Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps August 2018

The Festival of Quilts

Das Festival of Quilts in Birmingham (England) bildet wie jedes Jahr den Höhepunkt im europäischen Quilt-Ausstellungskalender: vier Tage, 24.000 internationale Besucher, über 700 in den verschiedenen Kategorien eingereichte Wettbewerbs-Quilts, 300 Händler, 350 Workshops und Demos und zahlreiche international besetzte Ausstellungen wie z.B. von (um nur einige zu nennen) …

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… Nancy Crow, Janet Twinn, Shizuko Kuroha, Ruth Singer, Alexandra Kingswell, The British Quilt Study Group, SAQA, The 14th Quilt Nihon Exhibition, EQA und last but not least Heidi Drahota mit der von ihr kuratierten und organisierten Ausstellung ‘Stoff zum Nachdenken’.

Birgit Friese: Verstricktes Leid, Detail
Ausstellung ‘Stoff zum Nachdenken’
Foto: Gudrun Heinz mit freundlicher Erlaubnis von Heidi Drahota

Dazu kommen Abendveranstaltungen, z.B. mit Ricky Tims, Modenschau, Creative Textile Studio, Vorträge … und jede Menge Gleichgesinnte – am besten, man schaut sich das auf der Website im Detail an. Denn, fährt man hin, muss man einfach eine Auswahl treffen, alles machen zu wollen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Aber wer Quilts und textile Kunst liebt, sollte diesen Mega-Event (über den ich in der Vergangenheit schon so oft berichtet habe) einfach nicht verpassen! Sehen wir uns?

Info:

9. – 12. August 2018

The Festival of Quilts

NEC
Halls 7, 8 & 9
North Ave
Birmingham B40 1NT
United Kingdom

www.thefestivalofquilts.co.uk

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Alraune: Textile Höllenqualen

Das Herzstück der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien ist das Triptychon mit der Darstellung des ‘Jüngsten Gerichts’ von Hieronymus Bosch (um 1450/55 – 1516). Das dreiteilige Altarwerk zählt zu den weltweit bedeutendsten Kunstwerken der Zeit um 1500. Das Retabel gibt bis heute Rätsel auf und ist der unbestrittene Publikumsmagnet der Sammlung. Die Ausstellungsreihe zeigt ‘Korrespondenzen’ zwischen dem Werk des niederländischen Malers und den Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler auf und setzt in regelmässiger Folge Kunstwerke zu seinem Weltgerichts-Altar in Beziehung.

Alraune: Was wäre passiert, wenn die Schlange Eva einfach verschlungen hätte?, 2012/2013
Foto © Claudia Rohrauer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Es werden überraschende Verbindungen zwischen dem 500 Jahre alten Triptychon und Werken in unterschiedlichen Medien – seien es Gemälde, Graphiken, Skulpturen, Videoarbeiten oder Photographien – sichtbar. Die Perspektive auf Bosch wechselt. In der Gegenüberstellung mit Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler können die Betrachter immer wieder neue Facetten in Boschs Meisterwerk entdecken.

Noch bis zum 23. September 2018 zeigt die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien in ihrer Ausstellungsreihe ‘Korrespondenzen’ derzeit die Ausstellung ‘Textile Höllenqualen’ der Textilkünstlerin Alraune, deren Werke erstmals in Österreich gezeigt werden.

Alraune
© Claudia Bauer, 2017
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die 1952 in Tübingen geborene Textilkünstlerin Alraune nähte 1981 ihr erstes textiles Environment. Alraune hat auf internationalem Terrain mit ihren Kunstfiguren und Tausenden von Objekten Szenerien wie ein Varieté, ein ganzes Grand Hotel oder einen Metzgerladen gezeigt. Ihre Welt pendelt zwischen Alltag und dem alltäglichen Irrsinn in unserer Welt.

Alraune: Faschiertes von der Sünderin / Ground sinner mincemeat, 2012/2017
Foto © Claudia Rohrauer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Kunst-Menschen von Alraune sind ihr Schauspieler-Ensemble, deren Identitäten und Ausstattung sie jederzeit verändern kann. Die Künstlerin ist Regisseurin, Stückautorin, Bühnen- und Kostümbildnerin in einem.

Alraune: Notruf aus der Hölle, 2003 und 2017, Materialmix
© Alraune
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Insbesondere die Titel von Alraunes Exponaten in Schwarz, Rot und Silber geben den Besuchern Anregungen zum Nachdenken und dem Herstellen der ‘Korrespondenzen’ zwischen den textilen Arbeiten und dem Wiener Weltgericht von Hieronymus Bosch.

Alraune: The Torture Never Stops, 1996 und 2011
© Alraune
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Das von einem Messer durchbohrte Ei mit dem Auge könnte genauso gut Boschs Phantasie entsprungen sein. Der Titel ‘Gott sieht alles’ spielt auf die christliche Ikonographie an, in der das Auge Gottes im Mittelpunkt eines Dreiecks dargestellt wird.

Alraune: Gott sieht alles, 2017, Materialmix
© Alraune
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Boschs Ei auf der Mitteltafel des Triptychons ist von einem Pfeil durchbohrt; bei Alraune steckt im Ei mit dem Auge Gottes ein Messer – bei Bosch Symbol für die Todsünde des Zorns, der Ira.

Hieronymus Bosch: Weltgerichts-Triptychon, Detail
um 1490 – um 1505, Öltempera auf Eiche
© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Im Mittelalter galten Musik und Tanz als ‘Teufelswerk’, weshalb sich bei ihm tierische Wesen finden, die musizieren.

Hieronymus Bosch: Weltgerichts-Triptychon, Detail
um 1490 – um 1505, Öltempera auf Eiche
© Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Auf dem Höllenflügel wird ‘Höllenmusik’ gemacht und bei Alraune erschallt der Frank-Zappa-Song ‘The Torture Never Stops’ aus dem Grammophon.

Alraune: The Torture Never Stops, 1996/2017
Foto © Claudia Rohrauer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

An der ‘Tafel der Sinne’ können die Besucher selbst die Hauben öffnen und dürfen auch Objekte berühren. Wer ganz mutig ist, kann ‘Höllengestank’ riechen.

Alraune: Lust und Ekel, Früchte für Hieronymus, 2006 und 2017
© Alraune
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Nichts ist eindeutig bei Bosch – aber ebenso wenig bei Alraune. Ihre Werke muten im ersten Blick ‘lustig’ an, doch ist es ein Lachen, das bei genauerer Betrachtung im Halse stecken bleibt.

Ein Katalog zur Ausstellung ist erhältlich.

Die begleitenden Veranstaltungen sind auf der Website zu finden.

Vgl. auch meinen Bericht im Rahmen der Ausstellungstipps April 2017 über Alraunes eigenes Museum in Haigerloch, das seit 2014 mit jährlich wechselnden Themenausstellungen in der Saison Besucher anlockt.

Eine Empfehlung ist der unten mit einem Link unterlegte Fernsehbeitrag des SWR über die Ausstellung ‘Textile Höllenqualen’ (verfügbar bis 23. September 2018).

Info:

28. Juni – 23. September 2018

Korrespondenzen
Bosch & Alraune
Alraune: Textile Höllenqualen

Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien
zu Gast im Theatermuseum
Lobkowitzplatz 2
1010 Wien
Österreich

www.akademiegalerie.at

Flyer

Fernsehbeitrag des SWR

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Quilts
Jubiläum 30 Jahre Berner Quilters

Die im Jahre 1988 gegründeten Berner Quilters präsentieren zwischen dem 17. August und dem 2. September 2018 ‘Quilts’, die grosse Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum in der Orangerie Elfenau Bern.

Karte

Am 17. August 2018 öffnen sich die Türen der 5. Ausstellung der Berner Quilters in der Elfenau. Die diesjährige Patchwork- und Quiltausstellung zeigt rund 100 Quilts in allen Grössen und ist ein repräsentativer Querschnitt verschiedenster Arbeitsmethoden und textiler Materialien. Zudem werden zwei riesige Gemeinschaftsquilts gezeigt, einer der Berner Quilters und einer der mexikanischen Quiltersgilde.

Für Gruppen und Schulen werden während der Ausstellung Führungen in D/F/E und NL angeboten. Kinder haben in der Nähecke die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben und farbige Wimpel zu nähen.

Die Ausstellung wird von der Vereinigung für Bern und Stadtgrün unterstützt.

Die Berner Quilters, die mit ihren Gemeinschaftsarbeiten viele Sozialprojekte im In- und Ausland unterstützen, freuen sich auf regen Besuch.

Info:

17. August – 2. September 2018

Quilts
Jubiläum 30 Jahre Berner Quilters

Orangerie Elfenau Bern
Elfenauweg 9
3006 Bern
Schweiz

www.bernerquilters.ch

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Mode und Brauchtum

Die Einnähetiketten unserer Kleidungsstücke verraten auf einen Blick: Mode und Textilien sind heute ein globales Geschäft. Hemden aus Marokko, T-Shirts aus Bangladesch, Hosen aus China oder Schuhe aus Vietnam gehören zu unserem Alltag. Aber: Mode aus Poschiavo? Textilien aus dem Bergtal Puschlav, das im Schweizer Kanton Graubünden zwischen dem Piz Bernina und der Grenze zu Italien liegt?

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Das Museo poschiavino, mitten im Tal gelegen, präsentiert derzeit unter dem Titel ‘Mode und Brauch – vom heimischen Tuch bis zum globalen Outfit’ eine Sonderausstellung und zeigt anhand von Objekten, Bildern und Dokumenten, wie sich Mode und textiles Handwerk, Textilproduktion und Kleidungsgewohnheiten in der Valposchiavo entwickelten, welche Einflüsse entscheidend waren, wie sich lokale Gewohnheiten und internationale Einflüsse vermischten und heute noch beeinflussen.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die bäuerliche Kultur der Vergangenheit prägte in der Valposchiavo lange Zeit auch die Kleidungsgewohnheiten und die für die Textilien benötigten Ausgangsmaterialien. Man verwendete einfach zu beschaffende Stoffe aus Leinen, Hanf und anderen Naturfasern. Vieles wurde selber hergestellt, Webstühle waren weit verbreitet. Was defekt war, wurde geflickt und lange getragen. Von Wegwerfmentalität keine Spur.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

‘Das Tal war nebst den eigenen Entwicklungen stets auch Einflüssen sowohl von Norden als auch von Süden unterworfen – auch im Bereich der Mode begegneten sich unterschiedliche Kulturen und es entwickelten sich im Tal auch weiter’, sagte Ausstellungsgestalter Daniele Papacella an der Eröffnungsveranstaltung.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In einer Talschaft, die an der Grenze zu Italien liegt, begegneten sich schon bald auch im Bereich der Mode Einflüsse aus dem Süden und dem Norden. Vermögendere Kreise der Bevölkerung leisteten sich den einen oder anderen Luxus, um standesgemäss gekleidet zu erscheinen. Und als manche der einst aus Mangel an Beschäftigung ausgewanderten Puschlaver in der Fremde zu Wohlstand kamen und wieder in ihre alte Heimat zurückkehrten, brachten sie neue Gewohnheiten mit nach Hause – auch im Bereich der Mode. Sogar die spätere Industrialisierung machte vor der Valposchiavo nicht Halt: Bis um die Jahrtausendwende gab’s im Puschlav Produktionsstätten, auch für internationale Labels.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Heute sind Globalisierung und Onlinehandel natürlich auch in der Valposchiavo prägend. An die Vergangenheit erinnern noch übrig gebliebene Kleidungsstücke aus vergangenen Tagen, wovon sich einige gut erhaltene Stücke im Besitz des Museums befinden oder die lokale Handweberei, welche diese Handwerkstradition weiterführt und auch neu interpretiert.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Museo poschiavino hat sich diesen Themen angenommen und dazu die neue Sonderausstellung ‘Mode und Brauch’ gestaltet. Auf rund 180 Quadratmetern im historischen Palazzo de Bassus-Mengotti in Poschiavo wird die Entwicklung nachgezeichnet. Ein engagiertes Team unter Leitung des Historikers und Museumsgestalters Daniele Papacella begab sich auf die Spuren des noch vorhandenen historischen Materials, hat Dokumente gesichtet und interessante Objekte zusammengetragen. Die Ausstellung richtet sich damit einerseits an die lokale Bevölkerung: Ältere Besucher werden Vergangenes wiederentdecken können, jüngere werden mit Zusammenhängen vertraut gemacht, die schon fast in Vergessenheit geraten sind. Andererseits hat die Ausstellung aber auch eine generelle Aussagekraft: Somit dürften sich auch Gäste und Modeinteressierte von auswärts dafür interessieren.

Ausstellung ‘Mode und Brauch’
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Paolo Raselli, Präsident der Fondazione Ente Museo poschiavino, betonte, die Sonderausstellung liefere auch aktuelle Denkanstösse: heutige Produktionsbedingungen, Umweltaspekte, Globalisierung, Umgang mit Kleidern und unser eigenes Verhalten sind einige der Stichworte dazu.

Alltagstauglichkeit, Eleganz und wohl auch eine Prise Eitelkeit prägen den Kleidungsstil nicht erst seit heute: Der ‘Catwalk’ fand und findet nicht nur an internationalen Modeschauen statt – sondern auch ein bisschen in den Strassen in der Valposchiavo …

Museo poschiavino
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ist bis zum 21. Oktober 2018 offen und wird auch 2019 noch zu sehen sein.

Info:

16. Juni – 28. Oktober 2018

Mode und Brauchtum

Museo Poschiavino
Palazzo de Bassus-Mengotti
Via da Spultri
7742 Poschiavo
Schweiz

www.musei.gr

Öffnungszeiten 2018:
bis 21. Oktober: jeweils Di, Mi, Fr und So: 14 – 17.30 Uhr

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10th International Quilt Festival Riga 2018

Bereits zum 10. Mal findet vom 18. August – 9. September 2018 das internationale Quilt Festival Riga statt, wieder im Kulturpalast Ziemelblazma, etwas ausserhalb der Hauptstadt Lettlands schön in einem Park gelegen. Organisiert wird der Event wie immer von der lettischen Quilt-Gilde, die nicht nur für ihre eigenen Mitglieder Wettbewerbe ausgeschrieben hatte (zum Thema ‘Dedication’ und für den Nachwuchs ‘My Gift to Latvia’), sondern dies auch international tat, hierzu konnten Miniquilts zum Thema ‘Heritage’ eingereicht werden. Ausserdem gibt es international bestückte Ausstellungen mit Schals, Kleidung und Accessoires, Brigitte Morgenroth (D) zeigt ihre modern aufgefassten klassischen Quilts, aus Russland kommt das Projekt ‘Assonance’ und aus Lettland die Gemeinschaftsarbeit ‘Tree of Life’. Ergänzt wird das Programm durch verschiedene Masterclasses, Seminare und Workshops.

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Neu ist, dass von diesem Jahr an ein Preis zu Ehren von Aina Muze, der im letzten Jahr leider verstorbenen Grande Dame der lettischen Textilkunst sowie Initiatorin und Repräsentantin der lettischen Gilde – hier geht’s zu meinem Nachruf am Ende der Ausstellunstipps Juli 2017 – der ‘Aina Muze Award’ verliehen wird. Eine unabhängige Jury wird dazu ein Werk aus den Ausstellungen auswählen. Daneben sind auch die Besucher dazu aufgefordert, ihre Stimmen für die Publikumspreise abzugeben.

Info:

18. August – 9. September 2018

10th International Quilt Festival Riga 2018

Cultural Palace Ziemelblazma
Ziemelblazmas Street 36
Riga LV-1015
Lettland

www.latviaquilting.lv

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SCHNITTSTELLE.
Cut-out trifft Schattenriss

Die Ende letzten Jahres erfolgreich abgeschlossene Erweiterung des ehemaligen Wohn- und Atelierhauses von August Macke in Bonn, in dem nun eine umfangreiche Dauerausstellung zum Künstler neu eingerichtet ist und in einem modernen Anbau grosszügige neue Ausstellungsräume geschaffen werden konnten, ermöglicht es dem Museum August Macke Haus, jetzt auch das Spektrum der Wechselausstellungen inhaltlich zu erweitern und künstlerische Entwicklungen ausgehend von August Macke und seinem expressionistischen Umfeld bis in die Gegenwart zu verfolgen.

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Den Auftakt zu Brückenschlägen in die Gegenwartskunst im Museum August Macke Haus macht eine Ausstellung, die ein traditionsreiches Medium und seine zeitgenössischen Neuinterpretationen durch 16 Künstlerinnen und Künstler vorstellt: Aus der alten, in ihren Formaten und Formen beschränkten Technik des Scherenschnitts entwickelt sich gegenwärtig ein sensationell vielgestaltiges Spektrum künstlerischer Positionen – von miniaturhaft kleinen Exponaten zu raumfüllenden Installationen, vom strengen Schwarz-Weiss zur Farbe, von einer vegetabilen Ornamentik zum politischen Statement.

In Form eines kleinen Prologs richtet sich der Blick auf Ernst Moritz Engert (1892–1986), ein im Kreis der Rheinischen Expressionisten ausgewiesener Silhouettist und Schattenspieler sowie auf Lotte Reiniger (1899–1981), eine Pionierin des Animationsfilms. Ausgehend von den ausdrucksstarken Arbeiten des Expressionismus, zu denen eine noch nie gezeigte Collage von August Macke (1887–1914) gehört, entfaltet sich ein spannungsvoller Parcours mit zeitgenössischen Werken, die alle Möglichkeiten mit Papier, Schere, Messer oder Skalpell spektakulär ausreizen.

August Macke (1887–1914): Boot V, undatiert (ca. 1911)
Scherenschnitt und Collage, 11,5 x 13,5 cm
Privatbesitz
© Foto: Günter Weber, Bonn
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Dass der Papierschnitt durch seine besondere Prägnanz kritisches Potential besitzt, beweisen Künstler wie Felix Droese (*1950) und Annette Schröter (*1956). Während Droese in monumentalen Schattenrissen den Umgang mit kritischen Anfragen durch die Kunst ironisiert, inszeniert die in Leipzig tätige Annette Schröter zum Klischee geronnene Motive des sozialistischen Realismus.

Gewalt und Unterdrückung charakterisieren die nur auf den ersten Blick harmlos wirkenden Arbeiten von Tobias Gerber (*1961), die in ihrer mäandernden Ausprägung an frühe Formen des Schattentheaters erinnern. Das Interesse von Anett Frontzek (*1965) gilt Ordnungssystemen wie See- und Landkarten, die zur Erschliessung der Welt entwickelt wurden und heute wie historische Relikte einer vordigitalen Zeit wirken.

Ausgehend von computergenerierten Formen entwickelt Lena von Goedeke (*1983) schliesslich fragile Landschaftskompartimente von fremdartiger Schönheit mit verblüffender Fern- und Raumwirkung.

Zipora Rafaelov (*1954) zeigt erstmals aus ihrer Serie ‘Relaxing Women’ drei Beispiele lasziv lagernder Frauen, die in Bildsprache und Farbigkeit Erinnerungen an Werke von Henri Matisse oder Otto Dix wachrufen.

Zipora Rafaelov: Aus der Serie Relaxing Women: Relaxing Women #6, 2017
Scherenschnitt, Tusche auf Pergament, 113 x 90 cm
© Foto: Ben Hermanni
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Marion Eichmanns (*1974) überbordende, bunte Papierschnitte reflektieren zeitgenössische Konsum- bzw. Wohnwelten. Für die Bonner Ausstellung erarbeitete sie eine ortsspezifische Variante ihrer Installation ‘Laundromat’, eines hyperrealistischen Waschsalons. Bunt kommen auch die ‘Headhunters’ von Volker Saul (*1955) daher: Kleine Manipulationen verwandeln abstrakte Formen in skurrile Monster.

Der zeitgenössische Begriff ‘Cut-out’ schliesst raumgreifende Installationen ein. Der Münchner Andreas Kocks (*1960) realisiert für die Bonner Schau eine Arbeit, die sich mit den Paradiesvorstellungen von August Macke auseinandersetzt.

Andreas Kocks: Exile From Paradise (#1803G) (Modell-Detail), 2018
Graphit auf Aquarellpapier, 200 x 688 x 6 cm
Courtesy: Andreas Kocks und Galerie Thomas Modern, München
© Foto: Jörg Fokuhl
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Heike Weber (*1962) arbeitet mit mehrlagigen vegetabilen Formen von beeindruckender Plastizität und kreiert für das Museum August Macke Haus ebenfalls einen neuen, wandfüllenden Schnitt. Das Thema Natur beschäftigt auch die Bonner Künstlerin Cornelia Genschow (*1974), die für ihr Schablonen-Graffiti dort auf Spurensuche ging, wo Mackes berühmtes Landschaftsgemälde ‘Am Rhein bei Hersel’ (1908) entstand.

Farbe ist ein zentrales Thema im Museum August Macke Haus: Gabriele Baschs (*1964) grossformatige mit Spraylack überarbeitete Papierschnitte zeigen ein verblüffendes, illusionistisches Farb-Echo, während die kleinen fluoreszierenden Messerschnitte von Hans Lankes (*1961) als Schwarm die Wand erobern.

Hans Lankes: CLOUD, 2018
Messerschnitte, unterschiedliche Maße
Im Besitz des Künstlers
© Foto: Michael Spaan
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Reduktion bis auf eine einzige Linie ist das Sujet einer aussergewöhnlichen, erstmals ausgestellten Serie von Martin Noël (*1956, †2010). Katharina Hinsberg (*1967) zeigt in der für sie charakteristischen Präzision fragile weisse Papierschnitte mit netzartigen Strukturen und die in Berlin lebende Britin Charlotte McGowan-Griffin (*1975) ist mit ‘White llinx’, einer überaus dynamischen Arbeit vertreten.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter, repräsentativer Katalog, herausgegeben von Klara Drenker-Nagels und Martina Padberg, zum Preis von 29,90 Euro an der Museumskasse.

Info:

6. Juli – 4. November 2018

SCHNITTSTELLE.
Cut-out trifft Schattenriss

Museum August Macke Haus
Hochstadenring 36
53119 Bonn
Deutschland

www.august-macke-haus.de

Flyer

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Christina von Bitter
Der Raum im Raum

Mitten im üppigen Garten des Klosters Beuerberg mit seiner sommerlichen Farbenpracht setzt das Diözesanmuseum Freising einen künstlerischen Kontrapunkt:

Key Visual

Die Bildhauerin Christina von Bitter präsentiert im Gartenpavillon ihre Ausstellung ‘Der Raum im Raum’ mit ihren leichten, schwebenden und raumgreifenden Arbeiten – zerbrechliche und unübersehbare Giganten, die durch das raffinierte, ewig wechselnde Lichtspiel auf ihrer weissen Oberfläche mit dem umgebenden Raum in eine reizvolle Verbindung treten.

Foto aus der Werkstatt
Fotograf: Thomas Dashuber
Foto freundlicherweise vom Diözesanmuseum Freising zur Verfügung gestellt

Neben den vorwiegend aus dem Material Papier hergestellten Plastiken werden im Kloster Beuerberg auch Objektkästen und Zeichnungen der Künstlerin gezeigt.

Ein Ausstellungskatalog ist erhältlich.

Ein ausführlicher Bericht folgt.

Info:

12. August – 7. Oktober 2018

Christina von Bitter
Der Raum im Raum

Sonderausstellung des Diözesanmuseums Freising
im Pavillon von Kloster Beuerberg
Königsdorfer Strasse 7
82547 Eurasburg-Beuerberg
Deutschland

www.dimu-freising.de

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Porcelain Couture
Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent

Plakat

Vom 4. August – 4. November 2018 zieht internationale Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent in die Ausstellungsräume des Museum Schloss Fürstenberg ein. In eindrucksvollen Inszenierungen führt die Sonderausstellung ‘Porcelain Couture’ den Besuchern vor Augen, wie unmittelbar uns Mode und Porzellan im Leben begleiten und welche faszinierenden Wechselwirkungen zwischen den beiden exklusiven Branchen existieren.

Ausstellung ‘Porcelain Couture’
Foto: © MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG bzw. Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Was haben ein Chanel-Kostüm und kostbares Fürstenberg Porzellan gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Niemand führt eine Teekanne als neuestes Accessoire wie eine Handtasche aus, um damit möglichst bewundernde Blicke zu ernten. Doch bei genauerem Hinsehen verbindet dies beide Luxusbranchen mehr, als man denkt.

Ausstellung ‘Porcelain Couture’
Foto: © MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG bzw. Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Porcelain Couture – Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent’ macht dies auf anschauliche Art deutlich. ‘Jeden Tag überlegen wir, was wir anziehen, und jeden Tag nutzen wir Porzellan, um zu essen und zu trinken. Stilentwicklungen und Lifestyletrends verbinden die beiden Branchen eng miteinander. Porzellan ist ein Spiegelbild der Mode’, sagt Museumsleiter Dr. Christian Lechelt. Porzellan und Mode haben dieselbe Geburtsepoche: das von Exklusivität und Stilbewusstsein übersprudelnde 18. Jahrhundert. Dabei war Porzellan nicht nur ein Spiegelbild sich ständig wandelnder Mode(n) in dieser Zeit, sondern selbst Impulsgeber für avantgardistische Couture. Beide stehen zudem für die Idee von echtem Luxus: hervorragendes Material, aufwendige Verarbeitung, Liebe zum Detail – und anspruchsvolles Design.

Ausstellung ‘Porcelain Couture’
Foto: © MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG bzw. Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Sonderausstellung Porcelain Couture wurde gemeinsam von Museumsleiter Dr. Christian Lechelt und Designer Peter Kempe kuratiert. ‘Als Kuratorenteam ergänzen wir uns perfekt. Hilfreich ist, dass Peter Kempe schon eine lange Zusammenarbeit mit der Porzellanmanufaktur Fürstenberg verbindet. Als Berater und Designer ist er wiederholt für die Manufaktur tätig. Darüber hinaus ist er aber auch ein versierter Connaisseur der Mode, selbst Sammler und bestens international vernetzt. Somit basiert das einmalige und ungewöhnliche Konzept der Ausstellung auf unser beider, jeweils ganz individueller Expertise’, erzählt Dr. Lechelt und ergänzt: ‘Der unmittelbare Kontakt zu den Exponaten und eindrucksvolle Inszenierungen sollen die Besucher begeistern und verzaubern. Dies geht zusammen mit einer fundierten inhaltlichen Konzeption, die von internationaler Couture bis zur Entwicklung von Sneaker-Kultur und Sportswear reicht und der mutigen Integration von Elementen der Sonderschau in die Dauerausstellung. So wird etwa die Mix-and-Match Tafel im Weitsch-Saal für ein imaginäres Couturier-Diner gestaltet, bei dem ganz unterschiedliche Modepersönlichkeiten wie Karl Lagerfeld und Anna Wintour Platz nehmen.’

Ausstellung ‘Porcelain Couture’
Foto: © MUSEUM SCHLOSS FÜRSTENBERG bzw. Porzellanmanufaktur FÜRSTENBERG, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung wird am 3. August 2018 um 18 Uhr mit einer glamourösen Vernissage durch die beiden Kuratoren eröffnet. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. Zudem findet am 8. September 2018 die erste Museumsnacht – ‘Fürstenberg Nachtglanz’ – im Museum Schloss Fürstenberg statt. Passend zur Ausstellung ‘Porcelain Couture’ verwandelt sich das Museum im Rahmen einer Kooperation mit der M3 Modeschule in dieser Nacht unter anderem zu einem Atelier und Laufsteg und gibt den Modeschülern die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Bei einem attraktiven Rahmenprogramm mit Drinks, Loungemusik oder auf einem Dancefloor können die Besucher in dieser Nacht die Ausstellung somit noch einmal auf eine ganz besondere Weise erleben.

Info:

4. August – 4. November 2018

Porcelain Couture
Porzellan trifft Mode von Chanel bis Yves Saint Laurent

Museum Schloss Fürstenberg
Meinbrexener Strasse 2
37699 Fürstenberg
Deutschland

www.fuerstenberg-schloss.com

Flyer

Öffentliche Vernissage:
Fr, 3. August 2018, 18 Uhr

Museumsnacht:
8. September 2018

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Farben, Faden, Fantasie

Monochrom, komplementär oder analog sind Farbschemata, die in den Arbeiten der Mitglieder des Vereins Forum Art Quilt e.V. wiederzufinden sind.

Key Visual

Hildegard Schmitz, Monika Vogler, Hildegard Müller, Gabi Heimann (alle D) und Monique Dostert (L) haben sich intensiv mit dem Thema Farbe und Farbschemata auseinandergesetzt. Daraus sind die sehenswerte Ausstellung ‘Farben, Faden, Fantasie’ und ein gleichnamiges Handbuch entstanden. Obwohl für dieses Projekt einige gemeinsame Vorgaben beschlossen wurden, betont diese Ausstellung doch die individuelle Arbeitsweise jeder Künstlerin.

Info:

21. Juli – 18. August 2018

Farben, Faden, Fantasie

Quilt Et Textilkunst
Christine Köhne
Sebastiansplatz 4
80331 München
Deutschland

www.quiltundtextilkunst.de

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Utopie / Dystopie

Miha Štrukelj gehört zu den renommiertesten zeitgenössischen Künstlern Sloweniens. Auf Einladung des Augsburger Vereins ‘Hoher Weg’ und des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg (tim) bestreitet er das diesjährige Artist-in-Residence- Programm ‘Welcome in der Friedensstadt’. Der vielfach ausgezeichnete Maler und Zeichner Štrukelj, der sich mit den ästhetischen Bedingungen der Moderne beschäftigt, entwickelt während seines Aufenthaltes in Augsburg ein Kunstwerk mit dem Titel ‘Utopie / Dystopie’ zum Thema ‘Utopie des Friedens’, das im tim gezeigt wird.

Key Visual

Der Künstler interessiert sich für die Bedingungen des modernen urbanen Lebens ebenso wie für die ästhetische Konstitution dieser Welt. In seiner künstlerischen Sprache, die trotz figurativer Leitmotive mit einer tiefer liegenden Gitterstruktur arbeitet, entlarvt er die Strukturen und Perspektiven der Spätmoderne, die das Leben gegenwärtiger Gesellschaft zutiefst bestimmt. Mit seinem Interesse für die (non-)lineare Konstitution unserer Welt ist Štrukelj willkommen im tim, das sich als Laboratorium der Moderne begreift.

Die Kunst von Miha Štrukelj ist bis zum 11. September 2018 im tim zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Info:

25. Juli – 11. September 2018

Utopie / Dystopie

tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS)
Provinostrasse 46
86153 Augsburg
Deutschland

www.timbayern.de

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Kunsthandwerk mit Etikett

Die Galerie für Angewandte Kunst des Bayerischen Kunstgewerbevereins in München hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Stellenwert der Angewandten Kunst im künstlerischen Schaffen unserer Zeit bewusst zu machen und bietet mit acht Ausstellungen pro Jahr ein Forum für die verschiedenen Positionen und Richtungen des zeitgenössischen Kunsthandwerks. Die derzeitige Jahresausstellung der Mitglieder des BKV ist ein Höhepunkt, da hier in einer umfassenden Schau die neuesten Arbeiten der Vereinsmitglieder vorgestellt werden.

Einladungskarte

Diesmal lautet die Frage:
Was ist Kunst wert?

Kunst als Luxusgut ist oft unbezahlbar.
Der Preis wird meist erst auf Nachfrage mitgeteilt und steht in jedem Fall ausser Frage.
Von Geschenken wird das Etikett entfernt.
Keiner weiss von dem Verdienst der anderen.
Über Geld spricht man nicht.
Doch überall werden Preise verglichen und die Kunden sind auf der Jagd nach den neuesten Schnäppchen.
Jedes käufliche Produkt wird etikettiert und angepriesen.
Doch die Preise von Kunst? Ein Tabuthema!
Denn was ist Kunst wert?
Ist Kunst nur etwas für sammelnde Millionäre?
Oder soll Kunst für jedermann erschwinglich sein?
Es ist an der Zeit nachzudenken!

Dutzende von Arbeiten aus den Bereichen Gerät, Glas, Holz, Keramik, Papier, Puppen, Schmuck und Textil suchen neue Liebhaber …

Info:

6. Juli – 1. September 2018:

Kunsthandwerk mit Etikett
Jahresausstellung der Mitglieder

Bayerischer Kunstgewerbeverein
Pacellistrasse 6 – 8
80333 München
Deutschland

www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de

Einladungskarte

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«dresses – 250 Jahre Mode»

Im Historischen und Völkerkundemuseum St.Gallen werden seit der Gründung auch Mode und Accesoires gesammelt. Derzeit lädt das Museum zur ersten umfassenden Präsentation dieser Modesammlung. Ergänzt wird die Ausstellung mit junger Mode von heute: Kreationen von Studierenden der Schweizerischen Textilfachschule Zürich. Sie haben sich dazu von Stilelementen der Vergangenheit inspirieren lassen.

Key Visual

Schlicht, elegant, schillernd oder verführerisch. In den zwei grossen Ausstellungssälen im Parterre zeigt das HVM noch bis zum 24. Februar 2019 Mode der letzten 250 Jahre – vor allem Damenmode.

Blick in die Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die meisten Kleider wurden in der Schweiz gefertigt, zum Beispiel aus Ostschweizer Musselin, Zürcher Seide, Glarner Druckstoffen oder St.Galler Stickerei.

Mode von 1860
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Jedes Stück ist einzigartig, erzählt eine Geschichte, ist Ausdruck des gesellschaftlichen, technischen und ästhetischen Wandels.

Blick in die Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die meisten Historischen Museen zählen zu ihren Beständen auch Kleider und Trachten. Die Stadt St.Gallen, die sich seit dem Mittelalter als Textilstadt profilierte und um 1900 Stickereien in die ganze Welt exportierte, brachte verschiedene Museen hervor.

Sommerkleid von Mathilde Müller-Friedberg 1830-1835 (HVM)
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Neben dem Textilmuseum gründet auch das Historische Museum St.Gallen auf dieser Textiltradition und hat sich unter anderem auf bürgerliche Mode als Abbild der Kultur vergangener Epochen spezialisiert.

Blick in die Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Eines der Highlights der Sammlung sind die hauchdünnen Empire-Kleider aus Baumwoll-Musselin mit Handstickereien aus der Zeit nach der Kantonsgründung (1803), die vom Modebewusstsein der Ostschweizerinnen erzählen, aber auch von der Frühindustrialisierung.

Empire-Mode
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Neben diesen Stücken sind von der Rokokozeit bis heute alle Epochen vertreten. Sie laden zum Gang durch die Vergangenheit ein und bieten manche Überraschung.

Empfangskleid Weltausstellung Paris 1900 (HVM)
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ungewohnt sind etwa die Silhouetten aus dem späten 19. Jahrhundert – mit Reifrock oder Cul de Paris, edel wirken die Roben der Belle Epoque und Jugendstilzeit, modern, ja tragbar noch immer die Modelle der 1920er Jahre.

Abendkleid um 1925 (HVM)
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bei den meisten Kleidern sind die Namen der Schneiderinnen und Schneider nicht bekannt. Sie wurden nach dem Vorbild der Pariser Mode gefertigt und sind keine Modelle grosser ausländischer Couturiers.

Kleid einer Dame aus Stein AR, um 1865 (HVM)
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung wirft aber auch einen Blick in die Zukunft. Die Schweizerische Textilfachschule Zürich hat sich von den historischen Kleidern zu neuen innovativen Kreationen inspirieren lassen – ein Beitrag der Next Generation.

Blick in die Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bunt, schillernd, mit Hightech-Materialien oder aus Geweben mit LED-Lämpchen gefertigt, sollen die Beispiele der Studierenden einen Blickwechsel zwischen den historischen Gewändern und der Mode von heute ermöglichen.

Empire, 1795-1800
Ausstellung «dresses – 250 Jahre Mode»
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Vertiefende Begegnungen mit dem Thema bietet ein reichhaltiges Begleitprogramm (siehe Flyer).

Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter Katalog erhältlich.

Info:

28. April 2018 – 24. Februar 2019

«dresses – 250 Jahre Mode»

Historisches und Völkerkundemuseum
Museumstrasse 50
9000 St.Gallen
Schweiz

www.hvmsg.ch

Flyer

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Jeanette Zippel: Bienenreich

Nicht erst seit dem Insektensterben beschäftigt sich die Gegenwartskunst mit Bienen.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Schon seit einem halben Jahrhundert interessieren sich Künstlerinnen und Künstler …

Jeanette Zippel: fliegen 8
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… für den Bienenstaat als soziologisches und ökologisches Phänomen jenseits traditioneller Naturromantizismen.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zu ihnen zählt die Heidenheimer Künstlerin Jeanette Zippel, die sich seit drei Jahrzehnten mit dem Thema auseinandersetzt.

Jeanette Zippel: Wabenbau – Soziales Prinzip
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ihre künstlerischen Untersuchungen und Interventionen beruhen dabei auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen …

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… auf ihren eigenen Erfahrungen als Imkerin und …

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… auf intensiven ästhetischen und ökologischen Beobachtungen.

Jeanette Zippel: Anflug 1 – Bewegungsformen
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Noch bis zum 30. September 2018 zeigt das Kunstmuseum Heidenheim eine Retrospektive ihrer Werke.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Hier gibt die Künstlerin einen Einblick in das gesamte Spektrum ihrer Themen, die von den Nahrungspflanzen der Bienen, über deren Flug- und Kommunikationsformen …

Jeanette Zippel: Wandinstallation Bienenpflanzenröhren, Detail
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… deren Wahrnehmungsweisen, deren sozialer und räumlicher Organisation …

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… bis hin zu deren Nutzung durch den Menschen reichen.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Für jedes Thema entwickelt Jeanette Zippel entsprechende künstlerische Formen, wozu sie unterschiedliche Materialien, Techniken und Medien einsetzt.

Jeanette Zippel: Flockenblume – Bienoptik
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Künstlerin und Imkerin macht jedoch nicht nur Kunst über Bienen, sondern auch für Bienen …

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… in dem sie Bienenstöcke gestaltet und Bienengärten konzipiert.

Jeanette Zippel: Wandinstallation Bienenpflanzenröhren, Detail
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Besonders in den Gärten gelingt es ihr auf beeindruckende Weise …

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

… den menschlichen Besuchern die Lebenswelt der Bienen näher zu bringen und zugleich den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Solche Bienengärten hat sie u.a. in Stuttgart, Heidenheim, Hermannsdorf, Esslingen, Mariposa (Teneriffa) und Freiburg realisiert.

Blick in die Ausstellung ‘Jeanette Zippel: Bienenreich’
© Susanne Breitfeld, 2018, Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ein Katalog zur Ausstellung ist erhältlich.

Eine Empfehlung ist der unten mit einem Link unterlegte Fernsehbeitrag des SWR über die Ausstellung ‘Bienenreich’ (verfügbar bis 30. September 2018).

Info:

30. Juni – 30. September 2018

Jeanette Zippel: Bienenreich

Kunstmuseum Heidenheim
Marienstrasse 4
89518 Heidenheim
Deutschland

www.kunstmuseum-heidenheim.de

Fernsehbeitrag des SWR

Öffentliche Führungen durch die Künstlerin persönlich:
So: 29. Juli, 5. und 19. August, 2., 16. und 30. September 2018, jeweils 11.15 Uhr
Mi: 1., 8. und 22. August, 5. und 19. September 2018, jeweils 17.30 Uhr

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Fate, Destiny and Self-Determination
Schicksal, Vorsehung und Selbstbestimmung
Internationales Tapisserie-Projekt

Fate, Destiny and Self-Determination – Schicksal, Vorsehung und Selbstbestimmung ist ein internationales Tapisserie-Projekt, das von der kanadischen Textilkünstlerin Line Dufour initiiert worden ist und von zahlreichen Menschen auf der ganzen Welt mitgestaltet wird. Nach Stationen in Kanada, USA, China, Uruguay und Irland wird das Projekt derzeit im Tuchmacher Museum Bramsche zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.

Fate, Destiny and Self-Determination – Installation mit kleinen Webstücken im Tuchmacher Museum Bramsche
Foto: TMB, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das dreiteilige Werk, das sich über die grossen Wände im Foyer des Tuchmacher Museums erstreckt, wurde von Line Dufour 2013 konzeptioniert. Ausgangspunkt war die Frage nach dem Verhältnis von zeitgenössischen und traditionellen Praktiken in der Textilkunst – symbolisiert durch zwei grosse Wandteppiche. Der erste Wandteppich wurde von Line Dufour selbst entworfen und gewebt. ‘Da sowohl der künstlerische Entwurf als auch die Herstellung des Teppichs von ein- und derselben Person stammt’, so Line Dufour, ‘veranschaulicht er die Praxis der zeitgenössischen Textilkunst.’

Fate, Destiny and Self-Determination – Installation mit kleinen Webstücken im Tuchmacher Museum Bramsche
Foto: TMB, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der zweite Wandteppich wurde zwar nach ihrem Entwurf, aber von verschiedenen Webern, sowohl Laien als auch Profis, in einem Workshop in Toronto hergestellt. ‘Dieses Vorgehen’, so die Textilkünstlerin, ‘bezieht sich auf ein traditionelles Verfahren, bei dem viele Weber gleichzeitig oder in verschiedenen Stadien an dem Wandteppich arbeiteten, aber am Entwurf des Teppichs nicht selbst beteiligt waren.’

Fate, Destiny and Self-Determination – Installation mit kleinen Webstücken im Tuchmacher Museum Bramsche
Foto: TMB, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die beiden Wandteppiche werden von einer Installation aus kleinen Webstücken so ergänzt, als ob sie auseinanderreissen oder zusammenkommen. Bisher setzt sich die Installation aus mehr als 740 Webstücken von mehr als 440 Personen, die aus 39 Ländern stammen, zusammen und sie wird weiter kontinuierlich ergänzt.

Line Dufour dokumentiert das Projekt auf ihrem Blog und bei Facebook.

Info:

29. Juni – 9. September 2018

Fate, Destiny and Self-Determination
Schicksal, Vorsehung und Selbstbestimmung
Internationales Tapisserie-Projekt

Tuchmacher Museum Bramsche
Mühlenort 6
49565 Bramsche
Deutschland

www.tuchmachermuseum.de

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Expo Textile
Bekijk het van de experimentele Kant

Noch bis zum 23. September 2018 zeigt die Alte Duchfabrik in Esch-sur-Sûre (Luxembourg) die Aussellung ‘Bekijk het van de experimentele Kant’, über die ich hier schon berichtete.

Flyer

Ausgestellt werden aktuelle experimentelle Arbeiten der Textilgruppen EXPERIKANT (NL) und KantelinK (B). Ihre Mitglieder setzen sich auf erfrischende kreative Weise mit dem Medium ‘Spitze’ auseinander. Sie nutzen tradtionelle Techniken des Spitzenhandwerks als Grundlage für ihre Arbeit, experimentieren aber mit zeitgenössischen Materialen, Formen, Farben und Dimensionen.

Flyer

Aus Metalldraht, Kordel, synthetischen Materialien oder Papier schaffen sie Werke mit der Leichtigkeit und Transparenz klassischer Spitze, die aber nicht mehr an eine traditionelle Formensprache oder an einen Zweck gebunden sind.

Info:

1. Juli – 23. September 2018

Expo Textile
Bekijk het van de experimentele Kant

Alte Duchfabrik
Naturpark Öewersauer
15, rue de Lultzhausen
9650 Esch/Sauer
Luxemburg

www.naturpark-sure.lu

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Frida Kahlo: Making Her Self Up

Noch bis zum 4. November 2018 zeigt das Victoria and Albert Museum in London die Sonderausstellung ‘Frida Kahlo: Making Her Self Up’, eine Aussstellung über die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos.

Frida Kahlo in blauer Satin-Bluse, 1939
Foto von Nickolas Muray, © Nickolas Muray Photo Archives
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Das Werk von Frida Kahlo (1907 – 1954) wird selten international ausgestellt; ihre Kleider und persönliche Habe sind erstmals ausserhalb Mexikos zu sehen – einige Objekte wurden noch nie zuvor gezeigt – und werden zusammen mit Selbstportaits und Fotografien in Szene gesetzt. Die Ausstellung bietet daher eine neue Perspektive auf die fesselnde Lebensgeschichte der Malerin, heute mit Kultstatus.

Mantel aus Guatemala, Baumwolle, zusammen mit huipil (Bluse) und bodenlangem Rock
Museo Frida Kahlo
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Frida Kahlo, die 1907 als drittes Kind von Matilde und Guillermo Kahlo in Coyoacán, Mexico City zur Welt kam, erkrankte im Alter von sechs Jahren an Kinderlähmung und wurde im September 1925 mit 18 Jahren Opfer eines Busunglücks. In der Folge war sie gezwungen, beispielsweise Korsetts zu tragen und im Bett zu liegen. Um sich die Zeit zu vertreiben, begann sie zu malen. Es entstanden vor allem Selbstportraits.

Frida Kahlo, ca. 1926.
Museo Frida Kahlo
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

1929 heiratete sie den 20 Jahre älteren mexikanischen Maler Diego Rivera, der aufgrund seiner riesigen politisch-revolutionären Wandbilder (Murales) bereits berühmt war. Mit dem charismatischen, aber notorisch untreuen Gatten verband Frida Kahlo ihr Leben auf extreme Weise. Sie liess sich 1939 von ihm scheiden und flüchtete sich in Alkohol, Affären und ihre Malerei. Trotz allem heiratete sie ihn 1940 ein zweites Mal. Sie hätte ohne Diegos Liebe das qualvolle Dasein nicht ertragen können, ist in ihren Tagebüchern zu lesen.

Frida on the bench, 1939, Foto von Nickolas Muray, © Nickolas Muray Photo Archives
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Obwohl sie mittlerweile wieder gehen gelernt hatte, litt sie ihr ganzes Leben an den Folgen des schweren Unfalls, hatte auch mehrere Fehlgeburten. In ihren Bildern verarbeitete sie auch ihre seelischen und körperlichen Qualen. Ihren Durchbruch als Malerin hatte sie erst spät, bevor sie 1954 starb.

Bein-Prothese mit Lederstiefel. Applizierte Seide mit gestickten chinesischen Motiven.
Foto: Javier Hinojosa.
Museo Frida Kahlo
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Unter ihren 143 Gemälden sind 55 Selbstbildnisse. Frida Kahlo, die sich mit zusammengewachsenen Augenbrauen, was zu ihrem ‘Markenzeichen’ wird, darstellt, wirkt in all ihren Selbstportraits ernst. Die traditionelle Tracht, eine hochgesteckte Frisur nach Art der Frauen aus Oaxaca, der traditionelle Schmuck – eine bewusste Betonung ihrer indigenen Wurzeln. Oft bezieht sie auch Elemente aus der altamerikanischen Kunst der Azteken und Maya mit ein oder reflektiert die europäische Kunstgeschichte. Die Arbeiten der überzeugten Nationalistin und Marxistin befassen sich zudem mit sozialen und politischen Problemen.

Frida Kahlo with Olmec figurine, 1939, Foto von Nickolas Muray, © Nickolas Muray Photo Archives
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018. Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

In Kahlos Elternhaus, ‘Casa Azul’ (Blaues Haus) genannt, in dem Frida mit ihrem Mann Diego Rivera zwischen 1929 und ihrem Tod 1954 lebte, ist seit 1959 das Museo Frida Kahlo untergebracht. Bei Umbauarbeiten wurden hier Kleidungsstücke, Schmuck, Schuhe, Prothesen und weitere Dinge aus ihrem Besitz gefunden, die Diego Rivera hier nach ihrem Tod, in Schränken aufbewahrt, einschloss und versiegelte, ein Archiv, das Mexiko bisher noch nicht verlassen hatte.

Halsschmuck aus Silber, Email, Türkis, Korallen
hergestellt von Matilde Poulat, Mexico City, ca.1950.
Museo Frida Kahlo. Foto: Javier Hinojosa.
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

In enger Zusammenarbeit mit dem Museo Frida Kahlo wurden für die Londoner Ausstellung über 200 Objekte ausgewählt, neben Kleidern und Schmuck z.B. ihr Augenbrauenstift ‘Ebony’ – samt der originalen Verpackung – oder die bekannten Portrait-Aufnahmen des Fotografen Nickolas Muray.

Revlon compact Puder und Puderquaste, Rouge in ‘Clear Red’ und Revlon Lippenstift in ‘Everything’s Rosy’; Nagelfeile und Augenbrauenstift in ‘Ebony’. Vor 1954. Foto: Javier Hinojosa.
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Diese ganz persönlichen Dinge, die zusammen mit einigen von ihren Bildern aus der Sammlung ‘The Jacques and Natasha Gelman Collection of 20th Century Mexican Art and The Vergel Foundation’ (Diego Rivera verfügte, dass die Exponate, die sich im Museum Casa Azul befinden, Mexiko niemals verlassen dürfen) aufwendigst präsentiert werden, bieten dem Besucher eine einmalige Chance für eine neue Perspektive und einen tieferen Blick: nicht nur in das Leben von Frida Kahlo, sondern auch darauf, wie sie sich selbst inszenierte.

huipil (Bluse), Baumwolle, mit maschinengesticktem Kettenstich, bedruckt; Rock, Baumwolle mit Stickerei. Ensemble aus Tehuantepec. Foto: Javier Hinojosa.
© Diego Rivera and Frida Kahlo Archives, Banco de México, Fiduciary of the Trust of the Diego Riviera and Frida Kahlo Museums.
Frida Kahlo: Making Her Self Up, 16 June – 14 November 2018.
Sponsored by Grosvenor Britain & Ireland.
Foto freundlicherweise vom V&A zur Verfügung gestellt

Zur Ausstellung ist eine neue Publikation erhältlich.

Auf den Ausstellungstrailer und das Video (beide unten mit Links unterlegt), das uns in die Schneiderei und andere Werkstätten des V&A und seinen Partnern führt, sei ausdrücklich hingewiesen. Sehr sehenswert!

Info:

16. Juni – 4. November 2018

Frida Kahlo: Making Her Self Up

Victoria and Albert Museum
Cromwell Road
London SW7 2RL
United Kingdom

www.vam.ac.uk

Ausstellungstrailer, bitte nochmals auf der Website anklicken

Video ‘Making the Frida Kahlo mannequins’

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Projektaufruf

Werte gemeinsam erleben!
Das Museum für Werte im Kunstmuseum Wolfsburg

Was bedeuten Respekt, Freundschaft und Toleranz für Sie?
Werden Sie Teil unserer Ausstellung und gestalten Sie sie mit!

E-Card
freundlicherweise vom Kunstmuseum Wolfsburg zur Verfügung gestellt

‘Am Ende einer dreimonatigen Station in Beijing, China, verabschiedete ich mich von meinen Kollegen. Eine chinesische Kollegin namens Yue schenkte mir diese Umhängetasche. Ich war sehr überrascht; nach ‘deutschem’ Verständnis wären wir höchstens Bekannte gewesen. Ich weiss wenig Persönliches über sie. ‘Du bist eine besondere Person’, sagte sie zu mir, ‘weil du freundlich und offen bist und dir Mühe gibst, unsere Sprache zu lernen. Ich habe mich sehr gefreut, dich kennenzulernen!’ Sie erklärte mir weiter, dass Fische in China ein Symbol für Wohlstand seien, aber auch für Ausdauer und Hartnäckigkeit. Die Tasche erinnert mich an Yue und an meine Freude über ihre Freude an meinen Bemühungen. Daran, dass menschliche Nähe immer auf Offenheit für Neues beruht. Dass der Beginn und die Nahrung jeder Freundschaft der Versuch ist, den anderen zu verstehen, egal ob man dafür Sprachbarrieren überwindet, kulturelle oder ‘nur’ unterschiedliche Ansichten.’ (‘Freundschaft’, eine Geschichte von R.H.)

Worum es geht
Obwohl immer wieder von Werten oder auch vom Werteverlust die Rede ist, findet eine Diskussion um Werte und deren Bedeutung in unserer Gesellschaft kaum statt. In der Politik und den Medien werden sie inflationär verwendet. Dabei sind Werte essentiell für unsere Gesellschaft und das einzelne Individuum. Sie dienen als Orientierungspunkte im Leben der Menschen und befinden sich ständig im Wandel. Doch wie entstehen Werte? Wie kann man sie erleben? Und wo werden Werte diskutiert? Das ‘Museum für Werte’ wurde gegründet, um ein Forum zur Bewusstmachung und Diskussion von Werten zu schaffen.

Das Museum für Werte im Kunstmuseum Wolfsburg
Vom 19. Oktober bis zum 9. Dezember 2018 zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg gemeinsam mit dem Museum für Werte eine Ausstellung im Studio des Kunstmuseums. Vorgestellt werden Ihre Geschichten und Objekte zu den Werten Respekt, Freundschaft und Toleranz. Ausgehend von Ihren Erfahrungen möchten wir einen Raum schaffen, in dem die Besucherinnen und Besucher über Werte individuell und auch miteinander nachdenken und reflektieren können.

Ihr Beitrag
Sie haben eine persönliche Geschichte, die Sie mit einem der drei Werte Respekt, Freundschaft oder Toleranz verbinden? Dann werden Sie Teil unseres Ausstellungsprojekts. Ihre Aufgabe besteht darin, einen kurzen Beitrag zu einem der Werte zu verfassen, in dem ein Gegenstand von besonderer Wichtigkeit ist. Er wird als Repräsentant der Geschichte gemeinsam mit dem Text in der Ausstellung gezeigt. Das Objekt kann unterschiedlichster Natur sein: Radiergummi, Spielzeug, Brief, Schraube, Foto, Tagebuch, etc..

Senden Sie Ihre Geschichte und eine Fotografie des dazu passenden Gegenstandes bis zum 31. August 2018 an: museumfuerwerte(at)kunstmuseum-wolfsburg.de

Wir freuen uns auf Ihre Einsendung und erwarten voller Spannung Ihre Geschichte!

Info:

Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
Deutschland

www.kunstmuseum-wolfsburg.de

***

Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die genauen Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

9 Antworten

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  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Monika,

    mich hat der Bericht boro-stoffe des lebens von Gudrun ebenfalls fasziniert. Eine eindrucksvolle und nachhaltige Textiltechnik. Deshalb habe ich sie an meiner in die Jahre gekommenen und dünn gewordenen Lieblingsjeans ausprobiert. Hier das Ergebnis;

  • Monika Többe BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,

    DANKE für den ausführlichen Bericht. Leider werde ich das Festival nicht besuchen können und bin deshalb sehr gespannt auf Deinen “Nachklapp”. Alraune kannte ich noch nicht.  Die Farben und Formen in München möchte ich gern sehen, aber Frida kann ich leider auch nicht besuchen, sehr sehr schade.  Momentan bin ich mit den BOROS beschäftigt. Vor 3 Jahren hast Du die Ausstellung in Köln vorgestellt u ich habe sie besucht. Seitdem bin ich begeistert von den FABRICS OF LIFE, die zu Kunstwerken wurden. Du siehst, Deine Berichte haben nachhaltige Wirkung !

    Lieben Gruß

    monika

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo monika,

      ganz herzlichen dank für deine lieben zeilen, freut mich sehr! zu den allermeisten ausstellungen/events schaffe ich es – wie immer – leider auch nicht. aber auf das foq freue ich mich natürlich schon besonders, da ich es letztes jahr auslassen musste. manchmal kommt es eben anders als geplant. so mussten ja auch mutter und tochter kemshall die angekündigte diesjährige ausstellung dort absagen, da laura gegen darmkrebs kämpft. auf diesem weg: get well soon!

      dass die japanischen boros dich derart gefangen genommen haben, finde ich sagenhaft. den damaligen bericht findet man übrigens hier:https://blog.bernina.com/de/2015/04/boro-stoffe-des-lebens/ ich bin gespannt, ob ich auch mal deine arbeiten irgendwo sehen kann? lass’ es mich bitte auf jeden fall wissen!

      frohes schaffen und beste grüsse

      gudrun

       

  • Birgit Berndt BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Hallo Gudrun,

    tolle Ausstellungen. Herrlich, was Neues von Alraune, deren letzte Ausstellung in Barth ich glücklicherweise angeschaut habe. Der neue Standort ist leider zu weit weg, schade. Auch beeindruckend die Mode vergangener Jahre und Jahrhunderte. So viele herrliche Tipps, danke. Viele Grüße

    Birgit

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      vielen dank für dein liebes feedback! die ausstellung von alraune als korrespondenz mit/auf hieronymus bosch hat mich auch fasziniert ebenso wie die frida kahlo-schau in london. überhaupt dachte ich zunächst, august, ja einige quilt-events, aber dann fanden sich noch so tolle sachen wie christina von bitter, jeanette zippel oder die ‘schnittstelle’ im august-macke-haus, der projektaufruf und alles andere … so dass ich am ende doch sehr zufrieden mit der auswahl war 🙂 mal sehen, was der september nun bringt!

      beste grüsse

      gudrun

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