War Musselin bis vor einem Jahr noch ausschließlich für die Babyausstattung bestimmt, findet man den Stoff nun vermehrt auch an erwachsenen Menschen. Als Mutter eines Kleinkindes bin ich jedoch am Thema noch zu dicht dran und musste den Trend im letzten Jahr leider auslassen. Statt dessen habe ich mich ganz auf Double Gauze konzentriert. Wer noch einmal den Unterschied zwischen den Materialien nachlesen möchte, kann das in diesem Artikel von Denise tun.
Natürlich gibt es aber auch wirklich feine Musselin-Stoffe und irgendwann kam auch ich über Umwege zu einem Meter. Zufällig, versteht sich.
Bei Tuch-geeignetem Stoff dieser Länge ist für mich immer schnell klar, was passiert: Ich teile ihn diagonal, versäubere mit der Overlock und erhalte so zwei Dreieckstücher – eines für mich, eines für eine liebe Freundin, denn: geteiltes Tuch ist doppelte Freude!
Das Tuch für die Freundin war schnell genäht und lag pünktlich zum Fest unter ihrem Weihnachtsbaum. Blieb noch die zweite Hälfte. Die Farbe ist sehr mein Fall, der Stoff fühlt sich fein an und fällt schön. Aber, ich war wie blockiert: eine Mullwindel um meinen Hals, nein, das geht so nicht!
Biesen machen Musselin erwachsen!
Doch dann kam mir die Idee, den Stoff einfach noch ein wenig zu bearbeiten. Das Biesenfüßchen #31 – eigentlich für ein anderen Projekt bestellt – kam mir da gerade recht. Biesen habe ich bisher nämlich auf die herkömmliche Art und Weise genäht und brav von Hand Falten in den Stoff gelegt.
Die Ergebnisse waren zwar immer ok, aber einen Preis hätte es dafür wohl nicht gegeben. Da mache ich mir nichts vor!
Entsprechend gespannt war ich auf die Handhabung des Nähmaschinenfüßchens. Alleine eine passende Zwillingsnadel reicht aus, um mit dem Füßchen schöne Biesen zu nähen? Liest sich ja fast zu leicht um wahr zu sein!
Aber genau so ist es! Nach einem kurzen Test und dem Plan an der Spitze des Tuches tatsächlich eine Ecke zu wagen, machte ich mich an den Mullstoff.
Erste Runde geschafft – da sind locker noch Nerven für zwei weitere drin!
Auf dem BERNINA Youtube-Kanal gibt es übrigens ein Video, welches die Vorgehensweise beim Nähen der Ecke beschreibt. Ich fand es sehr hilfreich und kann es nur empfehlen. Außerdem kann man sich dort nochmal genau angucken, was man mit dem Biesenfuß sonst noch machen kann.
Das Biesenfüßchen ermöglicht außerdem, Biesen in exaktem Abstand zu nähen. Die Rillen des Fußes dienen hierbei als Führungen. Bei meinem knitterigen Stoff ist das wahrscheinlich weniger relevant als bei einem edlen Seidenstoff, aber gut zu wissen ist es allemal.
Bei der vierten Biese habe ich die Führung getestet und obwohl ich gerade bei der Ecke sehr skeptisch war, bin ich total überzeugt: das klappt richtig gut!
Was aber nun das Wichtigste ist, für mich hat der Plan funktioniert:
Babytücher haben keine Biesen, also besteht hier definitiv keine Verwechslungsgefahr und ich habe ein neues Lieblingshalstuch.
Und nun würde mich ja brennend interessieren, wie ihr es mit Musselin haltet: Darf der Stoff aus dem Kinderzimmer raus oder habt ihr da genau so große Vorurteile wie ich bisher?
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Das ist eine tolle Idee, danke dafür!
Ich erinnere mich, dass wir in den 80er-Jahren Mulltücher als “Grundlage” für Batik benutzt haben und dann Halstücher daraus wurden – und die waren wirklich toll, sie hatten mit Spucktüchern dann gar nicht mehr so viel gemein 🙂 Man könnte ja auch beides verbinden…
Danke noch einmal und Gruß,
Anna
Eine nette Idee, das Tuch mit Biesen zu verzieren. Für mich ist dieser Stoff vor allem mit Gedanken an Spucktücher verbunden 😉 Nachbarskinder nutzten damals eine Stoffwindel als “Schnuffeltuch” (Schmusetuch). Diese Kinder sind inzwischen längst erwachsen. Der Stoff für mich noch nicht so ganz. Mit hübschem Muster hatte ich es mir im letzten Sommer immer wieder mal überlegt, konnte mich dann aber doch nicht dazu durchringen, vor allem weil ich das gekrinkelte nicht so mag. Also noch ist solch ein Stoff nicht in meinem Stofflager vorhanden. Doch wer weiß, vielleicht finde ich ja mal so eine gute Qualität, wie sie in dem Artikel von Denise gezeigt wird. Das wäre dann schon etwas für mich.
Liebe Gabine, feinen Double Gauze kann ich für Tücher aller Art wirklich nur empfehlen und mit der ein oder anderen Biese kann man sich so wirklich ein tolles Einzelstück schaffen.
Ich habe übrigens nur dieses eine Tuch aus Musselin (aus besagten Spucktuchgründen ;-)), statt dessen aber ziemlich viele aus Double Gauze (ähnlich diesem hier: https://aennisews.blogspot.de/2017/10/schal-geteilter-stoff-ist-doppelte.html). Sowohl die Unifarbenen als auch die mit Muster sind wirklich häufig in Gebrauch – sommers wie winters, denn ich bin Ganzjahrestuchtägerin ;-). Vor allem die Stoffe von Kokka haben es mir sehr angetan, die liegen phantastisch am Hals!
Liebe Grüße Änni
Interessante Idee mit den Biesen. Als junge Mutter habe ich Babywindeln schon mal als Halstuch verwendet, aber nur bei Halsweh und im Schlafzimmer. :-)). Später hätte ich gern mal wieder solch ein Tuch gehabt, aber die gemusterten Windeln fand ich nicht so “begehrenswert”. Deine Idee mit Stoff vom Meter werde ich gern mal ausprobieren.
Gruß Mariel