärmel wurde wie bereits erwähnt verschmälert. Auch hier habe ich den Ärmelsaum mit Lack eingefasst und die Knöpfe wieder angebracht.

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Zeit für die letzte Zwischenanprobe.

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Ich bin zufrieden. Im Vorderteil habe ich mich für eine Verschlussvariante mit Druckknöpfen entschieden. Zur optischen Andeutung habe ich zwei Lackstreifen angebracht, die gleichzeitig auch die vorherigen Knopflöcher verdecken. Dann mussten nur noch die Ärmel mit Schulterpostern und Ärmelfischen eingenäht werden und fertig war das gute Stück.

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Dieser Haufen an Patten, Stoffresten, Knöpfen und Einlagen ist schließlich übriggeblieben.

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Und so sieht der Anzug am Träger selbst aus. Jetzt kann die Bühne gerockt werden! 🙂

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