Ein Quilt aus Seide, die wie Gold glänzt. Genau richtig zum 125. Geburtstag von BERNINA.
Weihnachten 2016 bekam ich das Buch „Godharis“ von der indischen Textilkünstlerin Geeta Kandelwhal.
Schon das Titelbild hatte mich neugierig gemacht: ein bunter Streifenquilt aus vielen verschiedenen Stoffen.
Jetzt hatte ich einen Bildband, den ich nicht wieder loslassen konnte. In englischer und französischer Sprache wird die Reise durch ein bestimmtes Gebiet in Indien beschrieben und die vielen Fotos zeigen das Leben und Arbeiten dort. Die indischen Frauen sind zu sehen, wie sie an ihren Quilts, den „Godharis“ arbeiten. Diese Decken sind für sie notwendige Gebrauchsgegenstände, die aus alten Decken und Kleidungsstücken zusammengesetzt werden. Inzwischen sind diese Arbeiten so berühmt geworden und werden in den größten Museen gezeigt. Und die Inderinnen selbst sind überrascht über diese Berühmtheit, denn sie nähen doch „nur“ Alltagsgegenstände.
Es gibt Fotos, auf denen mehrere Inderinnen auf dem Boden hocken und gemeinsam per Hand an einer Decke arbeiten. Dickes Garn, eine größere Nadel, der Stoff wird abgemessen mit dem Ellenbogen, zwei Fingern oder dem Handrücken. Sie nähen von außen nach innen die Stoffstücke, meistens sind es Streifen, auf mehrere Lagen der alten Stoffe. Zum Warmhalten werden sämtliche Reste mit eingearbeitet. Es gibt Fotos von den Frauen, wie sie ihre fertigen Decken im Fluss waschen und von den Kindern mit ihren Decken.
Es gibt aber auch andere Muster, die schon an die traditionellen Blöcke erinnern. Und es gibt natürlich auch Frauen, die mit einer Nähmaschine nähen.
Mich haben diese einfachen Streifenmuster so fasziniert. Ein Quilt nach den Fotos dieser indischen wunderschönen Arbeiten – da wollte ich auch am liebsten mit der indischen Seide arbeiten. Nach mehreren Gesprächen und Tipps von Mareike Herberg vom Seidenhaus, kam die Pracht bei mir an:
Hinweis: Leider ist die Seidenhaus-Website derzeit aufgrund technischer Probleme nicht erreichbar. Das Team arbeitet unter Hochdruck an einer Lösung; es ist aber damit zu rechnen, dass die Seite noch eine Weile offline bleibt. Interessentinnen können sich gerne telefonisch mit Mareike Herberg in Verbindung setzen, unter Tel. +49 (0)8671 88 25 31 (auf den Anrufbeantworter sprechen).
Zum Zerschneiden waren mir diese Stoffe zunächst noch viel zu schade, da musste immer mal wieder drüber gestreichelt werden. Doch irgendwann sollte ja ein Quilt entstehen.
Eine Vliesrolle wurde bestellt, die dünne indische Baumwolle für die Rückseite würde nicht reichen. So kamen noch einige Stoffe aus meinem Vorrat für die Rückseite dazu. Der Rollschneider bekam ein neues Messer, die Nähmaschine eine 70er Microtexnadel. Und dann wurde die Seide zerschnitten – oh jeh, das tat schon etwas weh. Aber die neue Klinge ging durch wie durch Butter, die Ränder waren sauber und glatt.
Welch ein Unterschied zu dem Arbeiten der indischen Frauen. Komfortabel und bequem sitze ich an meiner Maschine, kann alles perfekt zuschneiden und mit der Maschine wunderbar zusammennähen. Nie würde ich behaupten, einen „Godhari“ zu nähen. Ich ziehe meinen Hut vor der Arbeit der Inderinnen.
Ich hatte mich für das doppelseitige Logcabinmuster entschieden. Ein großer Block und die leuchtenden Farben wie ein Regenbogen immer rundherum.
Für den Seidenquilt hatte ich mir eine Zeichnung im Quiltprogramm der Sticksoftware gemacht. So konnte ich in etwa ausrechnen, wie viel Seide ich von welcher Farbe gebrauchen würde:
Für diese Zeichnung musste ich zunächst verschiedene Blöcke entwerfen und dann zu einem Quilt zusammensetzen:
Als dann der Wunsch nach einer Doppelbettdecke kam, entschied ich mich natürlich für das quadratische Muster
Mit Seide einen Quilt nähen:
Zunächst alles einstellen:
- Als Nadel eine Microtexnadel verwenden
- Die Nahtzugabe sollte mindestens 0,75 cm breit sein
- Für das Zuschneiden eine neue Klinge in den Rollenschneider einlegen – die Schnittkanten werden ganz glatt – sie fransen trotzdem sehr schnell aus, also:
- die geschnittenen Streifen so wenig wie möglich hin und her bewegen.
- Am besten ist es, wenn Ihr die geschnittenen Streifen gleich verarbeitet. Also nicht zu viele zuschneiden.
- ich habe mit dem Dualtransport und dem Fuß# 20D gearbeitet,
- Nadelposition in der Mitte, lieber etwas weiter nach links,
- genäht habe ich mit meinem Rasantgarn 120 von Ackermann, das ging hervorragend
- Ich nähe abwechselnd mit dem Geradstich, einem breiten Zickzackstich und einem schmaleren Zickzackstich. Alle 3 Stiche habe ich mir programmiert und im Kurzzeitspeicher, so geht das Umwechseln auf den anderen Stich schneller:
Doppelseitiges Logcabinmuster nähen – eine Quilt-as-you-go-Methode
Bei meinem Quilt habe ich die Streifenbreite nach der Fibonaccireihe zugeschnitten: Erinnert Ihr Euch? 1- 2- 3- 5- 8- 13 usw. Die Streifen sind bei mir 3 cm (+ 2m Nahtzugabe), 5 cm (+ 2cm Nahtzugabe) und 8 cm (+ 2cm Nahtzugabe) breit.
Die beiden Mittelpunkte habe ich mir dann zusammengesetzt:
Hier wird nur ein ganz großer Block genäht mit einer Rückseite mit anderen Stoffen.
Das Annähen der Runden:
- Die Mitten sind an den Rändern zusammengenäht, das Vlies liegt dazwischen
- Der Streifen für die Vorderseite und für die Rückseite werden zunächst an einer Seite gleichzeitig festgesteckt,
- mit einem Geradstich angenäht,
- bei der Seide habe ich die Nahtzugaben mit einem breiten Zickzackstich versäubert, mind. 6 mm breit,
- die Nähte nur mit dem Fingernagel ausstreichen – „Fingerbügeln“,
- einen zugeschnittenen Vliesstreifen einlegen, die äußeren Kanten zusammenstecken, mit einem etwas schmaleren Zickzackstich, Nadelposition weiter nach rechts, drüber nähen,
- die eventuell überstehenden Vliesreste abschneiden.
- Zunächst die beiden gegenüberliegenden Seiten annähen, dann oben und unten.
So geht es Runde für Runde weiter.
Der Quilt wächst:
Und es geht immer weiter. Bei meinem grünen Streifen fehlte mir etwas von der Seide. Inzwischen sind die Seiten schon viel länger. Ein kurzer Anruf am Freitag im Seidenhaus — am Samstag kamen das fehlende Grün und noch zwei Farbtöne in Violett für die letzten Reihen schon an. So schnell kann es auch gehen – super, vielen Dank!! Es konnte also weiter gehen:
Ein Quilten des fertigen Topps ist nicht erforderlich. Das Zusammennähen der einzelnen Reihen mit den Vliesstreifen ergibt schon den 3D-Effekt vom Quilten, alle Lagen sind haltbar miteinander verbunden.
Das Binding habe ich nach der traditionellen Art aus einem Rot-Violett zugeschnitten, auf der rechten Seite mit der Maschine angenäht und auf der linken Seite mit Handstichen. Welch ein Vergnügen nach dieser Ackerei und Geschiebe mit dem großen Quilt. Ich hatte mir ja mit einigen Tischen rundherum mehr Platz für den großen Quilt gebaut, aber die Kanten mussten immer 3 x durchgeschoben werden.
Der Quilt ist fertig. Und diese Reste – Fussel und Webekanten – sind zu schade zum Wegwerfen, mal sehen, was mir dazu einfällt:
Fotoshooting – gar nicht so einfach bei dieser Größe: 2,5 x 2,5 m für ein Doppelbett.
An der Dachrinne hängt er nicht so toll. Die senkrechten Streifen sind in echt genauso glatt wie die waagerechten, das verzieht sich hier beim Hängen. Die Schlaufen habe ich nur festgesteckt, es ist ja eine Bettdecke und kein Wandquilt:
Besser sieht es auf dem fast trockenen Rasen aus:
Und so sieht die Rückseite aus:
Bis bald in Karlsruhe beim Nähen des Doppelseitigen Logcabinmusters!
Eure Wiebke
Ganz herzlichen Dank für Eure netten Kommentare.
Mein größter Dank geht jetzt aber an die vielen Besucherinnen meiner Ausstellung auf der Nadelwelt.
Ihr werdet mir immer in bester Erinnerung bleiben, die Gespräche mit Euch waren “Labsal für die Seele”.
Das Nähen dort mit Euch hat mir auch viel Spaß gemacht.
Erkennen konntet Ihr mich ja an meinem Glanzstück:
Liebe Grüße
Eure Wiebke
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Liebe Wiebke,
was für eine wunderschöne Arbeit, ich gratuliere dir herzlich!
GROSSARTIG!
Die Anleitung ist verständlich und gut.
Herzlichen Dank!
Lieber Gruss
Marlies
Liebe Wiebke,
ein wahres Goldstück ist dir da gelungen, wunderschön in Material und Farbe. Und wieder eine super Anleitung, danke auch dafür!
LG Ute
Hallo Wiebke
ich bin fast sprachlos so wunder schön ist dieser Quilt .
Ich nehme dies auch zum Anlass um Dir für Deine super guten Anleitungen und Arbeitsbildern von all Deinen Projekten zu danken.
Für mich als Anfängerin ist es so hilfreich Deine Schritt für Schritt Erklärungen nach zu arbeiten und ein gutes Ergebnisse zu erzielen .
Im laufe der Zeit habe ich mir auch die entsprechenden Arbeitsgeräte zu gelegt. Nun wage ich es Dich zu Fragen, wahrscheinlich zu banal, denn ich finde keine Anleitung . Wie benutze ich die tollen Lineale mit den unterschiedlichen Winkel Einteilungen richtig. Es macht einfach nicht Klick in meinem Kopf.
Dein Wirken ist wunderbar vielen Dank dafür
und Grüße aus der Oberpfalz
Rosmarie
Hallo Wiebke,
der Quilt ist wirklich wunderschön, ich konnte ihn auf der Nadelwelt bewundern. Und ich habe jetzt auch kapiert, wie ein doppeltseiitiger Quilt zustande kommt. Und dann diese Größe des Goldquilts. Ich kann Dich nur bewundern für diese Arbeit.
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald
Doris St.
Hallo Wiebke,
die Farben leuchten wunderschön! Ich werde ihn in Karlsruhe bewundern kommen .
Liebe Grüße Gabi
Liebe Wiebke,
was vorher zum Zerschneiden zu schade war, ist jetzt fast zum Benutzen zu schade.
Es ist ein leuchtendes Farbenfeuerwerk ,das mir sehr gut gefällt !!!!!!!
Liebe Grüße
Erika
Schön ist der….wie er leuchtet!
Liebe Wiebke….für die Fussel und Reste deiner Seide hätte ich schon Verwendung! Man kann die nämlich ganz wunderbar mit Wollfasern kardieren und dann verspinnen! Damit kannst du also vielen Handspinnern Treude machen…..
Ein wunderschöner Quilt, leuchtend und unschlagbar gut in seiner optisch dreidimensionalen Wirkung. Wirklich sehr gut gemacht, Wiebke.
Viele Grüße,
Jutta
Liebe Wiebke, meine Hochachtung!!!
Ich bin begeistert von Deiner Arbeit, der kreativen und der handwerklichen! Du hast ein “Goldstück” geschaffen .
LG monika
Was für eine Farbenpracht auf der Vorderseite!
Wobei ich sagen muss, dass die dezente Rückseite es nicht verdient hat, ungesehen zu verschwinden. Auch die gefällt mir total gut.
Ich wünsche viel Freude in Karlsruhe mit vielen netten Besuchern und angeregten Gesprächen.
Herzliche Grüße
Pia René
Hallo Pia Rene!
Vielen Dank!
Da wird sicher auch die untere Seite mal nach oben kommen — je nach Lust und Laune oder Wetter ?
Die blaue Seite ist schön kuschelig und die Seidenseite ist kühl und glatt.
Liebe Grüße
Wiebke
Ha, schön – sozusagen eine Sommer- und eine Winterseite.
Prima Idee …
herzliche Grüße
Pia René