Bei diesem Stehbeutel möchte ich Euch – wie versprochen – die Übungen für das Schreiben mit der Nähmaschine zeigen:
Wie bei den ABC-Schützen, die in diesen Tagen eingeschult werden, muss das freie Schreiben geübt werden.
Dabei beginnen wir dann auch wie die Kleinen mit Schwungübungen.
Ihr könnt es mit jeder Nähmaschine, ein Stickmodul oder das Stickprogramm mit Buchstaben sind nicht erforderlich. Der Transporteur wird abgesenkt und wir schreiben mit dem Stopffuss oder dem Quiltfuss # 29.
Für diese Übungen habe ich Euch einige Schwungübungen vorgezeichnet. Am besten ist es, wenn Ihr Euch die Schwungübungen ausdruckt und diese Übungen ausprobiert.
Zunächst mit einem Stift auf dem Papier, um die Linienführung zu üben:
Anleitung für das Schreiben mit der Nähmaschine
Danach beginnen wir mit dem Schreibübungen mit der Nähmaschine. Die Nähmaschinennadel ist jetzt unser Stift. Zunächst ohne Garn auf dem Papier. Wer einen Fadenwächter an der Maschine hat, schaltet ihn bitte aus:
Das sieht zu Beginn noch gar nicht so gut aus, aber auch hier gilt: Übung macht den Meister.
Bevor wir mit den Übungen auf Stoff beginnen, müsst Ihr folgendes unbedingt erledigen – genau wie vor dem Freihandquilten:
- Die Maschine säubern und ölen
- Eine neue Nadel einsetzen, die Nadelstärke muss zur Garnstärke passen
- Transporteur versenken, einen Stopf- oder Quiltfuss anbringen
- Stickvlies oder Volumenvlies benutzen
Für das Schreiben auf einer geraden Zeile ritze ich mir mit einer Nadel oder dem Nahttrenner die Linien auf dem Stoff etwas vor:
Zu Beginn wird der Unterfaden nach oben geholt – den Oberfaden festhalten, am Handrad drehen, bis die Nadel wieder ganz oben ist, dann ist der Unterfaden auch oben. Die beiden Fäden festhalten, die ersten Stiche frei auf der Stelle nähen:
Und dann beginnt Ihr langsam mit den Schwungübungen und einigen Buchstaben auf dem Stoff, hier liegt Stickvlies zur Stabilisierung drunter.
Bei den Buchstaben dann auch wieder den Verlauf der Nählinie ausprobieren, die Buchstaben sind in Schreibschrift und sind zusammenhängend:
Hier stimmt die Fadenspannung noch nicht, die Oberfadenspannung muss etwas lockerer eingestellt werden. Schon besser:
Das solltet Ihr mit allen Buchstaben des Alphabetes üben, um die richtige Linienführung zu finden und den richtigen Schwung zu bekommen. Diese Übungen sind etwas umfangreich, aber doch erforderlich. Es wird Euch auch passieren, dass es nicht läuft. Dann einfach abschalten, aufhören und am nächsten Tag weitermachen!
Bei jedem Wortende und –anfang wird wieder auf der Stelle vernäht, die i-Punkte werden auch auf der Stelle genäht. Dabei bleiben die Spannfäden noch hängen und werden später abgeschnitten:
Vor jedem Schreiben mit der Nähmaschine mache ich auch immer einige Übungen zum „Aufwärmen“ und zum Ausprobieren der richtigen Fadenspannung. Und dann komme ich auch gleich in die richtige Nähgeschwindigkeit.
Und hier eine Übung mit dem Volumenvlies drunter:
Von links sollte es möglichst so aussehen:
Nähanleitung für einen Stehbeutel
Für die verschiedenen Beutel habe ich mir schon die Schilder auf Leinen mit Stickvlies drunter genäht:
Nach dem Schreiben wird das Stickvlies entfernt, jetzt wird das Schild auf Vliesofix gebügelt. Zum Verzieren kommen noch einige Herzen, Sterne oder ähnliches mit auf die Oberseite des Beutels:
Nach dem Aufbügeln wird rundherum genäht. Ich mache das am liebsten mit dem Pariser Stich oder anderen kleinen Zierstichen, dabei nähe ich das Volumenvlies H640 oder auch Thermolan zum Verstärken des Beutels gleich mit fest:
Für das Innenfutter finde ich ein passendes Karo. Die karierten Stoffe schneide ich auch mit dem Rollenschneider genau am Karo entlang. Der Stoff liegt aber nicht doppelt!
Der Beutel liegt mit dem Karostoff rechts auf rechts, die Seiten werden begradigt. Die oberen Kanten werden zusammengenäht:
Jetzt geht es weiter wie bei den Flying-Geese-Taschen: Um die Seitennähte zu schließen, liegen die genähten Kanten in der Mitte übereinander, der Beutel und der Futterstoff liegen übereinander.
Für das Nähen auf dem Volumenvlies verwende ich den Fuß mit Gleitsohle#52C. Die Wendeöffnung im Futter nicht vergessen!
In allen 4 Ecken die Ecken abstecken, wieder die Ecken A und B übereinanderlegen und absteppen. Bei diesem großen Beutel steppe ich 10 cm ab:
Die Wendeöffnung suchen und den Beutel auf rechts wenden. Es gibt innenliegend wieder keine hochstehenden Ecken, das ist sehr praktisch bei diesen Beuteln, von aussen sieht es jetzt so aus:
Die Wendeöffnung mit Handstichen oder per Maschine zusammennähen, die obere Kante ausstreichen, bügeln und mit dem Schmalkantfuß #10C absteppen:
Fertig ist ein – endlich einmal für mich! – Beutel für Strickzeug:
Von diesen Beuteln habe ich in den vergangenen Jahren Mengen genäht und verkauft. Dabei hatte ich 4 verschiedene Größen zugeschnitten:
- Mini-Beutel: 15 x 30cm
- Kleiner Beutel: 22,5 x 45 cm
- Mittlerer Beutel: 30 x 60 cm
- Großer Beutel: 35 x 75 cm
Bei diesen Beuteln sind die Ecken nicht vorher ausgeschnitten. Ich nähe diese Ecken immmer so wie oben gezeigt,so kann ich die Bodengröße später nach Wunsch gestalten.
Einige Beispiele zeige ich Euch am Ende.
Doch zunächst noch ein weiterer Tipp: Es kam hier im Blog eine Anfrage wegen der selbstgeschriebenen Label. Jetzt könnt Ihr Euch Eure Label für den Quilt selbst nähen, auch wenn Eure Nähmaschine kein Buchstabenprogramm besitzt.
Mit den Buchstabenprogrammen bei den Zierstichen habe ich schon häufig meine Label für einen Quilt gestickt, sie werden unten rechts auf die linke Seite des Quilts genäht. Wenn ich unten auch einen Tunnel annähe, schreibe ich meistens gleich auf diesen Streifen, aber vor dem Annähen.
Hier einige Beispiele, die ich mit den Buchstaben bei den Zierstichen gestickt habe:
Da fallen Euch sicher noch viele andere Möglichkeiten für das Gestalten ein.
Aber viel persönlicher, individueller wird es doch mit der eigenen „Handschrift“.
Nach diesen Übungen wird es Euch hoffentlich auch nicht mehr schwer fallen und Ihr näht dann für Eure Quilts solche schönen Label:
Und hier dann einige meiner vielen Beutel, die ich schon genäht habe. Der „Pellkartoffel-Beutel“ entstand auf Wunsch einer Kundin, dort stehen die Pellkartoffeln jetzt in diesem Beutel auf dem Tisch:
Viel Freude beim Gestalten der eigenen Label oder der Beutelchen mit der persönlichen Beschriftung – vielleicht ja schon eine Idee für Weihnachten.
Eure Wiebke
Solch ein tolles Video,prima .Ich hät so gern die Schnittmuster für die verschiedenen Taschengrößen.Bitte
Hallo Evelyn!
Für diese Beutel gibt es kein Schnittmuster. Weiter oben im Text findest Du die Angaben für verschiedene Größen – Du benötigst nur ein Rechteck für die Stehbeutel und nähst dann die Ecken nach der Anleitung oben ab.
Viel Spass mit den Stehbeuteln!
Liebe Grüße
Wiebke
Ganz TOLLTOLLTOLL!! Ich bin begeistert, herzlichen Dank dafür!!
Hallo – sehr schöne Idee!! Ich habe es sofort getestet. Allerdings habe ich eine Frage..Bei mir ist die Schri8ft trotz mehrmaligem drüber nähen sehr dünn. Benutzt man ein spezielles Garn? LG u einen schönen Tag
Hallo Sabine!
Ich schreibe meistens mit etwas dickerem Nähgarn, Du kannst aber auch das Maschinenstickgarn nehmen , denk dabei an die richtige Nadel – das dickere Garn benötigt eine 90 oder 100-er Nadel.
Liebe Grüße und viel Spaß beim “Schreiben”
Wiebke
schreiben mit der “Nähma” ist echt eine tolle Idee, aber bei meiner kann ich den Transporteur leider nicht runterstellen 🙁
halli hallo,
ich bin zwar nicht wiebke, habe aber mit dem thema auch viel erfahrung. für manche maschinen gibt es eine kleine platte zum abdecken des eingeschalteten transporteurs. wenn du die nicht hast, frag doch mal deinen händler oder bei einer reparaturwerkstätte, wo man nähmaschinen instand setzt. manchmal findet sich da sowas im fundus. denn wäsche gestopft hat man eigentlich schon immer und dafür muss man den transporteur auch versenken bzw. ausschalten. es handelt sich um genau die gleiche funktion, die wiebke nutzt.
beste grüsse
gudrun
Hallo Moni!
Gudrun hat es Dir ja schon geschrieben, ich hätte Dir auch nur diesen Tipp geben können. Versuche es mal mit einer Extraplatte, die den Transporteur abdeckt,
Viel Erfolg damit und dann viel Spaß beim Schreiben!
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
Ich hab nach Deiner Anleitung ein paar Beutel genäht und habe Deine Ideen für die Beschriftung übernommen weil ich die so witzig fand. 🙂
Ich hab vorher ein bißchen auf einem Test-Stück Stoff das Schreiben geübt.
Nach Deiner Anleitung ging es aber schnell und ich konnte mit dem Nähen der Beutelchen beginnen. Dabei habe ich mir dann überlegt, wie groß der Boden werden
soll und dann die Ecken abgenäht, ging ganz einfach.
Die stehen jetzt bei mir im Bad und ich bin ganz stolz.
Danke für die tolle Anleitung!!!
Viele liebe Grüße, Yasmin
Liebe Yasmin!
Du hast so schöne Beutel genäht und beschriftet. Tolle Badezimmerkombination!
Nur hier bei den Kommentaren kann sie kaum jemand ansehen.
Zum Zeigen Deiner wunderbaren Arbeit wäre der Community-Bereich viel besser, dort zeigst du sie vielen Leserinnen..
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,
Das ist ja mal eine tolle Idee!!! Einfach genial! Vielleicht finde ich in den kommenden ferientagen noch ein bissle Zeit wenigstens einen der Beutel umzusetzen! In meinem neuen Klassenzimmer würde er sich bestimmt gut machen !
Danke für die Anleitung!!!
Hallo Ihr Lieben !
Ganz herzlichen Dank für Eure Kommentare!
Richtig – wir sind wieder in der Schule und merken, wie schwer das Schreiben eigentlich zu lernen ist.
Diese Buchstaben könnt Ihr auch wesentlich größer schreiben, die Alphabete bei den Zierstichen sind nur 5,5 oder 9 mm breit.
Auch wenn ich viel nähe – der ganz normale Alltag muss auch bewältigt werden- also putz ich dann eben morgen!
Die Beutelchen mit passender Aufschrift und Inhalt sind schon immer ein gern gesehenes Geschenk. Da bekommt dann die Oma die Sockenwolle zum Stricken im Beutel oder eben Düt un Dat – was auch immer.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke!
Ich hab zwar Buchstaben, auch in Schreibschrift, an der Maschine. Aber die sind ja viel zu klein für solche Beschriftungen. Ich danke dir für diese ganz, ganz tolle Anleitung . Die Idee für deine Beutel und Utensilos ist super.
Liebe Wiebke,
ja! … sind wir denn heute in der Schule hier? *lach*
Ganz tolle Erklärung, wie man sich der Sache nähern kann. Das habe ich auch noch nicht gemacht, freihand genähmalt oder gequiltet. Jetzt muss ich das natürlich sofort ausprobieren, hier steht ja wie es geht.
Vielen Dank fürs Posten.
Lieben Gruß
Angie
Die Verzierung mit dem Nähschreiben finde ich toll.
Da sieht die Arbeit gleich so heimelig aus.
Herzliche Grüße
Pia René
halli hallo wiebke,
nö, dein teaserbild ist falsch! richtig muss es doch heissen:
‘Heute näh ich
morgen poste ich’
ganz tolle praxistaugliche anleitungen wie immer!
beste grüsse
gudrun
Liebe Wiebke,
eine wirklich sehr sehr gut gemachte Anleitung für die ersten Schritte ins Freihandschreiben an der Nähmaschine. Ich kenns selbst gut genug, es braucht Übung, viel Geduld und Nerven und manchmal auch einfach nur einen “guten Tag”.
Die Stehbeutel sind echt klasse und so abwechslungsreich. Da kann man sich ja gleich ein ganzes Jahressortiment annähen und als Geschenke, ggf noch gefüllt sind sie auch ganz zauberhaft.
Mal wieder so typisch Wiebke.
Danke für diesen so ausführlichen und umfangreichen Bericht.
Liebe Grüße,
Jutta