Wie ich darauf kam, ausgerechnet eine Korsage zu nähen: Als meine Dozentin das Thema für die Projektarbeit in diesem Semester verkündete, war ich sofort Feuer und Flamme. Es geht um Märchen und Sagen beziehungsweise volkstümliche Überlieferungen. Mir als Fantasy-Freak mit Vorliebe für Korsagenkleider spielte das natürlich absolut in die Karten. In meinem Kopf entstanden direkt etliche Visionen zu leichten, verspielten Kleidern, die wirken, als habe man sie in einer anderen Welt geschaffen.
Aber natürlich holte mich der Batzen an Einschränkungen, der folgte, direkt auf den Boden der Tatsachen zurück. Man muss sich auf exakt eine Geschichte festlegen, Fabelwesen alleine reichen nicht aus und es darf kein reines Märchen sein, es muss möglichst aus einem historischen Kontext gewachsen sein und sollte zu seinem Ursprung zurück verfolgbar sein. Also nichts mit Wildes hier und da leihen, um schicke, amazonenhafte Elfenkleidchen zu machen. Mist. Aber man ist ja kreativ, also erschien ich in der nächsten Vorlesung mit etlichen Entwürfen und noch viel mehr Ideen zum Andersen-Märchen Die Schneekönigin (und wurde das Gefühl nicht los, das man meine Ideen auf die platte Vorlage der Disney-Prinzessin Elsa projizierte). Die Recherche ergab dann, dass auch mein Traum in weiß mit viel Glitzerkram, Spiegelglas-Effekten und Fell als Thema nicht trägt. Andersen hat ein Kunstmärchen geschaffen.
Während sich also meine Kolleginnen nun auf sämtliche vorstellbaren Disney-Filme stürzten, wühlte ich in der Mythologie. Und stieß schließlich auf die nordische Göttin Freya, die als Kriegerin und Liebesgöttin bei den Wikingern verehrt wurde. Leder, Korsagen, Bänderdetails, aber auch ein bisschen romantisch mit federförmigen Chiffon-Abschnitten sollte es werden. Mir gefiel die Idee, und so arbeitete ich mich durch eine riesige Flut an Entwürfen und schaufelte mir mit meinen komplexen Schnittideen dann einen riesigen Berg an Arbeit. Aber hey, einen Hügel erklimmen kann jeder 😉
Nun musste ich nur noch zwei Kleidungsstücke auswählen und die Schnitte machen. Ein Korsagenkleid und eine einarmige Jacke sollten es werden.
Das führte mich natürlich zu der Frage: Wie näht man eigentlich eine Korsage? Zur Probe suchte ich mir zwei wunderschöne Stoffe aus, die, falls das Ergebnis auf Anhieb super wird (ja, ihr dürft ruhig darüber lachen, dass meine Selbstüberschätzung immer noch keine Grenzen kennt ;P) sich auch irgendwie noch ins Projekt integrieren lassen könnten, wenn ich ein paar Änderungen mache. Schwarzer Satin und ein leichter beschichteter Jersey mit goldenen Herzen, die zu Ehren vom BERNINA Geburtstag perfekt passen. Natürlich wollte ich mich nicht mit der einfachen Variante zufrieden geben, da nur etwas Vlies in die Korsage zu bügeln. Auf dem Weg zum Profi muss man sich auch mal was trauen! Gedacht, getan und Stäbchenband gekauft.
Also habe ich schnell mal eben den Schnitt gemacht. Und dafür dann doch in etwa ein ganzes Wochenende gebraucht, weil die Abwandlungen … Sagen wir: Korsagen sind vermutlich nicht für Anfänger gedacht. Als ich endlich das Ergebnis in den Händen hatte …
… konnte ich damit beginnen, meine Korsage zu nähen. Und natürlich habe ich dabei einige Fehler gemacht, die ich wieder mal gerne mit Euch teilen möchte, damit ihr, wenn ihr das Projekt Korsage angeht, diese direkt auslassen und einfach andere Fehler machen könnt 😉
Die Verarbeitung mit Satin erschwerte das Ganze noch wesentlich. Denn so schön das Stöffchen ist, es rutscht unter der Maschine. Und wenn dann da noch Futter rein soll, sind gerade Nähte und ein passables Ergebnis eine echte Herausforderung. Natürlich habe ich darüber aber vorher mal wieder nicht nachgedacht und mich stattdessen mit dem üblichen Elan direkt in die Arbeit gestürzt.
Die Stäbchen habe ich an den Rändern leicht rund geschnitten, diesen Tipp fand ich in einer Näh-Zeitschrift. Es soll verhindern, dass die glatte Kante beim Tragen drückt. Was nicht darin stand: Vorsicht beim Schneiden, die Außenkanten schneiden sich sehr leicht, das Mittelstück wehrt sich extrem gegen die Schere (vielleicht also nicht die beste Stoffschere dafür nehmen) und hinterher franst das Band an den Rändern ein wenig.
Das Zusammennähen der Schnittteile war noch ziemlich einfach. Den Satin immer wieder richten, langsam nähen. Kostet einiges an Konzentration, aber geht. Beim Einnähen in die Korsage begann dann das große Fluchen (ja, ich bin sehr leidenschaftlich bei der Näharbeit und kann mich richtig aufregen, wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich will). Die Stäbchen müssen direkt in die Naht geschoben und ganz vorsichtig eingenäht werden. Das Stäbchenband selbst ist dick und sehr fest, so dass man seinem Schätzchen (Alias: Der Nähmaschine) das Durchstechen nicht zumuten möchte. Außerdem habe ich festgestellt, dass man den Stoff immer wieder glätten sollte, gerade wenn man die zweite Seite des Stäbchens annäht, sonst entstehen unschöne Wellen und Falten. Und man darf wieder zum Nahttrenner greifen. Jedenfalls erfordert das Einnähen viel Geduld und häufiges Richten. Aber das Ergebnis ist es Wert.
Ich allerdings, als der Tollpatsch vom Dienst, habe es geschafft, die Form vorsichtig noch in die Korsage zu bügeln, um das alles hübsch zu fixieren und habe mir schön den Satin verbrannt. Also: Satin sehr sehr vorsichtig bügeln. Zum Reparieren habe ich schnell ein gleich großes Satinstück geschnitten und die Korsage damit bezogen. Nun sieht man zwar meine Mühe mit den Stäbchen nicht mehr, aber es verdeckt auch den Bügelschaden (und ist deshalb auch so ungebügelt fotografiert. Ich dachte, bevor ich euch noch mehr Bügelschäden präsentiere …)
Das Modell ist soweit mehr oder weniger unfertig. Der Rock muss noch ans Oberteil und der Verschluss fehlt noch. Da ich mich meinem Projekt widmen muss, hatte ich dafür keine Zeit mehr übrig, aber man kann schon sehen, was es werden soll. Nach dem ersten Probenähen dieser Korsage habe ich entschieden, für mein Projekt, dass ich schließlich aus Kunstleder werde arbeiten müssen, keine Stäbchen einzunähen. Da ist mir das Fehlerpotenzial zu hoch, und außerdem habe ich ja noch ein Semester vor mir, es muss ja noch Luft nach oben bleiben. 😀 Das fertige Projektmodell werde ich selbstverständlich hier nochmal zeigen und mal wieder darüber berichten, was mir für Fehler unterlaufen sind.
Liebe Vera,
da ich nur eine Hobbyschneiderin bin, musste ich mich an ein Schnittmuster halten beim Nähen meiner Korsage. Dort war das Einarbeiten der Stäbchen gut beschrieben: etwas breitere Nahtzugaben an den Seiten, auf die man mit einem Schrägstreifen einen “Tunnel” näht – dabei
den Oberstoff NICHT mitfassen – Metallstäbchen mit einer Schutzkappe am Ende einschieben,
Öffnungen oben und unten mit der Hand schließen – FERTIG! Kein Hexenwerk 🙂
Wünsche viel Erfolg
monika