Als krönender Abschluss kommt jetzt die Einfassung an den Quilt. Ich möchte Euch auch hier verschiedene Möglichkeiten für das Einfassen – für das „Binding“ zeigen.
Ihr könnt Euch entscheiden – auch hier wieder die Qual der Wahl:
- Ein traditionelles Binding
- Ein unsichtbares Binding – das „faced Binding“
- Ein Binding aus dem Rückseitenstoff
- Ein Binding angenäht mit dem Bandeinfasser
- Ein Binding aus einem Schrägstreifen
- Prairie Points am Rand
- Versäubern mit dem Zickzackstich
- Aufnähen von Kordeln oder Bändern
- Binding mit einer Paspel am Rand
- Das “Flange Binding” mit der falschen Paspel
- Gar kein Binding – sondern verstürzen mit der Rückseite
→ Alle Beiträge zum Thema Patchworken für Anfänger
Binding nähen
Das traditionelle Binding
Ein doppelt gelegter Streifen wird auf die Vorderseite des Quilts genäht und nach hinten umgelegt, dort dann mit Handstichen festgenäht.
Gezeigt wurde die Methode schon häufiger hier im Blog. Schon bei meinem ersten Quilt 2013 – den tanzenden Sternen – habe ich es mit einigen Fotos erklärt, auch bei der Wickeltasche könnt Ihr die Nähanleitung verfolgen.
Eine kurze Wiederholung:
- Am besten beginnt Ihr auf der unteren Seite mit dem Annähen
- Die ersten 20 cm des Streifens bleiben lose hängen
- Genäht wird bis zur Ecke, nahtzugabenbreit vorher die Naht beenden, vernähen und abschneiden
- Den Streifen um die Ecke legen
- Von oben bis zur nächsten Ecke weiter nähen
- Zum Schluss die letzten 20 cm wieder lose hängen lassen
Die beiden losen Enden zusammennähen:
- Entweder mit einer geraden Naht: die Enden zusammenlegen und markieren, zusammennähen, hier werden die Nahtzugaben auseinandergebügelt per Finger, den Rest des Streifens annähen
- Den Streifen auf die Rückseite umlegen
- Mit Handstichen festnähen, dabei Ecken formen.
Wie bei einem Einfassstreifen im schrägen Fadenlauf können die geraden Streifen auch im schrägen Fadenlauf zusammengenäht werden. Die Nahtzugaben sind dann besser verteilt, sie liegen nicht alle übereinander – das kann auch zu dick werden.
Die losen Enden müssen beide um die Streifenbreite länger abgeschnitten werden Das geht so am besten:
Und dann die Enden um 90° versetzt rechts auf rechts legen, diagonal zusammennähen, die Ecken abschneiden, die Naht auseinanderbügeln und den restlichen Streifen annähen.
Das Annähen auf der Rückseite per Hand ist wirklich der krönende Abschluss, ganz entspannt wird Euer Quilt jetzt fertig.
Dann bekommt die Seele sogar Flügel – das schreibt Brigitte, eine Leserin hier auf dem Blog.
Euer Stoff reicht nicht mehr für die Streifenlänge rundherum um den Quilt? Ja, was nun? Ganz einfach: die Reste werden zusammengenäht. So habt Ihr dann auch einige Farben und Muster vom Quilt im Randstreifen. Ich mache es sehr häufig so, um die Akzente aus dem Quilt noch einmal zu wiederholen:
Oder hier habe ich die Streifen zu einer Streifenfolge zusammengenäht und dann senkrecht durchgeschnitten für den Randstreifen. Da sind dann viele senkrechte Nähte im Einfassstreifen, die lieber auseinandergebügelt werden, damit die Nahtstellen nicht zu dicke werden.
Binding unsichtbar: das „Faced Binding“
Bei dieser Methode wird die Einfassung auf der Vorderseite angenäht und nach hinten umgelegt. Die Tessellation-Herbstblätter und eine Tischdecke mit Rundungen habe ich so eingefasst, Ihr könnt dort die vielen Schritt-für-Schritt-Fotos sehen.
Noch besser geht es, wenn Ihr folgendes macht:
- Die Streifen sind angenäht, unbedingt das doppelt gelegte Dreieck in die Ecken heften. Diese Verstärkung ist sehr wichtig. Sonst klappen Euch die Ecken später wie Eselsohren nach vorne – egal ob bei einem Quilt oder einem Tischläufer.
- Die Streifen werden auf die Nahtzugabe gelegt – das geht nur mit den geraden Streifen, die Ecke müsst Ihr auslassen
- Neben dem Nahtschatten steppt Ihr jetzt die Streifen auf die Nahtzugabe
- Die Streifen und die Ecken nach links umlegen und mit Handstichen festnähen. Mit dieser Naht legt sich der Streifen fast von selbst auf die linke Seite.
Das Binding aus dem Rückseitenstoff hat Grete hier gezeigt. Dabei wird der Rückseitenstoff größer zugeschnitten und gleichmäßig nach vorne umgelegt und auf der Vorderseite festgesteppt.
Brigitte hat hier gezeigt, wie sie das Binding an ihre großen Quilts mit dem Bandeinfasser annäht, Sara hat es an kleineren Teilen gezeigt.
Das Binding kann auf der Vorderseite auch mit Zierstichen aufgenäht werden. Hier einige Beispiele von einer Sommer-Mitmachaktion vor einigen Jahren. Dabei habe ich den Streifen auf der Rückseite aufgenäht und nach vorne umgeklappt und mit verschiedenen Zierstichen festgenäht.
Binding nähen aus einem Schrägstreifen
Den großen Quilt für unseren Sohn – die tanzenden Quadrate – habe ich mit einem Schrägstreifen eingefasst. Die runden Ecken sind sehr praktisch – da liegen keine spitzen Ecken auf dem Boden und werden kaputtgeschlissen. Und bei den runden Ecken muss mit einem Schrägstreifen eingefasst werden. Die vielen Meter Schrägstreifen könnt Ihr schnell und einfach selbst herstellen, schaut in meinen alten Beitrag. Das Annähen ist dann genauso wie bei dem traditionellen Binding, der Streifen wird locker um die runden Ecken geführt und die Enden näht Ihr dann im schrägen Fadenlauf zusammen – wie schon oben beschrieben.
Als Binding könnt Ihr auch die fertig gefalzten Schrägstreifen verwenden, mir sind sie aber eigentlich zu hart für einen Quilt. Der aufgeklappte Schrägstreifen wird dann im ersten Knick angenäht und nach links umgelegt und auch mit Handstich auf der linken Seite angenäht. Einen silbernen Lurex – Schrägstreifen habe ich hier bei meinem silbrigen Wasserquilt angenäht:
Binding mit Prairie Points
Mit den Prairie Points werden Säume und Kanten verziert. Die gefalteten Dreiecke werden dabei in den äußeren Saum eingenäht.
Die Japanerin Yoshiko Jinzenji verwendet für ihre Quilts weiße, selbst mit Naturfarben eingefärbte Stoffe und quiltet die gesamte Fläche traumhaft. Bei den Kinderquilts setzt sie die Prairie Points rundherum um diese wunderschönen Decken, googelt mal – das sind wirklich traumhafte Arbeiten.
Um jetzt die richtige Größe für die Prairie Points zu bekommen, probiert es mit verschiedenen Quadratgrößen und entscheidet Euch dann für eine Größe, die perfekt zu der Quiltgröße passt.
Das Quadrat wird 2x diagonal gefaltet:
Diese Dreiecke werden etwas ineinander geschoben mit der offenen Kante an die Quiltkante gesteckt:
Es gibt leider keine Fotos – ich habe sie schlicht und einfach vergessen. Aber es geht jetzt auch ganz einfach weiter:
- Die Dreiecke werden steppfüßchenbreit an die Kante genäht
- Zum Versäubern dieser Kante näht Ihr jetzt entweder das unsichtbare Binding an – dabei kommen die Dreiecke dann alle nach außen.
- Oder Ihr verstürzt den Quilt mit einer neuen Rückseite.
- Falls die Dreiecke zu weit rausschauen aus dem Quilt – Ihr habt die Ecken, an denen die Dreiecke aneinander stoßen, nicht genau getroffen – setzt Ihr eine zweite Naht etwas tiefer an.
- Ihr könnt sie auch länger oder kürzer rausschauen lassen oder etwas weiter auseinander – dann einfach die zweite Naht so setzen, dass es stimmt
- So sollte es aussehen, hat aber bei mir auch nicht immer auf Anhieb geklappt:
Kanten versäubern mit Zickzackstich
Bei den frei gestalteten Wandquilts könnt Ihr auch ganz einfach nur mit einem Zickzackstich die Kanten versäubern.
Entweder nur eine Zickzackreihe, dabei die Stichdichte variieren. Oder mehrere Zickzackreihen übereinander verdichten den Stich und ergeben eine saubere Kante. Oder auch nur mit einem Geradstich – passt gut für einen kleinen Wandquilt:
Aufnähen von Kordeln
Farblich passende Kordeln auf der Randkante machen aus Eurem Quilt ein kleines Meisterwerk.
Die Kordeln könnt Ihr Euch aus den zum Quilt passenden Stoff selbst herstellen. Der Strickwarenfuss#12C ist ideal, unter der Sohle ist genügend Platz für die Kordel, ganz schmale, enge Kordeln könnt Ihr auch durch das Loch zur Nadel führen:
Oder Ihr verwendet den offenen Stickfuß#20C:
- Dafür wird ein Streifen, ca. 1,5 bis 3cm breit – die Breite richtet sich nach der gewünschten Kordelstärke und der Dicke vom Stoff – vor der Nadel fest zusammengedreht und mit einem Zickzackstich übernäht.
- Am unteren Ende des Stoffstreifens dreht Ihr den Streifen eng zusammen, am anderen Ende zieht Ihr leicht den Streifen unter der Nadel durch, denn der Transporteur greift hier nicht.
- Der Zickzackstich muss so breit sein, dass er rechts und links neben der Kordel einsticht, sonst wird die Kordel nicht rund – die obere Kordel auf dem Foto ist nicht rund.
- Die Kordeln werden auf den Rand des Quilts genäht:
- Der offene Stickfuß#20c oder der Strickwarenfuß#12C sind auch hier am besten geeignet,
- Mit einem Zickzackstich näht Ihr die Kordel auf den Rand
- An der Ecke bleibt die Nadel links von der Kordel in der unteren Position
- Die Kordel legt Ihr um die Nadel und näht bis zur anderen Ecke
- Eine zweite und eine dritte Kordelrunde macht den Rand vollständiger
- Knötchen und Schlaufen könnt Ihr mit der äußeren Kordel bilden und mit festnähen
- Am Ende werden die Enden nach hinten auf die Rückseite gelegt und festgenäht:
Fertige Kordelränder:
Binding mit einer zusätzlichen Paspel
Mit dem Paspelfuß#38 könnt Ihr Euch die Paspeln einfach und schnell selbst herstellen. Bei diesem Fuß ist die rechte Seite der Sohle höher, hier kann die dickere Kordel ohne Probleme geführt werden. Wer diesen Fuß nicht hat, der Reißverschlussfuß#4 geht auch.
Die Kordel wir in einen Stoffstreifen gelegt und direkt am Füßchen entlang eingenäht:
- Beim Aufnähen der Paspel liegt die Kordel auf der linken Seite, hierfür verwendet Ihr dann den Doppelten Kordelfuss#59 oder 60.
- Der Paspelstreifen wird bis zur Ecke aufgenäht
- An der Ecke die Nahtzugabe der Paspel einschneiden, damit sich die Paspel um die Ecke legen lässt
- An der letzten Ecke die Paspel über den Anfang legen
- Der Streifen für das Binding oder für einen nächsten Rand wird mit dem gleichen Nähfuß und auf der gleichen Naht oder 1 Nadelposition weiter nach links angenäht:
- Entweder ist die Paspel jetzt direkt am Binding, zwischen den Randstreifen oder an der Kante, wenn der Bindingstreifen auf die Rückseite gelegt und dort festgenäht wird:
Einige fertige Paspeln:
Das “Flange Binding”
Das Binding mit der falschen Paspel. ich habe es in einem späteren Beitrag gezeigt: bei meinem Hundertwasserturm, bitte schaut dort einmal rein.
Verstürzen mit einer Rückseite
Wer nun wirklich gar kein Binding annähen möchte, keine Handstiche machen will, kann den gesamten Quilt – bei mir sind es aber meistens nur Tischläufer oder Tischdecken – mit einer neuen Rückseite verstürzen, auf die rechte Seite umdrehen, sehr gut bügeln und die Kanten absteppen. Das Absteppen ist aber wichtig, so behält der Quilt seine Form und alle Kanten bleiben glatt. Hier einige Fotos von dem Bargello-tischläufer:
Der Tunnel und das Label auf der Rückseite
Jeder Quilt sollte lieber mit einem Tunnel versehen werden. Dann kann auch ein Kinderquilt, ein Kuschelquilt oder der große Quilt später einmal an der Wand hängen oder auf einer Ausstellung gezeigt werden.
Wie ein Tunnel angenäht wird, wie breit dieser Tunnel unbedingt sein sollte! und wie der Tunnel nachträglich angenäht werden kann, wie ein Label für die Beschriftung auf der Rückseite angefertigt werden – das könnt Ihr ganz genau im Beitrag Tunnel annähen nachlesen.
Zum Beschriften mit der Maschine legt Ihr ein Stückchen Stickvlies in den unteren Tunnel und schreibt dort den Namen des Quilts und Euren Namen ein:
In den letzten Wochen habe ich hier viele meiner Tipps und Tricks aus meinen früheren Beiträgen zusammengetragen. Ich hoffe, einige notwendige Grundkenntnisse könnt Ihr Euch hier holen. Wer aber meine vielen Beiträge hier kennt, ahnt (befürchtet?), dass ich noch unendlich weitermachen könnte. Mit den eng aufeinander folgenden Beiträgen höre ich mit diesem Beitrag auf, es werden zu späteren Zeitpunkten aber immer mal wieder neue Tipps und Tricks für Anfänger und Fortgeschrittene von mir hier erscheinen.
Nachlesen könnt Ihr alle Beiträge jederzeit hier: Patchworken für Anfänger – dort sind alle Beiträge hintereinander aufgeführt.
Oder Ihr macht es so wie ich, ich bin absolut keine Fachfrau am PC – aber so habe ich mir einige wichtige Anschriften – die Links zu den Beiträgen – gesammelt:
Ihr legt Euch bei Euren Dokumenten einen neuen Ordner an – meiner heißt ganz einfach www-Anschriften.
Mit der rechten Maustaste könnt Ihr Euch die Anschriften aus der http.- Leiste kopieren (ist jetzt blau unterlegt).
Ihr öffnet Euren Ordner und geht mit der rechten Maustaste auf Einfügen.
Jetzt habt Ihr diese und sicher bald 127 andere Links auf einer speziellen Seite, vielleicht sogar etwas geordnet mit Überschriften und kleinen Hinweisen, was Euch dort am wichtigsten ist.
Ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Freude und Spaß beim Patchen und Quilten und beim Stöbern hier auf dem BERNINA-blog
Eure Wiebke
Alle Beiträge zum Thema “Patchworken für Anfänger” findet ihr in der folgenden Übersicht:
→ Alle Beiträge zum Thema Patchworken für Anfänger
Guten Tag,
ich bin auf der Suche nach einer Anleitung wie ich runde Patchworkdecken einfassen kann. Könntet Ihr mir da weiter helfen?
Habe aus kleinen Hexagonen Untersetzer von Hand genäht, und komme jetzt leider nicht weiter.
Dankeschön vorab
Alexandra
Hallo Alexandra!
Die email ist schon unterwegs. Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
Liebe Grüße
Wiebke
Dankeschön Wiebke
Liebe Wiebke,
das ist ein sehr ausführlicher Binding-Beitrag mit allen Variationen.
Besonders gut gefällt mir der Beitrag mit der Paspel. Das habe ich noch nicht ausprobiert, wird aber bei nächster Gelegenheit gemacht.
Danke für deine Mühe und liebe Grüße
Erika
Hallo Erika!
Das ist doch super! Viel Spaß beim Ausprobieren der Paspeln.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke, das ist wieder ein super Beitrag. Das unsichtbare Bindung habe ich bereits angewendet. Geht wirklich gut. Ich nähe auch oft verschiedene Stoffe zum Randstreifen zusammen. Das hat immer einen gewissen Pep
Als nächstes werde ich auch vor dem Binding einen Zick-Zack Stich machen, das klingt sinnvoll
Viele Grüße Kerstin
Hallo Kerstin!
Wie schön, dass Du so viele Anregungen hier holst. Die bunten Reste im Ranstreifen peppen den Quilt auf – das sehe ich genau so.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke,
ich finde deine Beiträge zum patchworken einfach Spitze !!!.
Eine Frage habe ich, da ich kurz vor der Vollendung meines ersten Quilttops stehe (den Medalion habe ich zur Seite gelegt und werde ihn später einmal fertig stellen, er sollte eigentlich ein Weihnachtsgeschenk für meine im letzten Sommer verstorbene Mutter werden).
Ich sehe auf deinen Bildern, dass du die Tops vor dem Binding mit Zickzack versäubert hast. Machst du das grundsätzlich? Machst du das nur am Top, oder mit dem ganzen Sandwich? Bisher habe ich das noch nirgends sonst so gesehen.
Liebe Grüße
Gabi
Hallo Gabi!
Das hast Du genau richtig gesehen.
Ich versäubere das fertige Sandwich nach dem Quilten – also vor dem Annähen des Bindings – mit einem Zickzackstich. Dadurch wird die Kante etwas flacher und der Einfassstreifen lässt sich leichter umlegen. Manchmal steppe ich sogar einen schmalen Zickzackstich auf die Nahtzugabe vor dem Umlegen nach links und schneide den Überstand ab, das Binding wird dann besonders schmal.
Liebe Grüße
Wiebke
Hallo Wiebke,
dann werde ich das auf jeden Fall auch so machen mit dem Zickzackstich.
Liebe Grüße
Gabi