Eine neue Nähmaschine oder Overlock ist in Euer Nähzimmer eingezogen? Dann gratuliere ich von Herzen und wünsche ganz viel Freude mit der neuen Begleiterin bei kreativen Nähabenteuern. Damit die ersten Schritte an der neuen Maschine gut verlaufen, habe ich ein paar kleine Tipps für Euch zusammengetragen. Sie werden Euch vor den fünf typischen Fehlern bewahren, die einem den Start mit der neuen Nähmaschine ziemlich verleiden können.
Fehler 1: Bedienungsanleitung nicht lesen
Ich schätze, jeder verbringt im Vorfeld einer Neuanschaffung jede Menge Zeit mit der Wahl der richtigen Nähmaschine oder Overlock. Es wird eifrig im Netz recherchiert, Nähfreundinnen befragt und im besten Fall im Fachgeschäft Probe genäht. Ein Budget wird abgesteckt und die Wunschliste der Funktionen immer wieder durchgegangen. Am Ende fällt die Entscheidung für eine Maschine, sie wird gekauft und da ist sie nun. Das Auspacken ist ein klein wenig wie Weihnachten und wenn das Schätzchen auf Nähtisch steht, ist es wirklich sehr verlockend, einfach gleich loszulegen.
Doch auch wenn Ihr schon reichlich Erfahrung mit Nähmaschinen habt: Der erste Griff sollte immer erst zur Bedienungsanleitung gehen.
Nicht ohne Grund liegt das Anleitungsbuch oftmals ganz oben im Maschinenkarton.
Mein Tipp: Kocht Euch eine gemütliche Tasse Kaffee oder Tee und setzt Euch mit dem Anleitungsbuch zur neuen Maschine. Nun könnt Ihr anfangen zu schmöckern und die neue Nähhelferin von Grund auf kennenlernen. Ihr könnt das Zubehör sichten und sortieren und alles für die ersten Nähte vorbereiten. Ihr solltet Euch wirklich einmal durch das ganze Buch lesen – auch wenn manche Funktion sich dabei nicht gleich erschließt – man lernt auf diesem Weg die Anleitung kennen und weiß, wo später nachzuschlagen ist, wenn man eine konkrete Einstellung braucht.
Übrigens gibt es alle Handbücher von BERNINA auch als PDF-Version zum freien Download. Falls also das Tablet zum Lesen bevorzugt wird oder man Fotos gern vergößern möchte, um alle Details zu erkennen, dann wird man hier fündig: Übersicht BERNINA Handbücher
Fehler 2: Angst vor der Maschine haben
Auch wenn Euch die neue Maschine anfangs etwas fremd vorkommt und sie mit ihrer Fülle an neuen Funktionen zunächst auch etwas einschüchternd wirken kann: Nur keine Angst vor der Nähmaschine! Und auch keine Sorge, man könne etwas falsch machen. Natürlich ist man vielleicht ein wenig zaghaft, aber man muss sich nur klar machen, dass eine Nähmaschine bzw. eine Overlock nur ein Arbeitsgerät ist, das einem beim Nähen hilft.
Wenn Ihr meinen ersten Tipp beherzigt und die Anleitung aufmerksam gelesen habt, könnt Ihr die ersten Schritte an der neuen Maschine ganz entspannt angehen. Und wer so gelassen bleibt, macht dann auch nicht
Fehler 3: Ungeduldig sein
Wenn Ihr die Maschine das erste Mal testet, dann solltet Ihr Euch dafür genügend ruhige Zeit nehmen. Zeit, nur für sich und das neue Maschinchen, denn „zwischen Tür und Angel“ oder mit ständigen Unterbrechungen wird das Kennenlernen schwierig.
Legt Euch Stoffreste zurecht und dann beginnt einfach mit Spulen und Einfädeln. Sollte Eure Neue einen komfortablen Nadeleinfädler besitzen, dann nutzt ihn unbedingt- manchmal muss man ein paar Mal probieren und nochmal in die Anleitung sehen, bis man den Bogen raus hat, aber es lohnt sich.
BERNINA hat für seine Maschinen übrigens großartige Videos zu allen möglichen Schritten an der Nähmaschine gemacht. Falls man mit der gedruckten Anleitung also mal nicht weiter kommt, dann schaut man einfach auf dem YouTube-Kanal von BERNINA nach dem passenden Film. Für meine BERNINA L 850 gibt es eine ganze Reihe von Videos: Videoanleitungen zur L 850.
Bleibt geduldig und probiert einfach mal verschiedene Sticharten. Verstellt die Stichlänge und -breite und gewöhnt Euch Naht für Naht an das Handling.
Näht mal langsam und mal schnell und traut Euch unbedingt an den Kniehebel, wenn die Maschine einen mitbringt. Dieses FHS-Freihandsystem ist eine wirklich große Hilfe beim Nähen an kniffeligen Stellen, weil man beide Hände am Nähgut behalten kann.
Für den Kniehebel habe ich sogar meinen bevorzugten Pedalfuß gewechselt. Früher habe ich immer mit rechts das Pedal getreten – jetzt mache ich das mit links, und das rechte Bein ist frei für den Hebel, sowohl an der Nähmaschine als auch an der Overlock.
Fehler 4: Sich unter Druck setzen
Setzt Euch auf keinen Fall selbst unter Druck oder lasst Euch dazu verleiten.
Man musst nicht gleich am Anfang das volle Potenzial einer Maschine ausschöpfen. Es müssen nicht am ersten Abend komplizierte Nähprojekte in die Tat umgesetzt werden. Sucht Euch anfangs etwas Überschaubares, ruhig auch ein Teil, das mit der alten Maschine schon mal erfolgreich genäht wurde.
Und man muss auch nicht plötzlich viel mehr nähen, nur damit sich die neue Maschine auch „lohnt“. In erster Linie soll einem die Maschine doch Freude beim Nähen machen und helfen, eigene kreative Ideen umzusetzen. Übrigens ist auch der Blick in andere Nähzimmer nicht immer hilfreich, sondern kann unnötig Druck aufbauen und die persönliche Kreativität ausbremsen. Seid immer in Eurem eigenen Tempo kreativ.
Und damit bin ich auch schon beim fünften Fehler, den man mit einer neuen Nähmaschine nicht machen sollte:
Fehler 5: Wunder erwarten
Eine Nähmaschine – auch eine sehr hochwertige mit super vielen und tollen Funktionen – näht nicht ein einziges Teil von alleine. Sie ist ein Werkzeug und Euer Teampartner. Ihr müsst sie gut kennenlernen, damit Ihr miteinander die schönsten Ideen in Stoff umsetzen könnt. Ihr solltet sie hegen und pflegen. Jede Maschine braucht regelmäßig Reinigung, auch eine BERNINA, und zudem sehr gern feines Maschinenöl an die richtige Stelle.
Manchmal werdet Ihr die Neue vielleicht auch verfluchen, aber meist nur so lange, bis Ihr feststellt, dass der Fehler doch tatsächlich VOR der Maschine gesessen hat.
Eine Nähmaschine ist am Ende immer nur so gut, wie derjenige, der davor sitzt.
Wenn Ihr also:
- die Bedienungsanleitung beachtet,
- keine Angst vor der Maschine habt,
- nicht ungeduldig werdet,
- Euch nicht selber unter Druck setzt,
- Ihr einfach keine Wunder erwartet,
dann steht einer glücklichen Partnerschaft mit der neuen Nähmaschine/Overlock nichts im Wege.
Ich wünsche Euch fröhliches Nähen!
Euer Schneiderherz
Ute
Ja, genau, so ist es! Freundschaften brauchen Zeit, um harmonisch zu wachsen! 😉
Und Punkt 4!!!! beachten…..im eigenen Tempo kreativ sein, dann kommt die Freude von selbst! Danke für diesen Beitrag!!! Bin vor ein paar Wochen von einer uralten Ovi umgestiegen auf eine bernette b64 airlock. Da liegen mehrere Welten dazwischen…………….LG, Karin
Danke ?, diese Tipps kommen gerade zur rechten Zeit. Meine „neue“, gebrauchte, drei Jahre alte 570 QE hält heute bei mir Einzug. Also, Mann gleich losschicken Kekse kaufen, Kaffee aufsetzen und mit Maschine und Bedienungsanleitung ein paar schöne Stunden machen.
Danke für diesen Artikel!
Danke! Diesen Punkten kann ich nur aus vollem Herzen zustimmen!
Der Spruch im letzten Bild – einfach nur herrlich! :-))