Kreative Artikel zum Thema Quilten

Ausstellungstipps Februar 2023

Frieda Riess und Yva.
Fotografien 1919-1937

Ab dem 19. Februar 2023 zeigen die Opelvillen Rüsselsheim die Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, mit der man sich zwei deutschen Fotografinnen widmet, die, obwohl sie zu den Pionierinnen der Fotokunst zählen, in Vergessenheit geraten sind.

Plakat
Abb.: Yva: Ohne Titel (Creme Mouson), um 1937, © Das Verborgene Museum
Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, Opelvillen Rüsselsheim 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Frieda Gertrud Riess (geboren 1890 in Czarnikau, Provinz Posen (heute Czarnków, Polen), gestorben 1957 in Paris) zählt zu den ersten selbständigen Unternehmerinnen ihrer Generation. Bereits 1917 eröffnete sie ein Atelier in Berlin.

Yva: Ohne Titel (Creme Mouson), um 1937
© Das Verborgene Museum
Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, Opelvillen Rüsselsheim 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Auch Yva (geboren 1900 in Berlin als Else Ernestine Neuländer, gestorben 1942 im Vernichtungslager Sobibór) war erst 25 Jahre alt, als sie ihr erstes Fotoatelier gründete. Mit ihren technisch aufwendig und perfekt inszenierten Werbe- und Modeaufnahmen avancierte Yva zur Spezialistin in der Modefotografie und war eine der ersten Frauen, die in der Werbebranche arbeiteten. Bekanntester Schüler der innovativen Fotokünstlerin war Helmut Newton (1920-2004), der von seiner wahrscheinlich glücklichsten Zeit seiner Jugend in Berlin schwärmte. ‘Dass ich bei Yva lernen durfte, war der Olymp für mich … Yva war eine wunderbare Fotografin und phantastische Frau’, so Newton, der von 1936 bis 1938 eine Lehre bei ihr absolvierte.

Frieda Riess: Margo Lion bei ‘Die Linie der Mode’, Berlin 1923
© Das Verborgene Museum
Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, Opelvillen Rüsselsheim 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Neben Mode- und Werbeaufnahmen sind in der Ausstellung zahlreiche Portraits zu sehen. Die an der expressionistischen Malerei orientierten Bildnisse von Frieda Riess wurden 1925 zum ersten Mal in der Berliner Galerie Alfred Flechtheim ausgestellt. Durch den renommierten Kunstsammler und Händler schaffte Riess den endgültigen Durchbruch, auch über die Grenzen Berlins hinaus, und wurde nur noch als ‘die Riess’ bezeichnet.

Frieda Riess: Grit Hegesa, Tänzerin, 1919
© Das Verborgene Museum
Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, Opelvillen Rüsselsheim 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

1932 gab Riess ihr Atelier in Berlin auf und folgte dem Diplomaten Pierre de Margerie (1861-1942) nach Paris, der zuvor zehn Jahre als Botschafter in Berlin tätig gewesen war. Nachdem deutsche Truppen 1940 Paris besetzt hatten, nannte sie sich ‘Riess de Belsine’, um ihre jüdische Herkunft zu verschleiern. Eine Krankheit, die zu fortschreitenden Lähmungen führt, bestimmte ihre Lebensumstände. Mit dem Tod ihres Lebensgefährten de Margerie 1942 verlor Riess den Schutz vor Verfolgung als Jüdin. 1943 wurde ihr Restvermögen in Berlin beschlagnahmt und die Fotografin verarmte. Über ihre letzten Lebensjahre ist wenig bekannt. Vermutlich starb Riess Mitte der 1950er Jahre.

Yva: Futuristisches Selbstbildnis, Mehrfachbelichtung, Berlin 1926
© Das Verborgene Museum
Ausstellung ‘Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919-1937’, Opelvillen Rüsselsheim 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste Yva 1938 ihr Atelier aufgeben und arbeitete als Röntgenassistentin im Jüdischen Krankenhaus Berlin. 1942 wurden Yva und ihr Mann verhaftet und am 13. Juni 1942 in das Vernichtungslager Sobibór deportiert, nachdem sie vorher noch Vorbereitungen zur Auswanderung getroffen hatten. Wahrscheinlich wurde sie nach Ankunft des Transports am 15. Juni 1942 ermordet. In der gerichtlichen Todeserklärung wurde als Sterbedatum der 31. Dezember 1944 festgesetzt.

Kuratorin der Opelvillen: Dr. Beate Kemfert

Ein breit gefächertes Führungsangebot begleitet die Ausstellung. Näheres dazu im Flyer und auf der Website.

Info:

19. Februar – 4. Juni 2023:

Frieda Riess und Yva.
Fotografien 1919-1937

Opelvillen Rüsselsheim
Ludwig-Dörfler-Allee 9
65428 Rüsselsheim
Deutschland

www.opelvillen.de

Neuer Flyer

Eröffnung:
So, 19. Februar 2023, 11 Uhr

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T.O.P. Connection
Textile Open Project – Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn
Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler

Das Projekt T.O.P. wird ab dem 8. Februar 2023 im Museum Zons unter einem neuen Thema fortgeführt. In Zusammenarbeit mit dem Museum stellten sich die drei Künstlerinnen Pascale Goldenberg, Gabi Mett und Judith Mundwiler dem Werk des Künstlers Helmut Hahn, dessen umfangreiche Arbeiten einen Sammlungsschwerpunkt bilden. Das Museum macht es sich immer wieder zur Aufgabe, möglichste viele Seiten dieses Künstlers zu präsentieren.

Plakat
Ausstellung ‘T.O.P. Connection – Textile Open Project. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn. Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler, Museum Zons 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Durch intensives Studium seiner Werke zeigen die drei Künstlerinnen Verknüpfungspunkte zu ihren eigenen Werken. Dabei finden sie Gemeinsames und Kontrastierendes in dem, was sie bisher selbst geschaffen haben oder für diese Ausstellung exklusiv gestalten.

Pascale Goldenberg: Au clair de la lune
Ausstellung ‘T.O.P. Connection – Textile Open Project. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn. Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler, Museum Zons 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Helmut Hahn hat in seiner künstlerischen Tätigkeit nicht nur dem Textilen in Form von grossen Wandbildern, Assemblagen und Perlbildern einen Platz eingeräumt. Bühnenbilder, Kostümgestaltungen, Zeichnungen, Collagen, Objektkästen und Fotografien gehören ebenfalls zu seinem Repertoire.

Gabi Mett: ohne Titel, Collage, Detail
Ausstellung ‘T.O.P. Connection – Textile Open Project. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn. Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler, Museum Zons 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Immer wieder überzeugt er durch den Einsatz diverser Materialien. Hier liegt eine grosse Übereinstimmung mit den Arbeiten der drei Künstlerinnen. Sie fühlen sich ebenso intensiv dem Material verpflichtet, sehen es als Inspiration für Auseinandersetzungen mit ihren Themen, die in vieler Hinsicht persönliche, gesellschaftspolitische und auch geschichtliche Aspekte reflektieren.

Arbeit von Judith Mundwiler, Detail
Ausstellung ‘T.O.P. Connection – Textile Open Project. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn. Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler, Museum Zons 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Pascale Goldenbergs künstlerische Arbeit ist konzeptuell, ruht auf einer Idee, die als roter Faden dient. Es entstehen Serien, in denen die Werke einander reflektieren.

Gabi Mett untersucht textile Ausdrucksweisen und setzt ihre Bildideen mit traditionellen textilen Techniken in flexibles Material um.

Judith Mundwiler stellt seit jeher gebrauchtes, altes oder gefundenes Material in den Mittelpunkt ihrer Kunst. Sie spürt Geschichten nach und interpretiert sie durch Malerei, Mixed-Media- und textile Techniken.

Auch interessant:

Mein ausführlicherer Bericht über die Ausstellung in Zons mit Ausstellungsansichten von Judith Mundwiler ist in den Ausstellungstipps März 2023 zu finden.

Meine Berichte über die Ausstellung ‘T.O.P. Secret’ in der Textilsammlung Max Berk, Heidelberg-Ziegelhausen 2022/23. Hier war ich beim Aufbau dabei und hier bei der Vernissage.

Der Bericht über die Ausstellung ‘Die Erinnerung läuft rückwärts. Helmut Hahn: Vom Bühnenbildner zum Textilkünstler’ im Kreismuseum Zons, 2018, ist innerhalb der Ausstellungstipps Dezember 2018 zu finden.

Info:

8. Februar – 26. April 2023

T.O.P. Connection
Textile Open Project – Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Helmut Hahn
Pascale Goldenberg, Gabi Mett, Judith Mundwiler

Museum Zons
Schlossstrasse 1
41541 Dormagen (Zons)
Deutschland

www.rhein-kreis-neuss.de

Flyer 1

Flyer 2

Eröffnung:
Mi, 8. Februar 2023, 18.30 Uhr
Nordhalle, Kulturzentrum Zons

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Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie

Vom 24. Februar bis 21. Mai 2023 zeigt das Kunsthaus Zürich den Schweizer Künstler Johann Heinrich Füssli (1741–1825) mit der Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’ als intimen Zeichner. Füssli war einer der eigenwilligsten, originellsten und umstrittensten Künstler des achtzehnten Jahrhunderts in Europa. Der betont individualistische und sensationslüsterne Charakter von Füsslis Kunst spaltete die öffentliche Meinung während seiner gesamten Karriere.

Heute wissen wir, was der Mehrheit des zeitgenössischen Publikums zu Füsslis Lebzeiten unbekannt blieb: seine private Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Frauenbild, das stark erotische Züge aufweist.

Johann Heinrich Füssli: Drei Frauen mit Körben, eine Treppe heruntersteigend, um 1800
Feder in Braun, Pinsel, braun laviert, und Spuren von roter Lavierung über Grafitstift
37,5 x 23,2 cm
Nottingham City Museums & Galleries
Foto © Nottingham City Museum and Art Gallery
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Durch die Zusammenstellung von rund sechzig Werken bietet das Kunsthaus Zürich eine noch nie dagewesene Gelegenheit, den Zeichner Füssli in seiner innovativsten und aufregendsten Form zu erleben, als Autor einer faszinierenden Bilderwelt, die sich ebenso aufreizend wie abgründig ausnimmt.

Johann Heinrich Füssli: Rückenansicht einer stehenden Frau, um 1796–1800
Grafitstift und Pinsel, schwarz und grau laviert, aquarelliert, mit Deckfarbe in Weiss gehöht
48,2 x 30,3 cm
The Courtauld, London (Samuel Courtauld Trust)
Foto © The Courtauld
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Wo man idealisierte Körper in den anmutigen Posen und Proportionen antiker Statuen erwarten würde, begegnen uns stattdessen Frauen, deren Körper durch steife Mieder, Taillenbänder, gerüschte Ärmel und spitze Schuhe definiert und deren Köpfe von Frisuren der komplexesten und bizarrsten Art gekrönt werden. Füssli zeigt nicht die unterwürfigen und erotisierten Akte von Malern wie Boucher, Fragonard oder Ingres, sondern seine weiblichen Figuren nehmen eine betont herausfordernde Haltung ein. Selbstbewusst erwidern die Frauen die Blicke der Betrachterinnen und Betrachter oder ignorieren diese gänzlich. In der Regel präsentiert Füssli seine Frauen als Einzelfiguren, die geradezu unnahbar auftreten. In Gruppen versammelt, können ihre Aktivitäten geheimnisvoll wirken; in erotischen Szenen wiederum scheinen die Frauen stets die Kontrolle zu wahren.

Johann Heinrich Füssli: La Débutante, 1807
Feder in Braun und Schwarz, Pinsel, aquarelliert, und Deckfarbe über Grafitstift
37 x 24 cm
Tate, presented by Lady Holroyd in accordance with the wishes of the late Sir Charles Holroyd, 1919
Foto © Tate
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Im Zuge wissenschaftlicher Versuche, diesen Aspekt von Füsslis Kunst zu erklären – insbesondere seine Besessenheit mit höchst exzentrischen weiblichen Frisuren –, wurden mehr als einmal die Begriffe der Psychoanalyse verwendet, die helfen könnten, einige seiner unbewussten Motivationen zu entschlüsseln. Seine Darstellungen der modernen Frau als Figur von gesteigerter Macht sollten jedoch nicht unabhängig von den betont männlichen Helden analysiert werden, die Füsslis öffentliche Kunst dominieren: Beide sind gleichermassen symptomatisch für die Ängste der Männer vor einer Destabilisierung tradierter Geschlechterrollen, ein Phänomen, mit dem sich zahllose europäische Künstler und Schriftsteller während des achtzehnten Jahrhunderts beschäftigten.

Johann Heinrich Füssli: Sophia Füssli mit grossem Hut, schlafend, um 1795
Feder in Braun, Pinsel, aquarelliert, und Deckfarbe
22,7 x 18,6 cm
Auckland Art Gallery Toi o Tāmaki, purchased 1965, Image courtesy of Auckland Art Gallery Toi o Tāmaki
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Füsslis Interesse an der Darstellung der Frau schlägt sich in seinem zeichnerischen Schaffen besonders in den Jahren nach seiner Heirat mit Sophia Rawlins nieder, die damals Mitte zwanzig war. Füssli war seiner zukünftigen Frau zum ersten Mal begegnet, als er sie als Modell anstellte und sie posierte noch lange Zeit nach der Eheschliessung für ihn. Rawlins Züge sind in vielen von Füsslis Zeichnungen zu erkennen, obwohl kaum Zweifel daran besteht, dass nur wenige Blätter tatsächlich als Portraits gedacht waren. Anstatt sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren, schenkte der Künstler ihrer ständig wechselnden Frisur deutlich mehr Aufmerksamkeit und stellte akribisch die äusserst komplizierten Arrangements aus dicht aneinandergereihten Locken, Schleifen und Bändern dar, die weit über die Standards der Coiffeure des späten achtzehnten Jahrhunderts hinausgingen.

Johann Heinrich Füssli: Sophia Füssli mit grossen Haarwickeln und rosa Handschuhen vor braunem Vorhang, 1790
Grafitstift und Pinsel, braun, schwarz und grau laviert, hellrot aquarelliert, mit Deckfarbe in Weiss gehöht 31,6 x 19,7 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, Geschenk von Freunden und Förderern, 1914
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Zweifelsohne hat Füsslis Interesse an der weiblichen Figur seinem zeichnerischen Schaffen neue Wege eröffnet; es gibt in seiner gesamten zeichnerischen Produktion keine Werke von grösserer technischer Komplexität. In Ausstellung und Katalog werden die Vielfalt der weiblichen Frisuren, die Rolle und Präsenz von Sophia Rawlins in Füsslis Werk und das neue Bild der mächtigen weiblichen Figur untersucht sowie der Einfluss des libertären Umfelds auf die kreative Vorstellungskraft des Künstlers.

Johann Heinrich Füssli: Anna Magdalena Schweizer, 1779
Grafitstift, 48,9 x 33,8 cm
Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung
Foto: Zentralbibliothek Zürich, Grafische Sammlung und Fotoarchiv
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Eines der grössten Rätsel, das diese Zeichnungen umgibt, betrifft die Identität ihres ursprünglichen Publikums und ob Füssli die Arbeiten überhaupt jemals jemandem gezeigt hat. Die Indizien deuten darauf hin, dass sie zu seinen Lebzeiten nur von wenigen Künstlerkollegen sowie von einem erlesenen Kreis klassisch gebildeter Männer rezipiert wurden. Dass sich Füssli mit diesen Blättern nie an ein grosses Publikum gerichtet hat, erscheint nur allzu nachvollziehbar, sind seine zutiefst ambivalenten Darstellungen von ermächtigter Weiblichkeit doch alles andere als unproblematisch. Für das heutige Publikum indes erweisen sie sich von grösster Relevanz, jetzt, wo sich die Gesellschaft verstärkt mit der komplexen Beziehung von Kunst, Macht und Genderfragen auseinandersetzt.

Johann Heinrich Füssli: Halbfigur einer Kurtisane mit Federbusch, Schleife und Schleier im Haar, um 1800–1810
Grafitstift, Feder in Braun und Pinsel, grau und schwarz laviert, aquarelliert
28,3 x 20 cm
Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern, 1934
Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, Kunsthaus Zürich 2023
Foto freundlicherweise vom Kunsthaus Zürich zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie’, in Zürich kuratiert von Dr. Jonas Beyer, entstand in enger Zusammenarbeit mit The Courtauld, London. Die Zusammenarbeit ermöglichte es dem Kunsthaus, Leihgaben aus verschiedensten Ländern – neben England auch aus Kanada und Neuseeland – zusammenzutragen. In solch konzentrierter Form wird diese faszinierende Facette des in England zu Ruhm gelangten Schweizers kaum ein weiteres Mal zu sehen sein. Dem Publikum eröffnet sich damit die einmalige Gelegenheit, neben dem ‘offiziellen’ Füssli, dessen Gemälde in der Sammlung des Kunsthauses ab dem Frühjahr wieder dauerhaft gezeigt werden, diese sehr private, zeichnerische Seite des ‘Wild Swiss’ kennenzulernen.

Katalog erhältlich

Info:

24. Februar – 21. Mai 2023

Füssli. Mode – Fetisch – Fantasie

Kunsthaus Zürich
Heimplatz
8001 Zürich
Schweiz

www.kunsthaus.ch

Öffentliche Führungen:
Sa: 25. Februar 2023, 11./25. März 2023, 11 Uhr
Do: 6./20. April 2023, 4./11. Mai 2023, 18.30 Uhr

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DAOULA | sheen.
West African Wild Silk on Its Way

Die Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’ ist noch bis zum 29. April 2023 im Tieranatomischen Theater (an der Humboldt-Universität zu Berlin) in Berlin zu sehen.

Plakat
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Sie beschäftigt sich mit der natürlichen Entstehung und der Kulturgeschichte von Wildseide, die aus Raupen in Westafrika gewonnen wird, sowie mit der vielschichtigen Betrachtung dieses einzigartigen Materials durch Mikrobiolog*innen, Materialwissenschaftler*innen und Architekt*innen aus Deutschland.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Von Beginn an ist ‘Daoula’ eine Sache des Kollektivs: Die Wildseidenraupen der Gattung ‘Anaphe/Epanaphe’ machen sich in der West-Afrikanischen Savanne auf den Weg um in einem Baum gemeinsam ihre Kokons zu spinnen, in denen sie ihre Metamorphose beginnen.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Der Kokon ist ein wertvolles Material, aus dem Communities in Burkina Faso, Mali und Nigeria Wildseide gewinnen, die zu prestigeträchtigen Textilien gewebt wird.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Nun sind die Wildseidenkokons von Safané (Burkina Faso) nach Berlin gereist, wo sich Materialwissenschaftler*innen, Molekularbiolog*innen, Anthropolog*innen, Kulturwissenschaftler*innen, Architekt*innen und Designer*innen über sie beugen.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Sie wollen verstehen was dieses Material kann und warum es das kann. Liegt es in seiner Natur? Oder an den Verfahren des Spinnens und Webens? Und welcher Art sind diese Verfahren? Liegt es in den chemischen Prozessen, dem Zutun der Bakterien?

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

In Burkina Faso ist ‘Daoula’ ein Begriff für ‘Glanz’ und ‘Charisma’. Für die Marka Dafing Community gehört ‘Daoula’ zu den natürlichen Eigenschaften bestimmter Tiere, Dinge und Menschen. Aus einer europäischen Perspektive würde man sagen, dass Tiere, Pflanzen und Menschen an der Hervorbringung dieses Glanzes beteiligt sind.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Bedeutung und das Wissen um ‘Daoula’ erschliesst sich unterschiedlichen Communities auf jeweils eigene Weise: Seidenproduzent*innen aus Burkina Faso, Mikrobiolog*innen, Materialwissenschaftler*innen und Architekt*innen aus Deutschland haben dafür jeweils eigene Begriffe und ein spezifisches Instrumentarium.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Der Mund der Raupen, die Spindel der Spinnerin und der Webstuhl des Webers werden in den Berliner Laboren durch Mikroskope und Pipetten ersetzt und die Arbeit mit Fäden in den Berliner Werkstätten hochskaliert und in Vorschläge für menschliche Habitate verwandelt.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Und wo steckt der Glanz, den die Communities in Burkina Faso so schätzen, aber der für das in europäischen Traditionen erzogene menschliche Auge so schwer zu erkennen ist? Das Wissen und der Wissensaustausch der unterschiedlichen Akteure steht im Zentrum dieser Ausstellung …

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

… die zuerst am Tieranatomischen Theater in Berlin und anschliessend im Musée de la Musique Georges Ouedraogo in Ouagadougou (Burkina Faso) gezeigt wird. Die Westafrikanische Wildseide macht ihren Weg – sie informiert und inspiriert einen neuen kreativen Dialog zwischen west-afrikanischem Kunsthandwerk, europäischer Wissenschaft und Design.

Ausstellungsansicht im Tieranatomischen Theater
Ausstellung ‘DAOULA | sheen. West African Wild Silk on Its Way’, Tieranatomisches Theater, Berlin 2022/23
Foto: Michael Pfisterer, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

‘DAOULA – sheen’ ist ein Projekt des Exzellenzclusters ‘Matters of Activity. Image Space Material’ an der Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Kuratiert von Laurence Douny, Karin Krauthausen und Felix Sattler mit einer Filminstallation von Thabo Thindi.

Weitere Fotos sind auf der unten angegebenen Website zu finden.

Info:

18. November 2022 – 29. April 2023

DAOULA | sheen.
West African Wild Silk on Its Way

Tieranatomisches Theater
Humboldt-Universität zu Berlin
Campus Nord – Haus 3
Philippstrasse 13
10115 Berlin
Deutschland

www.tieranatomisches-theater.de

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DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute
Weberei, Malerei, Objekte und Fotografie

Gab es bedeutende Künstlerinnen am Bauhaus – und wo finden wir sie? Dieser Frage ist das Frauenmuseum Bonn in einer Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des Bauhaus im Jahr 2019 nachgegangen. Nun wurde für eine Präsentation im Museum Tuch + Technik in Neumünster die Ausstellung mit dem Schwerpunkt Weberei und regionalem Bezug umkonzipiert. Das Museum Tuch + Technik zeigt die Ausstellung ‘Das Bauhaus. Künstlerinnen gestern und heute’ in Kooperation mit dem Frauenmuseum Bonn noch bis zum 21. Mai 2023.

Annette Boysen: Blume der Liebe
Bildteppich nach einem Aquarell Hermann Hesses
Ausstellung ‘DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute’, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Annette Boysen, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das Bauhaus, eine Hochschule für Kunst und Handwerk, bestand von 1919 bis 1933. Arbeiten aus dieser Zeit setzen weltweit Trends in Architektur und Design. Nach anfänglicher Gleichberechtigung wurde Studentinnen am Bauhaus später häufig der Werkbereich Weben zugewiesen, die sog. Frauenklasse. Wirtschaftlich gesehen war der Bereich jedoch der erfolgreichste. Er ging ab 1927 von der Handweberei in die industrielle Produktion über.

Katharina Hoffmann: Raum-Blick 2
Ausstellung ‘DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute’, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Katharina Hoffmann, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Gunta Stölzl (1897-1983), die einzige Meisterin am Bauhaus, leitete die Weberei und errichtete nach ihrer Emigration in die Schweiz ihre eigene Werkstatt, eine Weberei mit Verkauf, die mit ihrem Textildesign arbeitete. Anni Albers (1899-1994) konnte nach dem Zweiten Weltkrieg aus den USA heraus eine Weltkarriere als Textilkünstlerin aufbauen. Otti Berger (1898-1944) versuchte sich mit ihrer innovativen Weberei eine unabhängige Existenz zu schaffen. Ihr Leben endete 1944 in Auschwitz.

Milena Lang: Recurrently
Ausstellung ‘DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute’, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Milena Lang, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Diese und andere Künstlerinnen des Bauhaus sind eine reiche Inspirationsquelle für ihre heutigen Kolleginnen, allen voran die Weberinnen, deren Arbeiten ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden. Zusätzlich sind Arbeiten zeitgenössischer Malerinnen zu sehen, die sich an der reduzierten und klaren Formensprache des Bauhaus orientieren. Installationen beziehen sich auf die damals verbreitete, auch von Bauhaus-Meistern vertretene Ansicht, Frauen könnten nicht räumlich denken. Ein vier mal zwei Meter grosses Wandgemälde zeigt die Studentinnen am Bauhaus nach einer historischen Fotografie. Ein Gegensatz zur kühlen Bauhausarchitektur ist die Gruppe archaischer Wohntürme aus ungebranntem Lehm. Eine fotografische Position dokumentiert historische Bauhausarchitektur.

Sibylle M Rosenboom: 17 ML 0725
Ausstellung ‘DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute’, Museum Tuch + Technik, Neumünster 2023
Foto: Sibylle M Rosenboom, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Teilnehmende Künstler*innen:
Ulrike Alps, Annette Boysen, Ingrid Grießer, Petra Genster, Christine Heimbucher, Corinna Heumann, Kathrin Hoffmann, Milena Lang, Katharina Lenz, Else Mögelin, Hanne Protzmann, Sylvia Pudel, Brigitte Schirren, Sibylle Rosenboom, Jutta Schmitt, Eugen Schramm, Annette von der Bey

Infos zum Rahmenprogramm sind auf der Website zu finden.

Info:

27. Januar – 21. Mai 2023

DAS BAUHAUS. Künstlerinnen gestern und heute
Weberei, Malerei, Objekte und Fotografie

Museum Tuch + Technik
Kleinflecken 1
24534 Neumünster
Deutschland

www.tuchundtechnik.de

Flyer

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Sheila Hicks
a little bit of a lot of things

Sheila Hicks’ (*1934 Hastings, Nebraska), die als Pionierin der Textilkunst gilt, ist uns hier im Blog schon öfter begegnet, zuletzt mit ihrer Ausstellung ‘Off Grid’ im Hepworth Wakefield (UK). Nun zeigt das Kunstmuseum St. Gallen in seiner Dépendance in der Lokremise vom 4. Februar – 14. Mai 2023 mit ‘a little bit of a lot of things’ Werke aus einer über sechzig Jahre umfassenden Schaffensphase der Künstlerin eine ähnliche Ausstellung.

Ausstellungsansicht
‘Sheila Hicks, Off Grid’, The Hepworth Wakefield, 2022, Courtesy The Hepworth Wakefield
Ausstellung ‘Sheila Hicks, a little bit of a lot of things’, Kunstmuseum St. Gallen 2023
Foto: Tom Bird, freundlicherweise vom Kunstmuseum St. Gallen zur Verfügung gestellt

Ihr Erfindungsreichtum scheint unermesslich. Die in Paris lebende Amerikanerin spielt mit Naturmaterialien in atemberaubenden Farben und zeigt ihre textilen Werke oftmals in architektonischen Dimensionen inszeniert. Aus Wolle, Leinen oder Seide knüpft, webt oder wickelt sie immer wieder neue Formen. Dabei ist die Künstlerin zum einen durch ihr Studium der Malerei bei Bauhausmeister Josef Albers an der Yale University von der Moderne beeinflusst. Zum anderen prägt auch die präkolumbianische Weberei, welche sie während Studienreisen in Südamerika kennenlernte, ihr Schaffen. Hicks’ Arbeit verwebt Einflüsse aus verschiedenen Kulturen, Traditionen und Kontinenten zu einer einzigartigen künstlerischen Vision.

Kuratiert von Gianni Jetzer

Info:

4. Februar – 14. Mai 2023

Sheila Hicks
a little bit of a lot of things

LOK
Grünbergstrasse 7
9000 St. Gallen
Schweiz

www.kunstmuseumsg.ch

Vernissage:
3. Februar 2023, 18.30 Uhr, Lokremise

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Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex

Carola Willbrand (* 1952, Köln), die innerhalb der internationalen Performance- und Künstlerbuchszene fest etabliert und in vielen Sammlungen im In- und Ausland vertreten ist, ist in der Fluxusbewegung verwurzelt, die eine Verflechtung von Kunst und Leben anstrebte. Ihr widmet das Kunstmuseum Villa Zanders in Bergisch Gladbach eine Ausstellung mit dem Titel ‘Der Künstlerinnen-Komplex’, die noch bis zum 21. Mai 2023 zu sehen ist.

Carola Willbrand: Eins in Eckernförde, 2005
Farbfotografie. Fotoperformance im Garten von Atelier 2 im Künstlerhaus Otto 1 in Eckernförde, Schleswig-Holstein. Skulptur aus getragenen Kleidungsstücken der Eckernförder Künstler*innen, Pigment, Kunstharzleim.
Farbfotografie; Fotografie: Mark Met
Ausstellung ‘Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex’, Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Textilien aller Art, häufig mit einem biografischen Bezug, sind ebenso einer kontinuierlichen Metamorphose unterworfen wie Tapetenmusterbücher, Folien, Lochkarten oder Fotografien. Andererseits ist die Performance eine ihrer wichtigsten Ausdrucksformen. Der Faden – ob aus dünnem Nähgarn oder Wolle – stellt ein verbindendes Element ihrer unterschiedlichen Werkgruppen dar. Über das Nähen mit der Nähmaschine lässt sie eigenwillige Zeichnungen aus Figuren und Wortgebilden entstehen.

Carola Willbrand: Familienaufstellung, 2011
Schwarzweissfotos analog, Zeichnungen, Text, genäht mit der Nähmaschine, Leporello, 200×200 cm, Lochkarten, constant extra der Fa. Schroers, Krefeld, Detail.
Foto: Rheinisches Bildarchiv
Ausstellung ‘Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex’, Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Ihr extrem vielseitiges und für den Aufbruch in der Kunst bezeichnendes Werk ist geprägt von gesellschaftlichen Umwälzungen der Nach-68er-Bewegung sowie interdisziplinären Einflüssen und trägt dazu bei, eine feministische Avantgarde abzubilden.

Carola Willbrand: Das HimmelsHöllenKleid, 2016/17
Nähmaschinenzeichnungen, Totentanzmotive, auf handgeschöpftem Papier aus performativ getragener Kleidung, ca. 320 x 580 cm, Leporello
Installation: Stiftsmuseum Admont
Fotografie: Marcel Peda, Admont/Passau
Ausstellung ‘Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex’, Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Besonders im Kontext des Künstlerbuches gehört Willbrand mit ihren genähten und benähten Arbeiten zu den Pionierinnen einer emanzipierten Vorgehensweise, bei der das Autobiografische im Mittelpunkt steht. Durch die daraus resultierende Unmittelbarkeit ist ein einzigartiges Werk entstanden, das gleichzeitig repräsentativ ist für eine feministische Erinnerungskultur.

Carola Willbrand: Das Dunkel, 2003
abwaschbares koloriertes Vinyltischtuch mit analogen Schwarz-Weiss-Fotografien, teilweise koloriert, genähter Text auf schwarzer Gaze, Bändchen aus Gaze zum Umblättern, Einband aus Vinyltapete, die in Gaze eingenäht und mit einem mit der Nähmaschine genähten Titel versehen ist. 30 Seiten/15 Blatt, 40×58 cm, Unikat
Ausstellung ‘Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex’, Kunstmuseum Villa Zanders, Bergisch Gladbach 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Innerhalb der internationalen Performance- und Künstlerbuchszene nimmt Carola Willbrand eine herausragende Stellung ein. Ihre Werke sind in bedeutenden Sammlungen wie der Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, dem Stiftsmuseum Admont in Österreich oder dem Huis van het boek, Den Haag vertreten. Ihr von interdisziplinären Einflüssen geprägtes Œuvre steht für den Aufbruch in der Kunst vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Umwälzungen der Nach-68er-Bewegung.

Es ist höchste Zeit, die Position dieser Künstlerin innerhalb der Gegenwartskunst angemessen aufzuzeigen.

Kuratorin: Dr. Petra Oelschlägel

Begleitpublikation erhältlich

Ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung ist auf der Website des Museums zu finden.

Info:

29. Januar – 21. Mai 2023

Carola Willbrand. Der Künstlerinnen-Komplex

Kunstmuseum Villa Zanders
Konrad-Adenauer-Platz 8
51465 Bergisch Gladbach
Deutschland

www.villa-zanders.de

Flyer

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In trockenen Tüchern.
Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich

100 Jahre nach dem Ende des Osmanischen Reiches (1299–1922) zeigt das Museum Fünf Kontinente in München noch bis zum 11. Juni 2023 in der Sonderausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’ etwa 70 Tücher und Gebrauchsgegenstände aus dem 18. bis 20. Jahrhundert.

In trockenen Tüchern. Key Visual
Gürteltuch mit Blüten und Ranken, 1. Hälfte 19. Jh.
Baumwolle, Seide, Metall-Lahn
191 x 27 cm
Inv.-Nr. 1-2711
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bestickte Tücher waren im Osmanischen Reich allgegenwärtig. Während sie von den städtischen Eliten auch im alltäglichen Leben verwendet wurden, bewahrte sie die ländliche Bevölkerung sorgfältig auf und präsentierte sie vor allem zu besonderen Anlässen wie Hochzeit, Geburt oder Beschneidung.

Serviette mit geöffneten Blüten (Detail), 2. Hälfte 18. Jh.
Leinen, Seide, Metall-Lahn
84,5 x 51 cm
Inv.-Nr. 14-47-5
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Mit ihrer Formenvielfalt und der Variation gängiger Einzelmotive bezeugen die Tücher die Kunstfertigkeit und den Ideenreichtum der Hersteller*innen. Das Besondere ist ihre Gleichseitigkeit: Die Tücher haben keine Vorder- und Rückseite, sondern verfügen über zwei identische Schauseiten mit gegenläufigen Motiven.

Handtuch mit Dolchklingen (Detail), 19. Jh.
Baumwolle, Seide, Metall-Lahn
130 x 45 cm
Inv.-Nr. 79-301-133
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus ungefärbtem Baumwoll- oder Leinenstoff gefertigt, weisen die Tücher an den Schmalseiten aufwendig bestickte Bordüren aus Metall- und Seidenfäden auf oder sind mit blauroten Webmustern versehen. Zu Kompositionen aus Blüten, Früchten und Architekturelementen – oft in alternierender Farbgebung ausgeführt – gesellen sich Abfolgen geometrischer Gestaltungselemente.

Ausstellungsansicht
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die gezeigten Arbeiten brechen mit der Vorstellung von Stickerei als rein weiblicher Handarbeit: Wurden die für die Aussteuer oder den eigenen Bedarf bestimmten Tücher in häuslicher Produktion hergestellt, stammt ein Grossteil der luxuriösen Exemplare aus städtischen Manufakturbetrieben, in denen insbesondere Männer angestellt waren.

Ausstellungsansicht
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Zusammenspiel mit Alltagsobjekten aus Holz, Keramik und Metall bieten die Textilien einen Einblick in verschiedene Verwendungskontexte wie das öffentliche Bad (Hamam) oder die Bewirtung von Besuch im häuslichen Umfeld. Gleichzeitig wird in der Ausstellung ersichtlich, wie Könnerschaft, Reichtum und Status über die gewebten und bestickten Tücher kommuniziert wurden. Heute sind diese textilen Objekte ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes der Türkei.

Ausstellungsansicht
© Museum Fünf Kontinente
Ausstellung ‘In trockenen Tüchern. Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich’, Museum Fünf Kontinente, München 2022/23
Foto: Nicolai Kästner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zusammen mit Stücken aus den museumseigenen Beständen werden Exponate aus den Privatsammlungen von Werner Middendorf und Ulla Ther präsentiert.

Katalog erhältlich

Auch interessant:

Bericht über die Ausstellung ‘Gestickte Gärten. Osmanische Textilien aus der Sammlung Borgs’ im Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin, Pergamonmuseum, Berlin 2022/23, zu finden in den Ausstellungstipps Dezember 2022 Teil 2

Info:

9. Dezember 2022 – 11. Juni 2023

In trockenen Tüchern.
Gewebtes und Besticktes aus dem Osmanischen Reich

MUSEUM FÜNF KONTINENTE
Maximilianstrasse 42
80538 München
Deutschland

www.museum-fuenf-kontinente.de

Flyer

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Kiki Kogelnik: Now Is the time

Kiki Kogelnik (1935–1997) ist eine der bedeutendsten in Österreich geborenen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts, lebte und arbeitete aber auf internationalem Niveau. Die Künstlerin gilt heute als die einzige österreichische Protagonistin der Pop Art, ihre Kunst geht jedoch weit über diese Kategorisierung hinaus. Kogelniks spielerisches, farbenfrohes und hochpolitisches Werk reicht von Malerei, Zeichnung, Keramik und Installation bis hin zu performativen Praktiken und verfügt über eine erstaunliche Aktualität, was die Themenstellungen anbelangt. Das Bank Austria Kunstforum Wien zeigt mit ‘Now Is the time’ ab dem 2. Februar 2023 die bis dato grösste Einzelpräsentation dieser herausragenden Künstlerin.

Kiki Kogelnik: Self-Portrait, 1964
Öl und Acryl auf Leinwand
Sammlung Mono Schwarz Kogelnik
© Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved
Ausstellung ‘Kiki Kogelnik: Now Is the time’, Bank Austria Kunstforum Wien 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Nach ihrem Studium an der Akademie für angewandte Kunst und der Akademie der bildenden Künste in den 1950er Jahren in Wien, gehört Kogelnik zur jungen St. Stephan Gruppe. Extensive Reisen durch Europa und die Bekanntschaft mit Sam Francis bewegen Kogelnik, 1962 nach New York zu ziehen, wo sie innerhalb der sich gerade formierenden Pop Art-Bewegung zu arbeiten beginnt und Freundschaften zu Künstler*innen wie Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg und Carolee Schneemann pflegt. Diese überaus einschneidende Zeit zu Beginn der 1960er Jahre bedeutet auch eine Neuorientierung in ihrem künstlerischen Werk – die in dieser Phase entstandenen Arbeiten bilden das Herzstück der Ausstellung.

Kiki Kogelnik: Fallout, ca. 1964
Öl, Acryl und Vinyl auf Leinwand
Privatsammlung
© Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved
Ausstellung ‘Kiki Kogelnik: Now Is the time’, Bank Austria Kunstforum Wien 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Ihr Interesse, aber auch ihre kritische Haltung gegenüber Konsumgesellschaft, technischem Fortschritt, Medizin und Diagnostik und dem (weiblichen) Körper und seinen Implikationen sowie ihre eigenen Lebensrealität als Künstlerin, Mutter und Ehefrau hat die Künstlerin bereits ab Anfang der 1960er Jahre explizit thematisiert – lange vor den heute omnipräsenten Diskursen zu Gender Equality, medizinischer Ethik, Digitalzeitalter und nachhaltigem Lebensstil. Mit humorvoller Abgründigkeit, scharfer Pointe, der kühnen Ästhetik und dem Sendungsbewusstsein von Pop und neuen Materialien wie Vinyl findet Kiki Kogelnik ihren einzigartigen Weg und erweist sich aus heutiger Sicht als eines der vielfältigsten und eigenständigsten Beispiele für die frühe Kunst der Postmoderne.

Kiki Kogelnik: Chandelier Hanging, ca. 1970
Acrylaufhänger mit Vinyl
Kiki Kogelnik Foundation
© Kiki Kogelnik Foundation. All rights reserved
Ausstellung ‘Kiki Kogelnik: Now Is the time’, Bank Austria Kunstforum Wien 2023
Foto freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Das Ausstellungsprojekt wird von der Kiki Kogelnik Foundation grosszügig unterstützt und ist eine Kooperation mit dem Kunstmuseum Brandts in Odense, Dänemark sowie dem Kunsthaus Zürich, wo die Schau nach der Station in Wien auch zu sehen sein wird.

Kuratiert von Lisa Ortner-Kreil

Info:

2. Februar – 25. Juni 2023

Kiki Kogelnik: Now Is the time

Bank Austria Kunstforum Wien
Freyung 8
1010 Wien
Österreich

www.kunstforumwien.at

Eröffnung:
Mi, 1. Februar 2023, 18.30 Uhr
im Palais Ferstel, Freyung 2, 1010 Wien

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1+1=3
Die Kunstwelten der Mary Bauermeister

Die Kunsthalle zu Kiel zeigt noch bis zum 5. März 2023 die Ausstellung ‘1+1=3 Die Kunstwelten der Mary Bauermeister’. Mit rund 60 Exponaten von Mitte der 1950er bis in die 1970er Jahre bietet die Ausstellung nun erstmals in diesem Umfang in Deutschland Einblicke in das verzweigte wie eigenwillige künstlerische Schaffen von Mary Bauermeister.

Hochkarätige Schlüsselwerke veranschaulichen ihren Einfluss auf die Kunstszene dieser Zeit. Bereits damals erklärt die heute 88-Jährige die mathematisch falsche Addition ‘1+1=3’ zu ihrer Signatur. Diese steht bis heute für die Offenheit einer Künstlerin, die  sich dem vermeintlich Logischen widersetzt und das Überraschende sowie den Zufall künstlerisch fruchtbar macht.

Die Ausstellung beleuchtet in chronologischer Gliederung die künstlerische Genese Mary Bauermeisters von der Malerei zur Objektkunst: Von abstrakten Punktstrukturbildern, über frühe Experimente zu Beginn der 1960er Jahre mit vermeintlich kunstfernen Materialien wie Steinen, Holz, Sand oder Bienenwaben bis hin zu ihren spektakulären Linsenkästen. Der Komponist Simon Stockhausen hat eigens für einen Raum der Ausstellung eine Klanginstallation geschaffen.

Mary Bauermeister wird am 7. September 1934 in Frankfurt am Main geboren. Die ersten Lebensjahre verbringt Bauermeister in Kiel, Ende der 1930er Jahre zieht sie mit ihrer Familie in die Nähe von Köln. 1955 beginnt sie ihr Studium an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, anschliessend wechselt sie nach Saarbrücken an die Hochschule für Kunst und Handwerk. Ende 1956 kehrt Bauermeister nach Köln zurück, richtet sich als freie Künstlerin ein Atelier ein und bestreitet ihren Lebensunterhalt von nun an mit dem Verkauf ihrer Kunst. Wenig später entstehen die ersten Punktstrukturbilder auf Leinwand und sie
entwickelt die Technik für ihre Wabenbilder.

Anfang der 1960er Jahre mietet Bauermeister eine Dachgeschosswohnung in der Lintgasse in Köln, in der legendäre Ausstellungen, Performances und Aktionen mit internationalen Gästen wie John Cage, David Tudor oder Nam June Paik stattfinden. Zu dieser Zeit beginnt auch die langjährige Beziehung mit dem Komponisten Karlheinz Stockhausen. Einige Jahre später, 1962, erhält das Paar im Stedelijk Museum Amsterdam die Möglichkeit, eine Ausstellung von aktuellen Werken Bauermeisters mit Kompositionen elektroakustischer Musik unter der Leitung von Stockhausen zu verbinden. Das Konzept, Kunst
und Musik in einen fruchtbaren Austausch zu bringen, erweist sich als äusserst erfolgreich und verschafft Mary Bauermeister den künstlerischen Durchbruch.

Kurze Zeit später findet sie in New York ihre neue Wahlheimat. Längst steht nicht mehr die Malerei im Fokus der Künstlerin. Zusehends dominieren Material- und Objektcollagen wie Steinarbeiten und Lichttücher ihre Arbeit. In New York entsteht auch das erste Exemplar der Linsenkästen. Bei diesen Objekten
handelt es sich um ebenso komplex wie raffiniert aufgebaute Werke, in denen die Künstlerin Glas, optische Linsen mit zeichnerischen Elementen und schriftlichen Botschaften kombiniert. Die Linsenkästen avancieren schnell zu ihrer bekanntesten Werkgruppe. Die New Yorker Kunstwelt zeigt sich begeistert. In zahlreichen Ausstellungen sind ihre Werke vertreten – viele Privatsammlungen und Museen in den USA kaufen ihre Werke an.

Anfang der 1970er Jahre kehrt Mary Bauermeister nach Deutschland zurück und bezieht das bereits 1968 in Rösrath erbaute eigene Wohnhaus. Ihre Kunst verändert sich in den Folgejahren. Sie beginnt sich verstärkt mit der künstlerischen Gestaltung von Gärten auseinanderzusetzen und übernimmt einige Aufträge für Grossbauvorhaben. Eine Zeitlang wird es ruhiger um die Künstlerin, bis ihr Werk in den 2000er Jahren wieder mehr in den Blick rückt.

Heute sind ihre Arbeiten unter anderem im Besitz des Museum of Modern Art, des Whitney Museum, des Guggenheim Museum (alle in New York), des Hirshhorn Museum in Washington, des Stedelijk Museum und des Museum Ludwig in Köln. 2011 veröffentlicht sie ihr autobiografisches Buch ‘Ich hänge im Triolengitter – Mein Leben mit Karlheinz Stockhausen’.

Im Juni 2020 wird Bauermeister das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland für ihr künstlerisches Schaffen verliehen.
Im November 2021 erhält sie den Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

Katalog erhältlich.

Das Rahmenprogramm ist auf der unten verlinkten Website zu finden.

Info:

8. Oktober 2022 – 5. März 2023

1+1=3
Die Kunstwelten der Mary Bauermeister

Kunsthalle zu Kiel
Christian-Albrechts-Universität
Düsternbrooker Weg 1
24105 Kiel
Deutschland

www.kunsthalle-kiel.de

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Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild

Das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt widmet sich als erstes Museum in der Ausstellung ‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’ dem Privatsammler und Mäzen sowie seiner einstigen Kunstsammlung. In ihrer Geschichte spiegelt sich der Lebensweg ihres im Nationalsozialismus als Jude verfolgten Sammlers wider. Im Fokus der Ausstellung, die am 27. Januar 2023, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz-Birkenau, eröffnet wurde und die noch bis zum 4. Juni 2023 zu sehen ist, stehen daher der NS-verfolgungsbedingte Verkauf der Sammlung an die Stadt Frankfurt am Main im Jahre 1938, die anschliessende Übereignung ihrer kunsthandwerklichen Stücke an das Museum für Kunsthandwerk (heute Museum Angewandte Kunst) und die Rückgabe eines Grossteils der Sammlung an die rechtmässigen Erben nach dem Zweiten Weltkrieg.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Portrait von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild
Unbekannter Fotograf
Fotografie
© Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, ISG FFM S7P Nr. 5368
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Als einzige Person jüdischer Herkunft erfuhr Maximilian von Goldschmidt-Rothschild (1843- 1940) unter Kaiser Wilhelm II. 1907 die Erhebung in den preussischen Freiherrnstand. Durch seine herausragende Laufbahn als Bankier galt er 1912 als reichster Jude in Preussen und viertreichster Preusse insgesamt. In seiner Person vereinen sich beruflicher Erfolg, Bildung und philanthropisches Engagement. Als leidenschaftlicher Kunstsammler pflegte er europaweit Kontakte zu Museumsdirektoren und Kunsthändlern. Seine mehr als 1500 Objekte umfassende Privatsammlung galt Anfang des 20. Jahrhunderts als eine der bedeutendsten in Deutschland. Seine gesellschaftliche Stellung bewahrte jedoch weder ihn noch seine Familie ab 1933 vor der antisemitischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Hippocamp als Trinkgefäss
Silber, vergoldet, um 1590–1600
© Los Angeles County Museum of Art
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Maximilian von Goldschmidt-Rothschild baute seine Kunstsammlung gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf. Zu seinen Sammelschwerpunkten zählten unter anderem kunstvolle Trinkgefässe in Tiergestalt und antike Bronzeplastiken, kostbare Kirchenschätze und seltene Bestecke, dekorative Emaillegläser und wertvolles Porzellan, exquisite Miniaturen und ausgefallene Tabatieren sowie erlesene französische Möbel aus dem 18. Jahrhundert. In den Räumen des Rothschild-Palais, das er mit seiner Familie bewohnte, patzierte er seine Kunstobjekte auf individuelle Weise.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Blick in einen privaten Raum Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds im Rothschild-Palais mit Teilen seiner Sammlung, wenige Tage nach dem NS-verfolgungsbedingten Verkauf der Kunstsammlung an die Stadt Frankfurt, November 1938
© Museum Angewandte Kunst
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

1933 wurde Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 90 Jahre alt. Im selben Jahr begannen die Nationalsozialisten auf der Grundlage antisemitischer Verordnungen systematisch mit der Entrechtung der als Juden und Jüdinnen verfolgten Bürger und Bürgerinnen. Der Nationalsozialismus erzwang damit auch das Ende des Frankfurter Kunst- und Kulturlebens, das jüdische Kunstsammelnde, Händlerinnen und Händler sowie Mäzenatinnen und Mäzene
bis dahin geprägt hatten.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Schreibtisch (Bureau Plat), um 1720-1730
Noel Gerard (Frankreich, 1710 -1736), Ebenholz, vergoldete Bronzebeschläge
H 92,1 x B 195,9 cm
Toledo Museum of Art, Acc.No. 1952.61
© Toledo Museum of Art, finanziert aus Mitteln des Nachlasses von Florence Scott Libbey in Erinnerung an ihren Vater Maurice A. Scott, Acc. No. 1952.62
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Alter von 95 Jahren sah er sich gezwungen, sein Palais am 5. September 1938 für 620.000,– Reichsmark deutlich unter Wert an die Stadt Frankfurt zu verkaufen. Er bewohnte fortan nur noch wenige Räume des Palais gegen eine hohe jährliche Miete von 25.000,– Reichsmark, blieb aber zunächst Eigentümer seiner Kunstsammlung.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Rothschild-Palais, Bockenheimer Landstrasse 10, Frankfurt
Leonhard Kleemann, um 1930
Fotografie
© Historisches Museum Frankfurt
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die ‘Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden’ zwang Maximilian von Goldschmidt-Rothschild 1938 dazu, seine wertvolle Kunstsammlung schätzen zu lassen. In seinem Interesse sollte ihr Wert möglichst niedrig angesetzt werden, um seine erzwungenen Abgaben zu minimieren. Er beauftragte zwei Taxatoren, deren Schätzsumme bei insgesamt 2.552.030,– Reichsmark lag. Verkaufen wollte er seine Sammlung jedoch nicht.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Kasten, Frankreich
Mitte des 16. Jahrhunderts (Metallrahmen), 19. Jahrhundert oder später (Emaille auf Kupfer)
H 10,8 cm, B 17,5 cm, T 11 cm
Museum of Fine Arts, Boston, Helen und Alice Colburn Fund, Acc.No. 51.3.
© 2022 Museum of Fine Arts, Boston
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 trennte er sich schliesslich in einer verzweifelten Lage drohenden Terrors durch antisemitische Übergriffe hastig von seiner Sammlung. Der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt bot ihm am Telefon als Kaufpreis die verhältnismässig niedrige Schätzsumme an. Die Stadt Frankfurt überwies den Betrag teilweise auf ein Sperrkonto, auf das er keinen Zugriff hatte. Nachdem Museumsmitarbeiter
eine Inventarliste erstellt hatten, wurde die Sammlung Goldschmidt-Rothschild auf drei Frankfurter Museen verteilt. Das Museum für Kunsthandwerk (heute Museum Angewandte Kunst) erhielt rund 1.350 kunsthandwerkliche Objekte, die Städtische Galerie (Städel) 71 Gemälde und das Liebieghaus 85 Kleinplastiken. Das Palais und mithin der kunsthandwerkliche Teil der Sammlung wurden zum Museum für Kunsthandwerk II. erklärt. Dieser Ankauf durch die Stadt Frankfurt war der wohl spektakulärste Fall städtischen Kunst- und Eigentumserwerbs während der NS-Zeit in Frankfurt.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Eckschrank, Jacques Dubois (1693 – 1763), Paris, um 1750
Korpus Eiche, furniert mit Rosenholz
H 90 cm, B 82,5 cm, T 58,5 cm
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Inv.Nr. 12098
© Museum Angewandte Kunst
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Unterschiedliche Akteure waren 1938 am Erwerb der Sammlung Goldschmidt-Rothschild beteiligt. Sie rückten den Kauf nach Ende des Zweiten Weltkriegs ins Licht des Kunstschutzes und legitimierten ihr Handeln im Zuge des legalisierten Raubes an den Frankfurter Jüdinnen und Juden. Ihre Aussagen standen im Spannungsverhältnis von widersprüchlicher Erzählung und fragwürdiger Erinnerung. Die Darstellung des NSverfolgungsbedingten Verlusts der Sammlung aus der persönlichen Perspektive Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds wurde hingegen nicht überliefert. Er erlebte die Auflösung seiner Sammlung als einsamer Mieter nur noch weniger Räume des Rothschild-Palais.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Teller mit der Darstellung des Mythos von Kadmos
Umkreis von Maestro Giorgio Andreoli (ca. 1465 – 1553), Gubbio, 1526
Majolika mit Goldglanz
D 26,3 cm
The Cleveland Museum of Art, purchase from the J. H. Wade Fund, Acc.No. 1950.82
© Courtesy of The Cleveland Museum of Art
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Der Bestand des Museums für Kunsthandwerk wuchs ab 1938 durch Neuerwerbungen aus NS-verfolgungsbedingten Abgaben stark an. Die Sammlung Goldschmidt-Rothschild nahm dabei eine beispiellose Rolle ein. 1939 ernannte der nationalsozialistische Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Friedrich Krebs (1894–1961), das Rothschild-Palais in der Bockenheimer Landstrasse 10 zum ‘Museum für Kunsthandwerk, Abteilung II’. Unter der Leitung von Museumsdirektor Walter Mannowsky (1881–1958) dekorierten Museumsmitarbeiter die einstigen Privaträume nach stilgeschichtlichen Kriterien um. Neben Stücken aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild wurden darin auch Silbergegenstände öffentlich zur Schau gestellt, die Frankfurter Jüdinnen und Juden bei der Städtischen Darlehensanstalt abgeben mussten. Maximilian von Goldschmidt-Rothschild wohnte bis zu seinem Tod am 15. März 1940 im Alter von 96 Jahren als Mieter in der Bockenheimer Landstrasse 10.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Lebensalter-Humpen, Böhmen (heute Tschechische Republik), 1575–1625
Glas, frei geblasen, emailliert, vergoldet
H 26,3 cm
The Corning Museum of Glass, Gift of Edwin J. Beinecke, Acc.No. 57.3.85
© The Corning Museum of Glass, Corning, NY
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bemühten sich die Erben von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild im Zuge der Wiedergutmachung um die Rückgabe der Kunstsammlung. Die Stadt Frankfurt und die Museumsdirektoren versuchten dagegen vehement, eine Rückgabe zu verhindern. Die Parteien einigten sich schliesslich am 16. Mai 1949 auf eine Vergleichsvereinbarung. Damit waren alle gegenseitigen Ansprüche hinsichtlich der Sammlung Goldschmidt-Rothschild abgegolten. Die Stadt Frankfurt restituierte den Grossteil aller Objekte. Die Erben liessen diese anschliessend über den Kunsthandel in New York verkaufen. Zahlreiche Objekte wurden 1950 auf zwei grossen Auktionen in New York versteigert oder verteilten sich über den US-amerikanischen Kunsthandel weltweit auf Museen und Privatsammlungen rund um den Globus. Bis in die Gegenwart verleiht die Herkunft aus der einstigen Sammlung Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds den Objekten einen besonderen Provenienzwert.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Eulenpokalbecher, Deutschland, um 1570
Holz, Silber, vergoldet
26,35 cm
Los Angeles County Museum of Art, Schenkung von Varya and Hans Cohn, Acc.No. AC1992.152.107a-b
© Los Angeles County Museum of Art
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Im Besitz des Museum Angewandte Kunst sind insgesamt 68 eindeutig identifizierte Objekte aus der Sammlung Goldschmidt-Rothschild verblieben; bei drei weiteren Stücken ist die Provenienz aus der Sammlung wahrscheinlich. Darunter ist jedoch nur in 18 Fällen ein rechtmässiger Erwerb in den Nachkriegsjahren eindeutig belegt. Über eine faire und gerechte Lösung hinsichtlich der übrigen 53 Objekte stehen die Stadt Frankfurt, das Museum Angewandte Kunst und die Erbberechtigten von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild derzeit im Dialog.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Vitrine
Holz, vergoldet
H 91 cm, B 97 cm, T 58,5 cm
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Inv.Nr. G.R.Vitrine_02
© Museum Angewandte Kunst
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die für das Museum Angewandte Kunst in der Erarbeitung und Ausführung aufwendigste Ausstellung ‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’ präsentiert die Sammlung und ihre Biographie im Spiegel der Geschichte des Museum Angewandte Kunst. Dabei stützt sie sich mit einer kritischen Betrachtung der eigenen Institutionsgeschichte auf die jüngsten Ergebnisse der Provenienzforschung am Museum. Diesbezüglich präsentiert und hinterfragt die Ausstellung Objekte der Sammlung, die sich noch heute im eigenen Bestand befinden.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Karl Gottlieb Lück (Model 1766–1775): Friseurgruppe
Porzellan-Manufaktur Frankenthal Figur, 1780
Porzellan, farbig gefasst
27,6 × 22,3 cm
Toledo Museum of Art, Acc.No. 1956.62
© Toledo Museum of Art, finanziert aus Mitteln des Nachlasses von Florence Scott Libbey in Erinnerung an ihren Vater Maurice A. Scott, Acc. No. 1952.61
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Zudem kommen erlesene internationale Leihgaben aus namhaften Museen und aus dem Privatbesitz hinzu: seltene mittelalterliche Reliquien, wertvolles frühneuzeitliches Kunsthandwerk (Gefässe, Silberpokale, Bestecke, Skulpturen, Majoliken, Emaille-Gläser, Porzellan, Miniaturen und Schnupftabakdosen), aber auch erlesene altmeisterliche Gemälde sowie Louis XV. Möbel. Die Kontextualisierung der Kunstobjekte und der Sammlungsgeschichte im Spannungsfeld von ‘Leerstelle’ und ‘Rekonstruktion’ bietet hierbei den ästhetischen Ausgangspunkt. Die Ausstellung ist für Frankfurt am Main von besonderer (kunst)historischer Relevanz und (kultur)historischer Brisanz und stellt gleichzeitig erstmals zeitgenössische globale Zusammenhänge zwischen den Exponaten und ihrer Provenienz her.

‘Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild’
Vase, China, Qing-Zeit, 18. Jahrhundert
Montierung vermutlich Frankreich, Ende 18. – Anfang 19. Jahrhundert
Jade, olivgrün, braun gefleckte mit vergoldeter Bronzefassung
H 17,5 cm
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main , Inv.Nr. 12606
© Museum Angewandte Kunst
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung, für die eine Multimedia-App entwickelt wird, legt den Grundstein für einen in die Zukunft reichenden Erinnerungspfad. Hier können sich Besucher*innen anhand von virtuellen und auditiven Elementen und Augmented Reality (‘erweiterte Realität’) die Geschichte von Maximilian von Goldschmidt-Rothschilds Sammlung teilweise selbst rekonstruieren sowie Zusatzinformationen in die museale Gegenwart projizieren.

Kuratiert von: Dr. Katharina Weiler und Prof. Matthias Wagner K

Der umfangreiche Ausstellungskatalog wird Ende April 2023 in jeweils deutscher und englischer Sprache erscheinen.

Info:

28. Januar – 4. Juni 2023

Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Deutschland

www.museumangewandtekunst.de

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CAROLINE ACHAINTRE
Doppelgänger

Nach ihrer ersten musealen Einzelausstellung in Deutschland, im Kunstmuseum Ravensburg, würdigt das Museum Lothar Fischer in Neumarkt i.d.OPf. mit über dreissig Arbeiten in einer retrospektiv angelegten Werkschau unter dem Titel ‘Doppelgänger’ vom 12. Februar – 11. Juni 2023 die international angesehene Künstlerin Caroline Achaintre.

Plakat
Abb.: Caroline Achaintre: Mercury, 2022
Hangetuftete Wolle und Stofffutter, 280 x 260 cm, © Caroline Achaintre
Ausstellung ‘CAROLINE ACHAINTRE. Doppelgänger’, Museum Lothar Fischer, Neumarkt i.d.OPf. 2023
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die deutsch-französische Künstlerin Caroline Achaintre (*1969 in Toulouse) arbeitet mit unterschiedlichen Materialien und Techniken. Neben Aquarellen und glasierten Keramiken entstehen vor allem beeindruckend grosse Wandteppiche. Achaintres Kunst wendet das häuslich Vertraute ins Befremdliche, ja Unheimliche. Ihre Wahl fiel auf ein Material, ‘das aus einem heimischen Kontext’ stammt. Für ihre grossen Tapisserien wie ‘Mercury’ oder ‘Alberich’ verwendet Caroline Achaintre die Technik des Tuftens. Dabei werden einzelne Wollfäden mittels einer Druckpistole von hinten durch die Leinwand geschossen, so dass auf der Vorderseite das Motiv erscheint. Der Entstehungsprozess ist ebenso rätselhaft wie das Kunstwerk selbst, das haptisch fasziniert und Assoziationen an flauschige Tierfelle hervorruft.

Caroline Achaintre: Alberich, 2022
Handgetuftete Wolle und Stofffutter
250 x 215 cm
© Caroline Achaintre
Ausstellung ‘CAROLINE ACHAINTRE. Doppelgänger’, Museum Lothar Fischer, Neumarkt i.d.OPf. 2023
Foto: Stefan Rohner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Sichtbar werden in ihrem Schaffen geheimnisvolle Maskenformen, merkwürdige Fabelwesen, eigenwillige Köpfe oder hybride Kreaturen. Meist sind es vielschichtige Charaktere oder multiple Identitäten, die die Künstlerin faszinieren und zu Darstellungen anregen. So interessiert Caroline Achaintre auch philosophisch, psychologisch, motivisch und thematisch der Typus des Doppelgängers in seiner Mehrdeutigkeit, was sich auch im Ausstellungstitel widerspiegelt.

Die oft archaisch anmutenden Wandbehänge erzeugen ein Unbehagen, das bei der der zotteligen Materialität beginnt und sich in den heraufbeschworenen Bildern des Animalischen und Primitiven fortsetzt. Achaintre untersucht das Fremde und Befremdliche im Gewand des Exotischen und Expressiven auch in ihren an Masken erinnernden Keramiken. Sie sind anziehend und abstossend zugleich.

Bei ihrem Schaffen lässt sie sich sowohl von der Hoch- als auch von der Popkultur, vom deutschen Expressionismus, der Volkskunst aber auch vom mitteleuropäischen Karneval bis hin zu Horror, Heavy Metal und Science-Fiction inspirieren.

Caroline Achaintre: Bolbe, 2019
Keramik glasiert
33,5 x 24,5 x 24,5 cm
© Caroline Achaintre
Ausstellung ‘CAROLINE ACHAINTRE. Doppelgänger’, Museum Lothar Fischer, Neumarkt i.d.OPf. 2023
Foto: Stefan Rohner, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Caroline Achaintre ist in Fürth bei Nürnberg aufgewachsen. Vor ihrem Studium, das sie 2003 an der Goldsmiths University of London abschloss, hatte sie eine Ausbildung als Schmiedin absolviert. Seit 2018 ist sie Professorin für Textile Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle. Heute lebt und arbeitet sie in London.

Katalog erhältlich

Das Begleitprogramm ist auf der Website und im Flyer ersichtlich.

Parallel hat das Neue Museum Nürnberg einen Caroline-Achaintre-Raum mit aktuellen Werken eingerichtet, unter ihnen auch die grosse allansichtige Textilarbeit ‘Roadrunner’ (2022).

Info:

12. Februar – 11. Juni 2023

CAROLINE ACHAINTRE
Doppelgänger

Museum Lothar Fischer
Weiherstrasse 7 a
92318 Neumarkt i.d.OPf.
Deutschland

www.museum-lothar-fischer.de

Flyer

Ausstellungseröffnung:
So, 12. Februar 2023, 11.30 Uhr

Vernissageführung:
So, 12. Februar 2023, 14 Uhr
mit der Künstlerin und Dr. Pia Dornacher, Museumsleitung

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MUSIK-TEXTIL
Christine Bünning

Noch bis zum 15. April 2023 wird in der Marie-Seebach-Stiftung Weimar die Ausstellung ‘MUSIK – TEXTIL’ von Christine Bünning zu sehen sein. Gezeigt werden textile Bilder zu musikalischen Themen, die aus verschiedenen Materialien bestehen. Statt mit Pinsel und Farbe arbeitet die Berlinerin mit Nadel und Faden. Sie verwendet unterschiedliche Techniken, wie Nähen, Sticken, Filzen und Stricken, um ihre Werke zu kreieren.

Christine Bünning: Vivaldis Jahreszeiten
Ausstellung ‘MUSIK-TEXTIL. Christine Bünning’, Marie Seebach Stiftung, Weimar 2023
Foto freundlicherweise von Christine Bünning zur Verfügung gestellt

Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt sie Geige und beschäftigt sich intensiv mit der Musik, die zu einer ihrer grössten Inspirationen geworden ist. Daneben regen sie Begegnungen, das tägliche Erleben, das geschriebene Wort oder die Umsetzung und Verarbeitung von Fotos zum kreativen Gedankenspiel und der textilen Umsetzung an.

Christine Bünning: Feuervogel
Ausstellung ‘MUSIK-TEXTIL. Christine Bünning’, Marie Seebach Stiftung, Weimar 2023
Foto freundlicherweise von Christine Bünning zur Verfügung gestellt

Von sich selber sagt sie: ‘Ich handarbeite und nähe leidenschaftlich gern – vorzugsweise mit der Maschine. In den letzten Jahren habe ich jedoch auch mehr und mehr das Arbeiten mit der Hand schätzen und lieben gelernt.’

Info:

21. Januar – 15. April 2023

MUSIK-TEXTIL
Christine Bünning

Marie Seebach Stiftung
Tiefurter Allee 8
99425 Weimar
Deutschland

www.marie-seebach-stiftung.de
www.christinebuenning.berlin

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Flowers Forever
Blumen in Kunst und Kultur

Blumen sind für Mensch und Natur von immenser Bedeutung. ‘Flowers Forever’ ist die erste Ausstellung, die sich der Kunst- und Kulturgeschichte der Blume vom Altertum bis heute widmet. Mit Gemälden, Skulpturen, Fotografien, Design, Mode, interaktiven Medieninstallationen sowie naturwissenschaftlichen Objekten präsentiert die Kunsthalle München vom 3. Februar – 27. August 2023 einen faszinierenden, thematisch gestalteten und aufwendig inszenierten Parcours: Behandelt wird die Rolle der Blume in Kunst und Wissenschaft, in Mythologie und Religion sowie in Literatur, Politik, Ökonomie und Ökologie.

Miguel Chevalier: Extra-Natural (Installationsansicht), 2021
Musée de Gajac, Villeneuve-sur-Lot, Frankreich
Software Cyrille Henry & Antoine Villeret
© Miguel Chevalier, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Die Präsentation versammelt rund 170 Werke aus internationalen Sammlungen sowie eigens für die Ausstellung entstandene Installationen. Bedeutende Positionen der Kunst- und Designgeschichte treten dabei mit neu zu entdeckenden künstlerischen Ansätzen in einen fruchtbaren Dialog. Die Ausstellung zeigt Werke von Jan Brueghel dem Jüngeren, Abraham Mignon, Barbara Regina Dietzsch, Lawrence Alma-Tadema, Hannah Höch, Andreas Gursky, Miguel Chevalier, Ann Carrington, Patricia Kaersenhout, Kehinde Wiley, DRIFT und vielen weiteren Künstler*innen. Sie alle machen die facettenreiche Kulturgeschichte der Blumen auf eindrückliche Weise erlebbar.

Unbekannt (Ägypten): Stele des Nena (Detail), um 1300 v. Chr.
Kalkstein, 77 x 51 x 9 cm
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, München, ÄS 51
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto: Roy Hessing, freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Kunst und Naturwissenschaft haben sich bei der Darstellung von Blumen stets gegenseitig inspiriert. So wurden Forschungsergebnisse in der Naturwissenschaft mit ebenso kunstvollen wie präzisen Illustrationen versehen. Die Beschäftigung mit den mannigfaltigen Erscheinungsformen von Blüten aus aller Welt regten wiederum Künstler*innen zu floralen Kreationen an, die weit über die rein botanisch korrekte Darstellung hinausgingen. Dabei reflektieren sie das Verhältnis von Kunst, Natur und Wissenschaft und feiern zugleich die Pracht und Vielfalt der Farben und Formen der Blumen.

Sir Edward Burne-Jones und William Morris: Der Pilger im Garten oder das Herz der Rose
Wandteppich, Entwurf vor 1896, Ausführung 1901
Wolle, Baumwollkette, Seide, 155 x 201 cm
Badisches Landesmuseum
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto: Thomas Goldschmidt, freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Blumen besitzen für uns Menschen seit jeher eine grosse Symbolkraft – sei es in der Mythologie und Religion, in Kunst und Literatur oder Politik. Dass sich die Sinnbilder regional unterscheiden und über die Jahrhunderte immer wieder verändert haben, zeugt davon, dass Menschen den Blumen immer wieder verschiedenste Bedeutungen zuschreiben. Dabei stehen sie unter anderem für das Leben und seine Vergänglichkeit, werden als Freundschafts- oder Liebesbeweis in der zwischenmenschlichen Kommunikation verwendet oder repräsentieren Macht und Widerstand in Politik und Gesellschaft.

Ann Carrington: Delft Snowball, 2021
Löffel, Gabeln, Nägel, Silberperlen, gusseiserne Urne, 78 x 61 x 61 cm
Leihgabe der Künstlerin
© Ann Carrington, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Mit der Tulpenmanie in den Niederlanden wurde der Handel mit Blumen im 17. Jahrhundert erstmals zum grossen Spekulationsgeschäft, wovon überaus kunstfertige Möbel und Vasen, aber auch satirische Gemälde zeugen.

Jan Brueghel d. J.: Satire auf die Tulpenmanie, 1640
Öl auf Leinwand, 31 x 49 cm
Frans Hals Museum, Haarlem, erworben mit Unterstützung der Rembrandt-Gesellschaft
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto: Tom Haartsen, freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Heute sind sowohl die Blumenzucht als auch der Handel längst global organisiert, was Künstler*innen zur Beschäftigung mit ökologischen und sozialen Fragen veranlasst. Sie konfrontieren uns mit unserem Konsumverhalten und thematisieren die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf die Umwelt. So auch die als Gemeinschaftsprojekt entstandene Installation Calyx (Blütenkelch) der britischen Künstlerin Rebecca Louise Law (*1980), die mit 200.000 getrockneten Blumen das grosse Finale des Parcours bildet.

Rebecca Louise Law: Community (Installationsansicht), 2018
Toledo Museum of Art, Ohio, USA
© Rebecca Louise Law
Ausstellung ‘Flowers Forever. Blumen in Kunst und Kultur’, Kunsthalle München 2023
Foto freundlicherweise von der Kunsthalle München zur Verfügung gestellt

Begleitend zur Ausstellung erscheint eine umfassende und reich bebilderte Publikation, die den interdisziplinären Ansatz der Ausstellung in drei gross angelegten Interviews mit internationalen Expert*innen aus Botanik, Kunst, Kultur, Literatur und Wirtschaft fortsetzt und inspirierende Einblicke in die Kulturgeschichte der Blumen eröffnet. Darüber hinaus beleuchten Kurztexte die Hintergründe zu ausgewählten Objekten.

Die Ausstellung wurde von der Kunsthalle München konzipiert und organisiert und wird danach in veränderter Form im musée des impressionnismes Giverny gezeigt. Sie ist Ausgangspunkt des stadtweiten ‘Flower Power Festivals München 2023‘.

‘Natur feiern in der Stadt.’ Unter diesem Motto findet vom 3. Februar bis 7. Oktober das ‘Flower Power Festival München 2023’ statt. Die Kunsthalle München, der Gasteig, Europas grösstes Kulturzentrum, der Botanische Garten München-Nymphenburg und BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern sind die Impulsgeber des stadtweiten Festivals, bei dem alle mitmachen können, ob grosse Institutionen, kleine Verbände, renommierte Kultureinrichtungen oder private Initiativen.

Es lohnt sich, die unten verlinkte Website aufzurufen und sich durchzuklicken. Auf der Ausstellungsseite finden sich noch weitere Fotos zur Ausstellung, Informationen, Tipps zum Begleitprogramm und anderen Veranstaltungen sowie weiterführende Links oder Videos, z.B. zur Arbeit von Rebecca Louise Law.

Vielen Dank an Uschi Brenner für diesen Tipp!

Info:

3. Februar – 27. August 2023

Flowers Forever
Blumen in Kunst und Kultur

Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
Theatinerstrasse 8
80333 München
Deutschland

www.kunsthalle-muc.de

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Rosemarie Trockel

Noch bis zum 18. Juni 2023 zeigt das MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST in Frankfurt die umfangreiche Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, die Werke von Rosemarie Trockel (* 1952, lebt in Köln) aus allen künstlerischen Schaffensphasen, von den 1970er Jahren bis zu neuen, eigens für das Museum entstandenen Arbeiten, präsentiert. Schon früh machte sie ‘das Frausein’ zum Thema ihrer vielseitigen Kunst, ohne sich weder auf eine Ikonografie noch auf eine bestimmte Kunsttheorie festzulegen und formuliert eine grundsätzliche Kritik am bestehenden Kunstbetrieb.

Starr wie verschieden blicken die weissen Männer uns entgegen. Sie sind die ‘Clock Owner’. Sie sind das Zeitregime, sie geben den Takt und den Tag vor. ‘Notre-Dame’ – eine 2,90 Meter grosse Haarnadel – lehnt ruhig an der Wand. Gewandt und elegant bändigt sie das Wilde, das Ungestüme und das Aufreizende: Sie ist Befreiungsinstrument wie Waffe zugleich. Zur blossen Lüftung degradiert, füllen vier Ventilatoren ein Fenster aus. Ohne Ein- oder Ausblick zu gewähren, wird das Fenster seiner Idee entrückt, ist statt Öffnung nur Ausschluss.

Rosemarie Trockel: Notre-Dame, 2018
Courtesy of Sprüth Magers
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto: Frank Sperling, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Brutalität wie Absurdität normativer Ordnungen tritt im Werk von Rosemarie Trockel offen hervor. Definitionen, Einschränkungen, Bevormundung und Gewalt aufgrund von Gender werden sichtbar und durchschaubar. Mutig, wehrhaft, riskant und komisch ist ihre Vorangehensweise. In allen Medien, von Zeichnung über Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation bis zu Film, richtet sich der soziologische Blick von Rosemarie Trockel gleichermassen auf gesellschaftliche Ordnungen und politische Strukturen wie auf die Natur.

Rosemarie Trockel: Neighbourhood, 2022
Courtesy of Sprüth Magers
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto: Axel Schneider, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Rosemarie Trockel hat zwei zeitlich weit auseinanderliegende Arbeiten mit dem Titel ‘Prisoner of Yourself’ versehen. Das Werk von 1998 besteht aus einem direkt auf die Wände eines Raumes gedruckten Siebdruck. Seine aus mehr oder weniger gleichen Gittern bestehende Musterung erinnert an einen gestrickten, löchrigen Stoff, dessen Fäden sich in ihrer Dehnbarkeit einer exakten Parallelität verweigern. Trockel, die seit Mitte der 1980er Jahre mit sogenannten Strickbildern eine gängige ‘weibliche’ Kulturtechnik in den Kampfplatz der Kunst eingeführt hat, verweist mit diesen Strickmustern auf jene Bilder, mit denen sie berühmt geworden ist.

Rosemarie Trockel: Ausstellungsansicht MUSEUM MMK
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto: Frank Sperling, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In den blauen Siebdruckmustern auf der Wand, in denen die Künstlerin zur Gefangenen ihrer selbst geworden ist, ist aber vom Wollfaden nichts mehr übrig. Selbst mittlerweile berühmt und ein Star, ist Trockel auch zur Gefangenen ihrer Arbeit geworden: Die Erfahrung, dass sich das Glück und die Kraft des Anfangs mit der Konzentration auf die eigene Formensprache erschöpfen kann, lässt die Künstlerin zur Gefangenen ihrer Formen werden. Es droht ein Ende im öden Selbstzitat oder in der Mystifizierung des eigenen Tuns – und ein Kontaktverlust zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das wäre ein Aspekt der Gefangenschaft von Künstler*innen im Selbst: Die Konzentration auf die eigene Formensprache hat den Kontakt zur Realität zerstört. Die Konzentration auf das Selbst kann aber auch dazu führen, jene Muster und Gitter herauszuspinnen, welche der Künstlerin durch gesellschaftliche und persönliche Machtstrukturen oktroyiert wurden. Die so herausgesponnenen Strukturen der Machtverhältnisse können in der Folge ein freieres Verhältnis zu sich selbst konstituieren, das zum Ankerpunkt des Widerstandes gegen die Macht werden kann.

In der anderen Arbeit mit dem Titel ‘Prisoner of Yourself’ aus dem Jahr 2016 überwiegt vor allem die Schwere: 16 Kilogramm ist die aus unsymmetrischen Ausbuchtungen bestehende glasierte Keramikkette schwer. Zudem hängen kräftige, grobe Kettenglieder über ihr, die eher an die massiven Fussketten von Strafgefangenen erinnern als an die leichten Strickfäden der früheren Arbeit.

Rosemarie Trockel: Prisoner of Yourself, 2016
Courtesy of Sprüth Magers
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto: Axel Schneider, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die frühen Strickarbeiten sind zu einem Markenzeichen Rosemarie Trockels geworden und man könnte sie mit einem Paradox kennzeichnen: Durch das bewusste Vermeiden einer individuellen Handschrift, eines persönlichen Strickstils, sind sie zum Hervorhebungssymbol, wenn nicht gar zum Stigma der Künstlerin geworden. Wenn die Künstlerin etwa in einem Bild das Wollsiegel, das sonst auf Kleidung für hohe Qualität steht, in drei Reihen mit maschinengefertigter Wolle maschinengestrickt nebeneinander reproduziert (und manche auch beschneidet), wird das Qualitätssiegel zum Ornament der technischen Kopierbarkeit – das Wollsiegel wird genauso ersetz- und austauschbar wie jeder andere industriell hergestellte Gegenstand. Bei dem Werk ‘Made in Western Germany’, in dem sich der Bildtitel als Endlosreihe in schwarzer Schrift auf grauer Wolle zeigt, wird das Qualitätsmerkmal schliesslich zur blossen Phrase.

Trockel spielt hier aber nicht nur mit der Dialektik von Anpassung und Widerstand oder Auflehnung, mit der alle künstlerischen Positionen seit dem Beginn der Moderne zu arbeiten haben. Ihre Strickbilder enthalten einen Überrest, der sich nicht in die Dialektik von Anpassung und Auflehnung integrieren lässt. Es lassen sich alle Strickbilder in Zusammenhang mit den feministischen Diskursen ihrer Entstehungszeit betrachten: Eine vernachlässigte, mit Frauenarbeit konnotierte Tätigkeit wie das Stricken wird von Trockel entindividualisiert und in die Räume der Kunst überführt.

Rosemarie Trockel: Sabine, 1994
Courtesy of Sprüth Magers
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Bei Rosemarie Trockels Arbeiten um den Herd und die Herdplatten – wie zum Beispiel die drei Herdplatten der Arbeit ‘Ohne Titel’ oder die zwölf Herdplatten von ‘Unplugged’ – liegt der Bezug zu weiblich konnotierten Tätigkeiten wie dem Kochen so nahe, dass er scheinbar keiner weiteren Klärung bedarf. Wenn Trockel sich also in den 1990er Jahren den Herdplatten zuwendet, verweist sie auch auf die Langlebigkeit von Strukturen, die Frauen ihren Lebensplatz in der Küche zuweisen. Dass Frauen ihr Leben so selbstverständlich in der Küche und am Herd einzurichten haben, dass sie fast schon selbst zur ‘Einrichtung’ der Küche zählen, galt ja nicht nur als Standard der 1950er und 1960er Jahre im Nachkriegs-Westdeutschland. Und diese Strukturen sind so zählebig, dass sich der mit ihnen verbundene Horror bereits mit dem blossen Einsatz einer oder mehrerer Herdplatten wachrufen lässt.

Rosemarie Trockel: Unplugged, 1994
Moderna Museet, Stockholm
Gespendet von den Freunden des Moderna Museet, 2001
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto: Axel Schneider, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In der Reduktion des Frauen zugedachten ‘Lebensentwurfs’ in der Küche auf die Herdplatten schliesst Trockel ihre Arbeiten methodisch an die Minimal Art an, in der wenige Zeichen für etwas Grösseres stehen, das aber nicht ausgedeutet präsentiert wird und somit Platz für andere Entwürfe bei den Betrachter*innen lässt. Trockels Herdplatten zielen deshalb auch auf die wahrnehmungspsychologische Tatsache, dass sich die Platten im Kopf der Betrachter*innen zu freien, abstrakten Objekten verformen können, die ihre ursprüngliche Gebundenheit ans Kochen und die Küche komplett verlieren. Die Herdplatte wird dann Ausgangspunkt zu freigesetzten Imaginationen plastischer Objekte: z.B. zu einer schwarzen Schönheit, die sich in Gedanken dreht wie die Schallplatte auf einem Plattenteller. Die Herdplatten stehen so neben der eindeutig feministisch konnotierten Kritik an der standardisierten ‘Einweisung’ der Frau in die Küchenarbeit auch in einem Zusammenhang mit wahrnehmungspsychologischen und kunstgeschichtlichen Themen.

Rosemarie Trockel: Ma Fenêtre, 2018
Privatsammlung
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Während sich die von Rosemarie Trockel seit Mitte der 1980er Jahre angefertigten frühen Strickbilder noch an die klassisch weibliche Tätigkeit des Strickens angeschlossen haben, gingen die späteren Wollarbeiten einen Schritt weiter: Das sprichwörtliche ‘Heimchen am Herd’ strickt nicht mehr, sondern klebt die Wollfäden in bunten Streifen direkt auf die Leinwand.

Rosemarie Trockel: Pattern Is a Teacher, 2013
Privatsammlung
© The artist & VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Ausstellung ‘Rosemarie Trockel’, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST, Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Aus der traditionell weiblich konnotierten Handarbeit ist eine Geste der abstrakten Malerei geworden. Und man kann die Streifenwollbilder ‘Pattern Is a Teacher’, ‘Question of Time’ und ‘Evening Sun’ auch wie eine Erzählung aus Titeln und Mustern lesen. Trockel ist mit ihrer Abwendung vom Stricken und der Hinwendung zum Kleben der Wolle aber ihrer ursprünglichen feministischen Intention treu geblieben. Kunstintern sind diese späten Strickbilder auch als Kommentar zu den Streifenbildern männlicher Vorläufer und Kollegen wie Barnett Newman, Daniel Buren und Gerhard Richter zu verstehen. Deren Ernst fügt Trockel im Spiel von Werktiteln und geklebten Wollstreifenmustern den Witz hinzu, der einerseits ihr anhaltendes Interesse an Phänomenen der Verschiebung, der Gegenüberstellung und der Anspielung signalisiert, andererseits aber nach wie vor skeptisch gegenüber der grossen Geste der Malerei auf Leinwänden bleibt.

Kuratorin: Susanne Pfeffer

Info:

10. Dezember 2022 – 18. Juni 2023

Rosemarie Trockel

MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST
Domstrasse 10
60311 Frankfurt am Main
Deutschland

www.mmk.art/de

Booklet

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FALTEN

Ab dem 1. Februar 2023 zeigt das MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien die neue Ausstellung ‘FALTEN’. Falten im Sinne von Gestaltungsmitteln spielen in der angewandten und bildenden Kunst seit Jahrtausenden eine Rolle, als natürliches und zeitliches Zeichen sind Falten Teil des menschlichen Körpers. Der Vielschichtigkeit dieses Phänomens spürt die gleichnamige MAK Ausstellung ‘FALTEN’ nach.

90 Objekte, grossteils aus der MAK Sammlung, rollen gestalterische, körperliche, philosophische und kulturelle Dimensionen von Falten multiperspektivisch aus Sicht der Design-, Kultur- und Ideengeschichte sowie der Kulturanthropologie auf. Die transregional und transmedial konzipierte Schau zeigt höchst heterogene Exponate – von Textilien und Papierarbeiten über Möbel bis hin zu Malereien – und changiert dabei zwischen zwei gegensätzlichen Themenfeldern.

Verner Panton: chair model no. 275 (S chair), 1956
Plywood
© MAK/Georg Mayer
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Gestalterische Formen und Positionen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert und aus der Gegenwart thematisieren im ersten Teil der Ausstellung die Falte in Kleidung, Papier oder Plastik und das Falten als gestalterische Strategie und Kulturtechnik.

Chinesischer Damenrock, 19. Jh.
Seide, Metallfaden, Baumwolle
© MAK/Aslan Kudrnofsky
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Ornamentale Faltenröcke aus China repräsentieren gemeinsam mit feinen gefalteten Tüchern der Textilkünstlerinnen SUDŌ Reiko und Ursi Fürtler beispielhaft Falten als Designelemente im textilen Bereich. Vertreten ist auch der kürzlich verstorbene Modedesigner Issey Miyake, der mit ‘pleats please’ Faltenkollektionen mit höchstem Wiedererkennungswert geschaffen hat.

SUDŌ Reiko: Schal in Beige/Rosa/Weinrot abschattiert, 1997
Synthetikfaser, plissiert
© MAK/Branislav Djordjevic
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Historische Fotografien aus Persien aus dem späten 19. Jahrhundert, die modische Perserinnen in Faltenröcken zeigen, bezeugen einen der Schlüsselmomente der transkulturellen Herkunft europäischer Plisseeröcke und erweitern die thematische Dimension der Ausstellung um einen rezeptionshistorischen Hinweis.

Ein faltbarer Messing-Kerzenständer aus dem 19. Jahrhundert, chinesische ‘Nadel-Faden-Taschen’ aus Papier mit einer Vielzahl von auffaltbaren Fächern und japanische Stellschirme zeigen unterschiedliche Zugänge, wie Falten neue Räume und Volumen erschliessen.

Zwei sechsteilige Stellschirme (Paar) mit Darstellung der ‘Erzählungen von den Heike’, 1501–1550
Tusche, Farben und Gold auf Papier
© MAK/Georg Mayer
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Im zweiten Themenschwerpunkt der Ausstellung geht es um Falten in Bezug auf Körper, die physische Welt und die menschliche Wahrnehmung, also um Prozesse, die aus der Natur heraus entstehen. Falten sind ein ständiger Begleiter des menschlichen Körpers: Als biologische Masse durchlebt er diverse Stadien von Faltungszuständen und -prozessen, sowohl in den inneren Organen als auch auf der Haut. Unser Verhältnis zu Falten ist aber je nach kultureller Zugehörigkeit, Zeitraum und Geschlecht sehr divers.

Mizuno Nanboku, Nanboku sōhō (Physiognomische Studien), spätes 19. Jh.
illustriertes Buch, Holzdruck
© MAK
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Diese anthropologische Dimension wird in der Ausstellung an historischen Masken aus dem 19. Jahrhundert und zeitgenössischen Masken aus dem 21. Jahrhundert deutlich. Chinesische physiognomische Studien aus Ostasien, die sich in historischen Ritual- und Festmasken manifestieren, werden 3D-gedruckten Masken aus Kunststoff − basierend auf eingescannten Gesichtern − gegenübergestellt.

Usono inc., Projekt That face, no. 00, 2021
Kunststoff
© MAK/Kristina Wissik
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Die Vielfalt der Interaktion zwischen Menschen und Falten verdeutlichen auch die Serie ‘HEADQUARTERS’ (2021) der Künstlerin Judith Huemer, die die komplexen (Miss-)Verhältnisse zwischen dem Körper und seiner äusseren stofflichen Hülle erforscht, sowie die Arbeit ‘VENUS VON WIEN’ der Wiener Künstlerin Song Jing, die Erfahrungen und Emotionen nachspürt. Falten werden dabei als ein symbolischer Topos begriffen, in dem sich das allumfassende menschliche Seelenleben offenbart sowie gespeichert, verschleiert, verhandelt und schliesslich verarbeitet wird.

Aika Furukawa: Lost Colours, 2021
Sumi-Tusche und Öl auf transparenter Leinwand
© FURUKAWA Aika
Ausstellung ‘FALTEN’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Auch die japanische Künstlerin Aika Furukawa greift in ihren Arbeiten ‘Lost Colours’ (2021) und ‘Configuration_30.8’ (2018) die Entropie als Naturgesetz des Materiellen auf. Ihre zeitgenössische Position zeichnet ein Bild unserer heutigen Welt des Überflusses und der Unordnung und schafft einen ironischen Kontrast zur Grundidee der Literatenmalerei, die auf Harmonie zwischen Mensch, Himmel und Natur abzielt.

Kuratorin: Mio Wakita-Elis, Kustodin MAK Sammlung Asien

Info:

1. Februar – 21. Mai 2023

FALTEN

MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5
1010 Wien
Österreich

www.mak.at

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BIRKE GORM. dead stock

Das Sammeln von entsorgtem Material ist ein wesentlicher Moment in Birke Gorms gesamtem Œuvre. Der Titel der Ausstellung ‘dead stock’, die das MAK – Museum für angewandte Kunst in Wien ab dem 1. Februar 2023 in der MAK Galerie zeigt, nimmt Bezug auf den englischen Begriff für Ware oder Material, das überflüssig, unverkäuflich oder defekt ist und als ‘totes’ Material in einem kapitalistischen System gilt. Mit der Wiederaneignung häuslicher – historisch vorwiegend weiblich konnotierter und unbezahlter – Arbeitsprozesse zeigt die Künstlerin die enormen Potenziale der Produktion und Zirkulation von Alltagsgegenständen in Bezug auf die Demontage patriarchaler Geschlechterhierarchien auf.

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

In Birke Gorms neuen Arbeiten spielt auch ‘gleaning’ eine wichtige Rolle: ‘Reste’ sammeln aus Not oder als bewusste Entscheidung. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Ackerbau und bezieht sich auf das Einsammeln von Übriggebliebenem nach der Ernte. ‘Meine Ausstellung wird hauptsächlich aus Elementen bestehen, die als solches Material gelesen werden können’, so die Künstlerin. ‘Im Allgemeinen interessiert mich das Sammeln seit längerer Zeit sehr – auch rein pragmatisch, als Methode, um Material zu erwerben. Die Materialien, die sich so erwerben lassen, werden oft als Reste, Müll oder auf irgendeine Art als ‘wertlos’ verstanden. Oft suche ich auch nach Überbleibseln oder Spuren von gewissen Arbeitsschritten oder historischen handwerklichen Tätigkeiten, die mittlerweile so nur mehr selten, wenn überhaupt, stattfinden.’

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

In Birke Gorms Einzelausstellung ‘dead stock’ werden neun handgefertigte Skulpturen zu Symbolfiguren für den Wert von Material und Arbeit im Kontext von Geschlechterrollen und Gleichberechtigung. Hergeleitet aus historischen Darstellungen des weiblichen Körpers als Gefäss (‘vessel’), können die Figuren aus Jutesäcken zugleich als Taschen oder Behältnisse gelesen werden. Die menschengrossen, anthropomorphen Protagonist*innen strahlen Entschlossenheit aus, die Dinge zu schützen, die sie tragen. Sie wurden aus gefundenem und nicht mehr gebrauchtem Material geschaffen, das keinen aktuellen wirtschaftlichen Wert besitzt (‘dead stock’), und stellen damit wieder den Bezug zur Tätigkeit des Sammelns (‘gleaning’) her. Genauso wie Nähen und Flicken galt Sammeln historisch als vorwiegend von Frauen ausgeführte, langsame und repetitive Arbeit und wird mit Zeiten wirtschaftlicher Knappheit assoziiert.

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Die Installation reflektiert den wesentlichen Beitrag von Taschen (auf Kleidung) zur Unabhängigkeit der Geschlechter. Taschen boten Männern bereits seit der Antike die Möglichkeit, Geld, Wertgegenstände oder kleinere Werkzeuge direkt am Körper mit sich zu führen. Erst die ab dem 17. Jahrhundert gebräuchliche ‘Anbindetasche’, ein mit einer Schnur um die Taille gebundener Beutel, ermöglichte es Frauen, mit ihren eigenen Besitztümern an der Gesellschaft teilzunehmen. Kleidungsstücke mit integrierten Taschen waren viel später zugänglich.

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Taschen sind auch eine Metapher für Privilegien. Der politischen Philosophin Silvia Federici (Caliban and the Witch, 2004) zufolge war die Entstehung des Konzepts von Privateigentum die Voraussetzung für Monogamie – ein System, in dem Männer verdienen, besitzen und erben konnten, Frauen dagegen nicht. Ihr mangelnder Zugang zu Existenzmitteln machte sie zunehmend abhängig von anderen.

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Flankierend zu den Figuren dienen kleine Skulpturen aus Altmetall und Kabeln, an deren Ende eine Glühbirne sitzt, als Lichtquellen im Raum. Die Elektrokabel dienen dazu, das rostige Altmetall wie Perlen oder Schmuck aufzufädeln. Wesentlich ist wieder das Umwandeln der entsorgten Gegenstände und eine weitere historische Referenz, wurden doch Halterungen für Kerzen früher in ländlichen Gebieten oft aus vorhandenem Material wie Altmetall – vom Hof oder aus Werkstätten – gefertigt.

Installationsansicht ‘girl anachronism’, Vestjyllands Kunstpavillon, Dänemark, 2022
© Jacob Friis-Holm Nielsen
Ausstellung ‘BIRKE GORM. dead stock’, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 2023
Foto freundlicherweise vom MAK zur Verfügung gestellt

Kuratorin: Marlies Wirth, Kuratorin Digitale Kultur, Kustodin MAK Sammlung Desig

Mit ‘BIRKE GORM. dead stock’ setzt das MAK die Ende 2021 begonnene Ausstellungsreihe zu in unterschiedlichen Disziplinen arbeitenden weiblichen bzw. non-binären zeitgenössischen Künstler*innen in der MAK Galerie fort.

Als Teil der Ausstellung entsteht ein Booklet mit einem Text der Künstlerin.

Birke Gorm, geboren 1986 in Hamburg, lebt und arbeitet in Wien. Sie studierte Textildesign in Dänemark, Malerei an der Hochschule für bildende Künste Hamburg sowie Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 2017 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Sie war an Ausstellungen in Wien, Graz, Berlin, Brüssel, Mailand, Kopenhagen, New York und Toronto beteiligt. 2020 wurde sie mit dem Strabag Art Award ausgezeichnet.

Info:

1. Februar – 18. Juni 2023

BIRKE GORM. dead stock

MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5
1010 Wien
Österreich

www.mak.at

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Ulrike Isensee
Vernetzt

Der Bayerische Kunstgewerbeverein in München beginnt das Jahr mit zwei textilen Ausstellungen, die beide noch bis zum 25. Februar 2023 laufen.

Das Spiel mit Luft und Farbe, ein ‘Networking’ der etwas anderen Art betreibt Ulrike Isensee: Die Textilkünstlerin fängt in zarten Netzen Farben und Formen ein und erschafft luftig leichte Stoffgebilde, die als Flächenobjekte Wände zieren.

Ulrike Isensee – Vernetzt
Einladungskarte

‘Vernetzt – transparente Textilkompositionen und abstrakte Flächengewebe’, so der Name der Ausstellung, zeigt eine Auswahl an Serien der vergangenen Jahre. Transparente Netze, an der Nähmaschine entstanden oder am Handwebstuhl gefertigt, bilden die Basis der Objekte. Ihre ‘Füllung’ erhalten sie durch bunte Stoffe und recycelte, zum Teil überraschende Materialien, die für Spannung sorgen und den Blick fesseln. Mal grafisch, mal verspielt, offenbaren die feinen und zarten Gebilde ein breites Spektrum an experimentellen Techniken rund ums Netz. Neben freien Arbeiten finden sich Stücke, die als Hommage an Künstlerinnen des Bauhauses, die Bauhausweberinnen entstanden sind.

Christine Halbig
Auf den interessantesten Köpfen zuhause

Das Portrait im Laden steht unter dem Titel ‘Auf den interessantesten Köpfen zuhause’. Die Münchener Hutmacherin Christine Halbig will nicht verkleiden, sondern die Persönlichkeit der Trägerin unterstreichen.

Christine Halbig – Auf den interessantesten Köpfen zuhause
Einladungskarte

Das sieht aber gut aus! Frauen mit Hut ernten bewundernde Blicke, denn viele würden sooo gerne einen Hut tragen – und trauen sich dann doch nicht! Das könnte sich bald ändern, denn im Portrait im Laden präsentiert eine echte Könnerin ihres Fachs: Christine Halbig, die sich schon seit 25 Jahren der Hutmacherei widmet.

Die Modistin hat mehr als nur ein Händchen für Hüte. Sie hat eine ganz eigene Philosophie entwickelt, um die jeweils perfekte Kopfbedeckung für ihre Kundinnen zu kreieren. Dazu gehört eine Idee – zum Wesen einer Form oder des verwendeten Materials. Dazu gehört aber auch das Entdecken der eigenen Persönlichkeit, die durch den Hut zur Geltung gebracht werden soll. Ein spannender Prozess für die Trägerin und die Modistin gleichermassen. Schliesslich sollen die Hüte von Christine Halbig nicht verkleiden, sondern kleiden, also die Schönheit der Frau unterstreichen.

Weitere Informationen und Fotos zu beiden Ausstellungen sind auf der Website des Veranstalters zu finden.

Info:

20. Januar – 25. Februar 2023

Ulrike Isensee
Vernetzt

Christine Halbig
Auf den interessantesten Köpfen zuhause

Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistrasse 6-8
80333 München
Deutschland

www.bayerischer-kunstgewerbeverein.de

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METAMORPHOSEN IN KERAMIK

Die Galerie Handwerk in München eröffnet seit 1992 ihr alljährliches Ausstellungsprogramm mit einer Keramikpräsentation. So wurden viele internationale Beiträge aus Ländern und Regionen Europas und sogar aus Übersee in München vorgestellt. Dieser Schwerpunkt zum Jahresbeginn wird auch im Jahr 2023 beibehalten.

Zu Rückschau und Ausblick 2023 wurden über 40 Keramikerinnen und Keramiker eingeladen, die über viele Jahre immer wieder in der Galerie ausgestellt haben, aber auch jene, bei denen das Kuratorenteam der Münchner Handwerkskammer Spannendes und Neues entdecken konnte und die zu einer jüngeren Generation zählen.

Einladungskarte ‘METAMORPHOSEN IN KERAMIK’
© Pascal Vangysel
Éric Astoul: Idole 2022

Thema der Ausstellung ist der Verwandlungsprozess, der so offensichtlich bei der Gestaltung von Keramik zu Tage tritt. Es ist das Zusammenspiel des Tones und der Farben, die sich in der Glut verändern und die künstlerische Intention des Gestalters, die durch Oberfläche, Form und Ausdruck zu faszinierenden Werken führt. In der Keramik zeigt sich der Begriff der Metamorphose auf schönste Art und Weise. Keramik gelingt nur durch Metamorphose und die Vorstellungskraft des Gestalters. Darin begründet sich auch die immerwährende Faszination in diesem Bereich des Handwerks und der angewandten Kunst.

Weitere Informationen und Fotos sind auf der Website der Galerie zu finden.

Info:

13. Januar – 18. Februar 2023

METAMORPHOSEN IN KERAMIK

Galerie Handwerk
Max-Joseph-Straße 4
80333 München
Deutschland

www.hwk-muenchen.de

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Zurück ins Licht
Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege

Das Jüdische Museum Frankfurt präsentiert mit der Ausstellung ‘Zurück ins Licht’, die noch bis zum 17. April 2023 zu sehen ist, vier Frankfurter Künstlerinnen, die heute beinahe vergessen sind.

Ruth Cahn: Frau im lila Kleid (Portraitstudie), 1920er Jahre
Öl auf Leinwand
74 × 61 cm
© Privatsammlung M. Kopp
Ausstellung ‘Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege’, Jüdisches Museum Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

In der Weimarer Republik reüssieren erstmals Frauen auf dem internationalen Kunstmarkt – darunter die Zeichnerin, Malerin und Holzbildhauerin Rosy Lilienfeld, die Bildhauerin und Malerin Amalie Seckbach, die Autorin, Zeichnerin und Illustratorin Erna Pinner und die Malerin Ruth Cahn. Die vier Künstlerinnen stellen international aus, reisen um die Welt und entwickeln sich zu weithin wahrgenommenen Kosmopolitinnen. Ihre Werke werden gefeiert, gesammelt und gedruckt, ihre Ateliers in Frankfurt am Main von vielen aufgesucht.

Erna Pinner: Köpfe von vier Kronenkranichen, 1920er Jahre
Farbholzschnitt, Abzug auf Papier
60,8 × 55,2 cm
© Jüdisches Museum Frankfurt
Ausstellung ‘Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege’, Jüdisches Museum Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bereitet ihren Karrieren ein jähes Ende. Rosy Lilienfeld wird 1942 in Auschwitz, Amalie Seckbach 1944 in Theresienstadt ermordet. Erna Pinner gelingt die Flucht nach London, wo sie als Illustratorin naturwissenschaftlicher Bücher ihr Geld verdient und bis 1987 lebt. Ruth Cahn flieht nach Santiago de Chile und kehrt Anfang der 60er Jahre als unbekannte Künstlerin zurück nach Frankfurt.

Rosy Lilienfeld: Die Freude vertilgt die Wurzeln der falschen Wünsche (Originalbezeichnung). Aus: Bilder zu der Legende des Baalschem, 2. Kreis; Legende 7: Der Widersacher, Blatt XV, 1930
Kohle und Kreide auf glattem Velinkarton
30,9 × 22,5 cm
© Jüdisches Museum Frankfurt
Ausstellung ‘Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege’, Jüdisches Museum Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Lilienfeld und Seckbach sind heute weitgehend unbekannt. Auch Cahn und Pinner gelingt es – wie zahlreichen anderen Kunstschaffenden – nicht, im Exil an ihre Erfolge anzuknüpfen. Alle vier geraten nach der Schoa in Vergessenheit. Die Ausstellung ‘Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege’ verschafft Ihnen nun die Aufmerksamkeit, die ihnen gebührt.

Amalie Seckbach: Hortensienblüte (Originaltitel unbekannt), 1939
Öl auf Chinapapier
33 × 24 cm
© Buch Family Private Collection
Ausstellung ‘Zurück ins Licht. Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege’, Jüdisches Museum Frankfurt 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Den Ausgangspunkt der Ausstellung bildet ein Artikel der Kunsthistorikerin Sascha Schwabacher aus dem Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt im Mai 1935. Darin erinnert sie sich an ihre Besuche in den Ateliers der vier Künstlerinnen und beschreibt deren Persönlichkeiten – zu einer Zeit, da diese Frauen aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung nur noch begrenzte Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland hatten. Die Ausstellung zeichnet diese vier Atelierbesuche nach. Dabei macht sie die Kunstszene Frankfurts der 1920er Jahre ebenso erfahrbar wie den Bruch, den die nationalsozialistische Herrschaft für das Leben und Werk der vier Künstlerinnen bedeutete.

Katalog erhältlich

Weitere Informationen und viele Fotos sind auf der Website des Museums zu finden. Den Videotrailer zur Ausstellung möchte ich empfehlen.

Info:

25. November 2022 – 17. April 2023

Zurück ins Licht
Vier Künstlerinnen – Ihre Werke. Ihre Wege

Jüdisches Museum Frankfurt
Bertha-Pappenheim-Platz 1
60311 Frankfurt am Main
Deutschland

www.juedischesmuseum.de

Flyer mit Begleitprogramm

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Kampf um Sichtbarkeit
Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919

1919 konnten die ersten Frauen ihr reguläres Studium an der Berliner und an der Dresdner Kunstakademie aufnehmen. Ab diesem Jahr, in dem Frauen erstmals wählen durften, wurde ihnen damit endlich eine gleichberechtigte Teilhabe an einer akademischen Kunstausbildung ermöglicht. Erst die unumkehrbaren politischen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg hatten dies ermöglicht und damit den jahrelangen beharrlichen Protesten der Künstlerinnen schliesslich zum Erfolg verholfen. Doch ungeachtet aller Widrigkeiten gab es schon zuvor zahlreiche erfolgreiche Künstlerinnen, von denen heute viele in Vergessenheit geraten sind.

Dora Hitz: Bildnis eines kleinen Mädchens, vor 1897
Öl auf Leinwand
100,5 x 73 cm
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
© Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger
Ausstellung ‘Kampf um Sichtbarkeit’, Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm 2022/23
Foto freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Die Ausstellung ‘Kampf um Sichtbarkeit’, konzipiert von der Alten Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ebenda 2019 präsentiert (hier geht es zu meinem damaligen Bericht), richtet ihren Blick auf jene Malerinnen und Bildhauerinnen, die es schon vor 1919 in die Kunstöffentlichkeit geschafft und deren Werke vor 1919 Eingang in die Sammlung der Nationalgalerie gefunden haben. Die Ausstellung gastiert aktuell im Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm und ist dort noch bis zum 7. Mai 2023 zu sehen.

Info:

3. Dezember 2022 – 7. Mai 2023

Kampf um Sichtbarkeit
Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919

Edwin Scharff Museum
Petrusplatz 4
89231 Neu-Ulm
Deutschland

www.edwinscharffmuseum.de

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herzwärts wild.
Umbrüche 1982-97 Künstlerinnen aus der DDR

In der noch bis zum 19. Februar 2023 zu sehenden Ausstellung ‘herzwärts wild. Umbrüche 1982-97. Künstlerinnen aus der DDR’ im Dieselkraftwerk Cottbus rückt das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) 18 Künstlerinnen in den Fokus. Mit rund 90 präsentierten Malereien, Fotografien, Grafiken und Collagen widmet sich die Ausstellung künstlerischen Positionen, die Erfahrungen gesellschaftspolitischer, kultureller und systemischer Um- und Aufbrüche im letzten Jahrzehnt der DDR und den frühen 1990er Jahren spiegeln.

Gezeigt werden Werke der Künstlerinnen Tina Bara, Annemirl Bauer, Ellen Fuhr, Angela Hampel, Ingrid Hartmetz, Sabine Herrmann, Uta Hünniger, Christa Jeitner, Helga Paris, Núria Quevedo, Christine Schlegel, Cornelia Schleime, Gabriele Stötzer, Erika Stürmer-Alex, Ulla Walter, Karla Woisnitza, Ruth Wolf-Rehfeldt und Doris Ziegler.

Info:

18. Dezember 2022 – 19. Februar 2023

herzwärts wild.
Umbrüche 1982-97 Künstlerinnen aus der DDR

Dieselkraftwerk
Uferstrasse/Am Amtsteich 15
03046 Cottbus
Deutschland

www.blmk.de

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Africa: Visions of Light and Color
Ruth Baumgarte

Mit der deutschen Malerin Ruth Baumgarte (1923 – 2013) präsentiert die ALBERTINA in Wien noch bis zum 5. März 2023 eine herausragende Künstlerinnenposition des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Schau steht Baumgartes umfassender Werkkorpus, aus rund 38 Ölgemälden, Aquarellen und Graphiken bestehend, dem Reisen der Künstlerin in afrikanische Länder wie Ägypten, Südafrika, Kenia, Tansania, Uganda, Äthiopien, Sudan und Simbabwe zugrunde liegen.

Ab den 1950er Jahren bis ins hohe Alter reiste die Künstlerin über vierzig Mal nach Afrika, wo sie die Menschen aufmerksam beobachtete, sich empathisch in sie einfühlte. Sie interessierte sich für die fremden Kulturen eines damals für europäische Kunstschaffende noch unerschlossenen Kontinents. Zentral für das Verständnis von Ruth Baumgartes Kunst ist das Verhältnis von Mensch und Natur, die Verschmelzung von Figur und Landschaft. Auf Basis schneller Skizzen, die sie vor Ort anfertigte, schuf sie später – wieder zuhause in ihrem Atelier in Deutschland – farbintensive Gemälde, virtuose Aquarelle, ausdrucksstarke Gouachen und Zeichnungen.

Info:

8. Dezember 2022 – 5. März 2023

Africa: Visions of Light and Color
Ruth Baumgarte

ALBERTINA
Albertinaplatz 1
1010 Wien
Österreich

www.albertina.at

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Gabriele Münter.
Menschenbilder

Ab dem 11. Februar 2023 zeigt das Bucerius Kunst Forum Hamburg mit der Ausstellung ‘Gabriele Münter. Menschenbilder’ Portraitdarstellungen einer der bedeutendsten Expressionistinnen. In ihren Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen und Fotografien zeigt sich die grosse mediale und stilistische Vielfalt. Mal expressiv farbig, mal in einer gedeckteren Palette oder auch im Stil der Neuen Sachlichkeit – das Portrait war Gabriele Münters (1877–1962) ureigenes Terrain und belegt ihre einzigartige Experimentierfreude.

Auch interessant:

Ausführlicher Bericht über die Ausstellung ‘Gabriele Münter. Pionierin der Moderne’ im Zentrum Paul Klee, Bern, 2022, mit vielen weiterführenden Links. Zu finden in den Ausstellungstipps Februar 2022

Bericht über die Ausstellung ‘Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert’ im Museum Folkwang, Essen, 2022/23, zu finden in den Ausstellungstipps November 2022

Info:

11. Februar — 21. Mai 2023

Gabriele Münter.
Menschenbilder

Bucerius Kunst Forum
Alter Wall 12
20457 Hamburg
Deutschland

www.buceriuskunstforum.de

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Die Normannen

In einem spannenden Bilderbogen wird aufgezeigt, wie aus Wikingern Normannen wurden, die seit dem 9. Jahrhundert das Gesicht Europas veränderten. Auf den Spuren der Nordmänner begeben sich die Besucher der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim auf eine Reise von Skandinavien bis ans Mittelmeer, von der Ostseeküste bis nach Byzanz. Über allem steht die Erkenntnis, dass Vernetzung keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist: Die Geschichte der Normannen ist die Geschichte von Mobilität, Eroberung und Innovation. Sie hat die Entwicklung Europas massgeblich mitgestaltet. Die Schau beleuchtet anhand 300 hochkarätiger Leihgaben aus grossen europäischen Sammlungen hochaktuelle politische und gesellschaftliche Fragen aus historischer Perspektive. Kostbare Kunstgegenstände, Präziosen sowie Waffen und exotische Handelswaren spiegeln den kulturellen Austausch von Orient und Okzident wider. Noch zu sehen bis zum 26. Februar 2023.

Besonders hinweisen möchte ich auf den berühmten ‘Teppich von Bayeux’, der um 1077 angefertigt wurde. Auf fast 70 Metern erzählt der bestickte Teppich die Geschichte von der Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer. Wegen seiner Fragilität und Grösse kann der Teppich nicht mehr transportiert werden und ist deshalb nicht als Original in der Ausstellung zu sehen. Jedoch gibt es auf der Website des Museums neben Fotos eine hervorragende Beschreibung mit Information rundherum. Und zudem einen Museumsblog, den man durchstöbern sollte. Lohnt sich!

Ausserdem sollte man auch den ‘sogenannten Mantel Karls des Grossen’ nicht verpassen. Er wurde in den königlichen Werkstätten in Palermo gefertigt und war vermutlich Teil des Krönungsornats Friedrichs II. Zu finden in der Bildergalerie

Info:

18. September 2022 – 26. Februar 2023

Die Normannen

Reiss-Engelhorn-Museen
Museum Zeughaus
C5
68159 Mannheim
Deutschland

www.rem-mannheim.de

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Faith Ringgold
Black is Beautiful

Das Publikum in New und in San Francisco hatte 2022 die Gelegenheit, mit der Malerin, Autorin, Pädagogin und nicht zuletzt Quilterin Faith Ringgold eine Künstlerin, die ihr Leben lang mit ihrer Kunst gegen Rassismus und dafür gekämpft hat, als schwarze Frau eine Stimme zu haben, zu entdecken.

Vom 31. Januar – 2. Juli 2023 zeigt nun das Musée national Picasso-Paris die Ausstellung ‘Faith Ringgold – Black is Beautiful’. Diese Ausstellung ist die erste in Frankreich, die nicht nur eine Reihe bedeutender Werke von Faith Ringgold versammelt, sondern sie auch um einen Dialog mit der Pariser Kunstszene des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere mit Picasso und seinen ‘Demoiselles d’Avignon’ erweitert. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem New Yorker New Museum organisiert.

Auch interessant:

Zu meinem ausführlichen Bericht über die Ausstellung ‘Faith Ringgold: American People’ im New Museum, New York, Februar – Juni 2022, geht es hier

Info:

31. Januar – 2. Juli 2023

Faith Ringgold
Black is Beautiful

Musée national Picasso-Paris
5 rue de Thorigny
75003 Paris
Frankreich

www.museepicassoparis.fr

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Gianni Versace Retrospective

Mit der Gianni Versace Retrospective ehrt das Groninger Museum derzeit einen der einflussreichsten Modeschöpfer aller Zeiten. In der ebenso farbenprächtigen wie schillernden und emotionsgeladenen Schau dreht sich alles um den exzentrischen italienischen Modedesigner und seine extravagante Kleidung und überschwänglichen Catwalk-Shows, in denen Mode, Pop und Design wunderbar verschmelzen. Gianni Versaces Leben fand vor 25 Jahren ein jähes Ende, seine progressive Sichtweise jedoch lebt auch heute noch im Modebild fort. Noch bis zum 7. Mai 2023 präsentiert das Groninger Museum eine Hommage an Gianni Versace und seine bahnbrechenden Entwürfe.

Auch interessant:

Bericht über die ‘Gianni Versace Retrospective’ im MAC Museum Art & Cars in Singen am Hohentwiel, 2020/21. Zu finden in den Ausstellungstipps November 2020

Info:

3. Dezember 2022 – 7. Mai 2023
 
Gianni Versace Retrospective

Groninger Museum
Museumeiland 1
9711 ME Groningen
Niederlande

www.groningermuseum.nl

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Niki de Saint Phalle

Niki de Saint Phalle (1930–2002) zählt zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation. Ab 3. Februar 2023 beleuchtet die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Geschichte und das vielfältige Œuvre der französisch-amerikanischen Visionärin in einer umfassenden Ausstellung, die mit rund 100 Arbeiten einen Überblick über alle Werkphasen bietet. In den fünf Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens entwickelte Niki de Saint Phalle eine unverwechselbare Formensprache und ein facettenreiches Werk. Die ‘Nanas’, ihre bunten, grossformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen.

Auch interessant:

Ausführlicher Bericht über die Ausstellung ‘Niki de Saint Phalle’ im Kunsthaus Zürich, 2022/23, zu finden in den Ausstellungstipps September 2022

Info:

3. Februar – 21. Mai 2023

Niki de Saint Phalle

SCHIRN KUNSTHALLE
Römerberg
60311 Frankfurt am Main
Deutschland

www.schirn.de

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Jeder Mensch ist eine Perle!

‘Das gemeinsame künstlerische Schaffen von vielen mag sich den gängigen Vorstellungen von ‘Kunstmachen’ entziehen! Ist aber ein zutiefst menschliches Bedürfnis! Wie wäre es, wenn ein Kunstwerk auf ein grossses Thema eine ernsthafte Antwort versucht und viele einlädt, sich zu beteiligen und dabei mitzumachen?’

Das gegenwärtige Drama auf dem Mittelmeer und das Ertrinken von tausenden Menschen nimmt seit 2014 gut dokumentiert seinen tragischen Verlauf. Aufgerüttelt und schockiert durch die Bilder einer TV-Dokumentation fühlte sich die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin Petra Georg-Achenbach aufgerufen, etwas zu unternehmen. Ausgestattet mit einem Stipendium vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW im Rahmen der Coronahilfen startete sie noch im Jahr 2021 eine ungewöhnliche Aktion: ‘Jeder Mensch ist eine Perle!’. Öffentlichkeitswirksam ruft sie seither dazu auf, ihr eine Perle zu schenken. Aus ihnen gestaltet sie ein Kunstwerk, das zu einem Erinnerungsort für diese ertrunkenen Menschen wird. Ihre Bedingungen: daran beteilige ich so viele Menschen wie möglich, jede Perle soll zu sehen sein und das Kunstwerk soll transportfähig bleiben.

Nun wächst diese Installation seit April 2021 und hatte während zwei Ausstellungen mehr als 1.500 Besucher*innen.

Jetzt, im Frauenmuseum und mit ‘Bonner Perlen’, möchte die Künstlerin versuchen, 400 weitere Perlenspender*innen zu gewinnen und das Kunstwerk weiter wachsen zu lassen. Wenn Sie sich an diesem eindrücklichen Zeichen für mehr Humanität beteiligen möchten, dann bringen Sie einen Kommentar und/oder Ihre Perle (echt oder nicht, aber gut verpackt) mit ins Frauenmuseum. Wenn Sie sich über den weiteren Werdegang informiert halten wollen, fügen Sie bitte Ihre Email-Adresse hinzu. Schenken Sie uns Ihre Perle!

Die Ausstellung läuft noch bis zum 26. Februar 2023.

Für die Finissage am So. 26. Februar ab 15 Uhr wünschen wir uns einen oder mehrere Gesänge, welche die Installation bereichern. Egal ob Profi, Amateur*in oder Chor – Sie sind herzlich eingeladen! Bitte teilen Sie uns ihr Kommen für die Planung mit.

Info:

15. Januar – 26. Februar 2023

Jeder Mensch ist eine Perle!

Frauenmuseum Bonn
Im Krausfeld 10
53111 Bonn
Deutschland

www.frauenmuseum.de

… und dann gibt’s noch:

Vorschau:

Blumen für die Kunst 2023

Zum neunten Mal treten die floralen Kompositionen von Schweizer Meisterfloristinnen und Blumengestalter sowie ein internationaler Gast in einen überraschenden Dialog mit 14 historischen und zeitgenössischen Werken aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses. ‘Blumen für die Kunst’ sorgt für überraschende Blickwinkel in der Kunstbetrachtung. Zu sehen vom 7. – 12. März 2023.

Ausstellung ‘Blumen für die Kunst’, Aargauer Kunsthaus, Aarau 21.- 26. Juni 2022
Florale Interpretation: Sandra Maarsen, Bern
Werk: Ugo Rondinone, HELL, YES!, 2001
Aargauer Kunsthaus, Aarau/ Schenkung Sammlung Ringier, Schweiz
Foto: David Aebi, Burgdorf, freundlicherweise vom Veranstalter zur Verfügung gestellt

Die Besuchenden dürfen sich auf ein facettenreiches Begleitprogramm mit den beliebten Tandem-Führungen sowie dem Austausch mit der Kunst- und Floristik-Szene freuen.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Tickets sind im Ticketshop oder über die Vorverkaufsstellen an der Kasse des Aargauer Kunsthauses und aarau info erhältlich.

Info:

7. – 12. März 2023

Blumen für die Kunst 2023
Florale Interpretationen von Werken aus der Sammlung

Aargauer Kunsthaus
Aargauerplatz
5001 Aarau
Schweiz

www.aargauerkunsthaus.ch

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100 Shades of White. Eine Farbe in Mode

Gleich zu Beginn des Monats März eröffnet das Textilmuseum St. Gallen eine neue Ausstellung unter dem Titel ‘100 Shades of White. Eine Farbe in Mode’. Man lasse sich vom Facettenreichtum der Farbe Weiss überraschen und erfreue sich an den ausgestellten Kostümen, etwa an den weissen Kleidern von Akris und Issey Miyake, einem Tennis-Dress von Roger Federer oder der Unterwäsche von Kaiserin Sisi und Kaiser Wilhelm II.

Ergänzend zur Ausstellung ‘100 Shades of White. Eine Farbe in Mode’ ist in der Lounge des Textilmuseums die Installation ‘GOLD _ Zimmer #0’ der Künstlerin Alessandra Beltrame zu sehen.

Übrigens:

Noch bis zum 10. April 2023 läuft im Textilmuseum St. Gallen die 8. Europäische Quilt-Triennale samt Rahmenprogramm. Hier geht es zu meinem ausführlichen Bericht über die Ausstellungseröffnung in der Textilsammlung Max Berk, Heidelberg.

Info:

3. März – 10. September 2023

100 Shades of White. Eine Farbe in Mode

Textilmuseum St. Gallen
Vadianstrasse 2
9000 St. Gallen
Schweiz

www.textilmuseum.ch

Vernissage:
Do, 2. März 2023, 18.30 – 21 Uhr
Anmeldung über die Website erforderlich

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Brecht – made by tim
Neues Handtuch mit Motiv von Bertolt Brecht erscheint

Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) legt zum 125. Geburtstag von Bertolt Brecht erstmals ein Handtuch mit dessen Konterfei auf. Das tim würdigt damit den gebürtigen Augsburger, der zu den bedeutendsten deutschen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zählt.

Das Handtuch entsteht derzeit in der Museumsweberei des tim. Eine High-Tech Greifer-Webmaschine produziert im Zusammenspiel mit einem Jacquard-Apparat das in Schwarz-Weiss gehaltene Textil. Die Näherinnen im Museumsshop säumen und konfektionieren das Tuch anschliessend. Das aufwendige Gewebe besteht aus 100 Prozent Baumwolle und zeigt Bert Brecht mit Zigarre als grosses, grafisch gestaltetes zentrales Motiv, umrahmt von kleineren, seriell erscheinenden Portraits im gleichen Stil.

Brecht – made by tim
Neues Handtuch mit Motiv von Bertolt Brecht
Foto: tim / Robert Allmann, freundlicherweise vom Museum zur Verfügung gestellt

Das neue Handtuch aus dem tim erscheint pünktlich zum 125. Geburtstag von Bertolt Brecht am 10. Februar 2023. An diesem Tag startet auch das Augsburger Brecht-Festival. Das Brecht-Tuch wird im Museumsshop des tim sowie u. a. in der Tourist-Information am Rathausplatz und der Buchhandlung am Obstmarkt zum Preis von 13,- Euro erhältlich sein.

Grafik Brecht: Xaver Sedlmeir
Textildesign: Arthur Geh, Jürgen Hefele
Weberin: Silvia Zerle

Info:

tim | Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg
Provinostrasse 46
86153 Augsburg
Deutschland

www.timbayern.de

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Bitte informieren Sie sich vor einem Ausstellungsbesuch auf der jeweiligen Website besonders über die tagesaktuellen Besuchsregelungen und die Öffnungszeiten – es kann sich immer etwas ändern.

Weitere Ausstellungen finden Sie auf meiner Website in der Rubrik AUSSTELLUNGSKALENDER.

Den verschiedenen Beteiligten herzlichen Dank für das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen und Bildmaterial!

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Kommentare zu diesem Artikel

13 Antworten

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  • . Beate BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,
    auch diesmal wieder herzlichen Dank für die Ausstellungstipps. Selbst wenn man nicht hingeht, ist das immer etwas zum Schmökern und Freuen.
    Hier noch ein Tipp für die nächste Ausgabe, den ich in unserer Tageszeitung gefunden habe:
    https://leica-welt.com/ausstellungen/frank-horvat-please-dont-smile
    Mit herzlichen Grüßen
    Beate

  • Birgit Fischer BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,Ich bin immmer wieder begeistert, über die vielfältigen Ausstellungen, über die Du berichtest. Wie machst Du das nur? Danke diesmal besonders für den Tipp im Tieranatomischen Theater, die Ausstellung DAOULA hätte ich wirklich übersehen, bei der Vielzahl, die es auch hier in Berlin gibt.Und eventuell ist ja auch noch ein Wochenend-Ausflug navh Cottbus oder Kiel drin, mal schauen, welche Spartickets die Bahn anbieten kann.Vielen Dank,Birgit

    • Gudrun HeinzBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      1000 dank für deine anerkennung, über die ich mich sehr freue. die ausstellung ‘daoula’ habe ich per zufall gesehen. der bericht über die lotusschuhe (in den ausstellungstipps januar 2023) brachte mich dazu, mal auf die seite vom tieranatomischen theater zu gehen – und da fand sich die sache mit der wildseide. das war schon vor weihnachten, aber den kontakt herzustellen, war schwierig. da war mehr als nur ein knoten in der leitung … ich hätte das sehr gern schon viel früher gebracht. aber inzwischen funktionieren die mails in der gewohnten geschwindigkeit.

      dir viel spass bei deinen vorhaben!

      beste grüsse

      gudrun

  • Irmgard Schneider BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun,Vielen Dank für die tollen und interessanten Ausstellung-Tipps.Deine Beschreibung weckt Interesse und macht Lust die Werke anzusehen und zu entdecken. Liebe Grüße irmgard 

    • Gudrun HeinzBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo birgit,

      auch dir 1000 dank zurück! hamburg … solltest du tatsächlich hinfahren, da gäbe es ja noch mehr interessantes: die lotusschuhe laufen immer noch (museum am rothenbaum) oder die kunsthalle: ‘femme fatale’ oder die gedok hamburg ‘B-Ware’ (kunsthandwerk, noch bis 16.2.23)

      https://gedokhamburg.de/

      ich kann gar nicht so viel vorstellen wie es gibt 🙂 findest du aber zum grossteil in meinem ausstellungskalender auf meiner website. und wenn du auf dieser seite angekommen strg plus f gleichzeitig drückst, hast du da auch eine suchfunktion.

      wie auch immer, viel spass aus der nähe oder eben von daheim aus.

      nochmals danke und

      beste grüsse

      gudrun

  • Wiebke MaschitzkiBearbeitet BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

    Liebe Gudrun!
    Auch am Montag liest sich Deine ausführliche Aufstellung der Ausstellungen wie ein spannender Roman.
    Zürich – St. Gallen – Steckborn — das wär doch was – oder?
    Bauhaus in Neumünster – fast vor der Tür — da muss man nun wirklich hin.
    Und noch näher wäre für eine Kieler Deern ja die Kunsthalle hier in Kiel. Mary Bauermeister und ihre Kunstwelten und Strukturen sind doch auch für uns Patcher und Quilter ein wichtiges Thema.
    In Frankfurt läuft man sich wohl die Füße wund bei diesem Angebot an Ausstellungen.
    Herzlichen Dank für Deine Mühe!
    Liebe Grüße Wiebke

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo wiebke,

      herzlichen dank für deine rückmeldung, über die ich mich einmal mehr sehr freue.

      der februar scheint es in sich zu haben mit der vielzahl von ausstellungen. auch in berlin, hamburg, münchen oder wien gibt es meist hochinteressantes zu sehen, von paris ganz zu schweigen. aber man kann natürlich nicht überall sein oder hinkommen und ich kann auch nicht alles wissen 🙂 um so schöner, dass es diesmal ausstellungen in deiner erreichbaren nähe gibt.

      beste grüsse

      gudrun

    • Gudrun Heinz BearbeitenDas Bearbeiten von Kommentaren im BERNINA Blog ist erst nach Anmeldung mit einem Blog-Benutzerkonto möglich. Melden Sie sich jetzt an oder erstellen Sie hier ein Benutzerkonto, wenn Sie noch keines besitzen.

      halli hallo erika,

      danke dir sehr für deinen kommentar! freut mich wie immer sehr. die ‘perlen-idee’ war ein zufallsfund in letzter minute. aber mir ging es wie dir und so kam die ausstellung in den blog. mal sehen, was draus wird.

      einen schönen restlichen sonntag noch und

      beste grüsse

      gudrun

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