Als ich vor zwei Tagen die neue Ausgabe (Nr. 59) der Bernina Inspiration in den Händen hielt, war sofort klar, dass ich dieses Shirt nähen wollte! Es ist ein perfektes Beispiel für meine Kurse. Hier merke ich, dass viele Näherinnen eine total unbegründete Angst davor haben, Jersey zu verarbeiten. Ich zeige an diesem Beispiel einmal, dass es eigentlich ganz leicht ist.
“Jeder Jeck is anders” heißt es so schön in meiner Heimat, und deshalb sieht meine Version ganz anders aus. Ich habe nicht nur einen ganz anderen Stoff genommen, sondern auch auf den Patchwork-Style verzichtet (obwohl ich kurz versucht war, es zu übernehmen).
Außerdem habe ich heute mal nicht auf meiner geliebten B 580 genäht, sondern eine meiner Maschinen für meine Nähkurse benutzt, die Bernette Palermo 5 oder auch H70.
Die tolle Maschine hat schon bei so manchem Teilnehmer kriminelle Energien geweckt: “kannst du Christiane mal ablenken, damit ich mit der Maschine abhauen kann?”. Zum Glück kommen aber die Kursteilnehmer dann doch zur Vernunft, und die ein oder andere hat jetzt auch “Stück Italien” zuhause stehen.
Aber jetzt geht es los.
Ihr braucht:
- je nach Muster/Stoffbreite ca. 80 cm Jersey.
- passendes Nähgarn
- eine Jersey- oder Microtex-Nadel
- Schere und Stecknadeln, wer hat Rollmesser/Schneidematte/Schneidelineal
(Ich habe einen Viskose-Jersey verwendet, der ist wunderbar leicht und fällt sehr schön. Außerdem ist die Rückseite neon-pink, damit ergibt sich unten am Saum ein zusätzlicher Hingucker, auch an den weiten Ärmeln sieht das schön aus. Den Stoff bekommt ihr auch in meinem Shop.)
Zuschnitt
Wie schon gesagt, habe ich auf die Patchwork-Optik verzichtet. Also die Schnittteile 37A und 37B in der entsprechenden Größe heraus kopieren, zusammenkleben und eben nicht wieder zerschneiden. Die Streifen für die Halsausschnitte habe ich mit dem Rollmesser geschnitten, das ist bei Jersey oft die beste Methode. Bei gestreiftem Stoff auf den Verlauf der Streifen achten!
Die Schnittteile werden auf den Stoff gelegt. Für das Vorderteil habt ihr jetzt einen komplettes Schnittteil, das ihr einfach im Fadenlauf auflegt. Bei gestreiftem Stoffen darauf achten, dass die Streifen parallel zum Fadenlauf sind. Ich habe mir dazu auf beiden Teilen Markierungen gemacht. Das Rückteil habe ich im Stoffbruch zugeschnitten und hier ebenfalls darauf geachtet, dass die Streifen schön übereinander liegen.
Meine Nahtzugaben: Saum unten und an den Ärmeln 2 cm, sonst überall 1 cm.
Sticharten
Versäubern (das muss man ja bei Jersey in der Regel nicht, aber dieser hier fusselt durch den mitlaufenden pinken Faden auf der Rücksei:te)
wenn vorhanden mit einer Overlock-Maschine, sonst ganz einfach mit der Nähmaschine mit einem Zickzack-Stich. Wenn sich der Stoff etwas wellen sollte hilft oft der Einsatz eines Bügeleisens.
Ansonsten habe ich bei diesem Teil eigentlich alles so gemacht, wie ich es mit einem Webstoff auch gemacht hätte.
Der Einzige Unterschied: ich habe eine Jersey-Nadel verwendet. Alle Nähte habe ich mit einem normalen Steppstich gemacht, beim Halsausschnitt kann, man wenn man will, die Stichlänge etwas verkleinern (auf 2.0 statt 2.5). Einen extra-Jersey-Stich habe ich nicht benutzt.
Bitte probiert das aber vorher auf jeden Fall auf eurem Stoff einmal aus!
Anleitung
Nachdem Ihr die beiden Teile ausgeschnitten und die Streifen zugeschnitten habt, solltet ihr den Stoff eventuell erst versäubern. Probiert es aus, wie der Stoff sich verhält bzw. es euch gefällt.
Jetzt werden die doppelt gelegten Streifen für die Halsausschnitt rechts auf rechts mit etwas Spannung festgesteckt. (Ich zeige euch das hier an einem Muster, denn ich selbst habe es an meinem Shirt aus Schusseligkeit anders gemacht, obwohl ich es gar nicht wollte…)
Dann wahlweise mit einem normalen Steppstich, oder -falls ihr den Stoff nicht versäubert habt- mit einem Overlock-Stick annähen.
Anschließend umbügeln und knapp an der Naht nochmals absteppen. Der Vorteil dieser Methode: das Bündchen ist schön flach, auf der Rückseite stört keine Nahtzugabe.
So sieht es aus, wenn man nicht aufpasst, und den Streifen in der kompletten Breite annäht und dann nach hinten umbügelt und feststeppt:
Geht auch, aber wie man gut sehen kann, ist das Bündchen nicht so schön flach.
Nachdem ihr das an beiden Ausschnitten gemacht habt, könnt ihr schon die Schulternähte schließen.
Als nächstes sind die Seitennähte dran. Dabei fange ich in der Achsel erst nach 2 cm an.
Und Voilá – die Streifen sitzen perfekt aufeinander!
Im nächsten Schritt wird für die Säume an den Ärmeln hier der Stoff ja noch eingeschlagen. Am besten bügelt ihr euch die Kanten erst um, steckt sie fest und steppt das ganze dann mit einem normalen Steppstich.
Anschließend müsst ihr nur noch den unteren Saum fertigstellen – fertig!
(Ich habe darauf verzichtet, weil ich es ganz hübsch finde, wenn sich der Saum unten etwas aufrollt)
Das ist schon jetzt ein Lieblingsteil in meiner Sommer-Garderobe !
Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachnähen und freue mich über zahlreiche Bilder im Community-Bereich!
hallo, woher kriegt man denn dafür das schnittmuster? lg dini
Hallo Dini,
das Schnittmuster ist aus dem aktuellen Heft “Inspiration” no. 59. Wenn Dein Zeitschriftenhändler es nicht mehr vorrätig hat, bestellt er Dir bestimmt noch eines.
Viel Spaß beim Nähen!
Christiane
Hallo Christiane, bisher habe ich auch noch nie Jersey zu einem Kleidungsstück verarbeitet. Mit Hilfe Deiner ausführlichen Anleitung sollte ich es jedoch unbedingt mal wagen. Vielen Dank.
Liebe Grüße
Susanne
Auf jeden Fall Susanne. Du weißt ja: wer nicht wagt…. 🙂
Jede Jeck is anders on et hätt noch immä jot jejange. In diesem Fall auch, Christiane. Danke fürs Zeigen, ich gehöre auch noch zu denen, die endlich mal Jersey nähen sollten ;-). Schaut lässig aus mit den pinkfarbigen Querstreifen und ist auch Ton in Ton zum Lampenschirm!
Liebe Grüße ins Rheinland *seufz,
Jutta (ein Rosenmontagskind)
Lev Jutta,
ich bin zwar ne “Bönnsche Mädsche”, lebe aber leider nicht mehr im Rheinland. Auf Dein Shirt bin ich schon sehr gespannt!