Flying Geese nähen
Das traditionelle Muster der Flying Geese kennen wir wohl fast alle.
Ob als moderner Quilt mit einem Vogelzug, in den traditionellen Blöcken, als kleiner Wandbehang oder als Randbordüre. Überall finden wir diese vielseitigen Gänsemotive.
Auch ein Zickzackmuster läßt sich mit den Flying geese nähen:
So gibt es auch zahlreiche Möglichkeiten der Nähmethoden. Ganz klassisch mit Schablonen, mit einem speziellen Dreieck, frei geschnitten oder in Schnellschneidetechnik.
Da wird jeder dann die Lieblingsmethode finden.
Bei den Red-and-White-Anleitungen habe ich Euch viele Muster aufgezeichnet:
Heute möchte ich Euch die 3 bekanntesten Möglichkeiten zeigen.
Flying Geese nähen: mit Schablonen
Ihr könnt Euch die Schablonen selbst anfertigen. Aus dickem Papier zugeschnitten legt Ihr diese Schablonen unter das Lineal und schneidet am Linealrand mit dem Rollenschneider diese Dreiecke aus. Hier muss aber immer auf den schrägen Fadenlauf geachtet werden. Die roten Pfeile zeigen Euch die Kanten mit dem schrägen Fadenlauf, rundherum habe ich in grün den geraden Fadenlauf eingezeichnet.Die einzelnen Teile solllten auch so zugeschnitten werden, damit die Aussenkanten der einzelnen Blöcke immer einen geraden Fadenlauf haben:
Es gibt auch fertige Schablonen aus Plexiglas, die sofort zum Zuschneiden mit dem Rollenschneider benutzt werden. Mit diesen Schablonen habe ich aber noch nicht gearbeitet. Ihr könnt in einem Beitrag von Tatjana nachlesen, wie mit diesen Schablonen gearbeitet wird.
Vorteile bei dieser Methode:
- Schnelles, genaues Zuschneiden
- Die Schablone hat die Einteilung für verschiedene Größen
Nachteile :
- Es werden die Dreiecke ausgeschnitten
- Diese Dreiecke näht Ihr dann im schrägen Fadenlauf zusammen. Die Kanten können sich dabei sehr leicht dehnen. Für mich ist diese anscheinend so einfache Methode nicht so gut für Anfänger geeignet.
Flying Geese nähen: mit der Streifentechnik – „Strip-Piecing-Methode“
Bei der Streifentechnik benötigt Ihr keine Schablonen. Alle Teile werden aus Streifen zugeschnitten. Das gilt für sehr viele traditionelle Musterblöcke.
Die Größenangaben dieser Streifen findet Ihr in den Zeichnungen und Tabellen bei meinen Beiträgen über die Vierer-Blöcke und über die Neuner-Blöcke.
Für den Vierer-Block “Sawtooth Star” sucht Ihr Euch die Größenangaben für diese Blockteile bei den Viererblöcken raus.
Viererblock zuschneiden ohne Schablone
Die verschiedenen Größen in cm und in inch findet Ihr in den passenden Tabellen:
Viererblock – alle Größen in cm
Viererblock – alle Größen in inch
Diese Tabellen könnt Ihr Euch auch ausdrucken als PDF-Datei: Viererblock
Zuschneiden der benötigten Teile:
Die Teile C, D und O schneidet Ihr als Streifen ab, danach dann daraus die einzelnen Teile.
Für meine Topflappen 20 x 20 cm habe ich folgende Teile zugeschnitten (immer gleich für 2 Topflappen):
Stoff für den Stern:
2 x Teil C 11,5, x 11,5 cm
16 x Teil D 6,5 x 6,5 cm
Aus dem Hintergrundstoff:
8 x Teil O 11,5 x 6,5 cm
8 x Teil D 6,5 x 6,5 cm
Nähen in der Streifentechnik
Ihr legt Euch alle Teile zum Muster zusammen. Die D-Quadrate aus dem Sternenstoff habe ich hier diagonal gefaltet und lose als Sternenzacken aufgelegt:
Eine Nählinie diagonal durch das Quadrat D wird hier aufgezeichnet, hier bei dem dunklen Stoff habe ich meine Kante von einer Restseife zum Zeichnen verwendet. Der Vorteil ist dabei, dass sie ohne Rückstände schnell wieder verschwindet.
Das Quadrat D wird auf das Rechteck O Kante auf Kante aufgelegt und direkt auf der Linie wird genäht. Bei einer Größe ab 5 cm lohnt sich schon eine zweite Naht im äußeren Dreieck.
Zwischen diesen beiden Nähten wird das kleine Dreieck abgeschnitten und als kleines zusammengesetztes Quadrat für eine andere Arbeit zur Seite gelegt:
Die Naht wird jetzt nur ausgestrichen – „fingerbügeln“. So kann sich diese Naht im schrägen Fadenlauf nicht verziehen. Danach wird das 2. Quadrat in der gleichen Weise aufgenäht:
Jetzt vorsichtig bügeln.
Und alle Teile zu einem Stern zusammennähen, zunächst die 3 Reihen und dann die Reihen zusammennähen:
Fertig sehen diese Topflappen dann so aus. Da habe ich dann wieder einmal „Sterne“ zu vergeben für den Gastgeber:
Vorteile dieser Methode:
- Schnelles, genaues Zuschneiden
- Es wird nur in Streifen zugeschnitten
- Es werden keine Schablonen benötigt
- Der schräge Fadenlauf kann sich so nicht dehnen, da gibt’s dann keine ausgeleierten Kanten
- Bestens geeignet auch für Anfänger
- Die Jelly Roll – Streifen könnnen hier verwendet werden
Nachteile:
- Etwas Verschnitt mit den abgeschnittenen Dreiecken – die aber noch ab einer bestimmten Größe weiter verarbeitet werden können.
Flying Geese nähen: Vier auf einen Streich – die „No-Waste-methode“.
Schon 2015 hat uns Tula Pink bei ihrem Bird Seed – Quilt diese Methode gezeigt. Faszinierend ist dabei, dass gleichzeitig 4 Flying geese genäht werden. Bei meinem Quilt mit dem kleinen Nils Holgerson auf dem Rücken der Gänse habe ich diese Methode auch genäht und Euch gezeigt.
Ausrechnen und zuschneiden der Quadrate:
Ausrechnen könnt Ihr Euch diese Größen auch selbst:
Seitenlänge der Geese (hier sind es 10 cm) – also 10 cm
Plus 2 Nahtzugaben + 1,5 cm = 11,5 cm
Plus die Nahtzugaben für 2 diagonale Nähte (je 1cm) also plus 2cm = 13,5 cm
Für den Hintergrund: Fertige Größe 5 x 5 cm + 2 Nahtzugaben = 6,5cm + 1 x diagonale Nahtzugabe von 1cm = 7,5 x 7,5 cm
Diese Rechnung klappt, wenn Ihr mit einer Nahtzugabe von 0,75 cm näht
Ich schneide also folgende Größen zu für 2 Topflappen mit dem Dutchmann Puzzle-Block in 20 x 20 cm:
Geesestoff: 4 Quadrate 13,5 x 13,5 cm
Hintergrundstoff: 16 Quadrate 7,5 x 7,5 cm.
Nähen der 4 Geese:
- 2 Quadrate mit der eingezeichneten Diagonale werden auf die Ecken des großen Quadrates gelegt und neben der Linie auf beiden Seiten aufgenäht.
- Genau mittig durchschneiden
- Die Dreiecke aufklappen und fingerbügeln
- Wieder ein Quadrat genau auf die Ecke legen und neben der diagonalen Linie rechts und links nähen
- Mittig durchschneiden
- Aufklappen und vorsichtig bügeln
Die Flying Geese zu einem Muster legen und zusammennähen, die Öhrchen vorher abschneiden:
Vorteile der No-Waste-Methode:
- Zuschneiden ist nach der genauen Berechnung auch sehr einfach
- Kein Verschnitt – „No Waste“
- Das Nähen diagonal auf den Quadraten ist auch sehr einfach, kein Ausdehnen im schrägen Fadenlauf
Nachteile:
- Es müssen zwei sehr unterschiedliche Größen zugeschnitten werden,
- Eine genau Berechnung der Quadrate ist erforderlich
Und noch ein Paar Topflappen sind fertig geworden. Allerdings mit etwas runden Ecken. Das doppelte Leinen war wohl etwas zu dick für schöne, gerade Ecken:
Bis später bei den weiteren Flying-Geese-Anleitungen.
Eure Wiebke
Vielen Dank für diese tolle Beschreibung. Margit
HalloIch bewundere Ihre Patchwork arbeitIch moechte in dieser Richtung naehenmeine frage wo bekommt man diese patchwork liniale preiswert herUnd was braucht man denn wirklich dafuerIch wohne im franzoesichen bereichliebe Gruesse IhrePetra Schmitt
Hallo Petra!
Wie schön, dass du Dich fürs Patchen interessierst. Als Anfängerin schau Dir doch am besten mal meine Beiträge “Patchworken für Anfänger”: hier im Blog an: https://blog.bernina.com/de/?s=Patchworken+f%C3%BCr+Anf%C3%A4nger
In diesem 1. Beitrag der Serie steht auch drin, was Du alles benötigst: https://blog.bernina.com/de/2018/01/patchworken-fuer-anfaenger-wasachen-schneiden-legen/
Ich werde Dir auch noch eine mail schreiben mit den Shops, wo Du die notwendigen Untensilien kaufenb kannst,
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Wiebke,Ich freue mich, mal wieder ein Projekt von dir zu finden. Ja, Topflappen stehen tatsächlich auf meiner todo-liste. Die gehäkelten haben doch immer wieder Löcher, durch die man sich verbrennen kann. Schon vor einiger Zeit habe ich mich mal mit Flying Geese beschäftigt, weiß aber gar nicht mehr, welche Technik ich damals bevorzugt habe. Jetzt werde ich das Ganze nochmal auffrischen. Lieben Dank für die ausführlichen Anleitungen.Mein Profilbild ist damals entstanden.Liebe Grüße Claudia
Ihr Lieben!Ich danke Euch ganz herzlich für Eure netten Worte, die mich ermuntern zum Weitermachen und Ausprobieren meiner Ideen – demnächst gibt es mehr davon.Liebe GrüßeWiebke
halli hallo wiebke,
wieder ein tutorial-beitrag von dir, liebe wiebke, der das prädikat ‘bestens’ verdient: genaue und gut verständliche beschreibungen, klare und deutliche fotos / zeichnungen, alles sehr anschaulich und mit allen details, die dazu gehören. das fängt ja schon mal mit den grössenangaben in cm UND in inch an und hört mit der darstellung der jeweiligen vor- und nachteile der einzelnen methoden auf. hier spricht die praktikerin mit vielen tipps (seife!) und belegt dies mit den links zu ihren vielfältigen früheren beiträgen. eine wahre fundgrube! besser geht’s nicht – ausser vielleicht ein live-kurs bei dir, bei dem du noch das händchen halten, nein, führen kannst 🙂
beste grüsse deines fans
gudrun
Hallo liebe Wiebke!
Eine sonnenklare Anleitung, vielseitig anzubringen! Alle Beginner des Patchworks werden es dir danken! Sind die traditionellen Stoffe des Handwerks nicht ein Traum? Blaudruck und altes Leinen harmonieren so wunderbar. Du präsentierst wirklich eine tolle Fleißarbeit !
Herzlichen Gruß! Sabine
Liebe Wiebke,
Dein Beitrag über die Flying Geese ist sehr umfangreich und sicherlich mit viel Arbeit verbunden.
Mit den Verweisen auf zurückliegende Beiträge zeigst Du sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten. Mir gefällt , dass Du verschiedene Wege zeigst, wie man zum Ziel kommt. Ich werde den Weg finden, der für mich der beste ist, ob nun als Topflappen oder Randbordüre eines Quilts. Ich denke, ich werde bald einige Ideen umsetzen.
Herzlichen Dank!
Liebe Grüße
Petra
Liebe Wiebke,
das ist ja mal wieder ein wunderbares und gut erklärtes Tutorial von dir, eben so wie man es von dir kennt.
Die Topflappen sind bei mir schon in Planung , denn sie gefallen mir sehr.
Herzlichen Dank dafür und ein gesundes neues Jahr.
Liebe Grüße
Erika